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Der Aufstand von Workuta war ein Aufstand der Haftlinge im sowjetischen Arbeitslager Workuta im Sommer 1953 Ausschnitt des kleinen Friedhofs auf dem die Gefangenen beigesetzt sind die am 1 August 1953 erschossen wurden Sommer 2014 Nach dem Tod Josef Stalins und der Verhaftung des Innenministers Lawrenti Beria begann im Arbeitslager ein Streik die Gefangenen forderten bessere Bedingungen Eine hochrangige Delegation aus Moskau reiste nach Workuta Der Aufstand dauerte rund zehn Tage und wurde am 1 August 1953 mit Waffengewalt beendet Inhaltsverzeichnis 1 Ablauf 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseAblauf BearbeitenDas Jahr 1953 brachte viele Ereignisse im kommunistischen Machtbereich mit sich die auch gravierende Folgen fur die Lagerinsassen in Workuta hatten Stalins Tod am 5 Marz 1953 fuhrte zu Verwirrung bei den Wartern ob der veranderten Machtkonstellation wodurch das Lagerregime etwas gelockert wurde Bereits zu dieser Zeit kam bei den Haftlingen die Hoffnung auf Freilassung auf die noch dadurch verstarkt wurde dass tatsachlich einige Deutsche in die Oblast Kaliningrad geschickt wurden 1 Gleichzeitig mit dem Bericht der Prawda uber den Aufstand des 17 Juni in der DDR kamen erste Gedanken an einen Streik oder Aufstand auf sollte sich die Lage zukunftig nicht wirklich andern Auch nichtdeutsche Gefangene beeindruckte der Volksaufstand in der DDR So wurde selbstironisch daruber gespottet dass die Deutschen schon nach acht Jahren den Kommunismus satt und ihn bereits so schnell als Unrechtssystem erkannt hatten wahrend sowjetische Burger dieses System schon 35 Jahre dulden wurden und bisher noch nichts dagegen getan hatten 2 Spatestens nach der Verhaftung von Lawrenti Beria wegen angeblicher Spionagetatigkeiten 26 Juni 1953 wurden Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen besserer Verpflegung und Versorgung und nach Rehabilitationen offen vorgetragen Sowjetische Offiziere stellten Verbesserungen in Aussicht allerdings nicht in dem Masse wie es sich die Lagerinsassen wunschten Ausloser des Streiks waren letztendlich Deportierte aus einem Lager bei Karaganda in der Kasachischen SSR die Mitte Juni in Workuta ankamen Diese hatten sich freiwillig fur die Arbeit in der ASSR der Komi gemeldet da ihnen bessere Arbeitsbedingungen als in Kasachstan und eine freie Ansiedlung versprochen wurden Als sie im Schacht 7 ihre Arbeit aufnehmen sollten stellten sich die Arbeitsbedingungen allerdings als erheblich schlechter heraus und von einer freien Ansiedlung war auch keine Rede mehr In der Folge verweigerten die Arbeiter des Schachtes die sich den Neuankommlingen gegenuber solidarisch erklarten die Arbeit und produzierten nur noch eine Tonne Kohle pro Tag anstatt der normalerweise geforderten Menge von eintausend Tonnen 3 Geruchte um einen Streik in Schacht 7 breiteten sich schnell aus Auch andere Lager und Schachte traten in den Streik was je nach vorgetragener Forderung verschiedene Folgen nach sich zog Wahrend zum Beispiel die Arbeiter des Schachtes 40 einen relativ ruhigen freien Sommer erlebten und ihr erarbeitetes Geld bis auf den letzten Rubel ausgeben konnten um dann im September wieder die Arbeit aufnehmen zu mussen 4 eskalierte die Lage an anderer Stelle Im Gegensatz zu den Arbeitern des Schachtes 40 die nicht aggressiv auftraten und auch nur wenige Forderungen hatten ubernahmen im Lager 10 des Schachtes 29 die Insassen die Leitung des Lagers entwaffneten das Wachpersonal und internierten es Der Chef der gesamten Lagerleitung in Workuta General Andrei Afanassjewitsch Derewjanko zeigte sich nicht gewillt den Forderungen nach Revisionsverfahren nachzugeben 5 Aus Moskau angereiste hohe Offizielle traten mit den Gefangenen in Verhandlungen obwohl der von den Inhaftierten geforderte Verhandlungspartner Sergei Nikiforowitsch Kruglow Innenminister der Sowjetunion der Delegation nicht angehorte Geruchteweise soll er in Workuta gewesen sein Die Sowjetunion lehnte strikt Revisionen von Urteilen und damit Freilassungen ab es kam nicht wirklich zu Verhandlungen Vielmehr wurde den Gefangenen gedroht zum Beispiel seitens des Generalstaatsanwalts Roman Andrejewitsch Rudenko er hatte in den Nurnberger Prozessen energisch gegen fuhrende NS Funktionare und ihr Unrechtssystem Anklage erhoben Weder Rudenkos Drohungen noch die von anderen angereisten Politikern und hohen Militarangehorigen zum Beispiel Armeegeneral Iwan Iwanowitsch Maslennikow schuchterten die Gefangenen ein 6 Am Morgen des 1 August 1953 umstellten Truppen des Innenministeriums das Lager Nach einem kurzen Gesprach zwischen MWD Offizieren und den Anfuhrern des Streiks am Lagertor schoss einer der Offiziere einem der Haftlinge in den Kopf Dann eroffneten die Soldaten das Feuer auf die anderen Insassen es kam zu einem Massaker 7 Dabei starben 64 Menschen insgesamt starben bei der Niederschlagung des Aufstandes 481 Menschen 8 Viele Personen wurden danach aus dem Lager entfernt wahrscheinlich weil sie als Anfuhrer denunziert wurden Die Schwerverletzten die im Lager blieben mussten nach einer nur kurzen Regenerationsphase wieder ihre Arbeit aufnehmen 9 Die deutsche Journalistin Brigitte Gerland 1918 1962 berichtete aus eigenem Erleben in westlichen Medien uber die Lebens und Arbeitsbedingungen im sowjetischen Arbeitslager Workuta und insbesondere uber den Streik der Zwangsarbeitskrafte der in den Aufstand von Workuta mundete Der Streik von 1953 war nicht der einzige auch davor hatten Zwangsarbeiter mehrfach protestiert Beispielsweise traten sie aufgrund der unertraglichen Arbeitsbedingungen vom Oktober 1936 bis zum Februar 1937 in einen Hungerstreik ohne Erfolge Nachdem eine Moskauer Kommission die Ereignisse in Workuta untersucht hatte wurden 2901 an dem Hungerstreik beteiligte Personen hingerichtet 10 Ahnlich erging es Streikenden aus dem Jahr 1941 die sich 15 Tage der Arbeit verweigerten nachdem die Rationen fur die Zwangsarbeiter wegen Lebensmittelknappheit aufgrund des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion verringert wurden Auch hier kam es zur Erschiessung der Radelsfuhrer und zur Annullierung der bereits abgebussten Strafzeiten 3 Die Informationslage zu Streiks vor 1953 in Workuta ist noch luckenhafter als die ab 1953 Literatur BearbeitenRoland Bude Workuta Strafe fur politische Opposition in der SBZ DDR Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Band 30 Der Berliner Landesbeauftragte fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Berlin 2010 ISBN 978 3 934085 32 9 Heinrich Paul Fritsche Workuta 1953 Die Terrormaschine In Jan Foitzik Horst Hennig Hrsg Begegnungen in Workuta Erinnerungen Zeugnisse Dokumente Leipziger Universitatsverlag 2003 Wladislaw Hedeler Horst Hennig Schwarze Pyramiden rote Sklaven Der Streik in Workuta im Sommer 1953 Leipziger Universitatsverlag 2007 Mike Muller Hellwig Workuta Symbol sowjetischer Barbarei und deutschen Widerstands In Jan Foitzik Horst Hennig Hrsg Begegnungen in Workuta Erinnerungen Zeugnisse Dokumente Leipziger Universitatsverlag 2003 Gerald Wiemers Hg Der Aufstand Zur Chronik des Generalstreiks 1953 in Workuta Lager 10 Schacht 29 Leipziger Universitatsverlag 2013 ISBN 978 3 86583 780 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vorkuta uprising Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Christoph Gunkel Vergessener Gulag Aufstand Das Massaker von Workuta In Spiegel Online 1 August 2013 abgerufen am 31 August 2021 Aufstand in Workuta In jugendopposition de Hrsg von der Bundeszentrale fur politische Bildung und der Robert Havemann Gesellschaft August 2019 abgerufen am 31 August 2021 Bilder Videos und Interview mit Roland Bude zum Aufstand von Workuta Einzelnachweise Bearbeiten Bude S 74f Hedeler S 55 a b Muller Hellwig S 112 Bude S 76 Muller Hellwig S 114 Fritsche S 144f Muller Hellwig S 115 Fritjof Meyer Der vergessene Sklavenaufstand Tod im Gulag In Spiegel Online 10 Oktober 2003 abgerufen am 31 August 2021 Fritsche S 153f Hedeler S 29 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aufstand von Workuta amp oldid 234896429