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Wehrbauern waren Bauern die von ihrer Obrigkeit zur Ausubung militarischer Tatigkeiten verpflichtet wurden und im Gegenzug meist einige Privilegien erhielten Inhaltsverzeichnis 1 Wehrbauerntum in Europa 2 Der Gyepu der Ungarn 3 Wehrbauern in Osterreich Ungarn 4 Byzantinisches Reich 5 Nationalsozialismus 6 Literatur 7 EinzelnachweiseWehrbauerntum in Europa BearbeitenSeit der Auflosung des Romischen Reiches im 5 Jahrhundert gab es in Mittel und Westeuropa uber tausend Jahre lang keine stehenden Heere Eine Ausnahme war im Osten Europas das Byzantinische Reich Im europaischen Mittelalter wurden Truppen nur dann aufgeboten wenn ein Feldzug geplant war oder gegen eine feindliche Invasion vorgegangen werden musste Dadurch wurde es den militarischen Befehlshabern ermoglicht mit ihren Truppen weit in gegnerisches Territorium vorzudringen bevor mit Widerstand gerechnet werden musste Eine Gegenmassnahme stellte der massive Bau von Burgen in gefahrdeten Gebieten dar doch war dies mit enormen Kosten und einem hohen Zeitaufwand verbunden Zu Beginn der Fruhen Neuzeit wurde dieses Problem noch erheblicher da die zu Beginn des 16 Jahrhunderts aufkommenden Artilleriefestungen noch weitaus kostspieliger als Burgen waren Deshalb versuchten mehrere europaische Herrscher der Fruhen Neuzeit durch so genannte Wehrbauern die Grenzen ihres Reiches zu verteidigen Bei den Wehrbauern handelte es sich um meist unfreie Bauern die in einer Grenzregion lebten Ihnen wurde aufgetragen ihr Land so lange gegen einfallende Feinde zu verteidigen bis die regularen Truppen herangefuhrt werden konnten Als Gegenleistung fur diese gefahrliche Aufgabe wurden ihnen Freiheiten zugestanden zu denen neben der personlichen Freiheit auch die Abgabenfreiheit zahlen konnte Dies stellte fur die grosse Masse von Leibeigenen und horigen Bauern einen Anreiz dar sich in einem Grenzgebiet niederzulassen Der Gyepu der Ungarn BearbeitenBeim Aufbau der ungarischen Verwaltung ab dem 10 Jahrhundert wurde der Grenzschutz der nach Art der ungarischen Nomaden eingerichtet Der Gyepu ein System von hintereinanderliegenden Linien mit Erdburgen und Grenzwachtersiedlungen schutzte einerseits das ungarische Binnenland nach aussen und andererseits die einzelnen Stammesniederlassungen der Ungarn untereinander Das dazwischen liegende kaum besiedelte Gyepuelve hatte anfangs eine Ausdehnung von ungefahr 10 bis 40 Kilometern Hier lebten nur die Grenzwachter als freie Bauern die zusatzlich entweder Bogenschutzen oder Beobachter waren Dieses System wurde ab Mitte des 13 Jahrhunderts allmahlich aufgegeben nachdem es sich beim Mongolensturm von 1241 als wenig wirksam erweisen hat und durch ein System aus standfesten Steinburgen ersetzt Wehrbauern in Osterreich Ungarn BearbeitenInsbesondere im habsburgischen Osterreich Ungarn setzte man auf Wehrbauern die seit den 1530er Jahren den kroatischen Teil der Grenze gegen die turkischen Osmanen verteidigten Dabei hatten sie einen nicht unerheblichen Anteil an der Behauptung der Habsburger gegen ihre osmanischen Feinde Bis in das 19 Jahrhundert hinein ubernahmen Wehrbauern die Verteidigung der osterreichisch ungarischen Militargrenze Auch in Russland setzte man seit dem 16 Jahrhundert Wehrbauern ein Die meisten Wehrbauern in russischen Diensten waren Kosaken bei denen es sich ursprunglich um entflohene russische und ukrainische Leibeigene handelte die in den Steppengebieten nordlich des Schwarzen Meeres eine eigene Gemeinschaft und Kultur entwickelt hatten Im 18 Jahrhundert gingen viele wehrfahige Kosaken in der leichten Reiterei der russischen Armee auf Auch in Mitteleuropa gab es wahrend des Dreissigjahrigen Krieges Versuche Wehrbauern zur Landesverteidigung einzusetzen Da das Heilige Romische Reich zu dieser Zeit von zahlreichen oftmals plundernden Heeren heimgesucht wurde mussten die Landesfursten jederzeit mit der Verwustung ihres Territoriums rechnen wahrend ihr Hauptheer moglicherweise an einem weit entfernten Schauplatz kampfte Deshalb organisierten diverse Fursten ihre Bauern in so genannten Landesdefensionen die jedoch nur einen geringen militarischen Nutzen hatten Mit der Aufstellung von stehenden Heeren in den meisten europaischen Staaten verlor das Konzept des Wehrbauerntums im spaten 17 Jahrhundert an Bedeutung Im 19 Jahrhundert war dem Eroberer und spateren Gouverneur von Algerien Thomas Robert Bugeaud de la Piconnerie daran gelegen sein Kolonisationswerk ense et aratro mit Pflug und Schwert zu vollziehen wie es auch in seinem Familienwappen dargestellt wurde 1 Byzantinisches Reich BearbeitenEinen Sonderfall stellten die Wehrbauern im Byzantinischen Reich dar da deren Einbindung in die Themenverfassung essentiell fur die gesamte Grenzverteidigung ab dem 7 Jahrhundert n Chr war Diese so genannten Stratioten waren im Rahmen der Themenreform seit dem 7 Jahrhundert n Chr entstanden und waren nicht unfrei Der Stratiot stratiotos verfugte uber ein kleines Landgut welches einen bestimmten Mindestwert haben musste Von diesem Besitz musste er seinen Unterhalt und seine Ausrustung bestreiten Dieses System welches lange Zeit das Uberleben des byzantinischen Staates gewahrleistet hatte brach Ende des 10 Jahrhunderts zusammen Es kam spater zu einer Umwandlung in teils von den grossen Grundherren abhangige Guter die so genannten Pronoia Diese Uberfuhrung des Landbesitzes in die Hande der Grossgrundbesitzer schwachte die Wehrkraft des byzantinischen Staates und war mit ein Grund fur dessen letztendlichen Untergang Nationalsozialismus BearbeitenWahrend des Nationalsozialismus gab es Uberlegungen zur Errichtung eines Wehrbauerntums in Osteuropa Fur die Zeit nach dem Endsieg d h nach der endgultigen Eroberung und Unterwerfung Europas war die Zerschlagung der Sowjetunion als unabhangiger Staat und die Errichtung einer blutenden Grenze am Ural geplant Diese sollte durch Bauern gesichert werden die zugleich Soldaten waren also durch Wehrbauern 2 Siehe auch Reichskommissariat Ukraine Reichskommissariat Ostland Reichskommissariat Moskowien Unter dem Motto Windkraft fur Wehrbauern 3 nach einem eventuellen Endsieg 4 5 wurden Anlagen einer geplanten dezentralen Energieversorgung im Rahmen des Generalplan Ost vorgeschlagen Literatur BearbeitenR J Lilie Die zweihundertjahrige Reform Zu den Anfangen der Th organisation im 7 und 8 Jh In Byzslav Bd 45 1984 S 27 39 und 190 201 Zur byzantinischen Themenverfassung und dem damit verbundenen Wehrbauerntum Einzelnachweise Bearbeiten Jan C Jansen Erobern und Erinnern Symbolpolitik offentlicher Raum und franzosischer Kolonialismus in Algerien 1830 1950 Oldenbourg Munchen 2013 S 69 Joe J Heydecker und Johannes Leeb Der Nurnberger Prozess ISBN 3 462 02466 3 Kapitel Wenn Hitler den Krieg gewonnen hatte Aleida Assmann Frank Hiddemann Eckhard Schwarzenberger Firma Topf amp Sohne Hersteller der Ofen fur Auschwitz Ein Fabrikgelande als Erinnerungsort Campus Verlag 2002 ISBN 3 593 37035 2 S 41 ff unter Windstrom fur Wehrbauern en detail zur Windenergie in Weimar Walther Schieber Energiequelle Windkraft Berlin 1941 M Heymann Geschichte der Windenergienutzung 1890 1990 Campus Verlag Frankfurt 1995 zugl Diss Deutsches Museum Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wehrbauer amp oldid 230911367