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Wiedergewonnene Gebiete polnisch Ziemie Odzyskane ist ein polnischer Terminus fur die Ostgebiete des Deutschen Reiches und die Freie Stadt Danzig die am Ende des Zweiten Weltkriegs von der Roten Armee der Volksrepublik Polen ubergeben worden sind Die polnische Regierung schuf eigens ein Ministerium fur die Wiedergewonnenen Gebiete Minister war der stellvertretende Ministerprasident Wladyslaw Gomulka Die Wiedergewonnenen Gebiete gelb und grau Historische Rechte Polens auf diese Gebiete wurden damit erklart dass sie zu dem Herrschafts und Interessenbereich der Piasten gehorten was fur Ostpreussen nicht zutraf auch nicht fur die bohmische Grafschaft Glatz Ihre Ubernahme durch Polen wurde auch als Schadensersatz fur die verlorenen Ostgebiete wahrgenommen 1 Polen zu der Zeit Boleslaw des SchiefmundesInhaltsverzeichnis 1 Gebiete 2 Ministerium fur die Wiedergewonnenen Gebiete 3 Entwicklung 3 1 Ab 1947 3 2 1948 1950 4 Ausreiseverbot und Zwangsabgaben fur deutsche Arbeitnehmer 5 Zwangspolonisierung der wiedergewonnenen Gebiete 6 Katholische Kirche 7 Kunst und Kulturguter 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGebiete Bearbeiten nbsp Westverschiebung Polens Territorialverlust grau Territorialgewinn rosaIm Einzelnen umfassen die Gebiete deren Ubergabe an Polen von Marz bis etwa August September 1945 stattfand 2 folgende Territorien den grosseren sudlichen Teil der fruheren Provinz Ostpreussen Gesamtumfang 36 966 km abzuglich der an Russland gelangten spateren Oblast Kaliningrad mit 15 125 km die ehemaligen preussischen Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien ohne deren westlich der Neisse liegenden heute zu Sachsen gehorenden Teil um Gorlitz 34 529 km die fruhere preussische Provinz Pommern ostlich der Oder das historische Hinterpommern sowie Stettin und die Odermundung 31 301 km den Regierungsbezirk Frankfurt der fruheren preussischen Provinz Brandenburg ohne seinen westlich von Oder und Neisse gelegenen Teil 11 329 km ein Teil des Landes Sachsen ostlich der Neisse um die Stadt Reichenau in Sachsen 142 km die ehemalige Freie Stadt Danzig Die preussische Grenzmark Posen Westpreussen die 1919 bei Deutschland verbliebenen Restgebiete der Provinzen Posen und Westpreussen mit einem Gebiet von 7 695 km wurde 1938 unter ihren drei Nachbarprovinzen aufgeteilt und ist in den obigen Zahlen mit eingerechnet Der Gesamtumfang der Ostgebiete betragt 114 267 km die Differenz zu 114 269 km ergibt sich aufgrund von Rundungen was etwa einem Viertel Deutschlands in den Grenzen von 1937 entsprochen hat In den Ostgebieten des Deutschen Reiches lebten 1939 etwa 9 620 800 Menschen davon 45 600 ohne deutsche Staatsangehorigkeit Von diesen entfielen auf Ostpreussen 2 488 100 Einwohner davon 15 100 ohne deutsche Staatsangehorigkeit Schlesien 4 592 700 Einwohner davon 16 200 ohne deutsche Staatsangehorigkeit Zahlen der Bevolkerung Zittaus enthalten Pommern 1 895 200 Einwohner davon 11 500 ohne deutsche Staatsangehorigkeit Ost Brandenburg 644 800 Einwohner davon 2 800 ohne deutsche Staatsangehorigkeit Wichtige Stadte in den ehemaligen Ostgebieten sind unter anderem Breslau 1925 614 000 Einwohner Stettin 270 000 Hindenburg O S Zabrze 132 000 Waldenburg 130 000 und Gleiwitz 109 000 Ministerium fur die Wiedergewonnenen Gebiete Bearbeiten nbsp Wladyslaw Gomulka leitete 1945 1949 das polnische Ministerium fur die Wiedergewonnenen GebieteDas Ministerium fur die Wiedergewonnenen Gebiete polnisch Ministerstwo Ziem Odzyskanych MOZ wurde am 13 November 1945 mit dem Dekret Nr 29 gegrundet Ihm wurde das Staatliche Repatriierungsamt eingegliedert Der Leiter war Jozef Jaroszek Die Behorde hatte zunachst ihren Sitz in Breslau und spater in Lodz Die Aufgaben des MOZ waren 3 die Ausarbeitung von Richtlinien fur die Staatspolitik in den Wiedergewonnenen Gebieten sowie eines Planes fur ihre Bewirtschaftung und die Uberwachung seiner Ausfuhrung die Durchfuhrung einer planmassigen Ansiedlungsaktion Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944 1946 die Versorgung der Bevolkerung mit Gutern die ihre wirtschaftlichen Bedurfnisse befriedigen die Verwaltung des ehemals deutschen Vermogens die Verwaltung der Wiedergewonnenen Gebiete wobei der Zustandigkeit des Ministers fur die Wiedergewonnenen Gebiete alle Angelegenheiten unterstehen welche ausserhalb dieser Gebiete zur Zustandigkeit des Ministers fur offentliche Verwaltung gehoren die Koordinierung oder Anregung der Tatigkeit der anderen Minister und der ihnen in den Wiedergewonnenen Gebieten unterstellten Behorden mit Ausnahme aller Angelegenheiten welche in den Aufgabenbereich des Ministeriums fur Auswartige Angelegenheiten sowie des Ministeriums fur Schifffahrt und Aussenhandel fallen Dabei griff das Ministerium auf die Erfahrungen zuruck die man in Polen bereits nach dem Ersten Weltkrieg mit der Annexion von Westpreussen Posen und Teilen Oberschlesiens gemacht hatte Wortlich heisst es im Artikel 4 des Dekrets 29 Die im Gebiet des Bezirksgerichts Posen geltende Gesetzgebung und fur den Bereich des Arbeitsrechts die im oberschlesischen Teil der Wojewodschaft Schlesien geltende Gesetzgebung werden auf die Wiedergewonnenen Gebiete ausgedehnt Das Ministerium wurde zum wichtigsten Instrument des Staates um Tempo und Ausmass der Migration in die ehemals deutschen Gebiete zu regulieren Es wurde am 21 Januar 1949 aufgelost Entwicklung BearbeitenAb 1947 Bearbeiten Um die Tatigkeit der ukrainischen Partisanen zu verhindern wurden im Zuge der Aktion Weichsel etwa 150 000 Ukrainer und zu den Ukrainern verwandten Volksgruppen wie die Lemken in die Wiedergewonnenen Gebiete zwangsumgesiedelt Einziges Kriterium dabei war ihre Ethnie Betroffen waren somit auch Ukrainer die pro kommunistisch waren oder als Soldaten der polnischen Volksarmee gedient hatten Nach dem Ende der Aktion Weichsel wurden verschiedene administrative Hurden geschaffen um die Ruckkehr der Ukrainer in ihre angestammten Siedlungsgebiete zu verhindern In einem Dekret vom 27 September 1947 wurden die Ukrainer ihrer alten Besitztumer enteignet Durch ein weiteres Dekret vom 28 August 1949 gingen die griechisch katholischen Kirchen in staatlichen Besitz uber 1948 1950 Bearbeiten In den Jahren 1948 und 1949 kamen nur noch 400 000 Menschen polnischer Herkunft in den Wiedergewonnenen Gebieten zur Ansiedlung Am 3 Dezember 1950 fand die zweite Volkszahlung nach dem Krieg statt In den Wiedergewonnenen Gebieten lebten 5 967 000 Menschen darunter 3 093 700 auf dem Lande und 2 874 300 in den Stadten Knapp 2 5 Mio kamen aus Zentralpolen und 1 332 000 kamen aus dem ehemaligen polnischen Osten In den Wiedergewonnenen Gebieten lebten aber rund 2 5 Mio Menschen weniger als in der Vorkriegszeit Es fehlte der Volksrepublik Polen einfach an Menschen die Gebiete adaquat zu besiedeln Aus diesem Grund ging man dazu uber ausreisewilligen Deutschen nun die Ausreise zu verweigern oder zu erschweren Ausreiseverbot und Zwangsabgaben fur deutsche Arbeitnehmer BearbeitenDie Vermeidung der Aussiedlung deutscher Arbeitnehmer die die polnische Wirtschaft in den Wiedergewonnenen Gebieten gefahrdet hatte wurde vom Ministerium fur die Wiedergewonnenen Gebiete bereits in einem Rundschreiben vom 15 Januar 1946 festgelegt und weiter durch ein Rundschreiben vom 26 Januar 1946 prazisiert In Abhangigkeit ihrer Qualifikation wurden deutsche Beschaftigte in drei Gruppen eingeteilt die durch Farben der ausgestellten Bescheinigung sichtbar gemacht wurden Die Gruppe 1 mit der weissen Farbe waren Arbeitnehmer die im Hinblick auf die Produktionskontinuitat unerlasslich geworden waren Die Gruppe 2 blaue Karte bildeten Beschaftigte die in Polen der Nachkriegszeit nicht haufig vertreten waren z B Hochseefischer Die Gruppe 3 rote Karte bildeten ausgezeichnete Spezialisten Bei den ersten beiden Gruppen wurde die Ausreise je nach Bedarf verzogert bei der letzten Gruppe auf unbestimmte Zeit untersagt Zur Ausstellung dieser Bescheinigungen bildete das Ministerium spezielle Buros zur Ausgabe von Bescheinigungen deutscher Fachleute das generell grune Bescheinigungen ausstellte Deren Inhaber konnten Polen ohne Einverstandnis des genannten Buros verlassen Ende Juli 1947 umfasste der Kreis der so Beschaftigen mit ihren Familien ca 67 000 und die Anzahl der Personen die fur die sowjetische Armee in Anspruch genommen wurden 45 000 Am 19 September 1946 beschloss das Ministerium fur die Wiedergewonnenen Gebiete dass die Arbeitgeber 25 des Lohnes der deutschen Beschaftigten fur den Wiederaufbau der Wiedergewonnenen Gebiete abzufuhren hatten Damit blieb den deutschen Arbeitnehmern die im Nachkriegspolen ohnehin schon diskriminiert wurden nur noch ihres kargen Lohnes ubrig Dieser Beschluss wurde erst im Juli 1949 wieder aufgehoben Des Weiteren wurde den deutschen Arbeitnehmern nur der Rentenanspruch gewahrt den sie im Nachkriegspolen erworben hatten Die Zeiten die sie fur den deutschen Staat gearbeitet hatten blieben unberucksichtigt 4 Zwangspolonisierung der wiedergewonnenen Gebiete Bearbeiten nbsp Deutsche Grabsteine auf dem Ehrenfriedhof ArysSimultan zur Umsiedlung setzte nun das Ministerium fur die Wiedergewonnenen Gebiete die Polonisierung der wiedergewonnenen Gebiete ein Der Gebrauch aller nicht polnischen Sprachen wurde ebenso verboten wie das Benutzen nicht polnischer Orts und Personennamen Uber 11 000 Ortschaften Berge und Flusse erhielten polnische Namen Zur Festsetzung der nun amtlichen Ortsnamen in den wiedergewonnenen Gebiete bildete der Artikel 2 der Verordnung des Prasidenten der Republik vom 24 November 1934 Amtsblatt der Republik Polen Nr 94 Pos 850 die schon in den Gebieten Pommerellen Posen und Ostoberschlesien ihre Anwendung gefunden hatte sowie der Artikel 2 des Dekretes vom 13 November 1945 bezuglich der Verwaltung der Wiedergewonnenen Gebiete Amtsbl der Republik Polen Nr 51 Pos 295 die Rechtsgrundlage Die Ubereinstimmung mit diesen Verordnungen wurde die Festlegung amtlicher Bezeichnungen samt ihrer Schreibweise und ihren Veranderungen dem Minister fur offentliche Verwaltung sowie dem Minister fur die Wiedergewonnenen Gebiete ubertragen 5 Die Betroffenen erhielten zumeist von staatlicher Seite einen neuen polnischen Vor und Familiennamen Ebenso wurden alle nicht polnischen Kultureinrichtungen Zeitungen Kirchen Theater Schulen und sonstige Einrichtungen geschlossen Wie rigoros und kleinlich man dabei vorging mag das Rundschreiben des Ministeriums fur die Wiedergewonnenen Gebiete vom 26 April 1948 verdeutlichen In dem Schreiben wird bemangelt dass die Spuren des Deutschtums nicht uberall und nicht vollstandig beseitigt worden seien So wurden in manchen Amtern immer noch deutsche Formulare benutzt und in einigen Gaststatten standen immer noch Aschenbecher mit deutschen Inschriften Alle Relikte des Deutschtums mussten sofort beseitigt werden 6 Noch schwieriger gestaltete sich das Verbot der deutschen Sprache die in der Offentlichkeit nun verboten war 7 Tatsachlich wurde auf vielen stadtischen und staatlichen Dienststellen noch Deutsch gesprochen denn Kraft Gas und Wasserwerke die Telefonvermittlungen und Strassenbahnen kamen anfangs nicht ohne das deutsche Fachpersonal aus Allerdings konnte das Ministerium auf dem Gebiet der polnischen Orthographie erreichen dass entgegen richtiger Schreibung in den ersten Nachkriegsjahren das Wort Deutscher nun immer klein geschrieben werden musste also statt Niemiec nun nur noch niemiec 8 Katholische Kirche Bearbeiten nbsp 1000 Jahre Bistum Gnesen in Kolberg Johannes Paul II li und Benedikt XVI re Der polnische Primas August Hlond wirkte im Sommer 1945 mittels einer angeblichen Ermachtigung durch Papst Pius XII auf deutsche Bischofe und Geistliche ein sich zusammen mit ihren Kirchengemeinden der Vertreibung nach Westen zu fugen So wurden beispielsweise die deutschen Bischofe Maximilian Kaller von Ermland Carl Maria Splett von Danzig und Joseph Martin Nathan der das Amt des Kommissars fur den in Schlesien liegenden preussischen Anteil des Erzbistums Olmutz bekleidete von Hlond aus ihren Diozesen entfernt Eigenmachtig ernannte er zudem in den ehemals deutschen Bistumern Administratoren und verlangte vom gewahlten Breslauer Kapitularvikar Ferdinand Piontek den freiwilligen Amtsverzicht Resignation 9 Der Bischof des Erzbistum Kattowitz Stanislaw Adamski begrundete eine Woche nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 15 Mai 1945 seine Aufforderung an die Deutschen Schlesien zu verlassen 10 mit dem Argument Es ist doch nur die Realisierung des Grundsatzes den die Nazis so grausam auf den Gebieten der westlichen polnischen Woiwodschaften aufgefuhrt haben Stanislaw Adamski 11 Fur den Primas der katholischen Kirche Stefan Wyszynski war es eine grosse Freude als er 1962 bei einer Vorbesprechung auf das Zweite Vatikanische Konzil in Rom bei einer Audienz mit Papst Johannes XXIII von diesem in Bezug auf die Oder Neisse Gebiete die Formulierung horen konnte nach Jahrhunderten wiedergewonnene Westgebiete Johannes XXIII 12 Damit war fur den Primas der katholischen Kirche Polens nicht nur die Hoffnung verbunden dass der Papst zur 1000 Jahr Feier Polens komme sondern dass der Vatikan den Massnahmen seines Vorgangers Hlond die kirchliche Anerkennung erteilen moge Im Erzbistum Breslau im Bistum Ermland und in der Freien Pralatur Schneidemuhl amtierten namlich lediglich polnische Titular Bischofe als Administratoren Es gab zwar einen polnischen Bischof in Breslau aber keinen polnischen Bischof von Breslau Den deutschen Katholiken gewahrte der Vatikan sogenannte Kapitularvikare deutsche Pralaten die in Deutschland eine Art Exilregierung fur die Bistumer in den Wiedergewonnenen Gebieten bildeten Ihre praktische Bedeutung war gering aber fur den polnischen Klerus war sie eine Provokation Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich als am 21 Juni 1963 Papst Paul VI gewahlt wurde Am 14 September 1965 bat der Primas von Polen den Heiligen Vater dass er doch zum Anlass der 1000 Jahr Feier auf dem Jasna Gora am 3 Mai 1966 Polen besuchen moge Doch Paul VI verlangte vom polnischen Klerus eine Geste der Versohnung mit der deutschen katholischen Kirche 13 Dies stellte den polnischen Klerus vor die Zerreissprobe Am 1 September 1965 hatte die polnische Bischofskonferenz zur 20 Jahr Feier der Organisierung des kirchlichen Lebens in den Wiedergewonnenen Gebieten erklart diese Erde sei untrennbar mit dem polnischen Mutterland vereint Primas Kardinal Stefan Wyszynski predigte dazu im Breslauer Dom Hier waren wir und hier sind wir wieder Wenn wir diese piastischen Gotteshauser sehen wenn wir ihrer Sprache lauschen dann wissen wir dass das kein deutsches Erbe ist Das ist polnische Seele Sie waren niemals deutsch und sind nicht deutsch Stefan Wyszynski 14 Am 18 November 1965 kurz vor Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils uberreichten polnische Bischofe ihren deutschen Amtskollegen den beruhmten Brief in dem sie u a ihre deutschen Amtskollegen zur 1000 Jahr Feier einluden Doch die Antwort der deutschen Amtskollegen war sehr zuruckhaltend zur Oder Neisse Grenze fand sich kein Wort 15 Dies wagte innerhalb der deutschen Katholiken zuerst der Bensberger Kreis in einem 1968 verfassten Memorandum Mit der Verkundung der Episcoporum Poloniae coetus am 28 Juni 1972 kam dann der Vatikan den Wunschen des polnischen Klerus nach einer Neuordnung der Ostdiozesen nach Abgeschlossen wurde dieser Prozess mit der Bulle des Papstes Johannes Paul II Totus Tuus Poloniae populus von 25 Marz 1992 die die Neuorganisation der Verwaltungseinheit der katholischen Kirche in Polen regelte Es war die grosste Reorganisation der katholischen Kirche in Polen seit 1945 Kunst und Kulturguter Bearbeiten nbsp Aviatik C III durch Grenzverschiebung nach Polen gelangt nbsp Nach dem Krieg zur Ruine gewordene evangelische Kirche in Zeliszow deutsch Giersdorf Bei der Polonisierung der Wiedergewonnenen Gebiete wurden zahlreiche deutsche Kulturguter zerstort Dazu gehoren viele deutsche Friedhofe Bismarckdenkmale Kaiser Wilhelm Denkmale aber auch Denkmale an Orte der deutschen Geschichte wie das deutsche Nationaldenkmal von Bellwitzhof und andere Schlachtdenkmaler Generell galt Kulturguter wurden entfernt oder zerstort wenn sie sich ausschliesslich auf die deutsche Vergangenheit bezogen bzw in keiner Weise mit einer polnischen Vergangenheit in Beziehung setzen liessen So wurde die Marienburg die nach der polnischen Geschichtsschreibung als Zwingburg des Deutschtums in Polen galt nur restauriert weil sie von 1457 bis 1772 in polnischem Besitz war Kirchliche und sakrale Kunst und Kulturguter blieben von dieser historischen Betrachtungsweise ausgenommen Die Mehrzahl der protestantischen Kirchen wurden fur die katholische Kirche wiedergewonnen Zwar wurde die Ausstattung des Inventars der katholischen Liturgie angepasst aber zu einem erheblichen Eingriff in die architektonischen Zusammenhange kam es in der Regel nicht Anders als in der sowjetischen Besatzungszone wurden die kirchlichen Gebaude gesichert und Kriegsschaden beseitigt Bei profanen Kunstgutern wurden alle die sich dem Land zuordnen liessen unabhangig ihrer nationalen Zuordnung in Museen verbracht und pfleglich behandelt wie etwa Das Jungste Gericht von Hans Memling Ein schwieriges und komplexes Kapitel sind die deutschen Kunst und Kulturguter die sich zufallig meist kriegsbedingt in den Wiedergewonnenen Gebieten bei der Ubernahme befanden Als bestes Beispiel hierfur gilt die Sammlung Berlinka polnisch fur aus Berlin stammend auch Pruski skarb Preussenschatz Nachdem diese am Ende des Zweiten Weltkrieges aus der Preussischen Staatsbibliothek zu Berlin in das Kloster Grussau ausgelagert worden war wurde sie im Fruhjahr 1945 von dort abtransportiert Uber vier Jahrzehnte galt sie als Kriegsverlust bis man sich in Polen offenbarte und bekannt gab dass sie in der Jagiellonenbibliothek in Krakau verwahrt werde 1965 gab es fur einen Teil eine Ruckfuhrung der Bestande aus Polen Das Polnische Luftfahrtmuseum Krakau zahlt zu seinen Schatzen auch Stucke aus der ehemaligen Deutschen Luftfahrtsammlung in Berlin Die Koordinierungsstelle fur Kulturgutverluste fordert bislang vergeblich die Ruckfuhrung nach Deutschland 16 Im Jahr 1991 nach dem Ende des Kalten Krieges wurden die Verhandlungen zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland erneut aufgenommen Obwohl es Artefakte sind die weder etwas mit den Wiedergewonnenen Gebieten noch etwas mit der polnischen Geschichte zu tun haben wird die Ruckgabe verweigert Dem Argument von deutscher Seite dass es sich um Beutekunst handle die nach der Haager Landkriegsordnung nicht zum legitimen Besitz Polens gehore begegnet man auf polnischer Seite mit dem Argument dass Polen nicht durch den Krieg sondern durch eine Grenzverschiebung zum legitimen Besitzer der Kulturguter geworden sei Allerdings kann man in diesem Fall nicht von Wiedergewonnenen Kulturgutern sprechen sondern eher von durch Gelegenheit erlangten 17 Literatur BearbeitenBeata Halicka Polens Wilder Westen Erzwungene Migration und die kulturelle Aneignung des Oderraums 1945 1948 Ferdinand Schoningh Paderborn 2013 ISBN 3 506 77695 9 Manfred Zeidler Kriegsende im Osten Die Rote Armee und die Besetzung Deutschlands ostlich von Oder und Neisse 1944 45 Oldenbourg Munchen 1996 ISBN 3 486 56187 1 Bernd Aischmann Mecklenburg Vorpommern die Stadt Stettin ausgenommen Eine zeitgeschichtliche Betrachtung 2 Auflage Thomas Helms Verlag Schwerin 2009 ISBN 978 3 935749 89 3 Elisabeth Ruge Nicht nur die Steine sprechen deutsch Polens Deutsche Ostgebiete Langen Muller Munchen 1993 ISBN 3 7844 2056 7 Zbigniew Anthony Kruszewski The Oder Neisse boundary and Poland s modernization The socioeconomic and political impact Vorwort Morton A Kaplan New York Praeger 1972 Kornelia Konczal Post German Spaces In Yifat Gutman und Jenny Wustenberg Hg The Routledge Handbook of Memory Activism Routledge London and New York 2023 S 345 349 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wiedergewonnene Gebiete Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Piastow dziedzice von Mariusz Mazur Heft POLITYKA pomocnik historyczny Z Kresow na Kresy ISSN 2391 7717 Manfred Zeidler Kriegsende im Osten Die Rote Armee und die Besetzung Deutschlands ostlich von Oder und Neisse 1944 45 Oldenbourg Munchen 1996 ISBN 3 486 56187 1 S 200 f Einrichtung des Ministeriums fur die Wiedergewonnenen Gebiete In Guido Hausmann Dimitri Tolkatsch und Jos Stubner Hrsg Dokumente und Materialien zur ostmitteleuropaischen Geschichte Themenmodul Sowjetische Hegemonie in Ostmitteleuropa 1922 1991 Herder Institut Marburg abgerufen am 18 Oktober 2019 Manfred Kittel Horst Moller Jiri Pesek Oldrich Tuma Deutschsprachige Minderheiten 1945 Ein europaischer Vergleich Munchen 2006 ISBN 3 486 58002 7 S 168 Zbigniew Mazur Das deutsche Kulturerbe in den polnischen West und Nordgebieten Studien der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universitat Dortmund Harrassowitz 2003 ISBN 3 447 04800 X S 203 Katarzyna Stoklosa Polen und die deutsche Ostpolitik 1945 1990 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2011 ISBN 3 525 30000 X S 70 Franz Josef Sehr Professor aus Polen seit Jahrzehnten jahrlich in Beselich In Jahrbuch fur den Kreis Limburg Weilburg 2020 Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg Weilburg Limburg 2019 ISBN 3 927006 57 2 S 223 228 Thomas Urban Der Verlust Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20 Jahrhundert Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54156 9 S 180 Siehe Jozef Pater Die Neubesiedelung Niederschlesiens im Kontext der Neugrundung des Bistums Breslau in den Jahren 1945 bis 1951 In Kulturen in Begegnung Collegium Pontes Wroclaw Gorlitz 2004 ISBN 83 7432 018 4 S 89 Hans Georg Grams Unsere Heimat Hinterpommern Eichenwalde Die Menschen und ihr Schicksal Von der Besiedelung bis zur Vertreibung Max Schick GmbH Munchen 2003 ISBN 3 9803273 2 9 S 281 Thomas Urban Der Verlust Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20 Jahrhundert Beck Munchen 2006 S 178 Der Spiegel 43 1962 vom 24 Oktober 1962 Der Spiegel 50 1965 vom 8 Dezember 1965 Thomas Urban Von Krakau bis Danzig Eine Reise durch die deutsch polnische Geschichte Munchen 2004 ISBN 3 406 51082 5 S 130 Die polnischen Behorden untersagten den Besuch des Papstes wie auch der deutschen Bischofe Zerstort versteckt verschleppt gefunden Der Spiegel vom 8 August 2007 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiedergewonnene Gebiete amp oldid 238250489