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Die Verstaatlichung in Osterreich ist durch ein Auf und Ab des staatswirtschaftlichen Sektors gekennzeichnet Vor allem zu Beginn der Zweiten Republik kamen zahlreiche Schlusselunternehmen in den Besitz der Republik Osterreich In der Periode um die Jahrtausendwende kam es zu weitgehenden Privatisierungstendenzen im Gefolge der Weltfinanzkrise ab 2007 aber wieder zu erneuten unfreiwilligen Verstaatlichungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Donaumonarchie 1 2 Erste Republik 1 3 Besatzungszeit und Zweite Republik 1 4 Verwaltung und Privatisierung 1 5 Finanzkrise 2007 2008 2 Einzelnachweise 3 Literatur Auswahl 4 WeblinksGeschichte BearbeitenDonaumonarchie Bearbeiten Bereits in der Donaumonarchie kam es zu Verstaatlichungen in grosserem Ausmass etwa im Bereich der Post und des Eisenbahnwesens k k osterreichische Staatsbahnen Grossere Aufgaben wie die Errichtung der Semmeringbahn uberstiegen die Krafte privater Bahnbetreiber Finanziell erfolglose Bahngesellschaften mussten vor allem im Gefolge der Wirtschaftskrise von 1873 aus gesamtwirtschaftlichen und strategischen Grunden in Staatseigentum uberfuhrt werden Erste Republik Bearbeiten Nach dem Ersten Weltkrieg versuchten vor allem die Sozialisten Unternehmungen in offentliches Eigentum zu uberfuhren Federfuhrend war dabei der Sozialdemokrat Otto Bauer Dabei wurden allerdings nicht so sehr eine Verstaatlichung als eine Sozialisierung unter Mitwirkung der Beschaftigten und der Konsumenten anvisiert Die Rechtsform Gemeinwirtschaftliche Anstalt blieb aber im Wesentlichen auf Uberbleibsel der Kriegsindustrie wie das Wiener Arsenal beschrankt Da 1920 die Christlichsoziale Partei die Fuhrung der Regierung ubernahm und die Sozialdemokratie bis 1934 in Opposition verblieb verliefen diese Bestrebungen im Sande Zu einer ungeplanten Notverstaatlichung durch die konservative Regierungen kam es im Gefolge der Krise der Creditanstalt im Jahr 1931 Die Rettung der insolventen Grossbank durch staatliche Intervention bewirkte uber den Industriekonzern der CA auch eine indirekte Verstaatlichung von grossen Teilen der osterreichischen Industrie Besatzungszeit und Zweite Republik Bearbeiten Hauptartikel Besetztes Nachkriegsosterreich Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden diese Bestrebungen wieder aufgenommen wobei sich diesmal die SPO und die OVP einig waren Dabei standen pragmatische Uberlegungen im Vordergrund wie die Unmoglichkeit in der durch den Mangel an Privatkapital gekennzeichneten Nachkriegssituation den im Krieg begonnenen Ausbau der Grundstoffindustrien vor allem im oberosterreichischen Raum auf privater Basis fortzusetzen Ziel war es vor allem Unternehmen die vorerst in deutschem Eigentum standen zu verstaatlichen Dabei waren auch keine Entschadigungen zu zahlen Fur die aus privater Hand verstaatlichten Betriebe wurden jedoch Entschadigungen bezahlt Die Anregung zu versuchen sie dadurch vor dem sowjetischen Zugriff zu schutzen kam von den Amerikanern 1 In den Besatzungszonen der westlichen Alliierten gelang die Verstaatlichung verhaltnismassig einfach und die betroffenen Unternehmen kamen bald in den Genuss von Mitteln des Marshall Plans Anders war die Situation in der sowjetischen Besatzungszone denn hier wurden die Unternehmen grossteils unter die Verwaltung der USIA gestellt und unter dem Aspekt der Erzielung moglichst hoher Reparationen betrieben Durch die Verstaatlichung gelang es grosse Teile des ehemaligen Deutschen Eigentums in osterreichische und nicht in die Hand der Besatzungsmachte gelangen zu lassen Die Sowjetunion gegen die sich diese gesetzliche Massnahme vorrangig richtete erkannte sie allerdings in ihrem Besatzungsbereich nicht an Die Verstaatlichung erfolgte in mehreren Etappen und wurde in zwei Verstaatlichungsgesetzen festgeschrieben Das erste Verstaatlichungsgesetz wurde am 26 Juli 1946 erlassen Es betraf vor allem das Bankenwesen aber auch die Eisen und Stahlindustrie Dabei wurde die Creditanstalt Bankverein die Landerbank und das Osterreichische Credit Institut verstaatlicht Auch die Chemie und Erdolindustrie sowie die Werften wurden im Vollzug dieses Gesetzes verstaatlicht Das zweite Verstaatlichungsgesetz wurde am 26 Marz 1947 beschlossen Im Zuge dessen ging ein grosser Teil der Elektrizitatswirtschaft in das Eigentum der Zweiten Republik uber Dabei wurden nur die Eigentumsverhaltnisse verandert die Unternehmensformen blieben gleich Fur den Bereich der sowjetisch besetzten Zone wurden die Verstaatlichungen erst nach dem Staatsvertrag 1955 wirksam 1959 wurden die verstaatlichten Industrieunternehmen in der Sektion IV des Bundeskanzleramtes zusammengefasst Vizekanzler Bruno Pittermann versuchte sie als Osterreichische Nationalindustrie popular zu machen Fur die verstaatlichte Industrie wurde 1949 ein eigenes Ministerium geschaffen das Bundesministerium fur Verkehr und verstaatlichte Betriebe Da es sich um Schlusselbetriebe handelte waren die verstaatlichten Unternehmungen ein wesentlicher Bestandteil der osterreichischen Wirtschaft Vor allem bis in die fruhen 1970er Jahre trugen sie durch ihre Gewinne auch zum Staatshaushalt bei Noch 1970 waren mit etwa 125 000 Arbeitern rund 20 der Industriebeschaftigten in der Verstaatlichten die etwa 25 der Exporterlose Osterreichs erzielten 2 1973 kam es zur ersten Grossfusion im Stahlsektor die steirischen Stahlbetriebe der Osterreichischen Alpine Montangesellschaft wurden mit der VOEST AG zur VOEST Alpine AG verschmolzen Ab dem Konjunktureinbruch 1974 75 versuchte der Austrokeynesianismus Bruno Kreiskys den verstaatlichten Sektor als Instrument der Beschaftigungspolitik zu nutzen und erzielte damit kurzfristige Erfolge bewirkte aber auch nachhaltige Probleme In den 1980er Jahren traten zunehmende Verluste auf Anfang 1985 bezeichneten Medienberichte die verstaatlichte Industrie anlasslich des ersten Verstaatlichten Rechnungshofberichts bereits als Fass ohne Boden 3 Dazu kam im selben Jahr noch das Bekanntwerden riesiger Beteiligungsverluste im Zusammenhang mit dem Stahlwerk Bayou im US Bundesstaat Louisiana und im November der Intertrading Skandal das Bekanntwerden riesiger Spekulationsverluste eines Tochterunternehmens der Voest Alpine im internationalen Olgeschaft Dies fuhrte zur Absetzung des gesamten Vorstands des Mutterunternehmens durch den zustandigen Minister Ferdinand Lacina 1987 erhielt die Verstaatlichte Industrie nochmals Staatsgeld im Ausmass von 33 6 Milliarden Schilling OIAG Finanzierungsgesetz 19 87 In der Folge wurden aber zahlreiche Betriebe seitens der OIAG schrittweise privatisiert Neben den enormen Verlusten rief auch die parteipolitisch motivierte Einflussnahme auf die Leitung der Verstaatlichten Industrie Kritik hervor Zahlreiche Posten wurden politisch je nach Regierungszusammensetzung einseitig oder im Proporz besetzt Ausserdem wurde die Rolle machtiger Betriebsrate Betriebskaisertum kritisch hinterfragt Verwaltung und Privatisierung Bearbeiten Hauptartikel Osterreichische Industrieholding 1967 wurde die Osterreichische Industrieverwaltungs GmbH zur treuhandigen Ausubung der Anteilsrechte der Republik an verstaatlichen Unternehmen gegrundet 1970 wurde sie in die Osterreichische Industrieverwaltungs AG OIAG umgewandelt gleichzeitig wurden ihr auch die Anteilsrechte ubertragen Seit 1986 tragt sie den heutigen Namen Osterreichische Industrieholding AG Bis 1993 bildete die OIAG mit den in ihrem Eigentum befindlichen Unternehmen einen Konzern die Austrian Industries AG Danach wurde dieses Konzernverhaltnis gelost und die Holding damit beauftragt die in ihrem Besitz stehenden Betriebe zu privatisieren Im Jahre 2000 wurde unter der Bundesregierung Schussel I beschlossen die Privatisierung zu forcieren Das OIAG Gesetz 2000 wurde verabschiedet Durch Auftrag der Bundesregierung sollten sieben Betriebe vorrangig privatisiert werden und beim Verkauf der bestmogliche Erlos bei gleichzeitiger Berucksichtigung der Interessen der Unternehmen und der Wahrung osterreichischer Interessen erzielt werden Finanzkrise 2007 2008 Bearbeiten Im Zuge der Finanzkrise ab 2007 prasentierte die Bundesregierung Gusenbauer ein Massnahmenpaket in dem 15 Milliarden Euro fur Teilverstaatlichungen von Banken vorgesehen waren Fur diesen Vorgang wurde eine Banken Tochter der OIAG FIMBAG gegrundet Am 26 Oktober 2008 fanden Verhandlungen mit der Kommunalkredit Austria statt Die Bank nimmt das Rettungspaket in Anspruch dafur ubernimmt der Staat das Unternehmen zu 99 78 Auch im Falle der Hypo Group Alpe Adria kam es 2009 zu einer Notverstaatlichung Einzelnachweise Bearbeiten Paul Lendvai 50 Jahre Osterreich S 79 Paul Lendvai Mein Osterreich S 79 ISBN 978 3 902404 46 6 Die Wirtschaft Nr 6 1985Literatur Auswahl BearbeitenEdmond Langer Die Verstaatlichungen in Osterreich Verlag der Wiener Volksbuchhandlung Wien 1966 Wilhelm Weber Stephan Koren Die Verstaatlichung in Osterreich Duncker amp Humblot Berlin 1964 Diverse Aufsatze B und H Kepplinger F Lacina E Marz etc in WISO Wirtschafts und Sozialpolitische Zeitschrift Nr 2 86 Ausbau statt Schrumpfung Linz 1986Weblinks BearbeitenEintrag zu Verstaatlichung in Osterreich im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Zum Stellenwert von Verstaatlichung im Kapitalismus Alfred Klahr Gesellschaft PDF Datei 651 kB Die Zeit Nr 2 1986 uber die Krise der Verstaatlichten Industrie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verstaatlichung in Osterreich amp oldid 196389036