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Kainit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate und Verwandte siehe Klassifikation Er kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung KMg Cl SO4 3H2O ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kalium Magnesium Sulfat mit einem zusatzlichen Chlorid Ion KainitIdiomorpher Kainit aus der Grube Brefeld Tarthun bei Stassfurt Sachsen Anhalt Kristallgrosse 3 8 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Kai 1 Chemische Formel KMg Cl SO4 3H2O 2 KMg Cl SO4 2 75H2O 3 4 K4Mg4 Cl SO4 4 11H2O oder KMg Cl SO4 4 11H2O 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI D 18 VI D 18 010 7 DF 10 31 07 01 01Ahnliche Minerale Halit Sylvin Kieserit CarnallitKristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12Gitterparameter a 19 72 A b 16 23 A c 9 53 Ab 94 92 7 Formeleinheiten Z 16 7 Haufige Kristallflachen 001 100 010 111 111 421 421 Zwillingsbildung unregelmassige Penetrationszwillinge 5 auch polysynthetische Zwillinge 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3Dichte g cm3 2 1Spaltbarkeit vollkommen nach 001 deutlich nach 111 undeutlich nach 111 8 Bruch Tenazitat glatt bis splittrig sprodeFarbe farblos gelblichweiss grau bis graublau grun blau violettStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 494nb 1 505ng 1 516 5 Doppelbrechung d 0 022 5 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 2V 90 5 84 33 9 Pleochroismus bei blauen Kristallen deutlich von X violett uber Y blau nach Z gelblich 10 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten wasserloslich salzig bitterer GeschmackKainit entwickelt uberwiegend kornige bis massige Aggregate in seltenen Fallen auch dicktafelige bis isometrische Kristalle die entweder farblos oder durch Fremdbeimengungen gelblichweiss grau bis graublau grun blau oder violett gefarbt sein konnen wobei die Transparenz entsprechend abnimmt Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 5 1 Morphologie 5 2 Physikalische und chemische Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenUber ein im Anhaltinischen Steinsalzbergwerk in Stassfurt aufgefundenes Mineral welches eine sonst seltene Verbindung eines schwefelsauren Salzes mit einem Chlormetalle darstellt berichtete erstmals Berghauptmann August Huyssen in der in Koln erscheinenden Zeitschrift Berggeist vom 21 Februar 1865 11 Kainit wurde aber wohl schon 1864 im Herzoglich Anhaltischen Salzwerk Leopoldshall bei Stassfurt vom Berggeschworenen W Schone entdeckt Beschrieben wurde das Mineral von Carl Friedrich Jacob Zincken in der in Leipzig erscheinenden Berg und Huttenmannischen Zeitung vom 27 Februar 1865 12 Er benannte das Mineral nach dem griechischen Wort kainos kainos neu bisher unbekannt da mit Kainit die erste Verbindung gefunden wurde die Sulfat und Chlorid als Anion enthalt Ferner berichte Zincken uber den Fund des Minerals in einer brieflichen Mitteilung vom 18 Marz 1865 an Professor Hanns Bruno Geinitz einem der beiden Herausgeber des Neuen Jahrbuchs fur Mineralogie Geologie und Palaeontologie In dem durch sein ausgezeichnetes Vorkommen von Leopoldit massiges reines Chlorkalium bekannten Leopold Schachte von Leopoldshall bei Stassfurt hat der Berggeschworene Schone unlangst ein neues Salz entdeckt dasselbe besteht aus Kali Natron Magnesia Kalkerde Chlor Schwefelsaure und Wasser Die Verbindung von Chlormetallen mit schwefelsauren Salzen ist eine sehr eigenthumliche weshalb ich fur dieselbe und zwar mit Genehmigung des Entdeckers den Namen Kainit von kainos neu vorzuschlagen mir erlaube Der Kainit findet sich bis jetzt nur derb und zeigt nur an einzelnen Stellen kleine krystallinische Partieen welche einen Schluss auf die Krystallisation nicht gestatten Es folgt eine fur die damalige Zeit sehr genaue Beschreibung des eigentlichen Fundortes Vorgekommen ist der Kainit vor dem Abbauorte 37 der sudlichen Hauptvorrichtungsstrecke der Kaliregion hart an deren hangender Grenze und zwar sowohl in einzelnen kleinen Partien in dem stellenweise mehrere Lachter machtigen Steinsalze welches im sudlichen Grubenfelde merkwurdiger Weise uber den das Haupsteinsalz Lager bedeckenden Kalischichten und unter dem hangenden Salzthone sich findet als auch in einer 4 Zoll starken Lage unmittelbar uber der Carnallit Schicht Carl Friedrich Jacob Zincken 13 Wahrend Kainit anfangs nur in derben Massen bekannt war beobachtete Adolph Frank im Jahre 1868 im Preussischen Steinsalzwerk von der Heydt zu Stassfurt neben gut ausgebildeten Sylvin und Halitkristallen erstmals auch deutliche etwa 5 mm grosse Kristalle 14 15 Klassifikation BearbeitenBereits in der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Kainit zur Mineralklasse der Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate und dort zur Abteilung der Wasserfreie Sulfate mit fremden Anionen wo er zusammen mit Natrochalcit Uklonskovit und Vonbezingit die Kainit Natrochalcit Gruppe mit der System Nr VI D 18 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Kainit ebenfalls in die Abteilung der Sulfate Selenate usw mit zusatzlichen Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit grossen und mittelgrossen Kationen zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe mit der System Nr 7 DF 10 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kainit in die Klasse der Sulfate Chromate und Molybdate und dort in die Abteilung der Wasserhaltigen Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen ein Hier ist er das einzige Mitglied der unbenannten Gruppe 31 07 01 innerhalb der Unterabteilung der Wasserhaltigen Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen mit A B2 2 XO4 Zq x H2O Chemismus BearbeitenDie Idealformel KMg SO4 Cl 3H2O erfordert Gehalte von 18 91 K2O 16 19 MgO 14 24 Cl 32 16 SO3 sowie 21 71 H2O 16 Oft ist etwas Kalium durch Natrium ersetzt Robert Kuhn und Karl Heinrich Ritter postulieren dass fruher offensichtlich die Bergfeuchte winzige Laugeneinschlusse zum Kristallwassergehalt gezahlt wurde Bei ihren zahlreichen Kainitanalysen stellten sie fest dass im Kainit nur 2 75 Mol Kristallwasser enthalten sind und der theoretische H2O Gehalt nur 20 27 Gew H2O betragt 3 Die resultierende Formel KMg Cl SO4 2 75H2O wird auch von Strunz amp Nickel verwendet 4 Bereits 1908 wurden im Kainit geringe Gehalte an Brom und Iod nachgewiesen 17 Die isomorphen Gehalte von Brom der fur Chlor in das Kristallgitter eintritt betragen 0 036 0 131 Gew 18 und nach neueren Untersuchungen an Kainit aus ukrainischen Kalisalzlagerstatten 0 08 0 23 Gew 19 In violettem Kainit aus dem Bergwerk Hansa Silberberg I Benther Salzstock in Empelde bei Hannover Niedersachsen fanden Johannes Leonhardt und Robert Kuhn deutliche Gehalte an Schwefelwasserstoff H2S die auf feinstverteilte Gehalte an einem Alkalisulfid z B Na2S zuruckzufuhren sind 20 Chemisch kann Kainit als kristallwasserhaltiges Chlor Analogon des chlorfreien sulfatdominierten Langbeinits angesehen werden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur von KainitKainit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 19 72 A b 16 23 A c 9 53 A und b 94 92 sowie 16 Formeleinheiten pro Elementarzelle 7 In der Kristallstruktur des Kainits sind drei MgO4 H2O 2 Oktaeder und vier SO4 Tetraeder uber gemeinsame Ecken so miteinander verbunden dass sie Schichten parallel 100 bilden welche aus Achterringen bestehen Diese Schichten werden lose uber die Ecken weiterer MgO2 H2O 4 Oktaeder zu einem Gerust verknupft Hohlraume im Gerust enthalten vier K vier Cl und zwei Wassermolekule Die K Ionen sind teils von acht vier O2 und vier Cl teils von neun nachsten Nachbarn umgeben 7 21 4 Eigenschaften BearbeitenMorphologie Bearbeiten Kainit tritt in bis 10 cm 16 grossen Kristallen auf die fast immer mehr oder weniger dicktafelig nach 001 ausgebildet sind 22 Daneben existieren auch nach 100 dicktafelige Kristalle 23 6 Seltener sind auch kurzprismatische dipyramidale oder nahezu isometrische Kristalle gefunden worden 24 22 Trachtbestimmend an naturlichen Kristallen sind die Prismen 111 111 und das Basispinakoid 001 infolgedessen sind die Kainitkristalle entweder dicktafelig nach 001 oder dipyramidal nach 111 ausgebildet Neben diesen Unterschieden im Habitus sind beim Kainit auch Unterschiede in der Tracht zu verzeichnen vgl die nebenstehenden Kristallzeichnungen Kainitkristalle konnen sehr flachenreich sein Neben den oben genannten Flachenformen wurden am Kainit noch die Prismen 110 210 310 021 131 131 421 421 und 461 sowie die Pinakoide 100 010 101 201 und 401 festgestellt 8 Tracht und Habitus von Kainit Kristallen gleiche Farben bedeuten gleiche Flachenformen nbsp 1 Dickprismatischer Kristall Schacht von der Heydt 7 Sohle Stassfurt 15 nbsp 2 Kopfbild des dickprismatischen Kristalls 1 15 nbsp 3 Dipyramidaler Kristall Schacht von der Heydt 7 Sohle Stassfurt 9 nbsp 4 Dipyramidaler flachen reicher Kristall Schacht Neustassfurt I Agathe 25 nbsp 5 Isometrischer Kristall Schacht Neustassfurt I Agathe 25 nbsp 6 Nach 100 tafeliger Kristall mit angedeuteter Spaltbarkeit 23 6 An der Typlokalitat Leopoldshall bildet Kainit zumeist auf Halit oder derbem Kainit aufgewachsene z T auch schwimmende Kristalle an denen beide Kristallenden vorhanden sind Die Tracht der nicht sehr haufigen Kristalle von der Typlokalitat besteht neben den oben erwahnten tragenden Formen aus den Pinakoiden 010 und 100 sowie den nur kleine Flachen aufweisenden Prismen 110 und 310 Die meisten anderen der oben erwahnten Formen sind entweder nur an einzelnen Kristallen mit grosseren Flachen ausgebildet oder zeigen sich nur in schmalen Streifen 24 Das Prisma 310 kann durch oszillierendes Auftreten mit 320 eine Streifung aufweisen 24 Weitaus haufiger wird das Mineral hingegen in krustigen oder zucker kornig massiven Aggregaten mit typischem Pflastergefuge sowie faserigen Aggregaten Faserkainit angetroffen Aus dem Government hole No 13 im Eddy Co New Mexico USA wurden Pseudomorphosen von Kainit nach tetraedrischen Langbeinitkristallen beschrieben 5 Nach Gustav Tschermak enthalt Kainit haufig winzige Einschlusse von Kieserit 26 6 und nach Eduard Reichardt Einschlusse von Gips Anhydrit und Quarzkristallen 27 Ferner wurden zonar eingeschlossene Pyrrhotinkristalle beobachtet 28 Physikalische und chemische Eigenschaften Bearbeiten Kainitkristalle sind in reiner Form wasserklar sie konnen aber durch Einschlusse und Fremdbeimengungen Ton Bitumen Hamatit gelblichweisse rotliche dunkelfleischrot 9 graue bis graublaue grune 29 blaue 10 und violette 30 Farbtone annehmen 31 Der Kainit der Typlokalitat wurde als hellgraugrun beschrieben 12 Graue und unreine Varietaten ergaben nach Eduard Reichardt beim Losen eine dunkle unklare Flussigkeit oft von bituminosem Geruch dagegen losen sich die reineren Stucke vollig klar und leicht in kaltem und heissem Wasser 27 Die Strichfarbe des Kainits ist dagegen immer weiss 8 22 Die Oberflachen der durchscheinenden bis durchsichtigen Kristalle zeigen entsprechend den Werten fur die Lichtbrechung einen glasartigen Glanz Kainit weist eine mittelhohe Lichtbrechung na 1 494 nb 1 505 ng 1 516 5 und eine mittelhohe Doppelbrechung d 0 022 auf 24 5 Im durchfallenden Licht ist Kainit farblos und ist durch sein deutlich negatives Relief und seine leuchtenden Polarisationsfarben Gelb I Ordnung bis Blau II Ordnung erkennbar Blaue Kristalle konnen einen deutlichen Pleochroismus von X violett uber Y blau nach Z gelblich zeigen 10 Kainit besitzt drei verschiedene Spaltbarkeiten eine sehr vollkommene nach 001 vgl dazu die Kristallzeichnung Nr 6 6 eine deutliche nach 111 und eine undeutliche nach 111 32 Er bricht aufgrund seiner Sprodigkeit aber ahnlich wie Willemit oder Vesuvian wobei die Bruchflachen splittrig ausgebildet sind Das Mineral weist je nach Autor eine Mohsharte von 2 5 bis 3 auf und gehort damit zu den mittelharten Mineralen die sich ahnlich gut wie das Referenzmineral Calcit mit einer Kupfermunze ritzen lassen Die gemessene Dichte fur Kainit betragt 2 132 g cm 31 die berechnete Dichte 2 24 g cm 16 Kainit ist salzig bitter Er ist nicht hygroskopisch aber in Wasser leicht und ruckstandsfrei klare Losung loslich Bei erneuter Kristallisation aus der Losung wird Schonit ausgeschieden Im Kolbchen wird er unter starker Wasserabgabe sofort weiss und sintert etwas zusammen Vor dem Bunsenbrenner schmilzt er unter Blasenwerfen und Lilafarbung der Flamme zu einer weissen Masse zusammen 31 Ahnliche Minerale sind Halit und Sylvin die eine andere Spaltbarkeit aufweisen Kieserit der nicht sprode ist und Carnallit der im Gegensatz zum Kainit deutlich weicher und viel starker hygroskopisch ist 22 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Abbau im Kainit in StassfurtKainit ist ein primar gebildetes Kaliummineral magnesiumsulfathaltiger Salzlagerstatten wo es von Halit und verschiedenen Magnesiumsulfaten wie Epsomit Hexahydrit oder Kieserit begleitet wird Wahrscheinlich ist er hier jedoch erst fruhdiagenetisch aus den metastabilen Primarausscheidungen Epsomit Sylvin hervorgegangen Bei normaler Ausscheidungsfolge liegt uber der Kainitregion die Carnallitregion Da Kainit in Carnallit gesattigten Losungen jedoch nicht stabil ist reagiert er unter Bildung von Kieserit Carnallit wodurch die Kainitregion bereits wahrend der Primarabscheidung in eine Carnallitregion umgewandelt wird 33 Andererseits ist der in Salzlagerstatten lagerstattenbildend auftretende Kainit meist sekundar durch Einwirkung verdunnter Losungen auf kieseritische Halit Carnallite auf Kieserit Sylvin Halite oder auf Langbeinit Gesteine unterhalb 83 C meist sogar unterhalb 72 C entstanden Diese Bildungen konnen durch deszendente Losungen zechsteinzeitliche Ablaugung des Kaliflozes Stassfurt im Hutbereich von Salzstocken Bildung des Kainithuts uber kieseritischem Carnallitgestein im Stassfurter Sattel oder am Salzhang hervorgerufen Im Werra Kalirevier tritt im tektonischen Zusammenhang mit Basaltgangen haufig eine Kainitisierung der Kalifloze durch Einwirkung genugend abgekuhlter postvulkanischer Losungen auf 33 6 34 Dieser sekundare Kainit wird neben Carnallit Sylvin und Kieserit auch von Leonit Blodit Astrakanit Glaserit und Polyhalit begleitet 33 34 Hut Kainit tritt neben Halit seltener auch neben Leonit Blodit und Magnesiumsulfaten auf 35 Im Kainithut kommt Schonit in Form von Nestern im Kainit vor Er entsteht auf Kosten von Kainit ist aber neben diesem nicht stabil 36 Kainit kann sich auch unterhalb von 50 C als Reaktionssaum mit saulig faseriger Struktur zwischen Langbeinit und Sylvin bilden 5 Selten so z B am Vulkan Tolbatschik entsteht Kainit auch durch Resublimation aus vulkanischen Dampfen 37 Als seltene Mineralbildung konnte Kainit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden Bisher Stand 2018 sind etwa 50 Fundpunkte bekannt 38 39 Als Typlokalitat gilt das zur ehemaligen Kalisalzlagerstatte Stassfurt vgl Salzgewinnung am Stassfurter Sattel gehorende Leopoldshall bei Stassfurt Sachsen Anhalt Deutschland Zum gleichen Lagerstattenbezirk gehoren die Fundorte in den ehemaligen Bergwerken Neustassfurt I Agathe bei Stassfurt Douglashall Westeregeln bei Egeln Schacht Brefeld unweit Tarthun bei Egeln sowie die bei Aschersleben gelegenen Kaliwerke Schmidtmannshall und Kleinschierstedt unweit Klein Schierstedt In Sachsen Anhalt ferner aus dem Kaliwerk Wilhelmshall Anderbeck bei Halberstadt und aus dem Kaliwerk Heinrich Rau in Rossleben Unstrut In Thuringen aus dem Kaliwerk Merkers Merkers Kieselbach in der Nahe von Basaltgangen die das Kalilager durchschlugen In Niedersachsen aus dem Kaliwerk Niedersachsen Riedel Hanigsen bei Celle aus dem Kaliwerk Niedersachsen Wathlingen bei Celle aus der Grube Hansa Lehrte bei Hannover aus dem Bergwerk Hansa Silberberg I Benther Salzstock bei Hannover aus dem Kaliwerk Siegfried Giesen Giesen bei Hildesheim aus dem 3 km nordlich von Vienenburg liegenden Kaliwerk Vienenburg sowie aus dem Kalibergwerk Asse bei Wolfenbuttel hier in Form von bis zu 8 5 cm grossen Kristallen 10 In Hessen aus dem Kaliwerk Neuhof Ellers Neuhof bei Fulda aus dem Kaliwerk Wintershall Heringen sowie aus dem Kaliwerk Hattorf Philippsthal beide im Werratal Die Lagerstatten in Osthessen und Westthuringen gehoren zum Werra Kalirevier In Osterreich wurde Kainit im Bad Ischler Salzberg im Salzkammergut Perneck bei Bad Ischl Bezirk Gmunden Oberosterreich gefunden 35 Fundorte in der Schweiz sind nicht bekannt Die heute in der West Ukraine liegende Salzlagerstatte Kalusch Oblast Iwano Frankiwsk war fruher unter dem Namen Kalusz in Galizien 40 bekannt und stellte bis in die 1930er Jahre neben den deutschen Kalilagerstatten den einzigen wichtigen Fundort fur Kainit dar Kainit bildete hier eine geschlossene elliptische Einlagerung im Haselgebirge 8 In Klodawa Powiat Kolski Woiwodschaft Grosspolen Wielkopolskie und in Inowroclaw Hohensalza Woiwodschaft Kujawien Pommern beide Polen In Russland neben den Vorkommen in der Oblast Saratow Foderationskreis Wolga auch aus der Fumarole Glavnaya Tenoritovaya am Zweiten Aschenkegel am nordlicher Durchbruch der Grossen Spalteneruption Great Fissure Vulkan Tolbatschik Koordinaten des Vulkans Tolbatschik 45 83 160 33 Region Kamtschatka Foderationskreis Ferner Osten 37 Eine ahnliche Bildung stellt das Vorkommen Grillid Cave S 4 Insel Surtsey Vestmannaeyjar Westmannerinseln Island dar In den Vereinigten Staaten aus dem Carlsbad Potash District z B aus der Kerr McGee Mine in den Counties Eddy und Lea New Mexico sowie aus der Gegend von Wendover im Tooele County Utah Ferner aus verschiedenen Salzlagerstatten auf der italienischen Insel Sizilien aus Salzlagerstatten in Kanada China Iran Kasachstan und Pakistan sowie aus mehreren Erkundungsbohrungen bei Whitby North Yorkshire England Vereinigtes Konigreich Das Mineral wurde auch auf dem Mars entdeckt Kainit wurde hier in den Columbia Hills innerhalb des Kraters Gusev im Aeolis Quadrangle spektralanalytisch identifiziert 41 Er gehort damit zu den rund 50 Mineralen die man von diesem Planeten kennt 42 Verwendung BearbeitenKainit ist ein Kalisalz und als solches wichtiger Rohstoff fur die Erzeugung verschiedener Dungemittel und fur die chemische Industrie Kainit ist in den Entwicklungsjahren der deutschen Kaliindustrie im letzten Drittel des 19 Jahrhunderts als Hutgestein abgebaut worden da er ohne weitere Verarbeitung verkauft werden konnte Durch diesen unsachgemassen Raubbau wurden haufig Wasser aus dem hangenden Gipshut gelost die zum Ersaufen dieser Schachtanlagen und zum damit verbundenen Verlust von Vorraten fuhrten 34 Siehe auch BearbeitenEntdeckung der Stassfurter Kalisalzlagerstatte Zeittafel des Stassfurter Salzbergbaus Saline Stassfurt Salzgewinnung am Stassfurter Sattel Deutsches Kalisyndikat Carnallit Liste der MineraleLiteratur BearbeitenCarl Friedrich Jacob Zincken Ueber ein neues Salz von Leopoldshall bei Stassfurth In Berg und Huettenmaennische Zeitung Band 24 Nr 9 1865 S 79 80 rruff info PDF 261 kB abgerufen am 1 Februar 2018 Kainite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 67 kB abgerufen am 1 Februar 2018 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und 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Salzgebirge In Der Karinthin Band 30 1955 S 94 98 H Autenrieth Neuere fur die Kalirohsalzverarbeitung wichtige Untersuchungen im quinaren System der ozeanischen Salzablagerungen In Kali und Steinsalz Band 1 Nr 11 1955 S 18 32 a b Igor V Pekov Natalia V Zubkova Vasiliy O Yapaskurt Inna S Lykova Dmitry I Belakovskiy Marina F Vigasina Evgeny G Sidorov Sergey N Britvin Dmitry Yu Pushcharovsky New zinc and potassium chlorides from fumaroles of the Tolbachik volcano Kamchatka Russia mineral data and crystal chemistry I Mellizinkalite K3Zn2Cl7 In European Journal of Mineralogy Band 27 Nr 2 2015 S 247 253 doi 10 1127 ejm 2015 0027 2430 englisch Mindat Anzahl der Fundorte fur Kainit Fundortliste fur Kainit beim Mineralienatlas und bei Mindat Karl Ritter v Hauer Ueber den Kainit von Kalusz in Galizien In Jahrbuch der Kaiserlich Koniglichen Geologischen Reichsanstalt Band 20 1870 S 141 146 geologie ac at PDF 413 kB abgerufen am 1 Februar 2018 M S Rice J F Bell III E A Cloutis A Wang S W Ruff M A 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