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Axel de Vries 4 Junijul 16 Juni 1892greg 1 in Wredensitz Gouvernement Estland Russisches Kaiserreich 24 Januar 1963 in Bonn war ein deutscher Politiker und Journalist De Vries war als Vertreter der deutschsprachigen Minderheit von 1924 bis 1926 Mitglied des estnischen Parlaments Im Zweiten Weltkrieg gehorte er der deutschen Militarverwaltung im besetzten Weissrussland an Nach Kriegsende war er kurzzeitig Bundestagsabgeordneter der FDP und Sprecher der Deutsch Baltischen Landsmannschaft Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Politiker in Estland 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Bundestagsabgeordneter und Sprecher der Vertriebenen 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn eines Landwirtes besuchte nach hauslichem Unterricht das russische Nikolai Gymnasium und ab 1906 die Ritter und Domschule zu Reval wo er 1910 das Abitur ablegte Anschliessend nahm er ein Medizinstudium an der Universitat Dorpat auf wechselte jedoch 1912 zu Jura De Vries blieb bis 1918 an der Universitat eingeschrieben zugleich arbeitete er als Journalist so im Sommer 1914 fur die Nordlivlandische Zeitung in Dorpat Im Dezember 1918 heiratete er Else Zoege von Manteuffel aus der Ehe ging eine Tochter hervor Politiker in Estland Bearbeiten Wahrend des Ersten Weltkrieges ging de Vries im Herbst 1917 uber Finnland und Schweden nach Deutschland um als Kriegsfreiwilliger ins deutsche Heer einzutreten Angesichts seiner Kenntnis der Situation im Baltikum entschied der deutsche Generalstab ihn nach Tallinn zuruckzuschicken Seine dortige Aufgabe wird unterschiedlich als Militarspion 2 und als Verbindungsmann zu estnischen und deutsch baltischen Kreisen 3 beschrieben Zu seinen Aufgaben gehorte es unter anderem eine estnische Delegation fur die Verhandlungen zum Friedensvertrag von Brest Litowsk zusammenzustellen Auf dem Weg zu den Verhandlungen wurde de Vries von bolschewistischen Truppen gefangen genommen und im Februar und Marz 1918 in Petrograd festgehalten In seinem Besitz befanden sich Geheimdokumente die mit zum scharfen Vorgehen der Bolschewisten gegen den uberwiegend deutschsprachigen baltischen Adel beitrugen 3 Von 1918 bis 1920 war de Vries Nachrichtenoffizier in einem Regiment eines deutschen Freikorps das im Baltikum kampfte 2 Anschliessend war er 1920 bis 1921 als Leiter der Saatzuchtstation Kedder Kreis Jerwen des Estlandischen Landwirtschaftlichen Vereins tatig Sein Familiengut wurde nach Kriegsende im Zuge einer Agrarreform enteignet Von 1921 bis 1940 war de Vries Chefredakteur der deutschsprachigen Revalschen Zeitung die anfanglich unter dem Namen Revaler Bote erschien 1925 veroffentlichte er Die Sowjetunion nach dem Tode Lenins in der er seine Erkenntnisse einer Studienreise durch die Sowjetunion zusammenfasste Zugleich begann die Revalsche Zeitung mit der Herausgabe einer wochentlichen Russlandbeilage die als zuverlassige Quelle fur innerrussische Vorgange galt 4 Politisch engagierte sich de Vries in der Deutschen Baltischen Partei DbPE die sich als Vertreterin der 1922 einen Anteil von 1 7 an der Gesamtbevolkerung Estlands stellenden deutschsprachigen Minderheit verstand 5 Innerhalb der Partei wird de Vries der Gruppe der alteingesessenen Intelligenz 6 zugerechnet andere Parteigruppierungen waren der grundbesitzende Adel Grossindustrie und Handel sowie eine als demokratisch bezeichnete Stromung Von 1921 bis 1923 war de Vries Fraktionsvorsitzender seiner Partei in der Tallinner Stadtverordnetenversammlung Von 1924 bis 1926 war er Abgeordneter des estnischen Parlaments Dort war er Mitglied des Verteidigungsausschusses 1925 ubernahm er den Vorsitz der Deutschen Baltischen Partei den er bis 1933 innehatte Nach dem Staatsstreich vom 12 Marz 1934 wurde er aus politischen Grunden kurzzeitig inhaftiert Die DbPE wurde verboten In der offiziellen Vertretung der deutschen Minderheit der deutschen Kulturverwaltung spielte er keine Rolle und wurde von der Volksgruppenfuhrung um Wilhelm von Wrangell abgelehnt Grund war wie aus einem internen NS Bericht hervorging dass ihm vorgeworfen wurde pro estnisch und dem liberal demokratischen System verbunden zu sein 7 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten 1939 besetzte die Sowjetunion aufgrund des Geheimabkommens zum Hitler Stalin Pakt Estland Die deutsche Volksgruppe darunter de Vries musste vorher das Baltikum verlassen Ihm wurde ein Bauernhof im Warthegau einem nach dem deutschen Uberfall auf Polen in das Deutsche Reich eingegliederten Gebiet zugewiesen Ein Antrag auf eine weitere Landzuweisung wurde aufgrund der nationalsozialistischen Vorstellungen von Erbgesundheit die Mutter der Ehefrau litt unter Schizophrenie abgelehnt Spater wurde er zur Wehrmacht eingezogen und war nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion in der Militarverwaltung im besetzten Weissrussland tatig Ab September 1941 gehorte er dem Wirtschaftskommando Bobruisk an und war Kreislandwirtschaftsfuhrer in Gomel Im Februar 1942 wechselte er zur Chefgruppe Landwirtschaft der Wirtschaftsinspektion Mitte unter Richard Wagner wo er sich den Ruf eines Vordenkers erwarb 8 De Vries wurde Anfang der 1960er Jahre im Zuge von Ermittlungen zu NS Verbrechen vernommen Dabei gab er an bei der Exekution von Juden durch weissrussische Polizeikrafte anwesend gewesen zu sein Seiner Bitte die Exekution nicht grausam durchzufuhren sei nicht entsprochen worden so de Vries 9 De Vries Darstellung steht im Widerspruch zu von ihm verfassten Vorschlage n zur Bekampfung der Partisanengefahr die zwischen Dezember 1941 und Marz 1942 entstanden In dem Text bezeichnete de Vries die Juden als die Todfeinde von uns Von einem Ausgleich mit ihnen kann keine Rede sein Sie mussen vernichtet werden da das P artisanen Unwesen sonst noch Jahre andauern kann 10 De Vries schlug dabei den Einsatz einheimischer oder baltischer Polizeiformationen vor die von der Aussicht auf Beute und antisemitisch motiviert seien Es bedarf nach meiner Erfahrung im Regelfall keines Befehles sondern nur eines Gewahrenlassens 10 Zudem trat er dafur ein auch alle ehemaligen Mitglieder und Kandidaten der KPdSU und die kommunistische Dorfintelligenz z B Lehrerinnen usw 10 zu toten De Vries Vorschlage wurden von seinem Vorgesetzten Wagner an den Befehlshaber des ruckwartigen Heeresgebietes Mitte General Max von Schenckendorff weitergegeben Nach einem Vortrag de Vries bei Schenckendorff wurde eine entsprechende Dienstanweisung erlassen Ab Januar 1944 betreute de Vries drei Regimenter Kosaken und Kaukasier die im Gebiet von Nowogrodek als Wehrbauern angesiedelt wurden und die deutsche Seite in der Partisanenbekampfung in Weissrussland unterstutzen sollten Nach der Ruckeroberung Weissrusslands durch die Rote Armee kehrte de Vries 1944 auf seinen Hof im Warthegau zuruck von wo er im Januar 1945 vor der herannahenden Roten Armee nach Ohr fluchtete Bundestagsabgeordneter und Sprecher der Vertriebenen Bearbeiten Ab 1948 war de Vries Chefredakteur der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift Dein Weg 1949 wechselte er ebenfalls als Chefredakteur zur Ostdeutschen Zeitung die Stimme der Vertriebenen in Hamburg In der Bundesrepublik schloss sich de Vries der FDP an Er gehorte seit dem 5 Januar 1953 dem Deutschen Bundestag als Nachrucker fur seinen verstorbenen Stuttgarter Parteifreund Ernst Mayer an Im zweiten Bundestag im September 1953 gewahlt war de Vries nicht mehr vertreten Parallel zu seiner publizistischen und politischen Tatigkeit engagierte sich de Vries in Organisationen der Vertriebenen 1948 war er Mitbegrunder der Deutsch Baltischen Landsmannschaft in Baden Wurttemberg Spater wurde er Sprecher und stellvertretender Vorsitzender der Landsmannschaft ehe er 1962 deren Vorsitz ubernahm De Vries gehort zu den Hauptautoren der Charta der deutschen Heimatvertriebenen vom 5 August 1950 Als Beobachter der Vertriebenen war er in den 1950er Jahren bei Aussenminister und Gipfelkonferenzen in Berlin Genf und Paris anwesend Im Gegensatz zur Mehrheit der Vertriebenen wollte de Vries gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Josef Trischler bei der Beratung des Bundesvertriebenengesetzes bereits die Vertreibung als Beweis fur das notwendige Bekenntnis zum deutschen Volkstum in der alten Heimat ausreichen lassen weil die im Gesetzestext genannten objektiven Merkmale haufig nicht beweisbar seien Schriften BearbeitenDavid Shub Lenin Deutsch von Margret Zedtwitz und Axel de Vries Limes Verlag Wiesbaden 1957 Literatur BearbeitenFritz Wertheimer Von deutschen Parteien und Parteifuhrern im Ausland 2 Aufl Zentral Verlag Berlin 1930 S 48 Mads Ole Balling Von Reval bis Bukarest Statistisch biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel und Sudosteuropa 1919 1945 Band 1 Einleitung Systematik Quellen und Methoden Estland Lettland Litauen Polen Tschechoslowakei 1 2 Auflage Dokumentation Verlag Kopenhagen 1991 ISBN 87 983829 3 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Axel de Vries im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Bundesarchiv N 1412Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag im Taufregister der Gemeinde St Marien Magdalenen estnisch Koeru kogudus a b Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 ISBN 3 930908 54 9 S 686 a b Michael Garleff Deutschbaltische Politik zwischen den Weltkriegen Die parlamentarische Tatigkeit der deutschbaltischen Parteien in Lettland und Estland Quellen und Studien zur baltischen Geschichte Bd 2 ISSN 0930 9020 Verlag Wissenschaftliches Archiv Bonn Bad Godesberg 1976 S 53 Diese Einschatzung bei Michael Garleff Deutschbaltische Politik zwischen den Weltkriegen Die parlamentarische Tatigkeit der deutschbaltischen Parteien in Lettland und Estland Verlag Wissenschaftliches Archiv Bonn Bad Godesberg 1976 S 54 Zahlenangaben bei Michael Garleff Deutschbaltische Politik zwischen den Weltkriegen Die parlamentarische Tatigkeit der deutschbaltischen Parteien in Lettland und Estland Verlag Wissenschaftliches Archiv Bonn Bad Godesberg 1976 S 163 Michael Garleff Deutschbaltische Politik zwischen den Weltkriegen Die parlamentarische Tatigkeit der deutschbaltischen Parteien in Lettland und Estland Verlag Wissenschaftliches Archiv Bonn Bad Godesberg 1976 S 18 Balling Von Reval bis Bukarest 1991 S 126 Diese Einschatzung bei Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 S 686 Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 S 687 a b c Sonderfuhrer de Vries Vorschlage zur Bekampfung der Partisanengefahr zitiert bei Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburger Edition Hamburg 1999 ISBN 3 930908 54 9 S 686 f Normdaten Person GND 101561644 lobid OGND AKS VIAF 161972355 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vries Axel deKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker FDP Mitglied des Riigikogu MdBGEBURTSDATUM 16 Juni 1892GEBURTSORT Wredensitz Gouvernement Estland Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 24 Januar 1963STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Axel de Vries amp oldid 238301712