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Carl Maria Splett 17 Januar 1898 in Zoppot 5 Marz 1964 in Dusseldorf war von 1938 bis 1964 Bischof von Danzig und von Dezember 1939 bis zum Kriegsende Administrator der Diozese Kulm Sein Verhalten gegenuber der polnischen Bevolkerung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg und bis in die Gegenwart hinein von Deutschen und Polen kontrovers diskutiert Erinnerungstafel in der Kathedrale von OlivaInhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Werdegang 2 Splett als Bischof 3 Haft und Exil 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksAusbildung und Werdegang BearbeitenSpletts Vater Franz Splett war Rektor einer katholischen Volksschule und Abgeordneter der Danziger Zentrumspartei Von 1920 bis zu seinem Unfalltod 1926 bekleidete er das Amt des Vizeprasidenten des Volkstags der Freien Stadt Danzig Carl Maria Splett besuchte verschiedene kirchliche Gymnasien und legte 1917 sein Abitur ab Nach der Schulzeit studierte er Theologie und Philosophie am Priesterseminar des Bistums Kulm in Pelplin In den Semesterferien lernte er bei Aushilfstatigkeiten in verschiedenen Pfarreien polnisch Im Anschluss an die Priesterweihe im Juli 1921 wurde er von Bischof Augustinus Rosentreter zu weiteren Studien nach Rom geschickt wo er 1923 in kanonischem Recht promoviert wurde Nach einem Praktikum an der Rota kehrte er 1924 nach Danzig zuruck wo mittlerweile fur den neu entstandenen Freistaat eine eigene Apostolische Administratur eingerichtet worden war Splett arbeitete in verschiedenen Pfarreien als Vikar Von Bischof Eduard O Rourke wurde er bald mit Aufgaben in der Diozesanverwaltung betraut Daneben betreute er seit 1935 die Dompfarrei in Danzig Oliva als Pfarradministrator Splett war Mitglied der katholischen Studentenverbindungen KDStV Baltia Danzig zu Aachen seit 1924 KDStV Burgundia Leipzig Dusseldorf und KDStV Hercynia Freiburg im CV Er war ferner seit 1957 Ehrenmitglied des KStV Pruthenia Danzig in Aachen im KV 1 Splett als Bischof BearbeitenNach dem Rucktritt des Bischofs O Rourke 1938 wollte der Heilige Stuhl Franz Sawicki zum Bischof erheben Dies scheiterte am Widerstand der nationalsozialistisch beherrschten Regierung des Freistaats Der Warschauer Nuntius Filippo Cortesi wurde wahrend der schwierigen Verhandlungen auf Splett aufmerksam und schlug ihn im Juni 1938 als kunftigen Bischof von Danzig vor Ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Splett am 24 August 1938 zum Bischof geweiht Der neue Bischof musste sich von Anfang an mit den Ubergriffen der Nationalsozialisten auf die Rechte der Kirche auseinandersetzen die vor allem die kirchlichen Schulen schliessen sowie das katholische Vereinsleben und die ausserkirchliche Seelsorge lahmlegen wollten Besondere Schwierigkeiten gab es fur die 10 Prozent der Katholiken umfassende polnische Minderheit Durch die Verhaftung einiger Priester setzten die Nationalsozialisten den Bischof unter Druck Trotzdem versuchte er die Massnahmen der politischen Machthaber nach Kraften zu neutralisieren Bis 1939 konnten daher in einzelnen Kirchen immer noch Gottesdienste mit polnischer Predigt und Volksgesang abgehalten werden Die noch nicht abgeschlossene Organisation des Danziger Bistums baute er weiter auf und erklarte das Konsistorium zum Domkapitel Bei Kriegsausbruch verhaftete die Gestapo alle polnischen und einige deutsche Priester seines Bistums wovon die meisten umgebracht wurden Samtliche polnischen Kirchen wurden geschlossen und die polnische Sprache verboten Im Nachbarbistum Kulm war die Seelsorge nahezu zusammengebrochen nachdem etwa zwei Drittel des Diozesanklerus verhaftet worden und der Rest untergetaucht war Die deutsche Besatzungsmacht hatte die Kirchen geschlossen und samtlichen kirchlichen Besitz beschlagnahmt Die Angehorigen des Kulmer Domkapitels waren alle ermordet worden der Bischof selbst hatte fliehen konnen Papst Pius XII ernannte Splett daraufhin im Dezember 1939 provisorisch zum Apostolischen Administrator des Bistums Trotz Erpressungsmassnahmen der Gestapo Androhung der Ermordung einiger Danziger Priester bemuhte er sich nach Kraften die Seelsorge im Bistum Kulm mit Priestern aus deutschen Diozesen halbwegs zu gewahrleisten Dies gelang ihm relativ gut so dass Westpreussen wahrend des Krieges in pastoraler Hinsicht gemessen am ubrigen besetzten Polen verhaltnismassig gut ausgestattet war Das Morden der SS Heimwehr Danzig einer aus Danziger und westpreussischen Volksdeutschen gebildeten Truppe hat Splett offentlich verurteilt Auf Druck der deutschen Behorden musste Bischof Splett 1940 in einem Hirtenbrief die polnischsprachige Beichte verbieten Die Nazis gestatteten ihm nicht einmal darauf hinzuweisen dass dies eine behordliche Forderung gewesen ist Wegen dieser Massnahme galt Splett nach dem Krieg vielen Polen als Handlanger der Nazis Hinzu kam der hohe Blutzoll den der polnische Klerus zu zahlen hatte Zwar hatte Splett sich in Einzelfallen fur vom Tode bedrohte Priester erfolgreich eingesetzt insgesamt hatte er kaum Mittel die Nazis aufzuhalten welche die polnische Intelligenz und damit den Klerus planmassig ermordeten Viele Polen haben die bescheidenen Moglichkeiten des Danziger Bischofs uberschatzt und seine Hilflosigkeit als Polenfeindlichkeit ausgelegt Bischof Splett ist 1945 nicht aus Danzig geflohen und als die Stadt im Marz besetzt wurde kam er fur einige Wochen in sowjetische Haft Freigelassen konnte er im Juni im vollig zerstorten Danzig mit der Neuordnung der Seelsorge beginnen wobei er sowohl mit den verbliebenen deutschen als auch mit den neu gekommenen polnischen Priestern zusammenarbeitete Ende August 1945 wurde er von der polnischen Miliz erneut verhaftet und gleichzeitig erklarte ihn der polnische Primas Kardinal August Hlond in Uberschreitung seiner Kompetenzen zum 1 September fur abgesetzt Dieses Recht hat nur der Papst Splett hat die Massnahme Hlonds nicht akzeptiert nbsp St Lambertus letzte Ruhestatte Carl Maria Spletts Bischof von Danzig 1938 1964 Haft und Exil BearbeitenIn einem von den polnischen Kommunisten initiierten Schauprozess wurde Splett Anfang 1946 wegen Schadigung und Germanisierung des polnischen Volkes zu einer achtjahrigen Zuchthausstrafe verurteilt Auf die Verbussung der Strafe in Wronki bei Posen folgte die Internierung Spletts in einem Kloster zuerst in Borek Stary bei Rzeszow dann in Dukla in den Beskiden Nach der innenpolitischen Neuorientierung unter Polens Parteichef Wladyslaw Gomulka wurde Splett auf Ersuchen von Kardinal Stefan Wyszynski Ende 1956 freigelassen und nach Deutschland abgeschoben 1957 besuchte er Papst Pius XII in Rom der ihm den Danziger Bischofstitel liess und Splett mit der Seelsorge an den vertriebenen Danziger Katholiken in der Bundesrepublik beauftragte Splett setzte sich fur die Versohnung der beiden Nachbarn Polen und Deutschland ein Wahrend des Zweiten Vatikanischen Konzils traf er mehrfach mit polnischen Bischofen zusammen 1964 starb er uberraschend in Dusseldorf Literatur BearbeitenJan Sikora Biskup Carl Maria Splett Warschau 1951 Richard Stachnik Die Katholische Kirche in Danzig Munster 1959 S 143 152 Franz Josef Wothe Die Kirchen der Diozese Danzig Festgabe fur Bischof Dr Carl Maria Splett Hildesheim 1963 Franz Josef Wothe Carl Maria Splett Bischof von Danzig Leben und Dokumente Hildesheim 1965 Manfred Clauss Der Danziger Bischof Carl Maria Splett als Apostolischer Administrator des Bistums Kulm In Zeitschrift fur die Geschichte und Altertumskunde Ermlands 39 1978 S 129 144 Hans Jurgen Karp Germanisierung oder Seelsorge In ZfO 30 1981 S 45 57 Peter Raina Carl Maria Splett Warschau 1994 Stanislaw Bogdanowicz Karl Maria Splett Biskup gdanski czasu wojny wiezien specjalny PRL Danzig 1995 Stefan Samerski Splett Carl Maria In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 729 f Digitalisat Stefan Samerski Splett Carl Maria In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 10 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 062 X Sp 1043 1046 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Ulrich Brauel und Stefan Samerski Hrsg Ein Bischof vor Gericht Der Prozess gegen den Danziger Bischof Carl Maria Splett 1946 Osnabruck 2005 ISBN 3 929759 98 5 Gerhard Erb Carl Maria Splett Bischof von Danzig in schwerer Zeit Wilczek Dusseldorf 2006 ISBN 3 00 019324 3Einzelnachweise Bearbeiten Siegfried Koss Wolfgang Lohr Hrsg Biographisches Lexikon des KV 7 Teil Revocatio historiae Band 9 Akadpress Essen 2010 ISBN 978 3 939413 12 7 S 145 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Carl Maria Splett im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Carl Maria Splett auf catholic hierarchy org abgerufen am 12 Juni 2018 Eintrag zu Carl Maria Splett auf gcatholic org englisch Publikationen von und uber Carl Maria Splett im Bibliotheks und Bibliographieportal Herder Institut Marburg Biografie in polnischer Sprache mit Bildern St Lambertus Dusseldorf Rundgang durch die Kirche Grabstatte Msgr Dr Carl Maria Splett Barbara Wolf Dahm Carl Maria Splett In Ostdeutsche Biografie Kulturportal West Ost VorgangerAmtNachfolgerEduard Graf O RourkeBischof von Danzig 1938 1964Edmund Nowickide facto bereits Andrzej Wronka Administrator ab 1945Normdaten Person GND 118752154 lobid OGND AKS LCCN n96018331 VIAF 13102867 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Splett Carl MariaKURZBESCHREIBUNG Bischof von Danzig Administrator der polnischen Diozese KulmGEBURTSDATUM 17 Januar 1898GEBURTSORT ZoppotSTERBEDATUM 5 Marz 1964STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Maria Splett amp oldid 232718704