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Die Herrschaft Wiesentheid auch Grafschaft Wiesentheid war eine reichsstandische Herrschaft im Frankischen Reichskreis Sie bestand von 1681 bis zur Auflosung 1806 Zuletzt umfasste sie etwa 1 600 Einwohner die sich auf drei geschlossene Ortschaften und mehrere Kondominatsorte verteilten Zwei Adelsgeschlechter die Grafen von Dernbach und die Grafen von Schonborn hatten im Laufe der Zeit die Herrschaft uber das Gebiet inne Territorium im Heiligen Romischen ReichHerrschaft WiesentheidWappenAlternativnamen Grafschaft WiesentheidBestehen 1681 1806Herrscher Regierung GrafHeutige Region en DE BYReichstag 1 KuriatstimmeReichsmatrikel 3 Mann zu Fuss 12 Gulden 1681 8 Gulden 1805 Reichskreis Frankischer ReichskreisHauptstadte Residenzen WiesentheidDynastien Dernbach bis 1704 Schonborn bis 1806 Konfession Religionen romisch katholischSprache n deutschFlache 27 53 km 1804 Einwohner 1 597 1804 Wahrung GuldenAufgegangen in 1806 ans Konigreich Bayern Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und Etablierung bis 1697 1 2 Besetzung und Ruckgewinnung bis 1704 1 3 Die Grafen von Schonborn bis 1806 2 Territorien 3 Landesherren 4 Direktoren der Regierungskanzlei 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung und Etablierung bis 1697 Bearbeiten Die Herrschaft Wiesentheid geht auf das Engagement des Wurzburger und Bamberger Furstbischofs Peter Philipp von Dernbach zuruck Im Hollandischen Krieg unterstutzte Dernbach Kaiser Leopold I gegen die angreifenden Franzosen Er beteiligte sich bei der Belagerung von Philippsburg im Jahre 1676 und eroberte die wichtige Festung fur das Heilige Romische Reich zuruck Leopold I plante daraufhin dem Pralaten fur seine Dienste zu danken und erhob Dernbach zusammen mit dessen Neffen Johann Otto und Philipp Wilhelm in den Reichsgrafenstand Zusatzlich plante man der Familie von Dernbach landesherrliche Macht zu verleihen Furstbischof Peter Philipp begann in den Jahren 1677 bis 1680 die fehlenden Anteile des Dorfes Wiesentheid fur seine Familie zu erwerben Zusatzlich etablierte Johann Otto der die Witwe des letzten Fuchs von Dornheim zu Wiesentheid geheiratet hatte die zusammengelegten Guter beider Familien als Grundlage fur die zu grundende Grafschaft Ausserdem kaufte man einzelne Untertanen von anderen Grundherren ab 1 Am 2 Dezember 1680 teilte Kaiser Leopold dem Kreisamt des Frankischen Reichskreises seine Absicht mit die bisher ritterschaftlichen Guter zum Reichsstand zu erheben Die offizielle Aufnahme der Herrschaft Wiesentheid erfolgte auf dem Kreistag in Wurzburg im August des Jahres 1681 Erst 1688 erfolgte allerdings die Herausnahme der Herrschaft aus dem Ritterkanton Steigerwald Die Herrschaft Wiesentheid erhielt eine Kuriatstimme auf dem standigen Reichstag in Regensburg und musste eine geringe Anzahl an Soldaten fur die Reichsmatrikel stellen Um die junge Herrschaft zu etablieren liess der erste regierende Graf Johann Otto von Dernbach bereits im Jahr 1681 eine Regierungskanzlei fur Wiesentheid errichten Zusatzlich erhielt 1682 die neue Residenz Wiesentheid das Marktrecht Ausserdem fuhrte Johann Otto eine Gerichtsordnung ein und 1685 erhielt Wiesentheid eine Marktordnung Nach drei Ehen die allerdings keinen mannlichen Erben hervorgebracht hatten starb Graf Johann Otto von Dernbach am 29 Mai 1697 Als Erbin war seine dritte Ehefrau Maria Eleonore vorgesehen 2 Besetzung und Ruckgewinnung bis 1704 Bearbeiten Als die Krankheit des Johann Otto im Jahr 1696 bereits weit vorangeschritten war liess er seine dritte Frau zur regierenden Grafin proklamieren Im Testament des Jahres 1697 wurde diese Absicht erneut bekraftigt Der Wurzburger Bischof Johann Gottfried von Guttenberg erkannte die neue Herrscherin jedoch nicht an und besetzte nach dem Tod des Grafen Wiesentheid insbesondere das Schloss und die grafliche Kanzlei Daraufhin appellierte der Bamberger Furstbischof Lothar Franz von Schonborn an Kaiser Leopold die eben neu eingerichtete Herrschaft wiederherzustellen Am 21 Juli 1697 ernannte der Kaiser Christian Ernst zu Brandenburg Bayreuth zum kaiserlichen Kommissar Ein eingesetzter Subdelegierter wohl Andreas Presson sollte die unterschiedlichen Parteien zu einem Kompromiss bewegen Der Subdelegierte reiste jedoch am 12 Januar 1698 ab ohne eine Einigung verkunden zu konnen Neue Verhandlungen wurden am kaiserlichen Hof in Wien angesetzt Vor dem Reichshofrat verhandelte man erneut uber den Verbleib der Herrschaft Wiesentheid Doch erst nach dem Tod des Wurzburger Bischofs von Guttenberg und der Wahl seines Nachfolgers Johann Philipp von Greiffenclau zu Vollraths kam es 1699 zu einem Durchbruch Am 12 Februar 1701 schloss man einen Vertrag Die Herrschaft verlor einige Territorien an das Hochstift konnte jedoch ihren Reichsstand waren Fortan herrschte Maria Eleonore von Dernbach die Witwe des ersten Grafen Am 14 November 1701 heiratete sie den Politiker und Diplomaten Rudolf Franz Erwein von Schonborn der fortan mit ihr die Herrschaft uber die Grafschaft ubernahm Am 26 Juli 1704 uberschrieb Maria Eleonore die Herrschaft auch offiziell auf ihren Gatten 3 Die Grafen von Schonborn bis 1806 Bearbeiten nbsp Schloss Wiesentheid seit 1701 im Besitz der Grafen Schonborn zur Residenz ausgebaut durch Rudolf Franz Erwein von SchonbornAls eine wichtige Errungenschaft fuhrte Rudolf Franz Erwein von Schonborn 1714 die Zentgerichtsbarkeit wieder nach Wiesentheid zuruck wahrend der Besetzung durch Wurzburg war sie vom hochstiftischen Amt Kitzingen beansprucht worden Im gleichen Jahr erwarb Rudolf Franz Erwein auch Lehen von den Grafen zu Castell Johann Friedrich zu Castell Rudenhausen und Karl Friedrich Gottlieb zu Castell Remlingen Zusatzlich erliess er viele Verordnungen fur seine Herrschaft Rudolf Franz Erwein starb am 22 September 1754 und sein Sohn Joseph Franz Bonaventura ubernahm die Herrschaft uber die Wiesentheider Territorien Er hatte als Vizedom im mainzischen Aschaffenburg bereits Erfahrung gesammelt Wahrend seiner Herrschaft tobte der Siebenjahrige Krieg und der Wiesentheider Pfarrer wurde im Jahr 1759 als Geisel fortgefuhrt Joseph Franz Bonaventura veranlasste einige Verordnungen im Sinne der Aufklarung so geht eine Schulordnung auf ihn zuruck und 1770 fuhrte er Verbesserungen im Gesundheitswesen ein 4 Dritter regierender Graf aus dem Hause Schonborn war der Sohn des Joseph Franz Hugo Damian Erwein Er grundete viele Stiftungen in der Herrschaft und forderte den Strassenbau 1779 entstand eine umfassende Polizeiordnung 1806 war die kurze Geschichte der reichsunmittelbaren Herrschaft Wiesentheid durch die Rheinbundakte zu Ende Am 18 September 1806 besetzten bayerische Truppen die Residenz Wiesentheid und am 30 September desselben Jahres wurde die Regierungsgewalt an das Konigreich ubergeben Die Grafen von Schonborn waren fortan nur noch Standesherren im Konigreich Bayern behielten allerdings bis zum Revolutionsjahr 1848 einige der ehemaligen Rechte wie die niedere Gerichtsbarkeit in Form eines Patrimonialgerichts Territorien BearbeitenDie Gebiete die zur Herrschaft Wiesentheid gehorten waren im Laufe der Jahrhunderte einigen Veranderungen unterworfen Nach dem Kompromiss mit den Wurzburger Furstbischofen verlor die Grafschaft mehrere Dorfer Unter Rudolf Franz Erwein von Schonborn erwarb man einige Lehen fur die Grafschaft hinzu 1681 Atzhausen Breitensee bis 1686 Geesdorf Jarkendorf Kirchschonbach Muhlbach bis 1686 Wiesentheid Wald Obersambach Schwarzenau Abtswind Kondominate 1690 Atzhausen Geesdorf Jarkendorf bis 1701 Wiesentheid Wald Obersambach Schwarzenau bis 1697 Abtswind bis 1701 1805 Atzhausen Geesdorf Wiesentheid Wald ObersambachLandesherren BearbeitenInsgesamt herrschten funf Landesherren uber die reichsstandische Herrschaft Wiesentheid Zunachst ubertrug Kaiser Leopold I Johann Otto von Dernbach die neugegrundete Herrschaft Nach dessen Tod wurde sie testamentarisch an dessen dritte Frau Maria Eleonore ubertragen Diese Ubergabe fuhrte zur Besetzung durch die Wurzburger Erst nach der Hochzeit der Grafin mit Rudolf Franz Erwein von Schonborn und die Ubertragung der Herrschaft an diesen kehrte wieder Ruhe ein Danach herrschten drei Generationen aus dem Haus Schonborn Name Regierungszeit Lebensdaten BildJohann Otto von Dernbach 1681 1697 1658 kaiserlicher Kammerer Geheimer Rat Wurzburger Erbobermarschall 29 Mai 1697 in GrazMaria Eleonore von Dernbach geb von Hatzfeld 1697 1704 16 Februar 1680 1 Eheschliessung vor 3 April 1695 2 Eheschliessung am 14 November 1701 26 April 1718 in Wiesentheid nbsp Rudolf Franz Erwein von Schonborn 1704 1754 23 Oktober 1677 wohl in Mainz kaiserlicher Geheimer Rat Kommissar in Frankfurt am Main 22 September 1754 in Gaibach nbsp Joseph Franz Bonaventura von Schonborn Wiesentheid 1754 1772 8 Juni 1708 in Mainz kaiserlicher Geheimer Rat Reichshofrat Mainzer Vizedom in Aschaffenburg 25 Januar 1772 nbsp Hugo Damian Erwein von Schonborn Wiesentheid 1772 1806 27 Oktober 1738 in Aschaffenburg k u k Kammerer kaiserlicher Geheimer Rat 1806 Ruckzug nach Wien 29 Marz 1817 in Wien 5 nbsp Direktoren der Regierungskanzlei BearbeitenInsgesamt standen der graflichen Regierungskanzlei vier Direktoren vor Die Kanzlei hatte ihren Sitz im Schloss Wiesentheid und war bereits 1681 eingerichtet worden Unter Johann Otto von Dernbach sind zwei Direktoren zu vermerken der zweite Johann Wilhelm Brenzer fuhrte seine Arbeit unter Maria Eleonore von Dernbach und dem ersten Grafen von Schonborn fort Insgesamt sind lange Amtszeiten fur die Kanzleidirektoren charakteristisch Das Kabinett der Kanzleidirektoren bestand aus zwei spater funf Kanzleiraten Name Amtszeit AnmerkungenCaspar Langavel 1688 1692 Kanzleidirektor unter Johann Otto von DernbachJohann Wilhelm Brenzer 1693 1721 Kanzleidirektor unter Johann Otto von Dernbach Maria Eleonore von Dernbach und Rudolf Franz Erwein von Schonborn Jur Lic ebenfalls Hofrat des Hochstiftes BambergJohann Wilhelm Rothlein 1721 1767 Kanzleidirektor unter Rudolf Franz Erwein von Schonborn 1686 20 Februar 1767 in WiesentheidValentin Jorg 1767 1806 Kanzleidirektor unter Rudolf Franz Erwein Joseph Franz Bonaventura und Hugo Damian Erwein von SchonbornLiteratur BearbeitenMax Domarus Territorium Wiesentheid Urkunden zur Geschichte der reichsstandischen Herrschaft Grafschaft 1681 1806 Munchen 1956 Hans Rall Zeittafeln zur Geschichte Bayerns und der mit Bayern verknupften oder darin aufgegangenen Territorien Munchen 1974 Ludwig Reinhold Um den Steigerwald wie es war und wie es ist Gerolzhofen 1877 Einzelnachweise Bearbeiten Max Domarus Territorium Wiesentheid S 19 Max Domarus Territorium Wiesentheid S 51 Max Domarus Territorium Wiesentheid S 77 Max Domarus Territorium Wiesentheid S 86 Max Domarus Territorium Wiesentheid S 128 Territorien und Stande des Frankischen Reichskreises HRR Bank der geistlichen Fursten Hochstift Bamberg Hochstift Wurzburg Hochstift Eichstatt Ballei Franken des Deutschen Ordens Bank der weltlichen Fursten Markgraftum Brandenburg Ansbach Markgraftum Brandenburg Kulmbach bzw nach 1604 Brandenburg Bayreuth Gefurstete Grafschaft Henneberg bis 1792 dazu Herzogtum Sachsen Meiningen Gefurstete Grafschaft Lowenstein Wertheim Gefurstete Grafschaft Hohenlohe Waldenburg Bank der Grafen und Herren Grafschaft Castell Grafschaft Erbach Grafschaft Hohenlohe Herrschaft Limpurg Herrschaft Reichelsberg Grafschaft Rieneck Herrschaft Schwarzenberg Grafschaft Wertheim bis 1792 dazu Herrschaft Hausen Herrschaft Seinsheim Herrschaft Welzheim Herrschaft Wiesentheid Bank der Stadte Nurnberg Rothenburg Schweinfurt Weissenburg Windsheim Normdaten Geografikum GND 4627357 8 lobid OGND AKS VIAF 240543914 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrschaft Wiesentheid amp oldid 232479427