www.wikidata.de-de.nina.az
Als Burgenlandungarn alternativ Burgenlandmagyaren ungarisch Felsoorvideki magyarok Lajtabansagi magyarok varvideki magyarok burgenlandi magyarok werden die Angehorigen der im Burgenland beheimateten bodenstandigen ungarischen Volksgruppe bezeichnet Vorwiegend sind es die Nachfahren jener Grenzwachter des Gyepusystems welche die ungarische Westgrenze zu schutzen hatten Inhaltsverzeichnis 1 Grenzwachter 2 Siedlungsgebiete 3 Entwicklungen im 19 und 20 Jahrhundert 4 Konfession 5 Demographische Entwicklung 6 Entwicklungen seit dem Ungarnaufstand 7 Personlichkeiten 8 Siehe auch 9 Einzelnachweise 10 Literatur 11 WeblinksGrenzwachter BearbeitenUber Jahrhunderte gab es entlang des heutigen Burgenlandes Grenzwachtersiedlungen in denen die Grenzbeobachter und die Grenzschutzer lebten Die heutigen Ortsnamen mit der Endung wart wie Oberwart Unterwart Siget in der Wart weisen noch auf die Siedlungsraume der Grenzwarte hin wahrend Ortsnamen wie Oberschutzen Unterschutzen oder Deutsch Schutzen jenen Raum markieren in denen die Grenzschutzer lebten Die Grenzwachtersiedlungen konnten sich uber Jahrhunderte halten die Bewohner genossen noch bis 1848 konigliche Privilegien Siedlungsgebiete BearbeitenDie Turkenkriege des 16 Jahrhunderts brachten nicht nur die Kroaten ins Land sondern trennten vor allem das ungarische Siedlungsgebiet wodurch die Grenzwachter nunmehr in so genannten Sprachinseln zu leben hatten An der besonderen gesellschaftlichen Stellung der ungarischen Grenzwachter anderte dies jedoch nichts Sie erhielten sogar noch einen starkeren Zuzug aus dem Hinterland der durch die jahrhundertelange Vorrangstellung des Kleinadels entstanden ist Zwischen den zugewanderten Kroaten und den ansassigen Ungarn entwickelte sich mit der Zeit ein Klassenunterschied Die kleinadeligen Ungarn waren in einer wesentlich besseren rechtlichen Situation als die kroatischen Siedler trotz deren koniglichem Sonderstatus Der Klassengegensatz verscharfte sich noch im 17 und 18 Jahrhundert als die Ungarn in den Auseinandersetzungen mit den Grundherren ihre Position behaupten konnten wahrend die Kroaten in den Stand der Untertanen absanken Das geschlossene ungarische Siedlungsgebiet hatte sich nur mehr in den Grenzwachterdorfern in der oberen Wart das ist der heutige Bezirk Oberwart durchgesetzt Bis 1921 blieb das gemischte Siedlungsgebiet unverandert Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die beginnende Industrialisierung fur ein Anwachsen der ungarischen Bevolkerung gesorgt Die Huttenkonjunktur liess zahlreiche Betriebe entstehen in denen nicht nur adelige Kleinbauern Arbeit fanden sondern die auch fur den Zuzug weiterer Ungarn sorgten Entwicklungen im 19 und 20 Jahrhundert BearbeitenDie kapitalistische Wirtschaft des beginnenden 19 Jahrhunderts hatte ein aufstrebendes Burgertum entstehen lassen dieses war in der Hauptsache ungarisch Die Volksgruppe der Ungarn war eingekeilt zwischen den Interessen des Hauses Osterreich und denen ihrer unmittelbaren Nachbarn den Kroaten Sie wollten die Freiheit von Wien Die Kroaten jedoch waren treue Untertanen der Habsburgerdynastie Viele der ungarischen Intellektuellen emigrierten daher ins Exil Die ungarische Bevolkerung des Burgenlandes erlitt damit eine entscheidende Schwachung Die Erklarung des Ungarischen als Amtssprache im Ausgleich von 1867 fuhrte jedoch zu einem Aufschwung ihrer Volksgruppe Die Zahl der Ungarischsprechenden stieg auf 25 Neben den traditionell ungarischsprachigen Gemeinden Oberpullendorf Felsopulya Mitterpullendorf Kozeppulya Oberwart Felsoor Siget in der Wart Orisziget und Unterwart Alsoor wiesen insbesondere die Gemeinden Bruckneudorf Kiralyhida 54 5 und Gussing Nemetujvar 45 1 sehr hohe Anteile magyarischer Bevolkerung auf 1910 Vergleichsweise hohe Anteile zahlten auch Eisenstadt Kismarton 27 1 Frauenkirchen Boldogasszony 27 7 Pamhagen Pomogy 26 6 Neusiedl am See Nezsider 25 7 Kittsee Kopcseny 25 2 oder Bad Sauerbrunn Savanyukut 21 8 Die Folgen des Ersten Weltkrieges stellten alles auf den Kopf Das Burgenland kam zu Osterreich Somit waren die Ungarn plotzlich eine wirkliche Minderheit vom Mehrheitsvolk der Ungarn abgetrennt Man hatte mit einem Schlag die wichtigen Stadte und damit auch die kulturellen schulischen und wirtschaftlichen Bezugspunkte verloren Nur das ursprunglich als neue burgenlandische Landeshauptstadt vorgesehene Odenburg Sopron verblieb nach einer manipulierten Volksabstimmung bei Ungarn Zu diesem Zeitpunkt lebten im Burgenland rund 25 000 Ungarn Aber schon drei Jahre spater war die Zahl der Ungarn auf 15 000 gesunken Diese Veranderung ist einerseits auf den Ruckzug vieler magyarischer Beamter Militars usw nach Ungarn zuruckzufuhren andererseits auch auf die sprachlich nationale Eigendefinition der Bewohner Der neue Staat Osterreich garantierte der ungarischen Volksgruppe alle Rechte der Minderheit und die Pflege ihrer kulturellen Eigenart Es gab genugend ungarischsprachige oder gemischtsprachige Schulen im Bundesland Es gehorte regelrecht zum guten Ton der Intelligenzschicht sich zur ungarischen Kultur zu bekennen Die Mehrheit der Burgenlandungarn lebt heute in vier grossen Sprachinseln im Burgenland Oberpullendorf Felsopulya mit dem Ortsteil Mitterpullendorf Kozeppulya Oberwart Felsoor Siget in der Wart Orisziget und Unterwart Alsoor 1 Eine grossere Anzahl an Burgenlandungarn lebt auch in der Landeshauptstadt Eisenstadt Kismarton bzw weist die Volkszahlung 2001 fur Frauenkirchen Boldogasszony 7 Lutzmannsburg Locsmand 6 und Parndorf Pandorfalu Pandrof 3 vergleichsweise hohere Anteile ungarischsprachiger Bevolkerung aus Wohnbevolkerung mit osterreichischer Staatsburgerschaft Auch in Wien lebt eine grosse Anzahl an Burgenlandungarn Die ungarische Bevolkerung von Jabing Jobbagyi bzw des Ortsteils Kleinjabing Kisjobbagyi hat sich bis in die Zwischenkriegszeit fast vollstandig assimiliert Konfession BearbeitenIn wohl keiner anderen Volksgruppe gibt es so klare konfessionelle Trennungen bei gleichzeitigem offenbar problemlosen Zusammenleben Die ungarische Minderheit teilt sich in drei Konfessionen Katholiken Evangelisch Lutherische und Evangelisch Reformierte So sind Oberpullendorf und Unterwart katholisch Oberwart ist reformiert und Siget in der Wart lutherisch Fur die Lutheraner und Reformierten bedeutete das Ausscheiden aus dem ungarischen Staatenbund auch eine kirchliche Trennung Demographische Entwicklung Bearbeiten nbsp Die territoriale Aufteilung Osterreich Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg nbsp Das Burgenland1934 in der Zeit der grossen Auswanderungsbewegung nach Amerika blieben nur noch 10 000 Burgenlandungarn ubrig Unter den verbliebenen Ungarn entstanden vielfaltige Probleme Man suchte eine moglichst schnelle Assimilierung an die deutsche Bevolkerung Dazu kam noch ein neues Minderheitenschulgesetz das zu einer Schlechterstellung der ungarischen sowie kroatischen Bevolkerung fuhrte Die Minderheitensprache war demnach nur dann Unterrichtssprache wenn in einer Gemeinde mehr als 70 der Bevolkerung der Minderheit angehorten Bei einem Prozentsatz von 30 bis 70 sollten die Schulen gemischtsprachig gefuhrt werden Der Anschluss Osterreichs an das Grossdeutsche Reich brachte wiederum gravierende Veranderungen mit sich Der ungarische Unterricht wurde abgeschafft und es kam zu einer wesentlichen Einschrankung der Brauchtumspflege Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte fur die Ungarn keine Ruckkehr zu den Minderheitenzustanden davor Es fehlte der organisatorische Zusammenhalt Dazu kam noch etwas anderes Das vollkommene Schliessen der ungarisch osterreichischen Grenze Eiserner Vorhang und drastische Auseinandersetzungen der beiden Gesellschaftssysteme unterbrachen noch zusatzlich die verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen der ungarischen Volksgruppe im Burgenland und den Ungarn in der Heimat Entwicklungen seit dem Ungarnaufstand Bearbeiten nbsp Zweisprachige Ortstafel in Oberwart ungarisch Felsoor im BurgenlandNach dem Ungarnaufstand 1956 kamen ca 175 000 ungarische Fluchtlinge nach Osterreich Der allergrosste Teil aber verliess Osterreich bald 1968 wurde der Burgenlandisch Ungarische Kulturverein gegrundet Er war ein wesentliches Symbol fur die Burgenlandungarn sich wieder starker dem Volksgruppenbrauchtum und dem Ungarisch Sein zuzuwenden Mit der Zeit wurden kulturelle Veranstaltungen abgehalten und es entwickelte sich allmahlich so etwas wie ein gemeinsames ungarisches Volksgruppenleben 1976 schickte sich die Regierung Bruno Kreisky an die Minderheitenfrage in Osterreich zu einem neuen Volksgruppengesetz zusammenzufassen Die langersehnte Gleichstellung mit der slowenischen und kroatischen Volksgruppe war somit erreicht Dennoch ist die Situation der Ungarn kritisch Das Pendlerwesen Mischehen die nach wie vor vorhandene starke Assimilierung und die unbefriedigende Schulsituation fuhrten zu einem weiteren Ruckgang der ungarischen Wohnbevolkerung allerdings hat die Ortstafelverordnung der schwarz blauen Bundesregierung im Jahre 2000 fur vier Gemeinden eine deutsch ungarische Ortskennzeichnung vorgesehen Oberpullendorf Oberwart Unterwart Siget in der Wart Heute zahlt die ungarische Minderheit laut Volkszahlung 2001 4700 Personen nbsp UMIZ Verein zur Forderung des Ungarischen UnterwartDie Hoffnung zur Besserung der Situation der Ungarn im Burgenland ist nach der Offnung des Eisernen Vorhangs gestiegen sie zahlen aber immer noch zu einer aussterbenden Minderheit Personlichkeiten BearbeitenBekannte Burgenlandungarn bzw Personlichkeiten die burgenlandisch ungarischer Herkunft sind Ladislaus Almasy Entdecker Saharaforscher Ignaz von Batthyany ungarischer Bischof Karl Josef Batthyany General und Feldmarschall Ladislaus Batthyany Strattmann Arzt Gunter Benko osterreichischer Fussballschiedsrichter Endre Csatkai Historiker Kunsthistoriker Ferenc Faludi ungarischer Dichter und Gelehrter Barbara Horvath Schauspielerin Theodor Kery ehem Landeshauptmann des Burgenlandes Otto Kery Regisseur Theaterdirektor und Schauspieler Paul Kiss Politiker Elisabeth Kulman Sangerin Sopran Mezzosopran Alt Stephan Laszlo erster Bischof von Eisenstadt ungarischer Vater kroatische Mutter Alfons Mensdorff Pouilly Geschaftsmann Lobbyist Imre Samu Sprachforscher Pionier der modernen ungarischen Linguistik Gyula Somogyvary ungarischer Schriftsteller Jeno Takacs Komponist Pianist Musikethnologe Laszlo Csakanyi ungarischer Schauspieler und ChansonierBekannte ungarische Personlichkeiten aus dem spateren Burgenland stammend mit deutscher oder kroatischer Muttersprache Jozsef Grosz ungarischer romisch katholischer Erzbischof Paul Kitaibel Botaniker Chemiker Arzt Franz Liszt ungarischer Komponist Pianist Dirigent Theaterleiter Musiklehrer und Schriftsteller Franz Maschitz Bizonfy ungarischer Freiheitskampfer Sprachwissenschafter Literat Mihaly Mosonyi auch Michael Brand ungarischer KomponistSiehe auch BearbeitenBurgenlandkroaten Karntner Slowenen Burgenlandroma Ortstafelstreit Minderheitensprachen in OsterreichEinzelnachweise Bearbeiten Minorities in Europe Hungarian in AustriaLiteratur BearbeitenValentin Inzko Die systematische Germanisierung In Reinhold Henke Hrsg Leben lassen ist nicht genug Minderheiten in Osterreich Kremayr und Scheriau Wien 1988 ISBN 3 218 00468 3 S 80ff Osterreichische Rektorenkonferenz Hrsg Lage und Perspektiven der Volksgruppen in Osterreich Bohlau Wien 1989 ISBN 3 205 05260 9 Klemens Ludwig Ethnische Minderheiten in Europa Ein Lexikon Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 39215 6 Willi Sagmeister und Emmerich Baliko Die Grenzwachter Nachfahren oder der Burgenlander ein Wesen der sonderbaren Art SatireWeblinks BearbeitenUmgangssprache 2001 Ungarisch nach Gemeinden Grafik Statistik Austria PDF Datei 646 kB UMIZ Ungarisches Medien und Informationszentrum LANGOS Zweisprachige Internetzeitschrift der Burgenlandischen Ungarn ORF Ungarische Redaktion in Eisenstadt Kismarton Geschichte der Burgenlandischen Ungarn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgenlandungarn amp oldid 220532915