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Das Arbeitslager Workuta russisch Vorkutinskij ispravitelno trudovoj lager Workutinski isprawitelno trudowoi lager Kurzform Vorkutlag Workutlag deutsch Workutaer Besserungsarbeitslager kurz WorkutLag war ein Besserungsarbeitslager ITL des Gulag Systems fur politisch Verfolgte und Kriegsgefangene in der Sowjetunion Das Lager befand sich nordlich der Stadt Workuta im Norden der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Komi Lageskizze nach 1950 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Belegung 3 Grunde fur Inhaftierung Verurteilung und Verschleppung 4 Haftbedingungen 5 Aufgaben der Haftlinge 6 Nach dem Tod Stalins 7 Bekannte Haftlinge 8 Umgang mit Workuta nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Workuta ITL eines der grossten und hartesten Zwangsarbeiterlager des Gulag bestand offiziell vom 10 Mai 1938 1 und war noch in den 1960er Jahren in Betrieb 2 Bereits vor 1938 existierte in dem Gebiet ein Besserungsarbeitslager welches im Zuge der sogenannten Uchta Expedition 3 entlang des Flusses Petschora entstanden war Deswegen trug das Lager auch den offiziellen Namen Workuta Petschora ITL oder kurz WorkutPetschLag Schon 1929 wurden Expeditionen in die Teilrepublik ASSR der Komi ausgesandt um herauszufinden ob die bereits seit zaristischen Zeiten vermutete grossen Mengen an Bodenschatzen dort vorzufinden seien Diese Expeditionen in den Norden des Urals bestanden aus Geologen die aus Konzentrationslagern stammten und ihre Freilassung versprochen bekamen und Angehorigen der Geheimpolizei OGPU 4 Spatestens nach Probebohrungen im Jahr 1931 wurden enorme Rohstoffvorkommen nachgewiesen und Schatzungen von 1937 zufolge war in der Region um Workuta mit etwa 37 5 Milliarden Tonnen Steinkohle neben Erdgas Erdol u a zu rechnen Aufgrund des hohen Bedarfs an Kohle im Zuge der forcierten Industrialisierung der Sowjetunion wurde daher 1929 in der unwirtlichen Gegend von Workuta die kaum ein Arbeiter freiwillig betreten hatte eine Siedlung durch die etwa 9000 dahin verschleppten Zwangsarbeiter errichtet um die Rohstoffe abzubauen 5 Von 1948 bis 1954 gehorte das Sonderlager des MWD Nr 6 das RetschLag Flusslager zum Lager Komplex von Workuta Belegung BearbeitenIm Arbeitslager Workuta waren gleichzeitig bis zu 73 000 Personen inhaftiert 1 Insgesamt waren es weit uber eine Million Manner und Frauen verschiedener Nationalitaten die als Haftlinge beziehungsweise Kriegsgefangene nach Workuta zur Zwangsarbeit verschickt wurden Davon kamen etwa 250 000 auf unterschiedlichste Art und Weise ums Leben 6 Die genaue Anzahl deutscher Gefangener ist unklar Karl Wilhelm Fricke geht davon aus dass etwa 40 000 bis 50 000 Deutsche aus der SBZ DDR von 1945 bis 1955 durch sowjetische Militartribunale verurteilt und davon 20 000 bis 25 000 in die Sowjetunion verschleppt wurden 7 Andere Zahlen sprechen von nur 5 000 Verschleppten wovon etwa ein Drittel nach Workuta gekommen sein soll 8 Hinzu kommen noch Tausende Russlanddeutsche die vor dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion lebten und nach dem deutschen Angriff 1941 inhaftiert wurden sowie die in der Sowjetunion inhaftierten Kriegsgefangenen Aus den letztgenannten Gruppen kamen allerdings nicht alle Gefangenen auch nach Workuta weswegen die genaue Zahl schwer zu ermitteln ist von den 370 000 Wolgadeutschen waren es beispielsweise etwa 13 000 9 Fest steht aber dass das Zwangsarbeitslager in Workuta zum Hauptzielort fur deutsche Gefangene in der Nachkriegszeit wurde 10 Grunde fur Inhaftierung Verurteilung und Verschleppung Bearbeiten nbsp Litauisches Ehrenmal 2006 Waren Ende der 1930er Jahre noch fast ausschliesslich Sowjetburger insbesondere Ukrainer inhaftiert die hauptsachlich wegen ihrer politischen Ansichten verfolgt und eingesperrt wurden so anderte sich das Bild der Zusammensetzung des Lagers im Laufe des Zweiten Weltkriegs und der folgenden Zeit Nun kamen unabhangig von Alter Geschlecht oder Beruf vermehrt deutsche Kriegsgefangene und andere deutsche Burger die vermeintliche oder tatsachliche Mitglieder oder Helfer der NSDAP oder generell potentiell gefahrliche Deutsche zum Beispiel Sozialdemokraten waren nach Workuta 11 Hinzu kamen daruber hinaus tatsachliche oder angebliche Kollaborateure aus den osteuropaischen Landern wie ehemalige Angehorige der sowjetischen Armee die sich selbst zuvor in deutscher Kriegsgefangenschaft befanden und des Vaterlandsverrats bezichtigt wurden sowie weitere Ostmitteleuropaer die sich nicht den neuen kommunistischen Machthabern unterwerfen wollten Entweder wurden die Gefangenen gleich zur Todesstrafe oder aber zu mehreren Jahren Zwangsarbeit verurteilt Nach dem Krieg Verurteilte wurden zumeist nach Artikel 58 des sowjetischen Strafgesetzbuches der dehnbare Begrundungen wie antisowjetische Agitation und Propaganda konterrevolutionare Aktivitaten und Bandenbildung beinhaltete belangt 12 Die Gestandnisse wurden meist nach stundenlanger Folter erpresst Mitunter war auch reine Willkur der Grund fur die Verhaftung wie das Beispiel eines Rumanen zeigt der als ein gewisser Pedru verhaftet und verschleppt wurde aber weder so hiess noch jemanden kannte der diesen Namen trug 13 Unumstritten ist dass die Verhaftung Verurteilung und Deportation so vieler Menschen auch durch wirtschaftliche Beweggrunde motiviert war Fest steht uberdies dass sich Lawrenti Pawlowitsch Beria in seinem Amt als Volkskommissar fur Innere Angelegenheiten und damit als hochster Verantwortlicher uber das gesamte Gulag System stets daruber beklagte dass in den Lagern zu wenige Arbeitskrafte vorhanden waren um den Bedarf des Staates zu decken Dabei war es Beria auch selbst der die zu erreichenden Fordermengen an Ressourcen immer wieder nach oben korrigierte So legte er zum Beispiel 1941 fest dass sich der Ertrag des Kohleabbaus in den Jahren 1942 1948 zu verzehnfachen habe Durch diese Planvorgaben erhohte sich der Bedarf an Zwangsarbeitern 14 Haftbedingungen BearbeitenBereits beim Transport von Gefangenen beispielsweise aus der SBZ DDR herrschten katastrophale Bedingungen So kam es etwa vor dass drei Personen in Ein Mann Zellen eines als Postwaggon getarnten unbeheizten Zuges gesperrt wurden sodass immer nur einer sitzen konnte wahrend die anderen standen bis sie irgendwann vor Erschopfung zusammenbrachen Die Verpflegung war vollig unzureichend Tagesration war lediglich eine Handvoll gesalzener Heringe 300 g Brot und ein Becher Wasser 15 Transporte aus Westeuropa mussten in der belarussischen Grenzstadt Brest auf die Breitspurbahn umgespurt werden was drei bis funf Tage dauerte an denen die Gefangenen in einem heruntergekommenen Gefangnis untergebracht waren Kalte Eisenbetten ohne Matratzen oder Decken und Myriaden von Wanzen machten den Gefangenen zu schaffen 16 Ahnliche Zustande herrschten auch an anderen Zwischenstationen Je nach Grund der Verurteilung kamen die Gefangenen in unterschiedliche Lager entweder in das WorkutLag oder das Retschlag alias Flusslager Das Lager existierte als untergeordnete Struktureinheit des WorkutLag vom 27 Januar 1948 bis zum 26 Mai 1954 In ihm kamen hauptsachlich Schwerverbrecher unter wahrend im WorkutLag vor allem Gefangene wegen politischer Vergehen und kleinerer Straftaten untergebracht wurden 17 Am Zielort waren die Gefangenen im Winter der bitteren Kalte am nordlichen Polarkreis ausgesetzt Temperaturen von bis zu 56 C und die von September bis Mai sturmende Purga setzten den meist unzureichend bekleideten Deportierten erheblich zu Lediglich im Sommer waren die Temperaturen ertraglich Die primitiven Baracken aus Holz in denen die Gefangenen ebenso mit Unmengen von Wanzen und anderem Ungeziefer zu kampfen hatten konnten der Kalte nur wenig entgegensetzen Auch den sowjetischen Machthabern war klar dass das Arbeiten bei solchen Temperaturen nur schwer moglich sein wurde weshalb im Freien nur dann gearbeitet werden musste wenn die Temperatur uber 36 C lag Lag die Temperatur darunter musste zumindest nicht draussen gearbeitet werden Der typische Alltag war in 10 Stunden Schichten eingeteilt wobei der Arbeitsablauf immer wieder durch Leibesvisitationen und Vollzahligkeitskontrollen unterbrochen wurde obwohl die Fluchtwahrscheinlichkeit relativ gering war denn die Chance tendierte gegen null nach einer erfolgreichen Flucht in der Ode der Nordpolarkreisregion uberleben zu konnen 18 Neuankommlinge im Lager wurden haufig Opfer von Raububerfallen durch Schwerkriminelle die sich zu regelrechten Banden zusammenrotteten Dies wollte die Lagerleitung eigentlich verhindern indem sie alle drei bis sechs Monate die Zusammensetzung der Lager und Arbeitsgruppen mit der Absicht anderte es nicht zu Verbruderungen und Gruppenbildungen kommen zu lassen Da allerdings einige der Warter mit Gefangenen zusammenarbeiteten wurden die Raubzuge oftmals toleriert 19 Zusatzlich uberwachten Spitzel des NKWD die Insassen und achteten darauf dass sich keine verschworerischen Gruppen bildeten Je Lagerabteilung gab es etwa zwei bis drei Spitzel 20 die oft entlarvt und dann durch Lynchjustiz abgestraft wurden Das anschliessende Gestandnis brachte den Tatern meist weitere 25 Jahre Zwangsarbeit ein 21 Korperliche Hygiene war in Workuta nur eingeschrankt moglich Zahnbursten und Zahnpasta gab es jahrelang nicht Seife wurde nur in kleinen Portionen einmal pro Woche ausgegeben Duschen war zwar taglich moglich wurde aber nur gestattet wenn unter Tage gearbeitet wurde Unzureichend war auch die medizinische Versorgung Medikamente und Narkosemittel gab es kaum So mussten die ebenfalls inhaftierten Arzte die sich zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung mitunter noch im Studium befunden hatten beispielsweise einem Gefangenen ohne Betaubung den Zeh amputieren 22 oder anderen den Blinddarm oder Nierensteine ohne Narkose entfernen 23 Neben haufig selbst zugefugten Verletzungen um der anstrengenden Arbeit wenigstens fur eine Weile zu entgehen litten die Gefangenen zumeist an Mangelerkrankungen da die Nahrung keine oder kaum Vitamin oder Eiweissbestandteile besass teilweise gefroren oder verdorben oder durch das nahe gelegene atomare Versuchsgebiet Nowaja Semlja radioaktiv kontaminiert war 24 Nach dem Zweiten Weltkrieg sahen die Rationen fur die Gefangenen bei 100 Normerfullung etwa so aus 600 g sehr wassriges Brot 40 g Fisch oder Fleisch 150 250 g Kaschabrei aus Haferflocken Hirse Buchweizen Gersten Roggen oder Weizengraupen oder selten auch Griess 5 g Ol und 750 g Kohl Sauerkraut Sauerampfer oder Graupensuppe Die Rationen waren in den ersten Jahren die einzige Art der Bezahlung fur die Arbeiter und waren an die Erfullung der Arbeitsnormen gebunden Wer das Tagessoll nicht erreichte bekam weniger Nahrung und musste mit weniger Kraft am nachsten Tag versuchen der Arbeitsnorm zu genugen Bei Erfullung oder Ubererfullung des Solls wurde den Gefangenen zusatzliche Nahrung beziehungsweise auch besondere Nahrungsmittel wie Zitronen oder Konfekt angeboten Ab dem 1 Januar 1952 wurde das System der Bezahlung modifiziert da die Arbeiter nun neben den Rationen auch tatsachlich einen geringen Verdienst ausgezahlt bekamen den sie in der Kantine in zusatzliche Nahrungsmittel investieren oder sparen konnten 25 Es war fur einen Haftling von Vorteil Russisch oder eine andere osteuropaische Sprache zu beherrschen um mit anderen Gefangenen oder den Wartern kommunizieren zu konnen was allerdings besonders unter den Deutschen nicht sehr verbreitet war Konnte man Russisch so war es moglich zwischen Abendessen und Barackenschluss in der Kulturbaracke Klassiker der russischen Literatur zu lesen oder wenigstens ein wenig von der Welt zu erfahren indem man die Parteizeitung Prawda las Mit der Zeit gelang es den Gefangenen auch hinter die propagandistischen Texte der Prawda zu schauen Gelegentlich fanden Kulturabende mit Konzerten Theaterauffuhrungen oder Filmen statt Offiziell war es moglich seinen Angehorigen Briefe zu schreiben Jedoch mussten Auslander dafur ein spezielles Formular ausfullen das nie vorratig war Ware dies allerdings zur Sprache gebracht worden ware es eine strafbare Verleumdung der Sowjetunion gewesen 26 Aufgaben der Haftlinge BearbeitenDie ersten nach Workuta verschleppten Haftlinge fanden in der Gegend noch keine Lagerstrukturen vor nicht einmal wirksames Werkzeug war vorhanden Bis sie ihre Baracken gebaut hatten mussten sie in Erdhohlen hausen Nach dem 1939 erfolgten Beschluss der forcierten Erschliessung des Gebietes und damit des massiven Abbaus der Ressourcen begannen die Haftlinge mit dem Bau einer Eisenbahnstrecke nach Kirow Unter grossen Verlusten gelang dieses Vorhaben bis 1942 Vor der Fertigstellung der Strecke wurden die Zwangsarbeiter uber Flusse nach Workuta transportiert und die Kohle auf demselben Weg zuruck Bis heute gibt es keine ausreichende Strassenanbindung 27 Neulinge in Workuta wurden zunachst in Quarantane gesteckt und mussten nur leichtere Arbeiten verrichten wie etwa Kartoffeln schalen oder das Ausladen von Nahrungsmitteln Die Gewohnung an die Umgebung und die Verhaltnisse stand erst einmal im Vordergrund Nach der kurzen Eingewohnungsphase mussten die Haftlinge zu korperlich anstrengenderer Arbeit ubergehen wie etwa dem Bau neuer Baracken oder Arbeiten bei denen der zugefrorene Boden mit unzureichenden Arbeitsgeraten aufgerissen werden musste Die meist vollig entkrafteten Manner und Frauen waren dazu jedoch meist nicht mehr in der Lage Andere schwere Arbeiten neben dem Erdaushub waren Betonmischen per Hand losen Zement verladen Kohlenwaggons entladen und das Schneeraumen nur mit einem Spaten 28 Die korperlich schwersten Arbeiten hatte insbesondere seit 1941 die immer grosser werdende Gruppe deutscher Kriegsgefangener zu verrichten was die erhohte Sterblichkeitsrate unter ihnen verdeutlicht 29 Wer schwachelte und keinen hatte der die korperlich anstrengende Arbeit wenigstens fur einen Moment ubernahm wurde beschimpft geschlagen und als Arbeitsverweigerer hingestellt was wiederum Karzerhaft zur Folge hatte 30 Fur den Gefangenen gab es nichts als die ewige Muhle Essen schlafen arbeiten schlafen arbeiten tagaus tagein Es gab keinen Sonntag oder Feiertag sondern lediglich die Einrichtung des sogenannten Wychotneu das heisst dass man jede siebte Schicht in der Baracke bleiben konnte wenn die Brigade zur Arbeit angetrieben wurde Man konnte dann eine Schicht zusatzlich schlafen Wychotneu bedeutet so viel wie Ausgang ein Zynismus Der ehemalige Haftling Hans Dieter Scharf 31 Nach dem Tod Stalins BearbeitenIm Sommer 1953 fand der Aufstand von Workuta statt der rund 10 Tage dauerte Trotz der blutigen Niederschlagung des Streiks verbesserte sich die Lage fur die Gefangenen zunehmend Nach dem Tod Stalins im Marz 1953 folgten einige Jahre der Tauwetter Periode eine Phase der Entstalinisierung unter Nikita Chruschtschow Wahrend dieser wurde das Arbeitslager Workuta schliesslich aufgelost Ende 1953 war es moglich seinen Angehorigen einen Brief zu schreiben die notigen Formulare waren nun vorhanden Ausserdem gab es bereits einige Freilassungen von Haftlingen die in Deutschland vom Schicksal ihrer noch inhaftierten Freunde berichteten Seit Anfang 1954 war es ebenso moglich sich Packchen schicken zu lassen die vom Roten Kreuz ausgeliefert wurden Dies bedeutete eine gewisse Steigerung der Lebensqualitat durch z B dringend benotigte warme Kleidung 32 Uber die Freilassung aller deutschen Haftlinge wurde im September 1955 entschieden als Bundeskanzler Konrad Adenauer auf Einladung der Sowjetunion nach Moskau kam Heimkehr der Zehntausend Mit dem Abtransport aus Workuta waren die Gefangenen noch nicht frei aber die Lage hatte sich fur sie deutlich entspannt Zunachst wurden die meisten uber Gorki in ein anderes Lager in Ostmitteleuropa gebracht Arbeitsverweigerungen wurden nicht mehr bestraft und zur allgemeinen Verwunderung unter den Insassen akzeptierte das sowjetische Wachpersonal sogar dass Haftlinge sich einen Fussballplatz bauten und sich sportlich betatigten Es kam auch zu Spielen gegen die Wachmannschaft wobei die notigen Materialien fur das Fussballspielen Balle Trikots etc von Spielern des 1 FC Kaiserslautern kamen Zusammen mit der Wachmannschaft lauschten die Inhaftierten auch einem Spiel der deutschen Fussballnationalmannschaft gegen die Sowjetunion in Moskau Alles in allem warteten die Inhaftierten nur noch darauf endlich freizukommen In welchen der beiden deutschen Staaten sie freigelassen wurden hatten die Haftlinge sogar mehr oder weniger selbst in der Hand In Verhoren mit Offizieren gaben einige die eigentlich in der DDR ihre Heimat hatten Adressen in Westdeutschland an in der Hoffnung in die Bundesrepublik entlassen zu werden was auch tatsachlich geschah 33 Inhaftierte aus anderen Nationen kamen ebenso nach und nach frei So gab es zum Beispiel am 19 September 1955 einen Erlass des Obersten Sowjets der alle Burger der Sowjetunion amnestierte denen zuvor eine Kollaboration mit Deutschen vorgeworfen worden war Auch Schwerverbrecher kamen mit der Zeit frei Viele von ihnen siedelten sich in Workuta an da sie hier eine Arbeit in den Bergwerken und eine Art Heimat hatten Die am langsten inhaftierte Gruppe waren die Haftlinge die aufgrund nationalistischer Straftaten verurteilt worden waren Sie kamen erst mit der Schliessung des Arbeiterlagers frei 34 Bekannte Haftlinge BearbeitenHans Gunter Aurich Heinz Baumkotter Hermann Becker Menachem Begin Peter Emiljewitsch Bendel Horst Bienek Ernst Busse Wolfgang Duncker Kurt Eccarius Gerhard Fittkau Paul Franken Brigitte Gerland Valentin Gonzalez Werner Gumpel Horst Hennig Kurt Herzog Johannes Hiob Martin Hoffmann August Hohn Siegfried Jenkner Erwin Joris Aurel von Juchen Anton Kaindl Kurt Koblitz Walter Kolberg Michael Korner Jaan Kross Aino Kuusinen Hryhorij Lakota Otto Lasch Susanne Leonhard Lorenz Lochthofen Peter Musiolek John H Noble Erich Reschke Horst Rocholl Ursula Rumin Manne Saathoff Paul Sakowski Hans Dieter Scharf Andreas Schmidt Paul August Schmitz Joseph Scholmer Wilhelm Schubert Horst Schuler Hem Schuppel Willi Schutz Sergei Sedow Gustav Sorge Bernhard Steinberger Gunter Stempel Julius Sturmer Erica Wallach Wassyl Welytschkowskyj Lothar WollehUmgang mit Workuta nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Bearbeiten nbsp Gedenkplatte in Workuta 1995 Wahrend des Zusammenbruchs der Sowjetunion wurde Zwangsarbeit auch justiziell durch das im Oktober 1991 in Kraft getretene Gesetz Uber die Rehabilitierung von Opfern politischer Repressalien thematisiert 35 Dieses Gesetz ermoglicht es ehemaligen Gefangenen oder wenn der ehemalige Haftling bereits verstorben ist deren Angehorigen Freunden Mithaftlingen einen Antrag auf Rehabilitation zu stellen und dadurch auch offiziell bestatigt zu bekommen dass sie Opfer eines repressiven Systems waren Insbesondere die Anerkennung des erlittenen Unrechts war den Zwangsarbeitern von Workuta wichtig da sie was zum Beispiel Renten und Pensionsanspruche angeht anders behandelt werden als etwa ehemalige Haftlinge in deutschen Arbeitslagern wahrend der nationalsozialistischen Diktatur Vorher bestand das Gefuhl Opfer zweiter Klasse zu sein 36 Betroffene betonten es gehe nicht um Finanzielles sondern um den fehlenden Respekt den man den Opfern entgegenbringt Die Internetseite workuta de erinnert an das Arbeitslager Workuta und an die Schicksale dutzender Haftlinge anhand von Lebenslaufen 37 Das niederlandisch belgische Musikprojekt Gulaggh das bekannt dafur ist die Schreie von Psychiatriepatienten auf seinen Tontragern festzuhalten widmete dem Arbeitslager unter dem Titel Vorkuta ein Album Um die Bedingungen authentisch nachzustellen wurden klassische Instrumente im Stil von Noise und Black Metal eingespielt und mit den Schreien von mehr als 40 Frauen und Kindern gemischt 38 39 Literatur BearbeitenHorst Bienek Workuta Herausgegeben und mit einem Nachwort von Michael Kruger Wallstein Verlag Gottingen 2013 ISBN 978 3 8353 1230 2 Roland Bude Workuta Strafe fur politische Opposition in der SBZ DDR Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Bd 30 Der Berliner Landesbeauftragte fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Berlin 2010 ISBN 978 3 934085 32 9 Peter Erler Zehn Jahre Sowjetische Militargerichtsbarkeit in Deutschland In Michael Borchard Peter Erler Leonid P Kopalin Kriegsgefangene Politische Haftlinge Rehabilitation Zukunftsforum Politik Nr 11 ZDB ID 2059128 7 Konrad Adenauer Stiftung St Augustin 2000 S 7 22 Annelise Fleck Workuta uberlebt Als Frau in Stalins Straflager Bechtermunz Augsburg 2001 ISBN 3 8289 0417 3 Jan Foitzik Horst Hennig Hrsg Begegnungen in Workuta Erinnerungen Zeugnisse Dokumente 2 durchgesehene Auflage Leipziger Universitats Verlag Leipzig 2003 ISBN 3 936522 26 X Klaus Peter Graffius Horst Hennig Hrsg Zwischen Bautzen und Workuta Totalitare Gewaltherrschaft und Haftfolgen 2 erweiterte Auflage mit einer Bewertung aus russischer historisch juristischer Sicht Leipziger Universitats Verlag Leipzig 2004 ISBN 3 937209 76 X Werner Gumpel Workuta Die Stadt der lebenden Toten Ein Augenzeugenbericht Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2015 ISBN 978 3 86583 936 7 Wladislaw Hedeler Horst Hennig Hrsg Schwarze Pyramiden rote Sklaven Der Streik in Workuta im Sommer 1953 Eine dokumentierte Chronik Leipziger Universitats Verlag Leipzig 2007 ISBN 978 3 86583 177 4 Martin Hoffmann ab nach Workuta Als Student von Mittweida in das sowjetische Zwangsarbeitslager GULag Workuta verschleppt Shaker Aachen 2006 ISBN 978 3 8322 5711 8 Leonid Pawlowitsch Kopalin Die Rehabilitierung deutscher Opfer sowjetischer politischer Verfolgung Gesprachskreis Geschichte Heft 10 Forschungsinstitut Friedrich Ebert Stiftung Historisches Forschungszentrum Bonn 1995 ISBN 3 86077 390 9 Sergej Lochthofen Schwarzes Eis Der Lebensroman meines Vaters Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2012 ISBN 978 3 498 03940 0 Andreas Petersen Deine Schnauze wird dir in Sibirien zufrieren Ein Jahrhundertdiktat Erwin Joris Marixverlag Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 86539 284 8 Gunther Rehbein Gulag und Genossen Aufzeichnungen eines Uberlebenden Verlag Neue Literatur Jena u a 2008 ISBN 978 3 938157 87 9 Ursula Rumin Im Frauen Gulag am Eismeer Autobiographie Vorwort von Karl Wilhelm Fricke Herbig Munchen 2005 ISBN 3 7766 2414 0 Hans Dieter Scharf Von Leipzig nach Workuta und zuruck Ein Schicksalsbericht aus den fruhen Jahren des ersten deutschen Arbeiter und Bauernstaates 1950 1954 Lebenszeugnisse Leidenswege Heft 2 Bearbeitet und eingeleitet von Klaus Dieter Muller Stiftung Sachsische Gedenkstatten zur Erinnerung an die Opfer Politischer Gewaltherrschaft Dresden 1996 ISBN 3 9805527 1 3 Joseph Scholmer Arzt in Workuta Bericht aus einem sowjetischen Straflager Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1963 Joseph Scholmer Die Toten kehren zuruck Bericht eines Arztes aus Workuta Kiepenheuer amp Witsch Koln u a 1954 Horst Schuler Workuta Erinnerungen ohne Angst Herbig Munchen 1993 ISBN 3 7766 1821 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Arbeitslager Workuta Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karte der Gulag Lager um Workuta Vorkutlag Vorkuta doppelte Erinnerungspfaden an der Stadtgeschichte Biografien deutscher Gulag Haftlinge insbesondere aus den Workuta Lagern und mehr auf www workuta de Aufstand in Workuta 1953 Fotos Videos Dokumente und Zeitzeugen Interviews mit Roland Bude auf jugendopposition de Bundeszentrale fur politische Bildung Robert Havemann Gesellschaft e V Die Welt Mit dem Mut der Verzweiflung Aufstand im Gulag Gerald Wiemers Der Aufstand vom 1 August 1953 im Lager Nr 10 von Workuta Memento vom 1 November 2013 im Internet Archive PDF 3 6 MB Einzelnachweise Bearbeiten a b WORKUTA ITL Portal MEMORIAL Deutschland e V online auf gulag memorial de Vladimir Bystrov Unosy ceskoslovenskych obcanu do Sovetskeho Svazu v letech 1945 1955 Edition Svedectvi hrsg vom Urad dokumentace a vysetrovani zlocinu komunismu UDV eine Einrichtung des Innenministeriums der Tschechischen Republik Prag 2003 343 Seiten ISBN 80 7312 027 5 online auf szcpv org Abschnitt Ozerlag S 271 Anne Applebaum Der Gulag Siedler Verlag Berlin 2003 ISBN 3 88680 642 1 S 116 121 Oleg Chlevnjuk The History of the Gulag From Collectivization to the Great Terror Yale University Press 2004 ISBN 0 300 09284 9 S 31 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Wladislaw Hedeler und Horst Hennig Hrsg Schwarze Pyramiden rote Sklaven Der Streik in Workuta im Sommer 1953 Leipzig 2007 S 26 28 Hedeler S 31 Mike Muller Hellwig Workuta Symbol sowjetischer Barbarei und deutschen Widerstands In Jan Foitzik Horst Hennig Hrsg Begegnungen in Workuta Erinnerungen Zeugnisse Dokumente 2 durchgelesene Auflage Leipzig 2003 S 89 Hedeler S 40 Leonid Pawlowitsch Kopalin Die Rehabilitierung deutscher Opfer sowjetischer politischer Verfolgung Reihe Gesprachskreis Geschichte Heft 10 Bonn 1995 S 15 Peter Erler Zehn Jahre Sowjetische Militargerichtsbarkeit in Deutschland In Konrad Adenauer Stiftung e V Hrsg Kriegsgefangene Politische Haftlinge Rehabilitation Zukunftsforum Politik Nr 11 St Augustin 2000 S 17f Kopalin S 19 Hedeler S 35 37 Heinrich Paul Fritsche Workuta 1953 Die Terrormaschine In Jan Foitzik Horst Hennig Hrsg Begegnungen in Workuta Erinnerungen Zeugnisse Dokumente 2 durchgelesene Auflage Leipzig 2003 S 147 Hedeler S 29 Roland Bude Workuta Strafe fur politische Opposition in der SBZ DDR Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Band 30 Berlin 2010 S 56 Muller Hellwig S 95 Hedeler S 36 f Bude S 57 64 Bude S 57 59 Hedeler S 49 Bude S 72 f Muller Hellwig S 103 f Bude S 60 Muller Hellwig S 104 Bude S 64 66 Bude S 67 f Muller Hellwig S 80 f Bude S 63 f Muller Hellweg S 82 Fritsche S 130 Hans Dieter Scharf Von Leipzig nach Workuta und zuruck Ein Schicksalsbericht aus den fruhen Jahren des ersten deutschen Arbeiter und Bauernstaates 1950 1954 Dresden 1996 S 83 Bude S 69 f Bude S 77 79 Hedeler S 58 Kopalin S 9 Muller Hellwig S 124 workuta de Brandon Stosuy Show No Mercy Pitchfork 20 Juni 2007 abgerufen am 12 August 2018 englisch Existence is Futile An Interview with STALAGGH GULAGGH Gnartallica 6 Dezember 2011 abgerufen am 12 August 2018 englisch 67 5140734 64 083795 Koordinaten 67 30 50 7 N 64 5 1 7 O Normdaten Korperschaft GND 4625842 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arbeitslager Workuta amp oldid 238803962