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Gustav Hermann Sorge 24 April 1911 in Roniken Provinz Posen 3 Oktober 1978 in der JVA Bochum 1 war ein deutscher SS Hauptscharfuhrer und Kriegsverbrecher Inhaltsverzeichnis 1 Jugend Schwarze Reichswehr und NSDAP 2 Tatigkeit in Konzentrationslagern 3 Nach Kriegsende 4 Haft im Straflager Workuta und Verurteilung in Bonn 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseJugend Schwarze Reichswehr und NSDAP BearbeitenAls Sohn eines Landarbeiters erlernte Sorge den Beruf des Schmieds Nach abgeschlossener Ausbildung wurde er in die Arbeitslosigkeit entlassen Seine ersten politischen Erfahrungen sammelte er als Angehoriger der Schwarzen Reichswehr Dabei wurde er von seinem Onkel Hermann Weber beeinflusst der ebenfalls Mitglied der Schwarzen Reichswehr war Im Jahre 1931 trat er der NSDAP und SS bei Wahrend gewalttatiger Auseinandersetzungen mit Gegnern der NSDAP im Raum Osnabruck erwarb er sich den Spitznamen Eiserner Gustav Am 2 Mai 1933 beteiligte er sich an der Besetzung des Osnabrucker Gewerkschaftshauses 2 Tatigkeit in Konzentrationslagern BearbeitenAb Anfang Oktober 1934 war er Angehoriger mit dem Dienstgrad eines SS Unterscharfuhrers bei der Wachmannschaft des KZ Esterwegen Eine weitere Ausbildung im Rahmen der SS erhielt er ab April 1936 auf der Ordensburg Vogelsang und der Fuhrerschule der Sicherheitspolizei in Charlottenburg Im September 1936 wurde er als Wirtschaftsfuhrer zum SS Verwaltungshauptamt fur den Aufgabenbereich der Bewirtschaftung von Bekleidung versetzt An der Besetzung Osterreichs nahm er im Marz 1938 aktiv teil Danach wurde er im Juni 1938 in das KZ Sachsenhausen als Blockfuhrer eingesetzt Durch seinen brutalen Einsatz gegenuber den Haftlingen wurde er bald zum Stellvertreter des Rapportfuhrers und des Arbeitsdienstleiters befordert In dieser Stellung verubte er zahlreiche Morde und Misshandlungen an Haftlingen und sowjetischen Soldaten Im September 1939 erfolgte seine Beforderung zum SS Oberscharfuhrer Der Gefangene Leon Szalet beschreibt die Wutausbruche Gustav Sorges wahrend des Appells in seinem Bericht Kein Friede den Frevlern 3 Er pflegte mit einem heisernen Kriegsgeschrei zu uns hereinzusturzen ein irrsinniges Glimmern in seinen Augen und wahrend der Geifer durch seinen ausgefransten Mund lief blindlings nach allen Seiten mit seinen Stangen zu stossen Das Schlagen dauerte so lange bis die Mordwaffen in Splittern und Stucken auf dem Boden verstreut waren Dann war der Hohepunkt seiner wilden Orgie erreicht u er tanzelte seelenruhig davon als ware nichts Ungewohnliches geschehen Ab Oktober 1941 fungierte er bereits als Rapport und Arbeitsdienstfuhrer in Personalunion Als Lagerfuhrer war er von Ende Juni 1942 bis Ende Oktober 1942 im KZ Aussenlager Lichterfelde des KZ Sachsenhausen in Berlin Lichterfelde tatig Nach seiner Ablosung als Lagerfuhrer wurde Sorge ab November 1942 beim Zentralarbeitseinsatz in Oranienburg eingesetzt Anfang 1943 organisierte er kurzzeitig im neu errichteten KZ Herzogenbusch den Arbeitseinsatz Nach seiner Ruckkehr nach Oranienburg erhielt er im Zuge von Untersuchungen bezuglich Missstanden in Konzentrationslagern eine dreimonatige Haftstrafe Im Sommer 1943 wurde Sorge nach Lettland zum Hoheren SS und Polizeifuhrer Ostland versetzt und war kurzzeitig im Einsatz gegen Partisanen tatig Ab Dezember 1943 fungierte er als Lagerleiter des Arbeitslagers Riga Spilve einem Aussenlager des KZ Riga Kaiserwald und des Heereskraftfahrzeugparks Ostland in Riga Ab Ende Januar 1944 war er als Lagerleiter des Arbeitslagers Dondangen eingesetzt Die Berlinerin Inge Berner die dort im KZ interniert war erinnert sich dass er ihre Hand verkruppelte als sie sich instinktiv nach einer Puderdose buckte die ein SS Mann ihr weggenommen hatte 4 Sorge leitete dort spater auch die Evakuierung des Lagers im Zuge der naherruckenden Ostfront und organisierte die Haftlingstransporte in das KZ Stutthof Ab November 1944 war er wieder im KZ Sachsenhausen eingesetzt und stellte die SS Eisenbahnbaubrigade 12 aus Haftlingen auf Diese wurde zu Reparaturarbeiten nach Bombenangriffen eingesetzt Nach einer Verletzung durch einen Luftangriff folgten diverse Lazarettaufenthalte bis er in einem Lazarett in Regensburg am 28 April 1945 durch die US Army verhaftet wurde Nach Kriegsende BearbeitenNach Aufenthalten in Internierungslagern gelang ihm im Spatsommer 1945 die Flucht Nachdem er in Osnabruck seine Familie wiedergefunden hatte verzog er mit dieser nach Flamersheim und war in der Landwirtschaft tatig Sorge wurde am 24 Marz 1946 durch die britische Militarpolizei verhaftet und anschliessend an die sowjetische Militarpolizei ubergeben Im Sachsenhausen Prozess der vom 23 Oktober bis zum 1 November 1947 stattfand wurde er angeklagt Verbrechen gemass dem Kontrollratsgesetz Nr 10 begangen zu haben Sorge wurde mit weiteren Beschuldigten August Hohn Kurt Eccarius Wilhelm Schubert und Fritz Ficker angeklagt im Herbst 1941 mehr als 18 000 sowjetische Kriegsgefangene im KZ Sachsenhausen getotet zu haben Weiterhin gestand Sorge dass er zwischen Dezember 1941 und Mai 1942 an der Erschiessung von 25 Haftlingen beteiligt war Sorge gab zu aus den nichtigsten Anlassen Haftlinge schwer geprugelt zu haben Ich habe personlich jeden Tag Haftlinge geprugelt und benutzte dabei nicht nur Hande und Fusse sondern auch Stocke Bretter jeden beliebigen schweren Gegenstand Ich verteilte Schlage aus jedem beliebigen Grund und auch ohne jeglichen Grund fur Husten und fur Sprechen im Glied fur ein nicht genugend munteres Aussehen fur das Aufheben eines Stummels am Wege fur Rauchen wahrend der Arbeitszeit oder einfach dafur weil mir das Gesicht des Haftlings zu ernst erschien In der Anklageformel wurde festgestellt dass sich Sorge zu den vorgeworfenen Verbrechen bekannt hatte Auch in der Voruntersuchung und wahrend der Verhandlung im Prozess gestand Sorge alle Beschuldigungen ein Der Verteidiger von Sorge der Anwalt N P Below brachte zu Sorges Entlastung vor dass dieser nur bis Juni 1942 im KZ Sachsenhausen tatig gewesen und nicht mehr ins Straflager zuruckgekehrt war Sorge sei durch das falsche Vorbild seiner Vorgesetzten und der Reichsverwaltung zu diesen Verbrechen gekommen Im Urteil vom 30 Oktober 1947 wurde Sorge zu lebenslanglicher Haft mit der Pflicht zur Zwangsarbeit verurteilt Haft im Straflager Workuta und Verurteilung in Bonn BearbeitenEr wurde in das Arbeitslager Workuta verbracht Im Zuge der Freilassung deutscher Kriegsgefangener wurde er als Nichtamnestierter am 14 Januar 1956 in die Bundesrepublik Deutschland entlassen Am 7 Februar 1956 folgte eine erneute Verhaftung Im Prozess vor dem Schwurgericht in Bonn vom 13 Oktober 1958 bis zum 6 Februar 1959 wurde ihm der personlich ausgefuhrte Mord an 67 Haftlingen vorgeworfen Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt 5 unter anderem fur den Mord an Leon Sternbach einem der bei der Sonderaktion Krakau verhafteten und deportierten Krakauer Professoren Im Jahre 1978 starb Sorge in der Haft Literatur Bearbeiten nbsp Prozessdokumentation 1962 Ralph Giordano Narben Spuren Zeugen 15 Jahre Allgemeine Wochenzeitung der Juden in Deutschland Verlag der Allg Wochenzeitung d Juden Dusseldorf 1961 Fritz Sigl Todeslager Sachsenhausen Ein Dokumentarbericht vom Sachsenhausen Prozess SWA Berlin 1948 Jochen August Hrsg Sonderaktion Krakau Die Verhaftung der Krakauer Wissenschaftler am 6 November 1939 Hamburger Edition Hamburg 1997 ISBN 3 930908 28 X Arnold Weiss Ruthel Nacht und Nebel 1 amp 2 Auflage mit Untertitel Aufzeichnungen aus funf Jahren Schutzhaft Kluger Munchen 1946 weitere Auflage mit Untertitel Ein Sachsenhausen Buch VVN Potsdam 1949 S 96 ff Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer TB Frankfurt 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Andrea Riedle Die Angehorigen des Kommandanturstabs im KZ Sachsenhausen Sozialstruktur Dienstwege und biografische Studien Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstatten Band 31 Metropol Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 86331 007 3 LG Bonn 6 Februar 1959 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Band XV bearbeitet von Irene Sagel Grande H H Fuchs C F Ruter University Press Amsterdam 1976 Nr 473 S 399 659 Verfahrensgegenstand Vollendete und versuchte Totung von Haftlingen des KL Esterwegen Mitwirkung an der Massentotung von insgesamt etwa 10 000 russischen Kriegsgefangenen in der Genickschussbaracke des KL Sachsenhausen Vollendete und versuchte Totung einer Vielzahl von Haftlingen des KL Sachsenhausen Samuel Elperin Die Ermordung von Professor Leon Sternbach Aussage 28 November 1958 In Jochen August Hrsg Sonderaktion Krakau Die Verhaftung der Krakauer Wissenschaftler am 6 November 1939 Hamburger Edition Hamburg 1997 ISBN 3 930908 28 X S 167f Hendrik van Dam Ralph Giordano Hrsg KZ Verbrechen vor deutschen Gerichten Frankfurt am Main Europaische Verlagsanstalt 1962 S 151 510Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gustav Sorge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hans Dieter Arntz Unterschied zwischen SS Ehrenwache und Junkertum auf der NS Ordensburg Vogelsang Der Massenmorder Gustav Sorge 22 November 2007 abgerufen am 19 November 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Stephanie Bohra Tatort Sachsenhausen Strafverfolgung von KZ Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland Metropol Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3863314606 S 534 Hans Dieter Arntz Unterschied zwischen SS Ehrenwache und Junkertum auf der NS Ordensburg Vogelsang Der Massenmorder Gustav Sorge In hans dieter arntz de 22 November 2007 abgerufen am 1 Mai 2020 Baracke 38 237 Tage in den Judenblocks des KZ Sachsenhausens Ediert kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Winfried Meyer Vorwort von Paul Spiegel Als Band 3 der Reihe UberLebenszeugnisse hrsg von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstatten Metropol Verlag Berlin 2006 ISBN 978 3 938690 11 6 USC Shoah Foundation Visual History Archive Testimony Inge Berner Segment 4 Time Stamp 25 30 https vha usc edu testimony 31206 Bestand Nachlass Professor Hermann Schlingensiepen 7 NL 016 Archiv der Ev Kirche im Rheinland abgerufen am 19 November 2016 Hinweis auf die Verurteilung von Gustav Sorge Normdaten Person GND 1018680586 lobid OGND AKS VIAF 231030934 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sorge GustavALTERNATIVNAMEN Sorge Gustav Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Hauptscharfuhrer und KriegsverbrecherGEBURTSDATUM 24 April 1911GEBURTSORT Roniken SchlesienSTERBEDATUM 3 Oktober 1978STERBEORT JVA Bochum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Sorge amp oldid 234441784