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Die Darstellung der Wirtschaftsgeschichte Osterreichs wird durch die dramatischen historischen Anderungen des Inhalts und Umfangs des Osterreichbegriffes 1 verkompliziert Die gangige Literatur geht hier ruckblickend vom geographischen Raum der heutigen Republik Osterreich aus 2 Inhaltsverzeichnis 1 Ubersicht 2 Fruhgeschichte und Antike 3 Die Wachstumsperiode im Fruh und Hochmittelalter 900 1350 4 Von der Krise des Spatmittelalters zum Fruhkapitalismus 1350 1600 5 Glaubenskampf Krisen Absolutismus 1600 1750 6 Aufgeklarter Absolutismus Revolutionsangste und Protoindustrialisierung 1750 1848 7 Ein letzter Aufschwung der Donaumonarchie 1848 1914 8 Osterreichs Wirtschaft im Ersten Weltkrieg 9 Die Jahre 1918 bis 1945 10 Vom Wiederaufbau zur Eingliederung in die EU ab 1945 11 Literatur 12 Einzelnachweise 13 WeblinksUbersicht BearbeitenDas Gebiet des heutigen Osterreich war schon in fruhgeschichtlicher Zeit durch seine strategisch wichtige Lage und seine Bodenschatze Erzvorkommen Steinsalz eine wirtschaftlich wichtige Region Zentraleuropas Nach dem Ruckschlag der Volkerwanderungszeit brachten das Fruh und Hochmittelalter eine Periode kontinuierlichen Wachstums das auch von den jeweiligen Herrschern Babenberger Habsburger bewusst gefordert wurde Die europaische Krise um 1350 verlief hier etwas schwacher als in anderen Regionen Europas und speziell der alpine Erzabbau erreichte im 15 und 16 Jahrhundert seinen Hohepunkt Der Dreissigjahrige Krieg ging zwar von habsburgischem Territorium aus verschonte allerdings im Wesentlichen das Gebiet des heutigen Osterreich Dafur war der Osten der Region und die Landeshauptstadt Wien im 16 und 17 Jahrhundert durch die immer wiederaufflammenden Turkenkriege gefahrdet Erst nach 1683 endete diese Gefahr und die riesigen Landgewinne auf Kosten des osmanischen Reichs fuhrten zum explosiven Wachstum Wiens als Ort adeliger Zurschaustellung und Konsumation aber auch zur Etablierung entsprechender Luxusgewerbe In der Industrialisierungsperiode des 18 und 19 Jahrhunderts erwies sich das heutige Osterreich zunachst eher als Nachzugler Der gebirgige Charakter des Landes behinderte den Kanal und spater den Eisenbahnbau die Errichtung der Semmeringbahn uberstieg die Kapazitaten privaten Unternehmertums Die kapitalistische Entwicklung wurde aber in den letzten Jahrzehnten der Donaumonarchie deutlich vorangetrieben massgebliche Trager dieser Entwicklung waren haufig zugewanderte Unternehmer Nach dem Verlust der Fuhrungsrolle im Deutschen Bund 1867 geriet der Habsburgerstaat in zunehmende wirtschaftliche Abhangigkeit zum 1871 neu gegrundeten Deutschen Reich Nach dem Zerfall der Habsburgermonarchie im Herbst 1918 fuhrte dies zu weit verbreiteten Zweifeln an der wirtschaftlichen Lebensfahigkeit des klein gewordenen Reststaates Allerdings wurde im Friedensvertrag von Versailles ein Anschlussverbot Osterreichs an das Deutsche Reich festgehalten In der Zwischenkriegszeit erwies sich der neue Kleinstaat trotz ungunstigster Voraussetzungen Rustungskonversion der Kriegsindustrien im Bereich des Wiener Beckens Wasserkopf der ehemaligen Reichsburokratie in Wien uberdimensionierter Bankensektor Konflikt Rotes Wien konservative Bundesregierung als uberlebensfahig Grosse Produktivitatszuwachse wurden unter anderem in der Landwirtschaft erzielt Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre traf allerdings Osterreich besonders stark nicht zuletzt aufgrund der Massnahmen des benachbarten NS Regimes gegen den als Wirtschaftsfaktor bedeutsam werdenden Tourismus Die in der Zeit des Nationalsozialismus ab 1938 forciert vorgenommenen kriegswirtschaftlichen Industrialisierungsmassnahmen und Infrastrukturausbauten Eisen Aluminium und chemische Industrie Kraftwerksbauten Ausbau der Erdolforderung starkten nach 1945 paradoxerweise die wirtschaftliche Basis und das Selbstgefuhl des neu erstandenen Osterreich Die so genannte Verstaatlichte Industrie bildete bis etwa 1980 einen wesentlichen Faktor der wirtschaftlichen Leistungskraft des Landes wurde allerdings durch Uberforderung als Instrument der Arbeitsplatzsicherung in der Rezession von 1974 75 und durch Politisierung zum Problemfall In den 1990er Jahren und danach kam es zu einem weitgehenden Abbau gemeinwirtschaftlicher Strukturen Auch die fur das Osterreich nach 1945 kennzeichnende Wirtschafts und Sozialpartnerschaft hat in den letzten Jahrzehnten einen Ruckgang ihrer Bedeutung erfahren Aktuell ist die Lage der osterreichischen Wirtschaft in der EU eine im Vergleich der meisten Indikatoren uberdurchschnittlich gunstige Fruhgeschichte und Antike Bearbeiten nbsp Carnuntum Rekonstruktion einer Villa Urbana nbsp Grabrelief aus Virunum Darstellung eines romischen ReisewagensDie Entstehung von Wallanlagen bereits zu Beginn der Bronzezeit dokumentiert die fruhe Bedeutung des Abbaus und der Verarbeitung von Kupfer und Zinn im heute zu Osterreich gehorigen alpinen Raum Der entsprechende Handel mit Rohmaterial und Halbprodukten ist durch Graberfunde in Pitten Franzhausen Niederosterreich belegt In der Urnenfelderzeit begann der Abbau von Steinsalz in Hallstatt In der alteren Eisenzeit Hallstattzeit sind Handelskontakte zu den griechischen Kolonien an der ligurischen Kuste und zu den Etruskern im Osten aber auch zu den Steppenvolkern des Karpatenbeckens nachweisbar In der Antike florierte das Regnum Noricum vor allem durch den Abbau metallischer Erze Sein Zentrum war vermutlich die Siedlung auf dem Magdalensberg spater Virunum Noricum driftete langsam in die Stellung eines Protektorats der romischen Weltmacht und wurde schliesslich zur romischen Provinz Als solche umfasste es ungefahr die heutigen osterreichischen Bundeslander Karnten Salzburg Oberosterreich Niederosterreich und Steiermark sowie den Sudosten Bayerns mit dem Chiemgau Ausserdem gehorten Teile Tirols dazu Auch der westliche Teil der romischen Provinz Pannonien mit der Hauptstadt Carnuntum befand sich auf heute osterreichischem Gebiet Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung war hier der Weinbau und die wintersichere Verbindung zwischen Carnuntum und Aquileia Diese romische Bernsteinstrasse ist in der Tabula Peutingeriana verzeichnet Nach mehrhundertjahriger Dominanz romischer Zivilisation im Donau und Alpenraum kam es allerdings im 5 Jahrhundert zum Zusammenbruch Severin von Noricum um 410 8 Januar 482 Einsiedler Abt von Favianis und vermutlich auch hoher romischer Verwaltungsangestellter verhandelte 488 den Abzug der galloromanischen Bevolkerung aus Noricum Ripense Auch das besonders wahrend der Severerdynastie 193 235 bluhende Carnuntum erlebte in der Spatantike einen dramatischen Niedergang In der Mitte des 4 Jahrhunderts durfte es von einer schweren Erdbebenkatastrophe betroffen worden sein Ammianus Marcellinus beschreibt die einst bluhende Provinzhauptstadt gegen Ende des vierten Jahrhunderts bereits als verfallenes und schmutziges Nest Antike Siedlungsspuren lassen sich in Carnuntum aber noch bis in die erste Halfte des 5 Jahrhunderts nachweisen Die Wachstumsperiode im Fruh und Hochmittelalter 900 1350 Bearbeiten nbsp Wandteppich Wien 1560 Darstellung des PflugensDen historischen Kern des heutigen Osterreich bildete die in der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts entstandene dem Herzog von Baiern unterstellte Markgrafschaft ostlich der Enns 976 wurde Liutpold Leopold aus dem Geschlecht der Babenberger mit dieser Mark belehnt In einer Urkunde Konig Ottos III von 996 fand der Name Ostarrichi erstmals Erwahnung Daraus entwickelte sich spater die Schreibweise Osterreich Die Babenberger betrieben eine zielbewusste Rodungs und Kolonisierungspolitik und errichteten eine gefestigte Landesherrschaft mit schrittweiser Ostverlegung der Residenz Grosse wirtschaftliche Bedeutung hatten auch die Klostergrundungen von Leopold III Osterreich der ihretwegen heiliggesprochen wurde Zwischen dem Ende des 9 Jahrhunderts und dem Beginn des 14 Jahrhunderts stieg die Bevolkerungszahl im heutigen Osterreich von etwa einer halben Million auf das Dreifache 3 Dies wurde ermoglicht durch die mittelalterliche Agrarrevolution die an die Stelle des Hakenpflugs den die Scholle umsturzenden Beetpflug setzte und die alpine Viehweidewirtschaft Die vertikale Wassermuhle ein Erbe der Antike erlangte im alpinen Bereich mit seinen schnell fliessenden Gewassern grosse Bedeutung als Quelle der Antriebsenergie verschiedener Maschinen etwa fur Hammer Sage und Stampfwerke 4 Der Burgenbau des 9 bis 12 Jahrhunderts wurde massgeblich fur die Erneuerung des stadtischen Lebens 5 Zwischen 1180 und 1270 kam es zu einer Welle von Stadtegrundungen Zu den okonomisch relevantem Stadtrechten gehorte das Stapelrecht etwa fur Wien 1221 Im 13 und fruhem 14 Jahrhundert kam es zu einem Silberrausch im steirischen Oberzeiring der um 1361 durch eine Katastrophe massiven Wassereinbruch zu Ende ging Von der Krise des Spatmittelalters zum Fruhkapitalismus 1350 1600 Bearbeiten nbsp Bulgenkunst im Bergbau ermoglichte den Abbau in tief gelegenen Sohlen nbsp Grabnerhammer in Gaming Die protoindustrielle Eisenproduktion in der Eisenwurzen reicht zuruck bis ins MittelalterSchon 1317 war auch der Raum des heutigen Osterreich von der damals herrschenden europaischen Hungersnot betroffen Die grosse europaische Pestepidemie von 1347 bis 1353 die etwa ein Drittel der damaligen europaischen Bevolkerung totete hatte weitgehende Auswirkungen Eine der beiden Ausbreitungswellen ging von Venedig aus Von dort gelangte die Seuche uber den Brenner nach Osterreich Uber Tirol kam der schwarze Tod nach Karnten anschliessend in die Steiermark und erreichte dann erst Wien Wien war die einzige Stadt in der jeder Sterbende das letzte Sakrament erhielt was dafur spricht dass es in Wien besser als in anderen Stadten gelang die soziale Ordnung angesichts der ausgebrochenen Epidemie aufrechtzuerhalten Der Bevolkerungsruckgang durch die Pest wirkte sich in der Folge als Arbeitskraftemangel aus die Lohne stiegen 6 Andererseits sanken die Agrarpreise Grenzboden wurden aufgegeben es kam zu Wustungen Die wirtschaftliche Dynamik jener Zeit hatte ihren Schwerpunkt in den Alpen speziell in Tirol mit seinem florierenden Bergbau Wahrend der Blutezeit des Silber und Kupferbergbaus im 15 und 16 Jahrhundert war der Schwazer Bergbau eine der grossten Bergbaumetropolen Europas mit uber 12 000 Einwohnern heute etwa 13 000 war Schwaz nach Wien die zweitgrosste Ortschaft im Habsburgerreich Der Bergsegen hatte allerdings durch Abholzung auch schwere Beeintrachtigungen der ortlichen Umwelt zur Folge 7 Glaubenskampf Krisen Absolutismus 1600 1750 Bearbeiten nbsp Wien als Ort adeliger Reprasentation nach den Siegen der Turkenkriege Die Garten des Palais Schwarzenberg links und des Belvedere auf einer Wienansicht von Bernardo BellottoIn den habsburgischen Erblanden die bis auf Tirol uberwiegend protestantisch geworden waren begann die Gegenreformation im grossen Stil schon mit Kaiser Rudolf II ab 1576 und wurde im 17 Jahrhundert mit besonderer Scharfe durchgefuhrt Die zusammengeschlossenen protestantischen Stande Bohmens rebellierten dagegen und setzten mit dem Prager Fenstersturz 1618 den Anlass fur den Dreissigjahrigen Krieg der grosse Teile Deutschlands verwustete die Region des heutigen Osterreich aber nur marginal betraf Sandgruber interpretiert die Gegenreformation als landesherrlich absolutistischen Angriff gegen Stande und Regionalismus 8 und vermerkt unter den negativen Folgen die Zuruckdrangung des Buchdrucks 9 Wirtschaftlich gesehen gab es im heutigen Osterreich im 17 Jahrhundert eine Klimaverschlechterung mit Missernten und in den 1630er Jahren eine Pestwelle Der Landgewinn im Gefolge der 1683 erfolgreich abgewehrten Zweiten Turkenbelagerung hatte allerdings euphorisierende Wirkung 1684 publizierte Philipp Wilhelm von Hornigk Oesterreich uber alles wann es nur will das ist wohlmeinender Furschlag wie mittels einer wolbestellten Lands Oeconomie die Kayserl Erbland in kurzem uber alle andere Staat von Europa zu erheben und mehr als einiger derselben von denen andern independent zu machen Philipp Wilhelm von Hornigk 10 Hornigk setzt in diesem dem Geist des Merkantilismus entsprechenden Traktat auf die Entwicklung des Binnenmarktes und den protektionistischen Schutz vor auslandischer Konkurrenz Das Werk erlebte im 18 Jahrhundert zahlreiche Neuauflagen und reflektierte die herrschende Wirtschaftsgesinnung Ein weiterer Aspekt der deutlichen Vergrosserung des habsburgischen Staatsgebildes war die Errichtung zahlreicher barocker Gartenpalaste des Hochadels rund um die Wiener Stadtmauern und das ihnen vorgelagerte Glacis mit dem Belvedere des Prinz Eugen als imposantestem Dokument der Bereicherung durch den gewonnenen Turkenkrieg Diese Konzentration der Konsumkraft in der Haupt und Residenzstadt Wien stimulierte auch die hauptstadtischen Luxusgewerbe wie etwa die Seidenverarbeitung Aufgeklarter Absolutismus Revolutionsangste und Protoindustrialisierung 1750 1848 Bearbeiten nbsp In der 1754 verstaatlichten Linzer Wollzeugfabrik kamen auch Bettler Vagabunden und Strafgefangene zum Einsatz Bild aus 1890 Der aufgeklarte Absolutismus und seine wirtschaftspolitischen Doktrinen strebten eine Vereinheitlichung des beherrschten Wirtschaftsraums an Diesem Ziel dienten die Aufhebung der Binnenzolle und der Ausbau der Strassenverbindungen 11 Staatsmonopole dienten der Erzielung von Einnahmen aber zum Teil auch sozialpolitischen Zielen etwa das 1784 eingefuhrte staatliche Tabakmonopol mit seiner Begunstigung der Kriegsinvaliden Zudem setzte man auf die Forderung des Fleisses und der Produktivitat der Bevolkerung Die Grundung und Fuhrung von staatlichen Manufakturen wie etwa die Linzer Wollzeugfabrik oder die Wiener Porzellanmanufaktur sowie die Bekampfung der Bettelei und die Auflosung der kontemplativen Orden durch Joseph II reprasentieren das gleiche Gedankengut Sandgruber nennt die Periode 1750 1850 das Jahrhundert des Fleisses Grundkenntnisse des Lesens und Schreibens erschienen nun erforderlich Lesewut blieb aber Objekt obrigkeitlichen Argwohns 12 Das Angebot an Hoherer Bildung wurde eher gedrosselt das Misstrauen gegen potentielle Unruhestifter fuhrte auch speziell im Gefolge der Franzosischen Revolution zum Verbot von Industrieunternehmungen in der Residenzstadt Wien 13 nbsp Ferdinand Georg Waldmuller Die Pfandung 1847 Soziale Not als Objekt der biedermeierlichen osterreichischen GenremalereiGravierende Staatsschuldenprobleme gab es ab dem Ende des Siebenjahrigen Krieges besonders aber nach den Kriegen gegen das revolutionare und napoleonische Frankreich 14 1811 kam es zu einem Staatsbankrott 15 Der latenten Schwache des Staates entsprach auch eine gewisse Schwache der heimischen Unternehmerschaft Viele fuhrende osterreichische Unternehmerfamilien des 19 Jahrhunderts waren Zuwanderer und oder entsprangen religiosen Minderheiten Die Geschichte der Eisenbahn in Osterreich mit ihrem mehrfachen Wechsel zwischen Privat und Staatsbahnsystem illustriert dieses Phanomen Ein letzter Aufschwung der Donaumonarchie 1848 1914 Bearbeiten nbsp Die Landwirtschaftliche Maschinenausstellung auf der Wiener Weltausstellung 1873Die bauerliche Grundentlastung gehort zu den bleibenden Errungenschaften des Revolutionsjahres 1848 Nach der Aufhebung der Grundherrschaften wurde in den beiden folgenden Jahren durch mehrere Gesetze geregelt wie den Grundherren und Zehentempfangern die Dienste und Abgaben ihrer ehemaligen Untertanen abgelost werden sollten Der unglucklich ausgegangene Krieg von 1866 gegen Preussen und Italien markierte das Ende einer restriktiven Geldpolitik Am konjunkturellen Aufschwung beteiligt waren auch einige aussergewohnlich gute Ernten 16 Das Schienennetz der Bahnen verdoppelte sich zwischen 1867 und 1873 Die missgluckte Weltausstellung 1873 und der Borsenkrach markierten freilich das Ende der kurzlebigen Dominanz des Liberalismus Nach einer ausgepragten Rezession kam es zwar nochmals zu einem grunderzeitlichen Wachstumsschub allerdings machten sich unter Karl Lueger deutlich antikapitalistische aber auch antisemitische Tendenzen bemerkbar und es kam zur Kommunalisierung von urbanen Versorgungsunternehmen Vergleich der pro Kopf Einkommen osterreichischer Kronlander 1911 13 in Kronen nach Good 17 Land Einkommen pro Kopf in Kronen Zum Vergleich Einkommen pro Kopf in KronenNiederosterreich 850 Bohmen 761Oberosterreich 626 Mahren 648Salzburg 641 Schlesien 619Steiermark 519 Krain 439Karnten 556 Kustenland 522Tirol Vorarlberg 600 Galizien 316Osterreichs Wirtschaft im Ersten Weltkrieg Bearbeiten nbsp Werbeplakat fur die siebente Kriegsanleihe 1917 Die Donaumonarchie gab zwar mit dem Ultimatum an Serbien den Anstoss zum Ersten Weltkrieg war aber de facto bereits ein wirtschaftlicher Satellit des Deutschen Kaiserreichs Bereits im September 1914 wurde als deutsches Kriegsziel ein mitteleuropaischer Wirtschaftsverband unter deutscher Fuhrung definiert 18 In weiterer Folge geriet das heterogene Gebilde des Habsburgerstaates immer starker unter Druck Ab 1916 verbreiteten sich Streiks und Unruhen 19 Die immer prekarere Versorgungslage sah die Landwirtschaft als Kriegsgewinner Gegen Kriegsende wurde die Versorgungslage immer dramatischer 1917 war bereits ein Jahr der Ersatznahrungsmittel 1918 19 war ein regelrechter Hungerwinter speziell in der Millionenstadt Wien Die Finanzierung des Krieges erfolgte durch fest verzinste Kriegsanleihen die infolge der Geldentwertung bis 1922 praktisch wertlos wurden und zur Verarmung der burgerlichen Mittelschicht fuhrten Die Auswirkungen der Kriegswirtschaft waren uber die eigentlichen Kriegsjahre hinaus massiv spurbar Der Kraftaufwand fur die Kriegswirtschaft war nur moglich indem das Land in grossem Stil seine wirtschaftliche Substanz aufzehrte Schatzungen zufolge wurde uber ein Viertel des verfugbaren Volksvermogens durch den Krieg verbraucht Mit Fortdauer des Krieges wurden die Strukturschwachen der osterreichischen Wirtschaft offenbar Die geringe Produktivitat der Landwirtschaft dazu die mangelnde Leistungsfahigkeit vieler Industriezweige und das Uberangebot an hochspezialisierten Luxusprodukten vor allem auf dem Gebiet des Nachkriegs Osterreichs Ab 1916 sanken Produktivitat und Produktion deutlich ab wobei auch die immer mehr zu beobachtende Unterernahrung vieler Arbeitskrafte eine wesentliche Rolle spielte Die Ursache fur die Nahrungsmittelknappheit war nicht zuletzt der fehlende Ausgleich zwischen der osterreichischen Reichshalfte als Lebensmittel Zuschussgebiet und der ungarischen Reichshalfte als Uberschussgebiet Hinzu kam das in der Kriegszeit kaum in neue Anlagen sowie in die Instandhaltung bestehender Infrastruktur investiert wurde sodass die Erste Republik mit einem deutlichen Investitionsruckstau konfrontiert war 20 Die Jahre 1918 bis 1945 Bearbeiten nbsp Feierlichkeiten zum ersten Spatenstich der Reichswerke Hermann Goring am 13 Mai 1938 in LinzIm klein gewordenen Nachkriegsosterreich glaubte man mehrheitlich nicht an die eigenstandige Lebensfahigkeit des Landes und suchte den Anschluss ans demokratische Deutschland oder in Vorarlberg an die Schweiz Die diesbezugliche Volksabstimmung 1919 in Vorarlberg wurde hinfallig als das Anschlussverbot an die Weimarer Republik festgelegt wurde Die unsichere politische Zukunft Osterreichs und die vielen sonstigen Probleme verhinderten auch die Stabilisierung der durch die Kriegsschulden schwer belasteten Kronenwahrung Bis 1920 hatte sich der Geldumlauf im Land von 12 auf 30 Milliarden Kronen erhoht Ab Herbst 1921 geriet der Kursverfall der Krone ausser Kontrolle und Ende des Jahres betrug der Geldumlauf bereits 174 Milliarden Kronen Im August 1922 war schliesslich die Billionengrenze uberschritten 21 Die Preise hatten sich zwischen 1914 und 1922 jahrlich zumindest verdoppelt und erreichten in der letzten Phase der Hyperinflation monatliche Steigerungen von 50 Prozent Insgesamt waren die Lebenshaltungskosten bis Sommer 1922 auf das 14 000 fache der Vorkriegszeit gestiegen Erst durch eine Anleihe des Volkerbundes und die Grundung der Osterreichischen Nationalbank konnte die Inflation schliesslich zum Stillstand gebracht werden Mit dem Schillingrechnungsgesetz vom 20 Dezember 1924 und der Festlegung des Umrechnungskurses von 10 000 Kronen zu einem Schilling begann die Periode stabilen Geldwerts in Osterreich 21 Das neue Staatsgebilde blieb aber wirtschaftlich und politisch fragil Schon in den 1920er Jahren erschutterten eine Reihe von Finanzskandalen das Land Niederosterreichische Bauernbank Centralbank der deutschen Sparkassen Postsparkassenskandal Bodencreditanstalt denen in den 1930er Jahren mit internationalen Auswirkungen der Zusammenbruch der Creditanstalt und der Phonix Skandal folgten Eine Deutsch osterreichische Zollunion scheiterte um 1930 In der Weltwirtschaftskrise sah sich das kleine Land zu einer drastischen Austeritatspolitik gezwungen die den Wert der Wahrung stabil hielt aber eine expansive Bekampfung der Massenarbeitslosigkeit unmoglich machte Dazu war die Mehrzahl der Wahler dem seit 1933 herrschenden Austrofaschismus entfremdet Halbherzige Versuche der Arbeitsbeschaffung etwa der Bau der Grossglockner Hochalpenstrasse blieben weitgehend wirkungslos der Tourismus litt unter der von NS Deutschland verhangten Tausend Mark Sperre Nach dem Anschluss Osterreichs wurde der gehortete Devisenschatz der osterreichischen Nationalbank sofort geplundert andererseits sog die uberhitzte Rustungskonjunktur in der Zeit des Nationalsozialismus die osterreichische Arbeitslosigkeit innerhalb kurzer Zeit auf Vom Wiederaufbau zur Eingliederung in die EU ab 1945 Bearbeiten nbsp Kaprun Stausee Mooserboden nbsp LD Tiegel der VOEST eine osterreichische Innovation der 1950er Jahre heute Technisches Museum WienNach der totalen Niederlage des NS Regimes sah sich das wieder erstandene demokratische Osterreich mit einer Reihe von halbfertigen und oder halb zerstorten industriellen und Infrastrukturprojekten konfrontiert deren Bau im NS System mit brutalsten Mitteln Zwangsarbeit von KZ Insassen begonnen worden war und uber deren Zukunft Uneinigkeit bestand Man entschied sich paradoxerweise mit Zustimmung der westlichen Besatzungsmachte und gegen den Widerspruch der Sowjetunion fur den Weiterbau mit Mitteln der offentlichen Hand Die Verstaatlichung in Osterreich ermoglichte so abgesichert durch Mittel aus dem Marshallplan unter anderem den Fertigbau der VOEST der Aluminiumwerke Ranshofen und des Kraftwerks Kapruns 22 Das umfassende Konsensualsystem der Sozialpartnerschaft sicherte in der Nachkriegszeit den sozialen Frieden Das Anschlussverbot des Staatsvertrags vom 15 Mai 1955 wurde lange Zeit von wichtigen Signatarmachten auch als Beitrittsverbot zur EWG ausgelegt Osterreich schloss sich daher zeitweilig der EFTA an 23 Dem am 17 Juli 1989 abgegebenen Beitrittsantrag wurde aber schliesslich stattgegeben Seit 1 Janner 1995 ist das Land Mitglied der EU 24 Literatur BearbeitenFelix Butschek Osterreichische Wirtschaftsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart Bohlau Wien 2011 ISBN 978 3 205 78643 6 Gunther Chaloupek Peter Eigner Michael Wagner Wirtschaftsgeschichte der Stadt Wien 1740 bis 1938 2 Bande Jugend amp Volk Wien 1991 ISBN 3 224 16051 9 Peter Eigner Andrea Helige Osterreichische Wirtschafts und Sozialgeschichte im 19 und 20 Jahrhundert Brandstatter Wien 1999 ISBN 3 85447 693 0 David F Good Der wirtschaftliche Aufstieg des Habsburgerreiches 1750 1914 Bohlau Wien Koln Graz 1986 ISBN 3 205 06390 2 Roman Sandgruber Okonomie und Politik Osterreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart Ueberreuter Wien 1995 ISBN 3 8000 3620 7 Osterreichische Geschichte hg v Herwig Wolfram Bd 10 Dieter Stiefel Die grosse Krise in einem kleinen Land Osterreichische Finanz und Wirtschaftspolitik 1929 1938 Bohlau Wien 1988 ISBN 3 205 05132 7 Einzelnachweise Bearbeiten Roman Sandgruber Okonomie und Politik Osterreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart Ueberreuter Wien 1995 ISBN 3 8000 3620 7 S 9 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 9 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 16 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 22 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 26 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 50 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 68ff zur Abholzung S 82 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 130 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 132 Faks Ausg der 1684 ersch Erstausg Dusseldorf Verl Wirtschaft u Finanzen 1997 Peter Eigner Andrea Helige Osterreichische Wirtschafts und Sozialgeschichte im 19 und 20 Jahrhundert Brandstatter Wien 1999 ISBN 3 85447 693 0 S 13 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 153 Eigner Helige Osterreichische Wirtschafts und Sozialgeschichte 1999 S 15 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 222 Eigner Helige Osterreichische Wirtschafts und Sozialgeschichte 1999 S 16 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 243 Eigner Helige Osterreichische Wirtschafts und Sozialgeschichte 1999 S 13 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 316 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 332 Jurgen Nautz Die osterreichische Handelspolitik der Nachkriegszeit 1918 bis 1923 Bohlau Verlag Wien 1994 ISBN 3 205 98118 9 S 73ff a b Angaben nach Der Schilling 1924 2001 Ausstellungskatalog Hrsg von der Osterreichischen Nationalbank uberarbeitete Neuauflage 2011 keine ISBN S 5 Informationen der Dauerausstellung im Geldmuseum der Osterreichischen Nationalbank Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 460 Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 482f Sandgruber Okonomie und Politik 1995 S 492 Weblinks BearbeitenLiteraturubersicht von Josef Schiffer Univ Graz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wirtschaftsgeschichte Osterreichs amp oldid 233204393