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Blodit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate mit der chemischen Zusammensetzung Na2Mg SO4 2 4H2O 3 und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Natrium Magnesium Sulfat BloditSoda Lake San Luis Obispo County Kalifornien USA Grosse 26 mm 15 mm 10 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1982 s p 1 IMA Symbol Blo 2 Andere Namen Astrakanit SimonyitChemische Formel Na2Mg SO4 2 4H2O 3 1 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI C 11 VI C 18 010 4 7 CC 50 29 03 03 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe P21 a Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3 5 Gitterparameter a 11 126 A b 8 242 A c 5 539 Aa 90 b 100 84 g 90 5 Formeleinheiten Z 2 5 Haufige Kristallflachen 110 210 110 001 111 2 11 6 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3Dichte g cm3 gemessen 2 218 bis 2 24 berechnet 2 23 6 Spaltbarkeit keineBruch Tenazitat muschelig sprodeFarbe farblos weiss dunkelgrau blaulichgrun rotlichStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz GlasglanzKristalloptikBrechungsindizes na 1 483 7 nb 1 486 7 ng 1 487 7 Doppelbrechung d 0 004 7 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 71 gemessen 58 berechnet 7 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten in Wasser loslich bitterer GeschmackBlodit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist kurze prismatische Kristalle mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen kommt aber auch in Form korniger bis massiger Mineral Aggregate vor In reiner Form ist er farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine dunkelgraue blaulichgrune oder rotliche Farbe annehmen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt und beschrieben wurde Blodit 1821 im Bad Ischler Salzberg im oberosterreichischen Salzkammergut von Johann Friedrich John 1782 1847 8 der das Mineral nach dem deutschen Chemiker Karl August Blode 1773 1820 benannte 9 1869 beschrieb der osterreichische Mineraloge Gustav Tschermak 1836 1927 ein neu entdecktes Mineral und gab ihm zu Ehren des osterreichischen Naturwissenschaftlers Friedrich Simony den Namen Simonyit 10 Bei spateren Untersuchungen stellte sich allerdings heraus dass das neue Mineral identisch mit dem bereits bekannten Blodit war so dass die Bezeichnung Simonyit diskreditiert wurde und jetzt als Synonym fur den Blodit gilt Die Bezeichnung Astrakanit auch Astrachanit pragte Gustav Rose 1837 fur die weissen undurchsichtigen und prismatischen Kristalle die er im selben Jahr an der Wolgamundung nahe der Stadt Astrachan in Russland fand 11 Diese stellten sich allerdings spater ebenfalls als Bloditkristalle heraus Blodit war bereits lange vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt Damit hatte Blodit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral In der 1982 erfolgten Publikation der IMA Commission on new minerals and mineral names wurde die Schreibweise Blodit als die korrekte bestatigt und die Schreibweisen Bloedit e und Astrakhanit e als Synonyme gesetzt 12 Da dies automatisch eine nachtragliche Ankerkennung fur den Blodit bedeutete wird das Mineral seitdem in der Liste der Minerale und Mineralnamen der IMA unter der Summenanerkennung IMA 1982 s p special procedure gefuhrt 1 Die ebenfalls von der IMA CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung auch Mineral Symbol von MineralName lautet Blo 2 Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Blodit zur Mineralklasse der Sulfate Chromate Molybdate und Wolframate einschliesslich einiger Selenate und Tellurate und dort zur Abteilung der Wasserhaltigen Sulfate ohne fremde Anionen wo er als einziges Mitglied die Astrakanit Reihe mit der System Nr VI C 11 bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VI C 18 010 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen wo Blodit zusammen mit Changoit Cobaltoblodit Konyait Leonit Manganoblodit Mereiterit und Nickelblodit die unbenannte Gruppe VI C 18 bildet 4 Auch die von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Blodit in die Abteilung der Sulfate Selenate usw ohne zusatzliche Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit mittelgrossen und grossen Kationen zu finden ist wo es als Namensgeber zusammen mit Changoit und Nickelblodit die Bloditgruppe mit der System Nr 7 CC 50 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Blodit in die Klasse der Sulfate Chromate und Molybdate einschliesslich Selenate Tellurate Selenite Tellurite und Sulfite und dort in die Abteilung der Wasserhaltige Sauren und Sulfate ein Hier ist er zusammen mit Changoit Leonit Mereiterit und Nickelblodit in der Bloditgruppe mit der System Nr 29 03 03 innerhalb der Unterabteilung Wasserhaltige Sauren und Sulfate mit A 2B XO4 2 x H2O zu finden Kristallstruktur BearbeitenBlodit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 a Raumgruppen Nr 14 Stellung 3 Vorlage Raumgruppe 14 3 mit den Gitterparametern a 11 126 A b 8 242 A c 5 539 A b 100 84 und a g 90 sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Die Kristallstruktur von Blodit besteht aus Mg H2O 4O2 Oktaedern die uber gemeinsam genutzte Sauerstoffionen mit je zwei SO4 Tetraedern verbunden sind und inselartige Mg H2O 4 SO4 2 2 Gruppen bilden Diese sind uber Na H2O 2O4 Polyeder und Wasserstoffbrucken zu einem Netzwerk verknupft 3 Kristallstruktur von Blodit 5 nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung senkrecht zur Ebene ab nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen Standardausrichtung nbsp grosserer Ausschnitt der Kristallstruktur als Polyedermodell mit freier AchsenstellungFarblegende 0 Mg 0 Na 0 S 0 O 0 HEigenschaften BearbeitenBloditkristalle mussen unter Verschluss gehalten werden da sie ahnlich wie bei Chalkanthit an der Luft mit der Zeit durch Wasserentzug verwittern und eine weisse Kruste bilden Weiterhin ist das Material leicht wasserloslich Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Bloditkristall aus dem San Luis Obispo County Kalifornien Ausgestellt im Mineralogischen Museum BonnBlodit bildet sich durch chemische Sedimentation in Salzgewassern das heisst durch verdunstungsbedingte Ausfallung der Blodit bildenden Molekulgruppen Als Begleitminerale treten unter anderem Carnallit Halit Kainit Mirabilit Polyhalit und Thenardit auf 6 Als relativ seltene Mineralbildung kann Blodit an verschiedenen Orten zum Teil zwar reichlich vorhandenen sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Weltweis sind bisher rund 150 Fundorte dokumentiert Stand 2023 14 Neben seiner Typlokalitat Bad Ischler Salzberg trat das Mineral in Osterreich noch in der Gemeinde Abtenau Webing im Gipswerk Moldan bei Grubach und der Steinsalzlagerstatte Durrnberg in Salzburg sowie in den Salzbergwerken bei Hall in Tirol und Hallstatt in Oberosterreich auf In Deutschland konnte Blodit unter anderem bei Giesel Neuhof Heringen und Philippsthal in Hessen der Grube Julia bei Herne in Nordrhein Westfalen bei Tarthun und Westeregeln in Sachsen Anhalt im Bergbaubetrieb Willi Agatz der SDAG Wismut bei Dresden in Sachsen und bei Merkers in Thuringen gefunden werden Weitere Fundorte liegen unter anderem in der Antarktis in Australien Chile China Kanada Frankreich Island Ungarn Italien Mexiko Namibia Pakistan Polen Russland der Turkei in Turkmenistan der Ukraine Usbekistan sowie in mehreren Bundesstaaten der USA 15 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenHelmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 590 591 Hans Schulze Mineralogisches aus Tarapaca In Verhandlungen des Deutschen Wissenschaftlichen Vereines zu Santiago Band 2 Nr 1 1889 S 49 60 rruff info PDF 1 2 MB abgerufen am 17 Juni 2023 Historischer Bericht zur Fundsituation in Chile Melissa D Lane Mid infrared emission spectroscopy of sulfate and sulfate bearing minerals In American Mineralogist Band 92 2007 S 1 18 englisch rruff info PDF 639 kB abgerufen am 17 Juni 2023 Spektroskopische Daten verschiedener Sulfate Erich Reiter Der Simonyit ein kleiner Beitrag zur Geschichte eines neuentdeckten alten Minerals Hrsg Biologiezentrum Linz Austria Stapfia Band 43 1996 S 73 80 zobodat at PDF 832 kB abgerufen am 17 Juni 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Blodite Sammlung von Bildern Blodit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 18 Juni 2023 IMA Database of Mineral Properties Bloditee In rruff info RRUFF Project abgerufen am 18 Juni 2023 englisch Bloditee search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 18 Juni 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Bloditee In rruff geo arizona edu Abgerufen am 18 Juni 2023 englisch David Barthelmy Blodite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 18 Juni 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 390 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d F C Hawthorne Refinement of the crystal structure of bloedite In The Canadian Mineralogist Band 23 1985 S 669 674 englisch rruff info PDF 550 kB abgerufen am 18 Juni 2023 a b c Blodite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 54 kB abgerufen am 17 Juni 2023 a b c d e Blodite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 18 Juni 2023 englisch John Johann Friedrich 1782 1847 The Mineralogical Record abgerufen am 17 Juni 2023 J F John Chemische Zerlegung eines neuen fossilen Salzes des Blodits In Chemische Untersuchungen mineralischer vegetabilischer und animalischer Substanzen Maurerschen Buchhandlung Berlin 1821 S 240 247 PDF 1 4 MB Gustav Tschermak Uber den Simonyit ein neues Salz von Hallstadt In Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften mathematisch naturwissenschaftliche Klasse Band 60 1869 S 718 724 online verfugbar bei biostor org PDF 2 2 MB abgerufen am 18 Juni 2023 Gustav Rose 1837 Reise nach dem Ural dem Altai und dem kaspischen Meere Band 2 Berlin 1842 S 270 271 online verfugbar bei archive org International Mineralogical Association Commission on New Minerals and Mineral Names In Mineralogical Magazine Band 46 1982 S 513 514 englisch rruff info PDF 148 kB abgerufen am 19 Juni 2023 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 18 Juni 2023 englisch Localities vor Blodite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 18 Juni 2023 englisch Fundortliste fur Blodit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 17 Juni 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blodit amp oldid 239001498