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Tetrachlormethan auch Tetrachlorkohlenstoff Tetra ist eine chemische Verbindung aus der Reihe der Chlorkohlenwasserstoffe Bei ihm sind alle Wasserstoffatome des Methans durch Chloratome substituiert Beide Bezeichnungen sind nach der IUPAC Nomenklatur korrekt abhangig davon ob die Verbindung als organische Tetrachlormethan oder anorganische Tetrachlorkohlenstoff Verbindung angesehen wird StrukturformelKeilstrichformel zur Verdeutlichung der GeometrieAllgemeinesName TetrachlormethanAndere Namen Tetrachlorkohlenstoff Kohlenstofftetrachlorid Tetra R 10Summenformel CCl4Kurzbeschreibung farblose unangenehm susslich riechende Flussigkeit 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 56 23 5EG Nummer 200 262 8ECHA InfoCard 100 000 239PubChem 5943ChemSpider 5730Wikidata Q225045EigenschaftenMolare Masse 153 82 g mol 1Aggregatzustand flussigDichte 1 594 g cm 3 1 Schmelzpunkt 23 C 1 Siedepunkt 76 7 C 1 Dampfdruck 119 4 hPa 20 C 1 186 1 hPa 30 C 1 411 9 hPa 50 C 1 705 hPa 65 C 1 Loslichkeit sehr schlecht in Wasser 0 8 g l 1 bei 20 C 1 Dipolmoment 0 2 Brechungsindex 1 4630 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 4 ggf erweitert 1 GefahrH und P Satze H 301 311 331 317 351 372 412 420P 261 273 280 301 310 330 403 233 502 1 MAK DFG Schweiz 0 5 ml m 3 bzw 3 2 mg m 3 1 5 Toxikologische Daten 2350 mg kg 1 LD50 Ratte oral 6 Treibhauspotential 2019 bezogen auf 100 Jahre 7 Thermodynamische EigenschaftenDHf0 128 2 kJ mol 8 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Brechungsindex Na D Linie 20 C Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Herstellung 3 Eigenschaften 3 1 Physikalische Eigenschaften 3 2 Chemische Eigenschaften 4 Verwendung 5 Wirkung auf den Menschen 6 Sicherheitshinweise Risikobewertung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEine erste Herstellung gelang 1839 dem franzosischen Chemiker Henri Victor Regnault durch das Erhitzen von Chloroform mit Chlorgas 9 10 11 CHCl 3 Cl 2 CCl 4 HCl displaystyle ce CHCl3 Cl2 gt CCl4 HCl nbsp Historisch bekannt ist es auch unter dem Namen Benzinoform Herstellung BearbeitenTetrachlormethan fallt bei der industriellen Herstellung von Chloroform an Dazu wird Chlor mit Methan oder Chlormethan auf 400 500 C erhitzt Bei dieser Temperatur findet eine schrittweise radikalische Substitution bis hin zu Tetrachlormethan statt CH 4 Cl 2 CH 3 Cl HCl displaystyle ce CH4 Cl2 gt CH3Cl HCl nbsp CH 3 Cl Cl 2 CH 2 Cl 2 HCl displaystyle ce CH3Cl Cl2 gt CH2Cl2 HCl nbsp CH 2 Cl 2 Cl 2 CHCl 3 HCl displaystyle ce CH2Cl2 Cl2 gt CHCl3 HCl nbsp CHCl 3 Cl 2 CCl 4 HCl displaystyle ce CHCl3 Cl2 gt CCl4 HCl nbsp Methan reagiert mit Chlor unter Bildung von Chlorwasserstoff zunachst zu Chlormethan und weiter zu Dichlormethan Trichlormethan Chloroform und schliesslich Tetrachlormethan Das Ergebnis des Prozesses ist eine Mischung der vier Chlormethane welche durch Destillation getrennt werden konnen 12 Eigenschaften BearbeitenPhysikalische Eigenschaften Bearbeiten nbsp TetrachlormethanTetrachlormethan ist eine farblose stark lichtbrechende susslich riechende nicht brennbare giftige Flussigkeit mit einem Schmelzpunkt von 23 C und einem Siedepunkt von 76 7 C Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend log10 P A B T C P in bar T in K mit A 4 02291 B 1221 781 und C 45 739 im Temperaturbereich von 293 bis 350 K 13 Tetrachlormethan ist mit Ethanol Ether oder Benzin gut mischbar und es lost Fette Ole und Harze Die Mischbarkeit mit Wasser ist begrenzt Mit steigender Temperatur steigt die Loslichkeit von Tetrachlormethan in Wasser bzw steigt die Loslichkeit von Wasser in Tetrachlormethan 14 Loslichkeiten zwischen Tetrachlormethan und Wasser 14 Temperatur C 0 10 0 20 5 31 0 41 3 52 5 64 0 75 0Tetrachlormethan in Wasser in Ma 0 089 0 063 0 060 0 072 0 068 0 078 0 096 0 115Wasser in Tetrachlormethan in Ma 0 0086 0 0102 0 0124 0 0156 0 0194 0 0263 0 0284 0 0304Chemische Eigenschaften Bearbeiten Tetrachlormethan ist sehr reaktionstrage und wird von Sauren und Laugen nicht angegriffen Bei Kontakt mit Alkalimetallen und Aluminium findet jedoch eine explosionsartige Reaktion statt Unter Licht und Warmeeinwirkung entsteht besonders in Anwesenheit von Feuchtigkeit das Giftgas Phosgen Tetrachlormethan gehort zu den krebserzeugenden Stoffen und ist wie Chloroform stark leberschadigend Ausserdem ist es schadlich fur Wasserorganismen und tragt mit zum Abbau der Ozonschicht bei da es sich unter UV Einwirkung aufspaltet Es entstehen Chlorradikale die sehr schadlich auf Ozon wirken Ozonloch in der Arktis und Antarktis Verwendung BearbeitenTetrachlormethan wurde bis Mitte des 20 Jahrhunderts fur die chemische Reinigung von Textilien und bis in die 1980er Jahre in Feuerloschern und in der Industrie zur Entfettung von Bauteilen verwendet In der Folgezeit wurde es wegen der Toxizitat durch andere weniger giftige Losungsmittel ersetzt Die geschatzten Produktionsmengen von Tetrachlormethan in Japan USA und der EU zusammen betrugen im Jahr 1992 rund 720 000 Tonnen Jahr 15 Wirkung auf den Menschen BearbeitenTetrachlormethan ist ein sehr starkes Hepatotoxin Die akute Vergiftung fuhrt zu Leber und Nierenschaden die sich im Laufe einiger Wochen bis Monate zuruckbilden konnen Es wird aber auch von Leberzirrhosen als Spatfolge berichtet Dauerhafte Exposition fuhrt zu schweren Schadigungen der Leber und der Nieren Die leberschadigende Wirkung wird durch die gemeinsame Aufnahme von z B Ethanol oder Barbituraten noch potenziert Im Tierversuch wirkt Tetrachlormethan krebserregend beim Menschen besteht der begrundete Verdacht auf kanzerogenes Potential Die Verbindung zahlt daher zu den CMR Stoffen Toxikologisch relevante Dosen konnen vermutlich auch uber die Haut aufgenommen werden 1 Typische akute Symptome nach dem Einatmen der Dampfe von Tetrachlormethan sind je nach Konzentration Kopfschmerzen Ubelkeit und Schwindel Storungen des Zentralnervensystems Herabsetzung der Sinnesleistungen Sehscharfe Gehorempfindlichkeit usw BewusstlosigkeitBei Hautkontakt kann es mit viel Wasser oder Polyethylenglycol abgewaschen werden Sicherheitshinweise Risikobewertung BearbeitenDas Herstellen Inverkehrbringen und Verwenden von Tetrachlormethan ist aufgrund seiner toxischen krebserregenden und die Ozonschicht schadigenden Wirkung international verboten Ausgesprochen wurde das Verbot mit der Aufnahme von Tetrachlormethan in das Montreal Protokoll im September 1997 Montrealer Anderungen es trat zum 10 November 1999 in Kraft Die Verwendung ist seitdem nur noch zu Forschungszwecken erlaubt Das Verbot ist in der Chemikalien Ozonschichtverordnung geregelt Tetrachlormethan wurde 2012 von der EU gemass der Verordnung EG Nr 1907 2006 REACH im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft CoRAP aufgenommen Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw die Umwelt neu bewertet und ggf Folgemassnahmen eingeleitet Ursachlich fur die Aufnahme von Tetrachlormethan waren die Besorgnisse bezuglich der Einstufung als CMR Stoff Exposition von Arbeitnehmern und hoher aggregierter Tonnage Die Neubewertung lief von 2012 bis 2019 und wurde von Frankreich durchgefuhrt anschliessend wurde ein Abschlussbericht veroffentlicht 16 17 Literatur BearbeitenM Rossberg W Lendle G Pfleiderer A Togel T R Torkelson K K Beutel Chloromethanes in Ullmanns Enzyklopadie der Technischen Chemie Wiley VCH Verlag GmbH amp Co KGaA Weinheim 2012 doi 10 1002 14356007 a06 233 pub3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tetrachlormethan Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m Eintrag zu Tetrachlormethan in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 9 Oktober 2018 JavaScript erforderlich David R Lide Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 90 Auflage Internet Version 2010 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Permittivity Dielectric Constant of Gases S 6 188 CRC Handbook of Tables for Organic Compound Identification Third Edition 1984 ISBN 0 8493 0303 6 Eintrag zu Carbon tetrachloride im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva Grenzwerte Aktuelle MAK und BAT Werte Suche nach 56 23 5 bzw Tetrachlormethan abgerufen am 2 November 2015 Eintrag zu Carbon tetrachloride in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 5943 G Myhre D Shindell et al Climate Change 2013 The Physical Science Basis Working Group I contribution to the IPCC Fifth Assessment Report Hrsg Intergovernmental Panel on Climate Change 2013 Chapter 8 Anthropogenic and Natural Radiative Forcing S 24 39 Table 8 SM 16 PDF David R Lide Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 90 Auflage Internet Version 2010 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances S 5 19 V Regnault Sur les chlorures de carbone CCl et CCl2 in Ann Chimie Physique 70 1839 104 107 V Regnault Ueber die Chlorverbindungen des Kohlenstoffs C2Cl2 und CCl2 in Ann Pharm 30 1839 350 352 Rolf Werner Soukup Chemiegeschichtliche Daten organischer Substanzen Version 2020 S 153 pdf A Ohligschlager K Menzel A T Kate J Ruiz Martinez C Frombgen J Arts A McCulloch M Rossberg W Lendle G Pfleiderer A Togel T R Torkelson K K Beutel Chloromethanes in Ullmanns Enzyklopadie der Technischen Chemie Wiley VCH Verlag GmbH amp Co KGaA Weinheim 2019 doi 10 1002 14356007 a06 233 pub4 Hildenbrand D L McDonald R A The Heat of Vaporization and Vapor Pressure of Carbon Tetrachloride the Entropy from Calorimetric Data in J Phys Chem 63 1959 1521 1523 doi 10 1021 j150579a053 a b R M Stephenson Mutual Solubilities Water Ketones Water Ethers and Water Gasoline Alcohols in J Chem Eng Data 37 1992 80 95 doi 10 1021 je00005a024 Manfred Rossberg Wilhelm Lendle Gerhard Pfleiderer Adolf Togel Eberhard Ludwig Dreher Ernst Langer Heinz Jaerts Peter Kleinschmidt Heinz Strack Richard Cook Uwe Beck Karl August Lipper Theodore R Torkelson Eckhard Loser Klaus K Beutel Chlorinated Hydrocarbons in Ullmann s Encyclopedia of Industrial Chemistry 2006 Wiley VCH Weinheim doi 10 1002 14356007 a06 233 pub2 Europaische Chemikalienagentur ECHA Substance Evaluation Conclusion and Evaluation Report Community rolling action plan CoRAP der Europaischen Chemikalienagentur ECHA Carbon tetrachloride abgerufen am 1 Mai 2020 Tetrahalogenmethane Tetrafluormethan Tetrachlormethan Tetrabrommethan Tetraiodmethan Normdaten Sachbegriff GND 4184864 0 lobid OGND AKS LCCN sh85020127 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tetrachlormethan amp oldid 234710389