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Der Gau Hessen Nassau war eine Verwaltungseinheit der NSDAP die von 1933 bis 1945 bestand Gaue des Deutschen Reiches 1944 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorlaufer 1 2 Sprengers Gleichschaltungsoffensive 1 3 Streit um Nassau 1 4 Verwaltungsangleichung 1944 2 Strukturen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie gemeinhin als hessisch bezeichnete Region war im Feudalismus durch kleine und mittelgrosse Furstentumer gepragt Diese Struktur hatte sich bis in die Verwaltungseinheiten Preussens und des Deutschen Reichs erhalten Die auf grossere Flacheneinheiten ausgerichtete Gaustruktur der NSDAP stand im Widerspruch zu dieser Kleinteiligkeit Dies fuhrte ahnlich wie in anderen Reichsteilen zu mehrfachen Umgliederungen der Gaue in den hessischen Regionen Vorlaufer Bearbeiten nbsp Gaue der NSDAP in den Jahren 1926 1928 1933 obere Reihe sowie 1937 1939 1943 untere Reihe Die NSDAP begann sich von ihren Ortsgruppen aus zu organisieren Im spateren Gau Hessen Nassau gab die 1922 gegrundete Ortsgruppe Frankfurt den Anstoss fur die Grundung weiterer Ortsgruppen In den westlichen Teilen des spateren Gaus wurde dieser Prozess dadurch verzogert dass dort wegen der Alliierten Rheinlandbesetzung bis zum Anfang des Jahres 1926 Aktivitaten der NSDAP untersagt waren Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Stadte Haiger Herborn und Dillenburg im Lahn Dill Gebiet wo der Bund Wiking aktiv war und bereits 1923 SA Gruppen entstanden Die 1925 erstmals gebildeten Gaue entsprachen in ihren Ausdehnungen den Reichstagswahlkreisen in diesem Fall jedoch gemeinsam den Wahlkreisen 19 Hessen Nassau dem auch die Stadt Frankfurt am Main angehorte und 33 Hessen Darmstadt Der Gau trug daher wie auch der aus den Wahlkreisen 19 und 33 bestehende Wahlkreisverband den Namen Hessen Uber das gesamte Dritte Reich hinweg dominierten Frankfurter Parteifunktionare die Gauleitung was vor allem in der Fruhphase zu Konflikten mit Vertretern anderer Ortsgruppen fuhrte Gauleiter des Gaus Hessen waren Anton Haselmayer 1925 22 September 1926 und Karl Linder 1 Oktober 1926 1 Marz 1927 Zum 1 Marz 1927 wurde der Gau Hessen in die Gaue Hessen Darmstadt deckungsgleich mit dem Volksstaat Hessen Hessen Nassau Nord spater Gau Kurhessen und Hessen Nassau Sud aufgeteilt Gauleiter von Hessen Darmstadt waren Friedrich Ringshausen 1927 9 Januar 1931 Peter Gemeinder 9 Januar 30 August 1931 und Karl Lenz Sept 1931 Dez 1932 Gauleiter von Hessen Nassau Sud wurde der Frankfurter Parteifunktionar Jakob Sprenger In den knapp sechs Jahren seines faktischen Bestehens war der Gau Hessen Darmstadt von nahezu ununterbrochenen Fuhrungskampfen gepragt Ende des Jahres 1932 ubernahm Sprenger deshalb unter unklaren Umstanden auch die Fuhrung des Nachbargaus Zum 1 Januar 1933 erfolgte die formale Verschmelzung der Gaue Hessen Darmstadt und Hessen Nassau Sud zum neuen Gau Hessen Nassau Das Gaugebiet umfasste von da an bis zum Ende des Dritten Reichs das Land Hessen den preussischen Regierungsbezirk Wiesbaden in der Tradition des bis 1866 selbstandigen Herzogtums Nassau vielfach mit Nassau gleichgesetzt sowie die Landkreise Hanau Gelnhausen und Schluchtern des Regierungsbezirks Kassel 1 In den folgenden Monaten kam es zu einigen internen Auseinandersetzungen bis sich die von Frankfurtern dominierte neue Gaufuhrung gegen die Funktionstrager aus Darmstadt durchgesetzt hatte Am 5 Mai 1933 wurde Sprenger zusatzlich Reichsstatthalter des Volksstaates Hessen Sprengers Gleichschaltungsoffensive Bearbeiten nbsp Jakob SprengerSprenger arbeitete daran die staatlichen Verwaltungsstrukturen an die der Partei anzugleichen um dadurch die reichsweite Parteistrategie der Gleichschaltung umzusetzen und seine eigene Machtfulle zu vergrossern Moglicherweise plante er auch die Angliederung des Gaus Kurhessen Insbesondere versuchte er die Verwaltungen der hessen darmstadtischen und der preussischen Gebiete zusammenzufuhren und sie wie auch andernorts im Reich mit NSDAP Institutionen zu verklammern Diese Bemuhungen sowie die nachfolgenden Auseinandersetzungen stehen im Zusammenhang mit der in der NSDAP angekundigten umfassenden Gebietsreform des Reiches die aber auf ausdrucklichen Wunsch Adolf Hitlers nach der Machtubernahme nicht mehr aktiv weiter verfolgt oder offentlich diskutiert wurde Zum 5 Juni 1933 installierte Sprenger das Kontrollamt fur die Arbeitsbeschaffung in der Gauleitung das Einfluss auf die regionale Wirtschafts und Arbeitsmarktpolitik nehmen sollte An seine Spitze setzte Sprenger den Parteifunktionar und Frankfurter Handelskammerprasidenten Carl Luer Im Verlauf des Jahres 1933 verkleinerte er die Regierung des Volksstaats Hessen durch verschiedene Verordnungen und Personalentscheidungen Ebenfalls bis zum Jahresende 1933 grundete Sprenger verschiedene Institutionen die unter anderem Wirtschaftspolitik Landesplanung und vor allem Handelskammern im Gaugebiet vereinheitlichen sollten Eine personliche Intervention des Ministerprasidenten Ferdinand Werner bei Hitler gegen die Zusammenlegung der Handelskammern blieb letztlich erfolglos Sprenger drangte Werner am 20 September 1933 zum Rucktritt In der Folge wurde der Rhein Mainische Industrie und Handelstag als Zusammenschluss der vormals eigenstandigen Industrie und Handelskammern Limburg Wiesbaden Hanau und Frankfurt gegrundet Ahnlich ging Sprenger mit der Grundung von Dachorganisationen unter anderem in den Bereichen Fremdenverkehr Einzelhandel Zeitungsverlage Wandervereine Elektrizitatswerke Grundbesitzer und Handwerker vor wobei die einzelnen Vereine bzw Unternehmen vorerst formal eigenstandig blieben Dabei wurde er unterstutzt durch die Gesetzgebung auf Reichsebene die auf die Schwachung der alten Bundesstaaten des Deutschen Reichs zielte Sprengers Grundungen griffen in alle Richtungen uber sein Gaugebiet hinaus Um den Jahreswechsel 1933 34 herum kam es deshalb zu energischen Protesten sowohl der politischen Leitung der benachbarten Verwaltungseinheiten als auch der NSDAP Gauleiter aus Kurhessen Mainfranken und Baden Auch aufgrund dieser Auseinandersetzungen scheint Sprenger der zeitweise eine Art Sprecherfunktion fur die Gauleiter und Reichsstatthalter innehatte zu dieser Zeit in der Gunst Hitlers gesunken zu sein Nachdem die Landesregierung durch das Gesetz uber den Neuaufbau des Reichs vom 30 Januar 1934 weiter geschwacht worden war und nachdem Sprenger und Werners Nachfolger Philipp Wilhelm Jung sich Anfang 1935 ebenfalls uberworfen hatten ernannte Hitler Sprenger am 1 Marz 1935 nach dem Reichsstatthaltergesetz zum Regierungschef des Volksstaats Hessen Dies blieb es bis zum Kriegsende 1945 Der bisherige stellvertretende Gauleiter Heinrich Reiner wurde sein Staatssekretar im Kabinett Sprenger ohne weitere Minister Mit der Doppelfunktion als Partei und Regierungsleiter hatte Sprenger eine umfassende Machtfulle erreicht Streit um Nassau Bearbeiten Nachdem das Verhaltnis zur preussischen Provinz Hessen Nassau bis dahin weitgehend entspannt gewesen war geriet Sprenger von 1934 an zunehmend in Konflikt mit dem dortigen Oberprasidenten Prinz Philipp von Hessen einem engen Freund Hermann Gorings Anlass waren Versuche Sprengers einige Gemeinden in dem zum Regierungsbezirk Kassel gehorenden Landkreis Frankenberg deren NSDAP Ortsgruppen zu seinem Gau zahlten auch in der allgemeinen Verwaltung ihm als Reichsstatthalter unterstellt zu bekommen Dieses Ansinnen wies Goring in seiner Funktion als preussischer Ministerprasident per Erlass eindeutig zuruck Zu ahnlich gelagerten Auseinandersetzungen wegen nicht deckungsgleichen Partei und Verwaltungsgrenzen kam es in den ebenfalls zum Regierungsbezirk Kassel gehorenden Kreisen Hanau Gelnhausen und Schluchtern Von 1935 bis 1939 stritten sich Sprenger und von Hessen um die Organisation der Landesplanung im Rhein Main Gebiet das Territorien aus beider Zustandigkeitsbereiche umfasste In die Auseinandersetzungen waren auch Goring und Reichsminister Hanns Kerrl eingebunden Nachdem dieser Konflikt letztlich zu Gunsten Sprengers ausgegangen war begann Philipp von Ende 1939 an Verwaltungsstrukturen aus Wiesbaden nach Kassel zu verlegen um diese dem Zugriff des Gaus Hessen Nassau zu entziehen Im Verlauf des Jahres 1940 versuchte er sogar ein Gesetz zur kompletten Konzentration der Verwaltung in Kassel zu erwirken Nach Interventionen von Reichsinnenminister Wilhelm Frick und leitenden Beamten in Hitlers Reichskanzlei musste der Prinz seine Plane schliesslich 1941 aufgeben Am 1 September 1939 wurde Sprenger zudem Reichsverteidigungskommissar des Wehrkreises XII Da der Wehrkreis territorial weder mit dem Gau noch mit der zivilen Verwaltungsgliederung ubereinstimmte so gehorte selbst die Gauhauptstadt Frankfurt abweichend zum Wehrkreis IX verscharfte dieser Schritt die Kompetenzstreitigkeiten weiter Zudem entfalteten sich weitere Konflikte mit dem Wiesbadener Regierungsprasidenten Friedrich Pfeffer von Salomon Dieser weigerte sich als Beamter des Landes Preussen mehrfach Anweisungen von Sprenger entgegenzunehmen Zum 16 November 1942 wurden die Reichsverteidigungsbezirke den Gauen angepasst Sprenger wurde damit Kommissar des Bezirks Rhein Main der deckungsgleich mit dem Gau Hessen Nassau war Verwaltungsangleichung 1944 Bearbeiten Im Verlauf des Jahres 1943 fanden in Berlin verwickelte Verhandlungen uber eine Neuordnung der Provinzen Sachsen und Hessen Nassau statt die Gau und Verwaltungsgrenzen einander angleichen sollten Parallel gab es unter anderem in der Struktur von Gerichten und Postverwaltungen Reformbemuhungen Am 1 April 1944 unterzeichnete Hitler schliesslich einen Erlass der die Provinzen Kurhessen und Nassau entsprechend der bestehenden Gaugrenzen einrichtete Zudem wurden die Behorden der Oberprasidenten und der Regierungsprasidenten in diesen Gebieten zusammengelegt Zum 1 Juli 1944 folgte Sprengers Ernennung zum Oberprasidenten der neuen preussischen Provinz Nassau Sprenger ging anschliessend daran die ihm unterstellten Verwaltungen in Frankfurt zusammenzufuhren Die Funktionen als Reichsverteidigungskommissar und Oberprasident waren in Wiesbaden angesiedelt Die Regierung des Volksstaats Hessen der er als Reichsstatthalter vorstand befand sich in Darmstadt Sitz des Gaus war Frankfurt Diese Versuche scheiterten jedoch weitgehend am Widerstand des Innenstaatssekretars Wilhelm Stuckart sowie an den bald herannahenden alliierten Truppen Strukturen BearbeitenDie Gauleitung hatte ihren Sitz bis etwa 1940 im Adolf Hitler Haus 2 in der Gutleutstrasse 8 12 in Frankfurt am Main 3 dann am Borsenplatz Rathenauplatz Gauinspekteur war Willi Stohr Gauschulungsleiter Franz Hermann Woweries Gauwirtschaftsberater der stark an der Arisierung beteiligte Karl Eckardt Landwirtschaftsberater der Agrarpolitiker und SS Mann Richard Wagner Eine Gaufuhrerschule bestand in Frankfurt am Main ab 1937 auch in Kronberg im Taunus 4 Es gab mehrere Parteizeitungen z B den Darmstadter taglicher Anzeiger die Hessische Landeszeitung und das Frankfurter Volksblatt Stellvertretende Gauleiter waren Karl Linder 1928 1932 Karl Linder 31 Dezember 1932 15 Marz 1933 Heinrich Reiner Anf Juli 1933 30 Juni 1937 Karl Linder 1 Juli 1937 1945 Literatur BearbeitenWolf Arno Kropat Die nationalsozialistische Machtergreifung am 30 Januar 1933 in Wiesbaden und Nassau In Nassauische Annalen 94 1983 S 245 277 Adalbert Gimbel Karl Hepp So kampften wir Schilderungen aus der Kampfzeit der NSDAP im Gau Hessen Nassau Frankfurt a M 1941 Dieter Rebentisch Der Gau Hessen Nassau und die nationalsozialistische Reichsreform In Nassauische Annalen 89 1978 S 128 162 Stephanie Zibell Jakob Sprenger 1884 1945 NS Gauleiter und Reichsstatthalter in Hessen Hrsg Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission fur Hessen Darmstadt 1999 ISBN 978 3 88443 073 6 Rolf Schmidt Der Gau Kurhessen und seine Gau und Kreisleiter im 3 Reich BoD Norderstedt 2013Weblinks BearbeitenMichael Rademacher Gau hessen Online Material zur Dissertation Osnabruck 2006 In eirenicon com Abgerufen am 1 Januar 1900 mit allen Kreisleitungen Ubersicht uber die GaueEinzelnachweise Bearbeiten Die Bezeichnung Hessen Nassau bezog sich hier also nicht mehr wie im Fall der seit 1866 bestehenden Provinz Hessen Nassau auf einen Zusammenschluss von Nassau mit Hessen Kassel sondern mit Hessen Darmstadt Frankfurt am Main NSDAP Gauleitung Hessen Nassau Topografie des Nationalsozialismus in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Geschichte des Hauses Gutleutstrasse 8 12 Kronberg im Taunus Gaufuhrerschule Gauschulungsburg Kronberg Topografie des Nationalsozialismus in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Gaue der NSDAP Auslandsorganisation Baden Bayreuth Berlin Danzig Westpreussen Dusseldorf Essen Franken Halle Merseburg Hamburg Hessen Nassau Karnten Koln Aachen Kurhessen Magdeburg Anhalt Mainfranken Mark Brandenburg Mecklenburg Moselland Munchen Oberbayern Niederdonau Niederschlesien Oberdonau Oberschlesien Ost Hannover Ostpreussen Pommern Saarpfalz Sachsen Salzburg 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