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Mirabilit auch als naturliches Glaubersalz in alterer Literatur auch gediegenes Glaubersalz 6 bezeichnet ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate und Verwandte Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Na2 SO4 10H2O 2 ist also chemisch gesehen ein Natriumsulfat Decahydrat MirabilitMirabilit Ader in einer GipsschichtAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Mrb 1 Andere Namen GlaubersalzChemische Formel Na2 SO4 10H2O 2 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate und Verwandte System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI C 15 VI C 21 080 07 CD 10 29 02 02 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 3 Raumgruppe P21 c Nr 14 Vorlage Raumgruppe 14 2 Gitterparameter a 10 51 A b 10 37 A c 12 85 Ab 107 8 2 Formeleinheiten Z 4 2 Zwillingsbildung selten Kreuzungszwillinge nach 001 und 100 Physikalische EigenschaftenMohsharte 1 5 bis 2 5 4 Dichte g cm3 gemessen 1 464 berechnet 1 467 4 Spaltbarkeit vollkommen nach 100 deutlich bis undeutlich nach 010 und 001 4 Bruch Tenazitat muscheligFarbe farblos weiss gelblichweiss grunlichweissStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis undurchsichtigGlanz Glasglanz mattKristalloptikBrechungsindizes na 1 396nb 1 410ng 1 419 5 Doppelbrechung d 0 023 5 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V gemessen 75 berechnet 74 5 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten leicht wasserloslich und dehydratisierendBesondere Merkmale kalter salziger bis bitterer Geschmack vor dem Lotrohr gelbe Flamme Na Mirabilit entwickelt meist kurz bis langprismatische Kristalle bis etwa 10 cm Lange aber auch blockformige kornige oder massige Mineral Aggregate und krustige Uberzuge Frische Proben sind zunachst farblos und transparent die Oberflachen zeigen Glasglanz An trockener Luft dehydratisiert Mirabilit aber sehr schnell das heisst er verliert sein Kristallwasser und trocknet aus wobei er sich in Thenardit umwandelt und matt weiss anlauft Durch Fremdbeimengungen kann Mirabilit auch eine gelblichweisse bis grunlichweisse Farbe annehmen Mit einer Mohsharte von 1 5 bis 2 5 gehort Mirabilit zu den weichen Mineralen die sich ahnlich wie das Referenzmineral Gips 2 mit dem Fingernagel ritzen lassen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Verwendung 6 1 Als Rohstoff 6 2 In der Medizin 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDer Name Mirabilit geht auf die lateinische Bezeichnung sal mirabilis zuruck was so viel wie erstaunliches Salz bedeutet Johann Rudolph Glauber 1604 1670 wahlte diese Bezeichnung als er 1626 bei der Analyse von Mineralwasser ein unbekanntes Salz mit abfuhrender Wirkung entdeckte 1658 konnte er das Salz auch kunstlich durch Reaktion von Kochsalz mit Schwefelsaure herstellen 7 Nach der Entdeckung von naturlichem Natriumsulfat benannte Wilhelm Ritter von Haidinger das neue Mineral 1845 nach der alten Bezeichnung sal mirabilis Mirabilit Klassifikation BearbeitenIn der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Mirabilit zur Mineralklasse der Sulfate Chromate Molybdate Wolframate einschliesslich Selenate und Tellurate und dort zur Abteilung Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen wo er zusammen mit Syngenit die Mirabilit Syngenit Gruppe mit der System Nr VI C 15 und den weiteren Mitgliedern Koktait Lecontit und Matteuccit bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VI C 21 80 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Wasserhaltige Sulfate ohne fremde Anionen wo Mirabilit zusammen mit Eugsterit Hydroglauberit Koktait Lecontit Matteuccit Omongwait Syngenit und Wattevilleit auch Wattevillit Status fraglich eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet 8 Auch die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Mirabilit in die Abteilung der Sulfate Selenate usw ohne zusatzliche Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit ausschliesslich grossen Kationen zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7 CD 10 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mirabilit ebenfalls in die Klasse der Sulfate Chromate und Molybdate und dort in die Abteilung der Wasserhaltigen Sauren und Sulfate ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 29 02 02 innerhalb der Unterabteilung der Wasserhaltigen Sauren und Sulfate mit A 2XO4 x H2O zu finden Kristallstruktur BearbeitenMirabilit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 c Raumgruppen Nr 14 Vorlage Raumgruppe 14 mit den Gitterparametern a 10 51 A b 10 37 A c 12 85 A und b 107 8 sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Seltener blaugruner Mirabilit aus Martigny VS SchweizMirabilit ist nicht nur empfindlich gegen Austrocknung sondern auch leicht wasserloslich und kann sich selbst in seinem eigenen Kristallwasser losen Auch bei zu hoher Luftfeuchtigkeit zerfliessen die Kristalle relativ schnell Mineralproben sollten daher immer in vollstandig trockenen und luftdichten Behaltern aufbewahrt werden Auf der Zunge fuhlt sich Mirabilit zunachst kuhl an schmeckt dann aber salzig bis bitter 4 Vor dem Lotrohr zeigt sich eine gelbe Flammenfarbung was ein Hinweis auf den Natriumgehalt ist Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Westlicher Nebenarm des Salt Creek im Death Valley Die Krusten und Ausbluhungen am Kanalrand bestehen grosstenteils aus Mirabilit nbsp Pseudomorphose von Thenardit nach Mirabilit aus Boron Kern County Kalifornien Grosse 5 9 5 4 4 9 cm Mirabilit bildet sich in Evaporiten unter ariden Bedingungen Er kristallisiert dort aus ubersattigten Natriumsulfatlosungen aus wie sie an salzhaltigen Quellen oder in Salztonebenen anzutreffen sind Begleitminerale sind neben Thenardit unter anderem noch Aphthitalit Blodit Epsomit Gips Glauberit Halit und Trona Als eher seltene Mineralbildung kann Mirabilit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Bisher Stand 2013 gelten rund 180 Fundorte als bekannt 10 In Deutschland wurde das Mineral unter anderem bei Heringen und Philippsthal im hessischen Werratal bei Hanigsen Wathlingen und am Luneburger Kalkberg in Niedersachsen bei Friedland in Mecklenburg Vorpommern in der Gipsgrube Mathias bei Rammelfangen im Saarland sowie in der Grube Willi Agatz bei Dresden in Sachsen gefunden In Osterreich trat Mirabilit bisher vor allem im Salzburger Land auf wo er in mehreren Gips und Salzgruben bzw in Thermalquellen nachgewiesen wurde Daneben fand sich das Mineral aber auch am Pfennigbach bei Puchberg am Schneeberg in Niederosterreich in den Salzgruben von Altaussee Steiermark und Hall in Tirol sowie in Oberosterreich am Bad Ischler Salzberg bei Hallstatt und in der Hintersteiner Alp bei Spital am Pyhrn in Oberosterreich In der Schweiz fand sich Mirabilit bisher in der Gipsgrube bei Birmenstorf im Kanton Aargau in Martigny im Kanton Wallis im Salzbergwerk von Bex im Kanton Waadt Weiter konnten Mirabilit Vorkommen in der Faustloch Hohle im Berner Oberland sowie in der Hohle Reseau des Morteys bei Charmey im Kanton Freiburg festgestellt werden 11 12 Bekannte Fundorte fur Mirabilit sind unter anderem auch die Tăușoare Hohle in Rumanien und der Nationalpark Death Valley im US Bundesstaat Kalifornien Weitere Fundorte liegen in Agypten der Antarktis Argentinien Australien Bolivien Chile China England Frankreich Italien Japan Kanada Madagaskar Mexiko den Niederlanden Norwegen Polen Russland der Slowakei Spanien Tadschikistan Tschechien der Turkei Turkmenistan der Ukraine Ungarn und weiteren Bundesstaaten der USA 5 Verwendung BearbeitenAls Rohstoff Bearbeiten Mirabilit ist ein Rohstoff zur Herstellung von Soda In der Medizin Bearbeiten Mirabilit ist bis auf das Kristallwasser chemisch gesehen mit dem Glaubersalz identisch Wie dieses kann es als Abfuhrmittel Laxativum eingesetzt werden In der traditionellen chinesischen Medizin wird es als Abfuhrmittel unter dem Namen mang xiao 芒硝 eingesetzt Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenAlbert B Peck Mirabilite from the Isle Royale Copper Mine Houghton Michigan In American Mineralogist Band 2 Nr 5 1917 S 62 63 englisch minsocam org PDF 154 kB abgerufen am 6 Dezember 2021 maschinenlesbare Transkription bei minsocam org Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 611 Erstausgabe 1891 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 666 Luc Funcken Muriel Moens Philipp Hauselmann Synthese der Forschungen im Faustloch seit 1987 Schweizerische Gesellschaft fur Hohlenforschung Stalactite 50 1 Speleo Projects Allschwil Schweiz 2000 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mirabilite Sammlung von Bildern Mirabilit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 6 Dezember 2021 Maricopa edu Glendale Community College Earth Science Image Archive Mirailite Memento vom 29 Juni 2011 im Internet Archive American Mineralogist 1917 Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 392 englisch David Barthelmy Mirabilite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 6 Dezember 2021 englisch a b c d Mirabilite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 69 kB abgerufen am 6 Dezember 2021 a b c d Mirabilite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 Dezember 2021 englisch F A Reuss Ueber ein gediegenes Glaubersalz in der Gegend von Saidschutz und Saidlitz in Crell s Chemischen Annalen Band 2 1791 S 18 zitiert in Encyklopadie der gesammten Chemie Band 1 Teile 1 3 S 433 in der Google Buchsuche James C Hill Johann Glauber s discovery of sodium sulfate Sal Mirabile Glauberi In Journal of Chemical Education Band 56 1979 S 593 doi 10 1021 ed056p593 englisch Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 6 Dezember 2021 englisch Localities for Mirabilite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 6 Dezember 2021 englisch Luc Funcken Muriel Moens Philipp Hauselmann Synthese der Forschungen im Faustloch seit 1987 Stalactite 50 1 S 12 Speleo Projects Allschwil Schweiz 2000 Schweizerische Gesellschaft fur Hohlenforschung Stalactite 46 1 S 49 1996 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mirabilit amp oldid 239000850