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Carnallit ist ein Mineral aus der Mineralklasse der Halogenide Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung KMgCl3 6H2O 3 und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kalium Magnesium Chlorid oder anders ausgedruckt ein wasserhaltiges equimolares Gemisch von Kaliumchlorid und Magnesiumchlorid mit einem Molgewicht von 277 85 CarnallitCarnallit aus dem Kaliwerk Niedersachsen bei Wathlingen Grosse 4 cm 2 7 cm 1 3 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Symbol Cna 1 Chemische Formel KMgCl3 6H2OMineralklasse und ggf Abteilung HalogenideSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana III B 08 III C 08 010 3 BA 10 11 01 02 01Ahnliche Minerale Halit SylvinKristallographische DatenKristallsystem orthorhombischKristallklasse Symbol orthorhombisch dipyramidal 2 m2 m2 m 2 Raumgruppe Pbnn Nr 52 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 52 3 3 Gitterparameter a 9 55 A b 16 12 A c 22 47 A 3 Formeleinheiten Z 12 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 bis 2 4 Dichte g cm3 gemessen 1 602 berechnet 1 598 5 Spaltbarkeit keineBruch Tenazitat muscheligFarbe farblos weiss gelb rot blauStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz bis FettglanzRadioaktivitat kaum messbarKristalloptikBrechungsindizes na 1 465 bis 1 466 6 nb 1 474 bis 1 475 6 ng 1 494 bis 1 496 6 Doppelbrechung d 0 029 bis 0 030 6 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 70 gemessen 66 berechnet 6 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten in Wasser leicht loslichBesondere Merkmale starke FluoreszenzCarnallit entwickelt oft pyramidale oder tafelige und seltener durch Verzwillingung pseudohexagonale Kristalle mit glas bis fettahnlichem Glanz auf den Oberflachen kommt aber auch in Form korniger Aggregate vor In reiner Form ist Carnallit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine gelbe rote oder blaue Farbe annehmen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Modifikationen und Varietaten 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals gefunden und beschrieben wurde Carnallit 1856 im Kalirevier von Stassfurt in Sachsen Anhalt von Heinrich Rose 1795 1864 Er benannte das Mineral nach dem preussischen Bergbau Ingenieur Rudolf von Carnall 1804 1874 7 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten aber teilweise noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Carnallit zur Mineralklasse der Halogenide und dort zur Abteilung der Doppelhalogenide wo er zusammen mit Koenenit und Tachyhydrit die Carnallit Tachyhydrit Gruppe mit der System Nr III B 08 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Carnallit dagegen in die Abteilung der Einfachen Halogenide mit H2O ein Diese ist zudem weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhaltnis von Kationen meist Metalle M zu Anionen X so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung M X 1 1 und 2 3 zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3 BA 10 bildet Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Carnallit in die Klasse der Halogenide dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der Komplexen Halogenide Aluminiumfluoride Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 11 01 02 innerhalb der Unterabteilung der Komplexen Halogenide Aluminiumfluoride mit A mB X 3 zu finden Kristallstruktur BearbeitenCarnallit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbnn Raumgruppen Nr 52 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 52 3 mit den Gitterparametern a 9 55 A b 16 12 A und c 22 47 A sowie 12 Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Eigenschaften BearbeitenCarnallit ist im frischen trockenen Zustand glasglanzend wird aber durch Feuchtigkeit matt Er besteht aus Kaliumchlorid Magnesiumchlorid und Wasser sowie Spuren von Rubidiumchlorid Casiumchlorid und Brom als Bromid bis ca 300 400 ppm Besonders hervorzuheben sind seine starke Fluoreszenz seine leichte Loslichkeit in Wasser und sein stechender Geschmack Zudem zerfliesst das Mineral nach einiger Zeit an der Luft unter Ausscheidung von Sylvin Beim Eindrucken und Drehen einer Messer oder Spatelspitze entsteht ein quietschendes Gerausch 8 Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp rotlich gefarbter Carnallit aus SpanienDurch reichliche Beimischung mikroskopischer Schuppchen von Hamatit erhalt Carnallit eine rotliche Farbe Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Gelber Carnallit aus RusslandCarnallit bildet sich durch Evaporation zusammen mit anderen Kalisalzen und Magnesiumsalzen als letzte Phase des Salzzyklus Wahrend der Diagenese wandelt es sich in Sylvin um Als seltene Mineralbildung konnte Carnallit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden wobei bisher Stand 2015 rund 100 Fundorte 9 als bekannt gelten Neben seiner Typlokalitat Stassfurt in Sachsen Anhalt fand man das Mineral in Deutschland unter anderem in den Kalisalzbergwerken von Heringen und Philippsthal im hessischen Werratal in mehreren Bergwerken in Niedersachsen in Roblingen am See Bernburg Saale und Egeln in Sachsen Anhalt sowie bei Bleicherode und Bad Salzungen in Thuringen Bekannt aufgrund aussergewohnlicher Carnallitfunde ist auch Carlsbad im US Bundesstaat New Mexico wo bis zu 4 cm grosse Kristalle zutage traten 10 Weitere Fundorte sind unter anderem Entre Rios in Bolivien Sergipe in Brasilien Afar in Athiopien mehrere Fundorte in der chinesischen Provinz Qinghai Surtsey bei Island mehrere Fundorte auf Sizilien in Italien New Brunswick Quebec und Saskatchewan in Kanada im Aksai Tal im Gebiet Aqtobe in Kasachstan am Mount Ruapehu in Neuseeland Winterswijk und Veendam in den Niederlanden Inowroclaw und Klodawa in Polen Loule in Portugal in den russischen Regionen Ostsibirien Oblast Saratow und Ural Bages in Spanien Kalusch Iwano Frankiwsk in der Ukraine Humberside und North Yorkshire England im Vereinigten Konigreich sowie mehrere Regionen von Arizona Colorado Michigan und Utah in den Vereinigten Staaten USA 11 Verwendung BearbeitenDie Gewinnung von Brom aus carnallitischen Ablaugen gilt heute nicht mehr als wirtschaftlich Carnallit gilt als eines der bedeutendsten Kalisalze und dient zum einen als Dungemittel und zum anderen als Rohstoff zur Gewinnung von Magnesium Carnallitische Rohsalze haben allerdings gegenuber sylvinitischen Rohsalzen z B Hartsalz den Nachteil dass bei der Aufbereitung stark magnesiumsalzhaltige Endlaugen entstehen Die Laugen konnen meist nur zum Teil durch Verpressen in porosen Gesteinsschichten entsorgt werden der Rest wird in nahe gelegene Flusse eingeleitet Deshalb werden heute Kalisalzlagerstatten mit Sylvinit Gestein aus Sylvin Halit u a gegenuber Carnallitit Gestein aus Carnallit Halit u a bevorzugt Zudem ist Carnallit im Bergbau viel weniger standfest als Steinsalz Sylvinit oder Hartsalz weil er von gesattigten Natriumchloridlaugen unter Bildung von Sylvin und magnesiumreicherer Natriumchloridlauge angegriffen wird Siehe auch BearbeitenEntdeckung der Stassfurter Kalisalzlagerstatte Zeittafel des Stassfurter Salzbergbaus Saline Stassfurt Salzgewinnung am Stassfurter Sattel Deutsches Kalisyndikat Kainit Liste der MineraleLiteratur BearbeitenHeinr Rose Ueber den Carnallit In Annalen der Physik und Chemie Band 98 1856 S 161 163 rruff info PDF 227 kB abgerufen am 21 Mai 2017 Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 492 Erstausgabe 1891 E O Schlemper P K Sen Gupta Tibor Zoltai Refinement of the structure of carnallite Mg H2O 6KCl3 In American Mineralogist Band 70 1985 S 1309 1313 rruff info PDF 576 kB abgerufen am 21 Mai 2017 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carnallite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Carnallit Wiki Webmineral Carnallite RRUFF Database of Raman spectroscopy Carnallite American Mineralogist Crystal Structure Database CarnalliteEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Webmineral Carnallite englisch a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 156 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 364 Carnallite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 482 kB abgerufen am 21 Mai 2017 a b c d e Mindat Carnallite Thomas Witzke Die Entdeckung von Carnallit bei www strahlen org Michael Gotzinger Eugen Libowitzky Mineralogie und Rohstoffkunde Teil 2 Minerale der Gesteine und mineralische Rohstoffe S 17 univie ac at PDF 323 kB abgerufen am 21 Mai 2017 Mindat Anzahl der Fundorte fur Carnallit Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 68 Fundortliste fur Carnallit beim Mineralienatlas und bei MindatNormdaten Sachbegriff GND 4360105 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carnallit amp oldid 237240698