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Richard Eugen Wilhelm Wagner 2 Dezember 1902 in Colmar 14 Juli 1973 in Darmstadt war ein deutscher Agraringenieur und Politiker NSDAP Wagner hegte bereits in der Zeit der Weimarer Republik Sympathien fur den Nationalsozialismus und war ab 1930 Mitglied der NSDAP Im August 1931 war er Gastgeber der Tagung auf der die Boxheimer Dokumente besprochen wurden die spater an die Offentlichkeit kamen und fur Emporung sorgten In der Zeit des Nationalsozialismus war Wagner Mitglied des Reichstages und besetzte verschiedene Amter und Funktionen im Rahmen der nationalsozialistischen Agrarpolitik Wahrend des Zweiten Weltkrieges war er zunachst in der Verwaltung tatig und wurde 1944 Mitglied der Waffen SS Richard Wagner Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenWagner Sohn des Obristen und Landwirts Eugen Julius Franz Wagner und seiner Frau Margarethe geborene Scheuten besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Bruchsal spater das Realgymnasium in Munchen Nach dem Abitur im Marz 1920 studierte er an der Technischen Hochschule Munchen Landwirtschaft 1923 legte er die Diplomprufung ab im selben Jahr promovierte er Von Mai bis Oktober 1919 gehorte Wagner dem Freikorps Epp und der Pionierkompagnie 21 an 1923 war er Mitglied der NS Studentenkompanie Munchen und der Reichskriegsflagge einer von Ernst Rohm im Oktober 1923 gegrundeten paramilitarischen Vereinigung Von 1923 bis 1927 arbeitete Wagner zunachst als Praktikant spater als Verwalter und kaufmannischer Leiter eines grossen landwirtschaftlichen Betriebes 1927 pachtete er die Staatsdomane Boxheimer Hof bei Lampertheim in Hessen Am 1 Oktober 1930 trat er in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 416 528 Bereits seit Januar 1930 hatte er die NSDAP Ortsgruppe Lampertheim Burstadt in landwirtschaftlichen Fragen beraten im Marz 1931 wurde er landwirtschaftlicher Gaufachberater der Partei im Gau Hessen Darmstadt Am 5 August 1931 war Wagner Teilnehmer einer Tagung von Gaufachberatern auf dem Boxheimer Hof bei der der Berater fur Rechtsfragen Werner Best den Tagungsteilnehmern die sogenannten Boxheimer Dokumente ubergab 1 Bei den Dokumenten handelte es sich um eine Zusammenstellung von Richtlinien und Massnahmen die fur den Fall eines kommunistischen Putschversuchs und einer nachfolgenden nationalsozialistischen Machtubernahme von fuhrenden hessischen Nationalsozialisten als notwendig angesehen wurden Nach ihrer Veroffentlichung im November 1931 erregten die Boxheimer Dokumente erhebliches offentliches Aufsehen Nach Einschatzung des Historikers Karl Dietrich Bracher gestatten die Dokumente einen aufschlussreichen Blick in die konkreten Vorstellungskreise nationalsozialistischer Funktionare die entgegen den opportunistischen Kundgebungen der obersten Fuhrung an den totalitaren Herrschaftskonzeptionen festhielten und in ihren regionalen Einfluss und Aktionsbereichen einen radikal totalitaren Kurs verfolgten 2 Im November 1931 wurde Wagner Mitglied des Landtages des Volksstaates Hessen dem er bis Juni 1932 angehorte 1932 wurde er zwar nicht gewahlt ruckte aber fur Hubert Koster in den Landtag nach Im Juli 1932 wurde Wagner als Kandidat der NSDAP fur den Wahlkreis 33 Hessen Darmstadt in den Reichstag gewahlt Bei den Novemberwahlen 1932 verlor er sein Mandat wieder konnte aber nach den Reichstagswahlen vom Marz 1933 in den Reichstag zuruckkehren dem er in der Folge wahrend der gesamten Dauer der nationalsozialistischen Herrschaft angehorte Die Pacht des Boxheimer Hofes beendete Wagner 1932 ab diesem Jahr arbeitete er hauptamtlich als Parteiangestellter fur die NSDAP Der SS Mitgliedsnummer 23 376 trat er im Februar 1932 bei In der SS wurde Wagner mehrfach befordert zuletzt im November 1943 zum SS Brigadefuhrer Ab Juli 1933 baute er das Schulungswesen fur den SS Abschnitt XI auf und ubernahm von 1939 bis Kriegsende das Amt des Bauernreferenten fur den SS Oberabschnitt Rhein in Wiesbaden Zuvor war er fur zwei Jahre dem Rasse und Siedlungshauptamt der SS RuSHA zugeordnet Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung nahm Wagner eine Reihe bedeutender Funktionen in der nationalsozialistischen Parteiorganisation und im NS Staat wahr So war er Landesbauernfuhrer im Gau Hessen Nassau und Landesbauernprasident in der hessischen Landesregierung Des Weiteren war Wagner Leiter der Arbeitsgemeinschaft fur Geopolitik Leiter der Hauptabteilung fur Landwirtschaft des Gaues Hessen Darmstadt und Fachbearbeiter fur Geopolitik im Amt fur Agrarpolitik des Gaues Hessen Darmstadt und bei der Reichsleitung der NSDAP Ferner war er Gauamtsleiter Mitglied im engeren Vorstand des Hessischen Landbundes und der Freien Hessischen Bauernschaft Leiter des Hessischen Siedlerbundes sowie ab 1933 Mitglied des Reichsbauernrates Von 1935 bis 1939 arbeitete er nebenamtlich fur das Reichsministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft und war dort als Referent fur allgemeine Fragen der landwirtschaftlichen Erzeugung und Ernahrung zustandig Vor 1941 beschaftigte sich Wagner mit Planen zur Umsiedlung deutscher Bauern in den Osten die Plane wurden nicht verwirklicht 3 Am 31 Mai 1941 wurde Wagner als Kriegsvizeverwaltungschef zur Wehrmacht einberufen Drei Wochen vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion ubernahm er die Leitung der Chefgruppe Landwirtschaft der Wirtschaftsinspektion Mitte die der Heeresgruppe Mitte zugeordnet war und dem Wirtschaftsstab Ost unter Generalleutnant Wilhelm Schubert unterstand Vor dem Hintergrund deutscher Kriegsplanungen die eine weitgehende Ernahrung der deutschen Truppen aus dem besetzten Land vorsahen war die von Wagner geleitete Chefgruppe die einflussreichste 4 Ob die deutschen Planungen dabei das Verhungern von Einwohnern der besetzten sowjetischen Gebiete im Sinne eines Hungerplans beinhaltete ist unter Historikern umstritten Wagner galt seinen Vorgesetzten als vielseitig interessiert und kultiviert und wurde eher als realistischer Agrarpolitiker denn als Blut und Boden Ideologe eingeschatzt 4 Anfang Juli 1941 setzte sich Wagner bei Arthur Nebe Chef der Einsatzgruppe B fur die Freilassung eines Teils der Insassen eines Zivilgefangenenlagers im weissrussischen Minsk ein da Wagner die Gefangenen als Arbeitskrafte benotigte Nebe und seine Einsatzgruppe hatten zuvor im Lager festgehaltene Juden ermordet 5 Im Dezember 1941 schloss Wagner mit Erich von dem Bach Zelewski einen Vertrag mit dem vormalige Kolchosen und Sowchosen in den Besitz der SS uberfuhrt wurden 6 Angesichts enttauschender Ernten trat Wagner im zweiten Halbjahr 1941 fur die Auflosung der kollektiven und staatlichen Betriebe ein Im Dezember 1941 reichte Wagner einen Vorschlag des spateren FDP Bundestagsabgeordneten Axel de Vries weiter der fur die Ermordung auf dem Land lebender Juden eintrat die das Ruckgrat der dort operierenden Partisanenverbande bilden wurden Dabei solle so der als landwirtschaftlicher Sonderfuhrer in Wagners Chefgruppe arbeitende de Vries der Antisemitismus weissrussischer und baltischer Polizeiverbande ausgenutzt werden De Vries Vorschlage wurden in eine entsprechende Dienstanweisung umgesetzt 7 Ab September 1942 beriet Wagner Generalfeldmarschall Gunther von Kluge in allen landwirtschaftlichen Fragen die die Heeresgruppe Mitte betrafen Als Wagner Weissrussland verliess schatzte er die dortige Landwirtschaft als hoffnungslosen Fall ein es wurden dort Zustande wie in Deutschland 200 Jahre zuvor herrschen 8 Im November 1943 wurde Wagner nach Brussel zum Chef der Militarverwaltung fur Belgien und Nordfrankreich versetzt und leitete dort die Gruppe Ernahrung In dieser Funktion wurde er am 1 Marz 1944 abgelost da er mehrere Wehrmachthelferinnen sexuell belastigt hatte 4 Im gleichen Monat wurde Wagner im Rang eines Unterscharfuhrers der Reserve zur Waffen SS einberufen und zum Stab der 13 Waffen Gebirgs Division der SS Handschar versetzt einer uberwiegend aus bosnischen Freiwilligen gebildeten Einheit Ab Januar 1945 war Wagner zuletzt im Rang eines SS Obersturmfuhrers der Reserve der Waffen SS Stabsfuhrer des SS Oberabschnitts Main in Nurnberg Literatur BearbeitenJochen Lengemann MdL Hessen 1808 1996 Biographischer Index Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 14 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen Bd 48 7 Elwert Marburg 1996 ISBN 3 7708 1071 6 S 395 Joachim Lilla Martin Doring Andreas Schulz Statisten in Uniform Die Mitglieder des Reichstags 1933 1945 Ein biographisches Handbuch Unter Einbeziehung der volkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924 Droste Dusseldorf 2004 ISBN 3 7700 5254 4 S 701 702 Klaus Dieter Rack Bernd Vielsmeier Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biografische Nachweise fur die Erste und Zweite Kammer der Landstande des Grossherzogtums Hessen 1820 1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919 1933 Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen Bd 19 Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission NF Bd 29 Hessische Historische Kommission Darmstadt 2008 ISBN 978 3 88443 052 1 Nr 930 Hans Georg Ruppel Birgit Gross Hessische Abgeordnete 1820 1933 Biographische Nachweise fur die Landstande des Grossherzogtums Hessen 2 Kammer und den Landtag des Volksstaates Hessen Darmstadter Archivschriften Bd 5 Verlag des Historischen Vereins fur Hessen Darmstadt 1980 ISBN 3 922316 14 X S 259 Erich Stockhorst 5000 Kopfe Wer war was im 3 Reich Arndt Kiel 2000 ISBN 3 88741 116 1 Unveranderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967 Weblinks BearbeitenRichard Wagner in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Wagner Richard Eugen Wilhelm Hessische Biografie Stand 14 Juli 2019 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Dr rer tech Richard Eugen Wilhelm Wagner Abgeordnete In Hessische Parlamentarismusgeschichte Online HLGL amp Uni Marburg abgerufen am 15 Juni 2023 Stand 2 Dezember 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Linder Von der NSDAP zur SPD Der politische Lebensweg des Dr Helmuth Klotz 1894 1943 Universitatsverlag Konstanz Konstanz 1998 ISBN 3 87940 607 3 S 157 Karl Dietrich Bracher Die Auflosung der Weimarer Republik Villingen Schwarzwald 1960 S 432 zitiert bei Linder NSDAP S 158 f Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 ISBN 3 930908 54 9 S 114 a b c Gerlach Morde S 147 Gerlach Morde S 508 Gerlach Morde S 340 Gerlach Morde S 686 Gerlach Morde S 333 Normdaten Person GND 130410713 lobid OGND AKS VIAF 28177082 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wagner RichardALTERNATIVNAMEN Wagner Richard Eugen Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Agraringenieur und Politiker NSDAP MdRGEBURTSDATUM 2 Dezember 1902GEBURTSORT ColmarSTERBEDATUM 14 Juli 1973STERBEORT Darmstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Richard Wagner Politiker 1902 amp oldid 238303055