www.wikidata.de-de.nina.az
Frankenstein auch Franckenstein ist der Name eines frankischen edelfreien Geschlechts das von den Herren von Lutzelbach bzw deren Nachfahren den Dynasten von Breuberg im Odenwald abstammt Stammwappen derer von Franckenstein Inhaltsverzeichnis 1 Familiensage 2 Geschichte 3 Wappen 4 Heutige und ehemalige Besitzungen 5 Bekannte Mitglieder des Geschlechts 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksFamiliensage BearbeitenIm Jahr 948 soll ein Arbogast von Franckenstein in zwei Vertragen mit dem Abt des Klosters Lorsch zugesagt haben den Wagenzugen uff der Bergstrass Schutz und Schild zu sein durch Frankensteinisch Gebiet nicht nur allein sondern der Momling zu Woselbst die Herren von Breuberg diesen Dienst ubernehmen Ebenfalls in diesem Jahr soll besagter Arbogast auf Einladung des Erzbischofs Bruno von Koln welcher vorher Abt des Klosters Lorsch gewesen sein soll das dortige Turnier gewonnen haben Arbogast von Franckenstein wird in Ruxners Turnierbuch genannt und ist daher hochstwahrscheinlich lediglich legendar da Ruxners Angaben vor allem in den fruhen Jahrhunderten haufig fiktiv sind Auch die genannten Vertrage sind keineswegs im Kloster Lorsch zu finden sondern tauchen lediglich in Sekundarliteratur auf Dass diese angeblichen Vertrage zudem in einem neuhochdeutschen Dialekt verfasst sind statt in Latein oder zumindest in den im 10 Jahrhundert noch gesprochenen Althochdeutsch stutzt die Auffassung einer spateren historisierenden Erfindung Gegen die Authentizitat von Arbogast von Franckenstein spricht zudem die Tatsache dass Ritterturniere in Deutschland erst ab dem 12 Jahrhundert stattfanden 1 Da fest steht dass die Frankensteiner Ritter von Konrad II Reiz von Breuberg abstammen durfte das Geschlecht der Herren von und zu Frankenstein erst im 13 Jahrhundert entstanden sein Auf die Familienuberlieferung mit dem Ritterturnier nimmt 1691 auch die Grabinschrift des Wormser Bischofs Johann Karl von und zu Frankenstein im Frankfurter Kaiserdom St Bartholomaus Bezug Sie lautet Hier ruht Johann Carl bestatigter Bischof von Worms Furst des Heiligen Romischen Reichs aus dem sehr alten Geschlecht der Freiherrn von und zu Franckenstein seit 900 Jahren durch Ritterspiele beruhmt der zwei Altare und Vikarien in dieser Kirche erneuerte welche von den deutschen Rittern von Sachsenhausen Wolfram 1320 und Rudolf 1325 gestiftet und an die Familien Cleen und Franckenstein ubertragen worden waren Geschichte BearbeitenLudwig von Luetzelbach war der Ahnherr des Hauses Frankenstein und wird urkundlich im Jahr 1115 2 das erste Mal erwahnt sein Nachkomme Wieknand nochmals 1160 3 Dessen Enkel Konrad I und seine Nachkommen erbauten um 1200 die gleichnamige Burg Breuberg und nannten sich in der Folge Herren von Breuberg Durch die Heirat seines Sohnes Eberhard I Reiz von Breuberg mit Mechtild Elisabeth einer der funf Erbtochter des Landvogts Gerlach II von Budingen im Jahre 1239 verlagerten sich Macht Besitz und Interessen auch in die Wetterau wo die Breuberger Arrois Gerlach und Eberhard III nacheinander das Amt des Landvogtes in der Wetterau innehatten Sie fanden im Kloster Konradsdorf bei Ortenberg ihre letzte Ruhestatte Vor 1250 erbaute wahrscheinlich Konrad II Reiz von Breuberg die Burg Frankenstein und benannte sich fortan nach ihr Er wurde der Begrunder der reichsunmittelbaren Herrschaft Franckenstein mit Besitzungen in Nieder Beerbach Eberstadt Ockstadt heute zu Friedberg der Wetterau und dem Hessischen Ried Unter Frankensteiner Oberherrschaft Oberherren standen Eberstadt heute zu Darmstadt Nieder Beerbach heute zu Muhltal Ober Beerbach heute zu Seeheim Jugenheim Schmal Beerbach heute zu Lautertal Stettbach heute zu Seeheim Jugenheim Allertshofen heute zu Modautal Bobstadt heute zu Burstadt Messenhausen heute zu Rodermark und Ockstadt sowie Strassheim 4 Daruber hinaus besassen die Frankensteiner weitere Besitz und Herrenrechte als Burggrafen in Zwingenberg Schloss Auerbach Darmstadt Gross Gerau Schloss Dornberg Bensheim und Frankfurt am Main an welche heute noch der Frankensteiner Platz und Frankensteiner Strasse im Stadtteil Sachsenhausen erinnern 1292 erzwangen die Grafen von Katzenelnbogen die Offnung der Burg In den Folgejahren gehorte die Burg zum Einflussbereich der Katzenelnbogener Obergrafschaft rund um ihre Nebenresidenz Darmstadt Aufgrund von Territorialdifferenzen und damit verbundenen Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von Hessen sowie des Festhaltens der Frankensteiner und ihrer Untertanen am katholischen Glauben bzw ihren Kirchenpatronatsrechten nach Einfuhrung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen kam es im Jahre 1662 zum Verkauf der Herrschaft an die Landgrafen nach vorausgegangenen Prozessen vor dem Reichskammergericht Die Familie konnte durch die im Laufe der Reformation verstarkt freigewordenen Amter und Posten solche in verschiedenen Domkapiteln Abteien und Bistumern als Domkapitularen Abtissinnen und Furstbischofen besetzen Nach dem Verkauf der Herrschaft Franckenstein zog sich die Familie auf ihre Besitzungen in Ockstadt Schloss Ockstadt und der Wetterau zuruck und erwarb Ende des 17 Jahrhunderts die Herrschaft Ullstadt in Mittelfranken Im 19 Jahrhundert erwarb sie auch die Herrschaft Thalheim in Oberosterreich Die Familie besteht noch heute aus zwei in Deutschland Osterreich Grossbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika lebenden Linien Wappen BearbeitenDas Stammwappen zeigt ein in Gold schraggestelltes rotes Axteisen Beileisen mit quergestellter rechteckiger Stieloffnung Auf dem Helm mit rot goldenen Decken ein wie der Schild bezeichneter offener Flug Das gemehrte Wappen von 1706 Wappenvereinigung mit von Sachsenhausen und von Praunheim ist gespalten zweimal geteilt und mit dem Stammwappen als Herzschild belegt In Feld 1 und 6 in Gold ein dreiblattriges rotes Kleeblatt von Cleen in Feld 2 und 5 in Blau ein rechtsgestellter silberner Helm darauf ein wachsender silberner Schwan dessen erhobene rote Flugel mit je einem silbernen Balken belegt sind 3 und 4 in Gold ein roter Balken daruber 3 grune Zweige mit je 3 Blattern von Praunheim Sachsenhausen 3 Helme mit rechts rot goldenen links blau silbernen Decken auf dem rechten Hals und Kopf eines naturlichen Pfaues zwischen geschlossenem oben schwarzen und mit silbernen Herzen bestreuten unten goldenem und mit rotem Kleeblatt belegten Flug von Cleen auf dem mittleren ein mit dem roten Beileisen belegter offener goldener Flug auf dem linken der Schwan von Sachsenhausen nbsp Urwappen der Herren von Lutzelbach Breuberg nbsp Wappen der Herren von Breuberg Adelsgeschlecht nach 1290 nbsp Franckenstein Wappenschild nbsp Sog gemehrtes Franckenstein Wappen als Nachfolger der Cleen Adelsgeschlecht nbsp Sog grosses Franckenstein Wappen nbsp Franckenstein Wappen aus dem Scheiblerschen Wappenbuch nbsp Furstbischofliches Wappen des Furstbischofs Philipp Anton von Bamberg nbsp Furstbischofliches Wappen des Furstbischofs Philipp Anton von Bamberg am Schloss Ullstadt nbsp Familienwappen des Furstbischofs Philipp Anton von Bamberg am Schloss Ullstadt nbsp Wappen im Ingeram Codex nbsp Franckenstein Wappen am Schloss Seehof nbsp Franckenstein Wappen im Rathaus Darmstadt Eberstadt nbsp Franckenstein Wappenfenster in der Katharinenkirche Oppenheim um 1450 nbsp Wappen der Gemeinde Muhltal im Odenwald nbsp Wappen der Gemeinde Modautal nbsp Wappen der Gemeinde Bobstadt nbsp Wappen des Friedberger Stadtteils Ockstadt nbsp Siegel der Abtissin Anna von FranckensteinHeutige und ehemalige Besitzungen Bearbeiten nbsp Burg Breuberg nbsp Burg Frankenstein nbsp Schloss Traunegg Stich von Georg Matthaus Vischer 1674 nbsp Villa Sonnwend bei Windischgarsten 1907 1935 nbsp Schloss Ullstadt seit ca 1718 bis heute im Besitz der Familie nbsp Schloss Franckenstein Ockstadt nbsp Frankensteiner Hof in Dieburg nbsp Franckensteiner Hof in OppenheimBekannte Mitglieder des Geschlechts BearbeitenKonrad II Reiz von Breuberg als Konrad I von Frankenstein erster Namenstrager und wahrscheinlicher Erbauer der Burg Frankenstein von 1245 bis 1292 Anna Maria von und zu Franckenstein Abtissin des Benediktinerinnenkloster Neuburg an der Donau von 1535 bis 1549 Rudolf von und zu Frankenstein Furstbischof von Speyer von 1552 bis 1560 Johann Richard von Franckenstein Dompropst des Bistums Wurzburg Domkapitular des Bistum Worms von 1637 bis 1675 Johann Friedrich Ludwig von Frankenstein wurde 1670 von Kaiser Leopold I in den Reichsfreiherrenstand erhoben Johann Karl Reichsfreiherr von und zu Frankenstein Furstbischof von Worms von 1683 bis 1691 Johann Philipp Anton Reichsfreiherr von und zu Franckenstein Furstbischof von Bamberg von 1746 bis 1753 Johann Philipp Ludwig Ignaz von Frankenstein 1700 1780 Wurzburger Domkapitular Johann Karl Friedrich Franz Xaver Freiherr von Frankenstein auf Ockstatt Holstatt und Erpen war Gesandter des Grossherzogs von Frankfurt am koniglich bayerischen Hof Georg Arbogast Reichsfreiherr von und zu Franckenstein 1825 1890 deutscher Parlamentarier Vorstand der Zentrumspartei Prasident der bayerischen Reichsratskammer Johann Karl von und zu Franckenstein 1858 1913 bayerischer Reichsrat und Mitglied des Deutschen Reichstags fur die Zentrumspartei Moritz von und zu Franckenstein 1869 1931 bayerischer Reichsrat und Mitglied des Deutschen Reichstags Clemens von Franckenstein 1875 1942 deutscher Komponist und letzter koniglich bayerischer Generalintendant in Munchen Georg Albert von und zu Franckenstein 1878 1953 k u k Gesandter am osmanischen Hof osterreichischer Botschafter in London von 1920 bis 1938 ab 1938 auch Sir George Franckenstein Kay Freifrau von und zu Franckenstein geborene Kay Boyle 1902 1992 US Schriftstellerin Joseph Freiherr von und zu Franckenstein 1910 1963 deutsch osterreichischer Widerstandskampfer Altphilologe und Herausgeber von Die Neue Zeitung Georg Freiherr von und zu Franckenstein 1898 1965 Gutsbesitzer Politiker MdL CSU nbsp Johann Karl von und zu Franckenstein 1610 1691 Furstbischof von Worms nbsp Philipp Anton von Franckenstein Furstbischof von Bamberg 1746 1753 nbsp Georg Arbogast von und zu Franckenstein 1879 bis 1887 Erster Vizeprasident des ReichstagsSiehe auch BearbeitenListe frankischer Rittergeschlechter Herrschaft Franckenstein Frankensteiner Hof Frankfurt Sachsenhausen Patrimonialgericht Messenhausen Franckensteinsche Klausel Frankensteinmassiv Frankenstein Komplex Frankenstein BergturnfestEinzelnachweise Bearbeiten Ritterturniere im Mittelalter von Bjorn Bohling In ritterturniere im mittelalter Neues allgemeines Deutsches Adels Lexicon im Vereine mit mehreren Historikern herausgegeben von Prof Dr Ernst Heinrich Kpeschke Dritter Band Seite 321 Leipzig Verlag von Friedrich Voigt 1861 M Stimmlng Mainzer Urk Buch I 1932 Nr 586 und 6 5 Vor 350 Jahren Das Frankensteiner Land wurde 1662 hessisch In Geschichtsverein Eberstadt Franckenstein Entsprechend der Publizierung des Geschichtsvereins Eberstadt Frankenstein e V Literatur BearbeitenKarl Otmar von Aretin Franckenstein Eine politische Karriere zwischen Bismarck und Ludwig II Klett Cotta Stuttgart 2003 ISBN 3 608 94286 6 J Friedrich Battenberg Rossdorf in vormoderner Zeit Alltag und Konfliktkultur einer hessischen Landgemeinde im 17 und 18 Jahrhundert In Archiv fur hessische Geschichte und Altertumskunde Bd N F 60 2002 ISSN 0066 636X S 29 60 Roman Fischer Findbuch zum Bestand Frankensteinische Lehenurkunden 1251 1812 Kramer Frankfurt am Main 1992 ISBN 3 7829 0433 8 Georg von Franckenstein Zwischen Wien und London Erinnerungen eines osterreichischen Diplomaten Leopold Stocker Verlag Graz 2005 ISBN 3 7020 1092 0 Walter Scheele Sagenhafter Franckenstein Societats Verlag Ulm 2004 ISBN 3 7973 0875 2 Hellmuth Gensicke Untersuchungen zur Genealogie und Besitzgeschichte der Herren von Eschollbrucken Weiterstadt Lutzelbach Breuberg und Frankenstein In Hessische historische Forschungen 1963 S 99 115 Walter Scheele Burg Franckenstein Societats Verlag Frankfurt Main 2001 ISBN 3 7973 0786 1 Volker Schultz Darmstadt und die Frankensteiner In Unterwegs in Darmstadt Gunter Preuss Darmstadt 1988 ISBN 978 3 928746 01 4 S 112 121 Rudolf Kunz Dorfordnungen der Herrschaft Franckenstein aus der 2 Halfte des 16 Jahrhunderts Sonderdruck aus Archiv fur hessische Geschichte und Altertumskunde Band 26 Heft 1 1958 Wolfgang Weissgerber Die Herren von Frankenstein und ihre Frauen Landschaften Personen Geschichten Schlapp Darmstadt Eberstadt 2002 ISBN 3 87704 050 0 Karl Otmar Freiherr von Aretin Franckenstein Freiherren von und zu In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 329 Digitalisat Norbert Hierl Deronco Es ist eine Lust zu Bauen Von Bauherren Bauleuten und vom Bauen im Barock in Kurbayern Franken Rheinland Krailling 2001 ISBN 3 929884 08 9 S 133 142 Anke Stosser Herrschaften zwischen Rhein und Odenwald In Ritter Grafen und Fursten weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca 900 1806 Handbuch der hessischen Geschichte 3 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 63 Marburg 2014 ISBN 978 3 942225 17 5 S 152 170 bes S 163 165 Hrsg Geschichtsverein Eberstadt Frankenstein Lesebuch zur Geschichte Frankenstein Burg Herrschaft Familie Darmstadt Eberstadt 2018 Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 24Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Frankenstein Sammlung von Bildern Die Geschichte der Wappen derer von Franckenstein Wappen der Frankenstein in Johann Siebmachers Wappenbuch Wappen der Frankenstein im Ortenburger Wappenbuch von 1466 Wappen der Frankenstein in der Wappenrolle Wappen im Ingeram Codex Geschichte der Familie Frankenstein in www muehltal odenwald de www eberstadt frankenstein de Eintrag von Jens Friedhoff zu Frankenstein an der Bergstrasse in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Europaische Stammtafeln Artikel im GenWiki Eintrag uber Franckenstein in Schlossarchiv Franckenstein auf Adelslexikon comNormdaten Person GND 118692828 lobid OGND AKS VIAF 806616 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frankenstein oberrheinisches Adelsgeschlecht amp oldid 238597654