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Der Gyepu war ein Grenzschutzsystem der Ungarn im Mittelalter Er bestand vom 10 bis Mitte des 13 Jahrhunderts Das ungarische Wort Gyepu stammt vom turkischen Wort yapi dt Palisade ab Das Gyepusystem mit inneren Burgen Grenzodland Gyepuelve Beobachtern und Bogenschutzen Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Das Gyepusystem 3 Der westungarische Gyepu 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAb 899 erfolgten Einfalle der Magyaren ins benachbarte Ostfrankenreich 955 wurden die Magyaren in der Schlacht auf dem Lechfeld von Otto I dem Grossen geschlagen und nach Osten zuruckgedrangt Grossfurst Geza begann daraufhin mit dem Aufbau eines ungarischen Staatswesens das auch Elemente der slawischen und frankischen Verwaltung ubernahm Diese Entwicklung wurde unter seinem Sohn Stephan I fortgefuhrt Grundlage der staatlichen Organisation waren die Komitate Stephan I richtete 44 Komitate ein An der Spitze eines Komitats stand der vom Konig bestellte Gespan lat comes 23 dieser ersten 44 Komitate waren Grenzkomitate Die Gespane der Grenzkomitate trugen die Bezeichnung comes confiniorum vgl Markgraf ihr Sitz war die Komitatsburg Die Bewohner der Komitate gliederten sich in Freie und Unfreie Zur Unterstutzung der Gespane dienten Amtstrager wie die Jobagionen Dienstleute und die Grenzwachter lat custodes Die Jobagionen und die Grenzwachter wurden gemeinsam mit ihren Familien in Zehnerschaften angesiedelt einer Organisation die von den ungarischen Nomaden ubernommen wurde Das Gyepusystem BearbeitenDer Aufbau der ungarischen Staatsorganisation erforderte nach aussen hin einen wirksamen Grenzschutz der nach Art der ungarischen Nomaden eingerichtet wurde Der Gyepu schutzte einerseits das ungarische Binnenland nach aussen und andererseits die einzelnen Stammesniederlassungen der Magyaren untereinander Er war ein System von mehreren hintereinander geschalteten Grenzschutzlinien mit Erdburgen und Grenzwachtersiedlungen an Stellen die am leichtesten zu verteidigen waren Dazwischen lag unwegsames und gering bevolkertes Odland Gyepuelve Die Odlandstreifen hatten eine Ausdehnung von ungefahr 10 bis 40 Kilometern Die innerste Linie bildete die Siedlungsgrenze Das Odland wurde allerdings schon unter den Arpaden zunehmend besiedelt Im Bereich des Gyepuelve arbeiteten die Grenzwachter im Dienste des Grenzschutzes Die Grenzwachter hatten zwei Aufgaben Die Bogenschutzen lat sagittarii bewachten die Grenzgebiete Die Aufgabe der speculatores war die Beobachtung gegnerischer Truppen Kleinere Einfalle wehrten die Grenzwachter selbst ab grossere Einfalle wurden auch durch Truppen der Burgen bekampft War auch dies nicht ausreichend mussten die Truppen des Konigs eingreifen Im Falle eines magyarischen Angriffs war das Grenzodland Aufmarschgebiet und die Burgen dienten als Basen fur den Nachschub Die Grenzwachter gehorten zu den Freien des Komitates Die lateinische Bezeichnung der Anfuhrer der Grenzwachter war decurio bzw centurio deren ungarische Bezeichnung ist nicht uberliefert Die Decurionen und Zenturionen erhielten ihre Befehle vom Gespan Ab Mitte des 13 Jahrhunderts wurde der Gyepu allmahlich aufgegeben Nicht zuletzt die erfolglose Verteidigung im Zuge des Mongolensturms 1241 hatte gezeigt dass das System nicht mehr zeitgemass war An die Stelle des Gyepus traten die standfesteren Steinburgen 1 Der westungarische Gyepu Bearbeiten nbsp Rekonstruktion eines Gyepu Durchlasstores bei Vasvar nbsp Das Wappen der Stadt Oberwart stellt einen Grenzwachter zwischen den Burgen Bernstein und Gussing dar Das westungarische Grenzschutzgebiet wurde nach der Niederlage der Ungarn gegen den Konig des Ostfrankenreiches Otto I den Grossen in der Schlacht auf dem Lechfeld 955 ausgebaut 2 Der Gyepu diente in dieser Region dem Schutz vor Einfallen durch die Deutschen vom Westen her Die Ungarn siedelten Wachter in der Region an Die Gyepuzone entlang der Landesgrenze zum Ostfrankenreich war zweifach gegliedert Die innerste Linie bildete eine Burgenkette von Karlburg uber Eisenburg nach Suden Diese Verteidigungslinie wurde mit Wallen und Pfahlen befestigt Nur an den wichtigsten Ein und Ausfallstrassen gab es schmale Durchlasse die sogenannten Portae regni die gesondert befestigt waren Die ausserste Linie war das Grenzodland im Westen mit ungangbar gemachten Waldern Sumpfen und Uberschwemmungsgebieten das sich zwischen Muraszombat im heutigen Slowenien und Regede in der heutigen Steiermark erstreckte 3 Ein grosser Teil des heutigen Burgenlandes in Osterreich lag in der Gyepuelve 4 Die innere Verteidigungslinie der Burgen an der westungarischen Grenze verlief entlang der Raab Davor waren Grenzwachter im Odland entlang der Flusslaufe der Pinka Lafnitz und des Strem sowie des Zickenbaches angesiedelt Die Siedlungen der Grenzwachter waren vor allem durch Ungarn besiedelt An der westungarischen Grenze wurden fruhgeschichtliche Erdburgen z B Burg und Purbach in den Gyepu einbezogen weiters wurden palisadenbewehrte Befestigungen der Slawen wie Mosapurc Burg Devin Brezalauspurc reaktiviert Ausserdem bauten die Ungarn auch neue Erdburgen wie die Komitatsburgen Odenburg und Wieselburg Kotenburg Eine Reihe burgenlandischer Ortschaften wie beispielsweise Pottsching Oberpullendorf Oberwart Litzelsdorf und Mischendorf entstand aus den Siedlungen der Grenzwachter Die Burgenlandungarn gelten als Nachfahren der Grenzwachter des westungarischen Gyepu Die burgenlandischen Ortsnamen mit der Endung wart wie Oberwart Unterwart Siget in der Wart weisen noch auf die Siedlungsraume der Grenzwarte hin wahrend Ortsnamen wie Oberschutzen Unterschutzen oder Deutsch Schutzen an Siedlungen erinnern in denen die damaligen bewaffneten Grenzschutzer lebten Der ungarische Name Gyepufuzes fur Kohfidisch erinnert ebenfalls an die ehemalige ungarische Grenzsicherung Die Grenzwachtersiedlungen konnten sich uber Jahrhunderte halten und deren Bewohner genossen noch bis 1848 konigliche Privilegien Reste des westungarischen Gyepusystems sind beispielsweise beim Buchberg in Niederosterreich noch sichtbar 5 In Vasvar wurde ein Stuck eines Tores Durchlass der inneren Befestigungslinie rekonstruiert Literatur BearbeitenEndre Marosi Burgen im osterreichisch ungarischen Grenzraum Verlag edition roetzer Eisenstadt 1990 Hansgerd Gockenjan Hilfsvolker und Grenzwachter im mittelalterlichen Ungarn Steiner Franz Verlag Wiesbaden 1972 ISBN 978 3 515 00775 7 Taganyi Karoly Gyepu es Gyepuelve dt Grenzschutzvorrichtungen und Grenzodland in der Fachzeitschrift Magyar Nyelv 9 in ungarischer Sprache Budapest 1913 Ferenc Fodor Adatok a magyar Gyepuk foldrajzahoz dt Geographie der ungarischen Gyepuk in ungarischer Sprache Budapest 1936Weblinks BearbeitenArchaologische Funde aus der Fruhen Arpadenzeit auf der Homepage Atlas Burgenland at http www atlas burgenland at abgerufen am 6 Oktober 2018Einzelnachweise Bearbeiten Oberpullendorf Von den fruhesten Spuren menschlicher Besiedlung bis zum Mittelalter auf der Website der Gemeinde Oberpullendorf abgerufen am 5 November 2010 Istvan Fodor Die Abstammung der Ungarn und Landnahme in der Festschrift Die Obere Wart Hrsg Ladislaus Triber Oberwart 1977 S 112 Geschichte der Orseg abgerufen am 5 November 2010 Laszlo Somogyi Die burgenlandischen Magyaren in geographischer Sicht Dissertation Graz 1966 S 19ff Rauchensteiner Manfried Vom Limes zum Ostwall In Heeresgeschichtliches Museum Hrsg Militarhistorische Schriftenreihe Heft 21 Osterreichischer Bundesverlag fur Unterricht Wissenschaft und Kunst Wien 1972 S 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gyepu amp oldid 233906163