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Sylvin ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Zusammensetzung KCl ist also chemisch gesehen Kaliumchlorid SylvinFarbloser Sylvin aus der Stassfurt Kalilagerstatte Sachsen Anhalt Grosse 2 9 2 2 0 8 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Syl 1 Chemische Formel KClMineralklasse und ggf Abteilung Halogenide Einfache HalogenideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana III A 02 III A 02 040 3 AA 20 09 01 01 02Kristallographische DatenKristallsystem kubischKristallklasse Symbol hexakisoktaedrisch 4 m3 2 m 2 Raumgruppe Fm3 m Nr 225 Vorlage Raumgruppe 225 3 Gitterparameter a 6 29 A 3 Formeleinheiten Z 4 3 Haufige Kristallflachen 100 gelegentlich auch Kombinationen mit 111 4 Zwillingsbildung nach 111 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 Dichte g cm3 gemessen 1 993 5 berechnet 1 987 5 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 5 Bruch Tenazitat unebenFarbe farblos bis weiss hellgrau hellblau gelblich rotlich violettStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz GlasglanzRadioaktivitat schwach radioaktivWeitere EigenschaftenChemisches Verhalten wasserloslichBesondere Merkmale bitterer NachgeschmackSylvin entwickelt meist wurfelformige oder oktaedrische Kristalle und Kombinationen In reiner Form ist er farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er jedoch auch weiss erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellgraue hellblaue gelbliche bis rotliche oder violette Farbe annehmen Sylvin bildet zusammen mit Halit sowie geringen Mengen anderer Minerale das Gestein Sylvinit Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenSeinen bis heute gultigen Namen Sylvin erhielt das Mineral 1832 durch Francois Sulpice Beudant der es nach dem niederlandischen Physiker und Chemiker Franciscus Sylvius eigentlich Franz de le Boe bzw Franciscus de le Boe Sylvius 1614 1672 benannte wobei er sich eigentlich auf das in der Medizin bereits bekannte und genutzte KCl Praparat Sel digestis de Sylvius deutsch Digestivsalz des Sylvius 6 bezieht In seinen Aufzeichnungen halt Beudant zudem weitere bis dahin bekannte Synonyme fur Sylvin fest Muriate de Potasse Chlorure de potassium Salzsaures Kali Sel febrifuge und Sel marin regenere 7 Als Typlokalitat gilt der Vesuv in Italien Klassifikation BearbeitenBereits in der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Sylvin zur Mineralklasse der Halogenide und dort zur Abteilung der Einfachen Halogenide wo er zusammen mit Bromargyrit Carobbiit Chlorargyrit Halit und Villiaumit die Halit Reihe mit der System Nr III A 02 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Sylvin in die etwas verfeinerte Abteilung der Einfachen Halogenide ohne H2O ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhaltnis von Metall M zu Halogen X so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M X 1 1 und 2 3 zu finden ist wo es zusammen mit Carobbiit Griceit Halit und Villiaumit die Halitgruppe mit der System Nr 3 AA 20 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Sylvin in die Klasse und gleichnamige Abteilung der Halogenide ein Hier ist er ebenfalls zusammen mit Halit Villiaumit Carobbiit und Griceit in der Halitgruppe mit der System Nr 09 01 01 innerhalb der Unterabteilung der Wasserfreien und wasserhaltigen Halogenide mit der Formel AX zu finden Kristallstruktur BearbeitenSylvin kristallisiert isotyp mit Halit im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Fm3 m Raumgruppen Nr 225 Vorlage Raumgruppe 225 mit dem Gitterparameter a 6 29 A sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Eigenschaften BearbeitenSylvin sieht dem Halit Natriumchlorid NaCl tauschend ahnlich 8 Zur Unterscheidung der Salze wurden in einer bergmannischen Probe des 19 Jahrhunderts die unterschiedliche Dichten von Halit 2 168 g cm3 und Sylvin 1 993 g cm3 genutzt Die zerstossene Probe wurde mit einer Mischung im Verhaltnis 2 3 von Bromoform und Tetrachlormethan geschuttelt In diesem Gemisch mit der Dichte 2 1 g cm3 sinken Halit und alle Begleitgesteine unter wahrend Sylvin aufschwimmt 8 Sylvin ist sehr leicht wasserloslich und schmeckt salzig mit einem bitteren Nachgeschmack Durch geringe Gehalte des radioaktiven Isotops 40K ist Sylvin als schwach radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivitat von etwa 16 Bq g auf 2 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Sylvin gefunden in SondershausenKalisalze entstehen durch Kristallisation der im Meerwasser gelosten Stoffe erst nachdem das Loslichkeitsprodukt von Calciumcarbonat Gips und Natriumchlorid bereits uberschritten wurde Da Kalium und Magnesiumchloride und sulfate sehr leicht wasserloslich sind muss Meerwasser fast vollkommen verdunsten bevor Kalisalze kristallisieren Dies erklart die Seltenheit von Kalisalzlagerstatten im Vergleich zu Steinsalzlagerstatten Sylvin und Sylvinite Gestein aus Halit Sylvin und teilweise anderen Salzmineralien scheinen eher durch Umkristallisation aus Carnallititen durch gesattigte Natriumchlorid Losungen zu entstehen deren Folgeprodukte Sylvin it und eine an Magnesiumsionen angereicherte Natriumchloridlauge sind Diese Umwandlung findet auch heute noch meist ungewollt in Kalisalzlagerstatten statt und fuhrt zur Beeintrachtigung der bei der Gewinnung stehen gebliebenen Restpfeiler von carnallitischen Kalisalzlagerstatten Sylvinitbereiche finden sich als besonders wertvolle Randfazies der viel haufigeren carnallititischen Kalisalze Begleitminerale sind Halit Carnallit und andere Als eher seltene Mineralbildung kann Sylvin also an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Als bekannt gelten bisher Stand 2018 rund 280 Fundorte 9 Fundorte waren fruher unter anderem Stassfurt und Wathlingen heute z B Neuhof Ellers Sondershausen Zielitz und andere Kalisalzlagerstatten in Deutschland Beresniki und Solikamsk in der Region Perm in Russland Kalusch in der Ukraine in Saskatchewan in Kanada sowie Saltonsee in den USA sowie grundsatzlich in allen Kalisalzlagerstatten die Sylvinit abbauen 10 Verwendung BearbeitenSylvin dient als Rohstoff fur die Chemische Industrie speziell fur Dungemittel Bestimmte Kulturen Obst vertragen wenig Chlorid fur solche Dungemittel werden daher Kaliumsulfate bevorzugt z B aus Polyhalit Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenPetr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 72 Martin Okrusch Siegfried Matthes Mineralogie Eine Einfuhrung in die spezielle Mineralogie Petrologie und Lagerstattenkunde 7 vollstandig uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 23812 3 S 46 277 307 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sylvite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Sylvin Wiki Mindat Sylvite englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b Webmineral Sylvite englisch a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 150 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 317 318 a b c Sylvite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 60 kB abgerufen am 28 November 2018 Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 329 F S Beudant Sylvine muriate de potasse In Traite Elementaire de Mineralogie Band 2 1832 franzosisch rruff info PDF 53 kB abgerufen am 28 November 2018 a b Hugo Erdmann Lehrbuch der Anorganischen Chemie Vierte Auflage Friedrich Vieweg und Sohn Braunschweig 1906 Allgemeines uber die Verbindungen der Alkalimetalle S 531 online im Internet Archive in der dritten Auflage des Lehrbuchs 1902 Mindat Anzahl der Fundorte fur Sylvin englisch Fundortliste fur Sylvin beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sylvin amp oldid 237612766