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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Vexillationslager Eining Unterfeld war ein romisches Militarlager das sich heute nordlich des bayerischen Dorfes Eining im Landkreis Kelheim in der Flur Unterfeld befindet Als wichtiger Standort eines Teils der in Regensburg stationierten Legio III Italica wurde die Garnison wahrend der Markomannenkriege ab etwa 172 n Chr fur rund zehn Jahre genutzt und danach wieder geraumt Das Vexillationslager ist seit 2021 Bestandteil des zum UNESCO Weltkulturerbe erhobenen Donaulimes Vexillationslager Eining UnterfeldLimes ORL RLK Strecke RLK Ratischer Limes Strecke 15Datierung Belegung ab ca 172 n Chr bis vor 179 n Chr 1 Typ VexillationslagerEinheit Legio III ItalicaGrosse 328 gt 320 m uber 10 6 haBauweise Holz Erde Lager einige SteinbautenErhaltungszustand Graben teilweise als leichte Bodensenkung im Gelande sichtbarOrt EiningGeographische Lage 48 51 34 4 N 11 46 35 4 O 48 859566666667 11 776491666667 353Hohe 353 m u NHNVorhergehend Kastell Pforring westlich Kastell Eining sudlich Anschliessend Kleinkastell Weltenburg Galget nordlich Vorgelagert Kleinkastell am Hinteren Seeberg westnordwestlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Wichtige Funde 5 Heutiger Zustand 6 Denkmalschutz 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Das Vexillationslager mit Befunden der letzten hundert Jahre und seiner Lage an der DonauDie heutige Flur Unterfeld zahlte in der Antike zum Einflussgebiet des nur rund einen Kilometer sudlich liegenden Kohortenkastells Abusina und dessen Vicus Lagerdorf Der Grenzort Abusina um 79 n Chr gegrundet gehorte ob seiner strategisch gunstigen Lage zu den besonders wichtigen und am langsten belegten Kastellplatzen am Obergermanisch Ratischen Limes und erlitt wahrend der Markomannenkriege schwere Zerstorungen Davon wurde das Lager in Eining Unterfeld nach heutigem Wissensstand nicht betroffen was darauf hindeuten konnte dass der Platz erst nach dem verheerenden Erstschlag der Germanen eingerichtet wurde Die beiden bisher nicht gefundenen Nebentore des damals entstandenen Vexillationslagers lagen genau dort wo heute die Landesstrasse den militarischen Stutzpunkt durchschneidet was bedeutet dass im Mittelalter der gut erhaltene romerzeitliche Strassendamm von Eining nach Weltenburg ubernommen worden ist Zudem waren die romerzeitlichen Walle und Durchlasse damals sicher noch deutlich im Gelande sichtbar Die ursprunglichen Ausmasse der Verschanzung konnen jedoch nicht mehr vollstandig rekonstruiert werden da der ehemalige Nordwestwall der Anlage in spateren Zeiten durch die Donau fortgespult worden ist Forschungsgeschichte BearbeitenKonkretes Wissen um die antike Statte im Unterfeld bestand schon seit einer Grabung im Jahr 1900 2 durch Generalmajor a D Karl von Popp fur die Reichs Limeskommission RLK der offenbar Teile der Principia des Stabsgebaudes anschnitt Doch erst 1968 konzentrierte sich die Forschung unter Hans Schonberger dem damaligen Direktor der Romisch Germanischen Kommission in Frankfurt am Main wieder auf diesen Ort Noch 1970 schrieb er in einem Aufsatz uber seine Zweifel dass das Karree tatsachlich als romische Militaranlage anzusprechen sei Doch Sondagegrabungen ergaben bald die richtige Zuordnung sowie die Bestatigung dass die RLK mit ihren Uberlegungen weitgehend recht behalten hatte Einen neuen Anstoss zu fortsetzenden Forschungen ergaben die regelmassigen Uberfliegungen des Platzes durch den Luftbildarchaologen Otto Braasch seit 1977 Anhand seiner Aufnahmen konnten genauere Strukturen der Innenbebauung ausgemacht werden Bei den Sondagen wurde auch kleinteilige Militaria aufgefunden Als im August 1992 die von Sudwesten nach Nordosten durch das Lagerareal verlaufende Staatsstrasse 2233 eine neue Fahrbahndecke erhielt wurde gleichzeitig ein neuer Strassengraben angelegt Baubegleitend fanden archaologische Untersuchungen statt Hierbei kam ein parallel zur modernen Strassentrasse verlaufender sieben Meter langer und 0 70 Meter breiter romerzeitlicher Mauerzug zu Tage der an seinem sudlichen Ende rechtwinklig abknickt und somit von der Fahrbahn uberlagert wird 3 Grossflachige Grabungen haben an diesem Fundplatz jedoch bisher nicht stattgefunden Baugeschichte BearbeitenIm Zuge der Markomannenkriege 4 vielleicht in der Endphase wurde wohl um 172 n Chr eine halbe Legion rund 3000 Mann der Legio III Italica aus Regensburg abkommandiert den wichtigen romischen Stutzpunkt Abusina zu sichern und von hier aus wohl auch Operationen gegen den Feind vorzunehmen Ausserdem war die Legion am Wiederaufbau des Kohortenkastells und Vicus Abusina beteiligt Die Bautrupps der Legion hoben fur das Vexillationslager einen dreifachen an den Ecken abgerundeten Spitzgraben aus Die Tiefe dieses Spitzgrabensystems betrug von aussen nach innen 2 8 Meter 2 4 Meter und erneut 2 8 Meter Die Breite war entsprechend rund 6 5 Meter 4 5 Meter und 4 0 Meter Dies bedeutet dass der aussere Graben am steilsten und der mittlere am flachsten war Den Aussen und Mittelgraben trennten 4 5 Meter den Mittel und Innengraben 2 5 Meter Das Auswurfmaterial der Graben wurde fur den Bau des Walls verwendet der nach Grabungsbefund als Rasensoden Konstruktion 5 ausgefuhrt wurde Durch die Ausrichtung der 70 70 Meter grossen Principia nach Nordwesten zur Donau hin wird auch die Pratorialseite die Richtung zum Feind deutlich Der Aufbau dieses Stabsgebaudes folgte dem normierten romischen Schema Das Fahnenheiligtum Aedes oder Sacellum und die Truppenkasse befand sich in einer halbrunden Apsis im hinteren Teil der Principia um einen Innenhof gruppierten sich die Verwaltungsraume den Kopfbau bildete die Exerzierhalle Neben dem Stabsgebaude konnte bisher nur noch ein Reprasentationsbau im Lagerinneren deutlich identifiziert werden der in der kurzen Bestandsphase der Anlage aufwandig in Stein ausgebaut worden ist der etwas hoher als die Principia im Gelande liegende sogenannte Legatenpalast im hinteren Lagerbereich Er entspricht der bekannten Bauart einer ebenerdigen landlichen romischen Villa rustica und besitzt an seiner Schaufassade zwei mit Apsiden versehene Eckrisalite die durch einen uberdachten Saulengang miteinander verbunden sind Die Breite der Anlage betragt rund 50 Meter Ein seitlich ruckwartig an die sonst geometrische Anlage angebauter Raum konnte zu einem Bad gehoren Bis auf weiteres wird dieser Bau von der Forschung als Wohnpalast Praetorium des Lagerkommandanten verstanden moglicherweise handelt es sich hier aber tatsachlich um eine Villa Rustica die nach Aufgabe des Vexillationslagers an dieser Stelle entstand Dies konnten auch einige wenige jungere Fundstucke nahelegen 6 Wie Luftbildaufnahmen zeigen wurde neben dem Praetorium ein weiterer grosser Steinbau ausgefuhrt dessen Grundriss und Funktion sich aus der Luft jedoch nicht erschliesst Auch vor dem sudlichen kubischen Eckrisalit des Wohnpalastes konnte auf diese Art ein nicht naher erklarbares kleines Mauerkarree beobachtet werden 2 Wichtige Funde BearbeitenIm Lager wurde ein zerstreuter 27 Stucke umfassender Munzschatz geborgen 7 Insgesamt bricht die im Jahr 1999 aus 54 Stucken bestehende Munzreihe aus dem Unterfeld mit einem Denar des Kaisers Mark Aurel 161 180 fur Lucilla von 161 169 sowie einem weiteren Denar des Kaisers Lucius Verus 161 169 von 166 167 ab 8 doch sind noch Munzen des 3 Jahrhunderts vertreten darunter ein Stuck aus der Regierungszeit des Kaisers Severus Alexander 222 235 sowie einige spatantike Exemplare Die Reihe der Terra Sigillata Funde scheint nach dem bisherigen Stand mit dem mutmasslichen Ende der Garnison zusammenzupassen Es gibt indes Spekulationen eine Wiederbesiedlung des Platzes im 3 und 4 Jahrhundert anzudenken Hierauf konnten der sparliche Fundausweis spaterer Sigillaten bzw die spateren Munzen hinweisen 6 Neben den Zahlungsmitteln kam der Rest einer Fibel Form Exner Gruppe II 18 zu Tage wie sie unter anderem auch aus der Augusta Raurica Augst Kaiseraugst vom Limeskastell Stockstadt sowie aus der Colonia Claudia Ara Agrippinensium Koln und aus Gallien bekannt ist Die von Kurt Exner vorgenommene Datierung dieses Fibeltyps in die zweite Halfte des 2 Jahrhunderts wurde von Sabine Rieckhoff bezweifelt 9 Aus dem Lagerareal stammt zudem ein vierkantiger bronzener Fingerring wie er in ahnlicher Form auch in Aub Baldersheim entdeckt wurde Beckmann Typ 8b bzw Rihas Typ 25 Var I 10 Wichtig sind auch die zahlreich dokumentierten Ziegelstempel mit dem Namen der Legio III Italica die dort noch den Beinamen Concors fuhrt den sie nur wahrend ihrer fruhesten raetischen Phase trug 11 Heutiger Zustand BearbeitenMit blossem Auge ist von dem Vexillationslager heute im Gelande nur noch sehr wenig zu erkennen Witterung und Pflug haben die Erdwalle und Graben fast vollig eingeebnet Es ist jedoch moglich ostlich der Staatsstrasse die ehemaligen Nordgraben an ihrer Umbiegung nach Sudosten als einen bis zu zwei Meter tiefen teils baumbestandenen Odlandeinschnitt wahrzunehmen und sudostlich durch einen anliegenden Feldweg rund 250 Meter nachzuvollziehen Die Lagerflache wird auch heute landwirtschaftlich genutzt Denkmalschutz BearbeitenDas Vexillationslager Eining Unterfeld ist als Abschnitt des Obergermanisch Ratischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem ist es geschutzt als eingetragenes Bodendenkmal im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes BayDSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden anzuzeigen Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Auflage Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 S 323 ff Rainer Christlein Thomas Fischer Neues zum Lager Eining Unterfeld Archaologisches Korrespondenzblatt 9 1979 S 423 ff Thomas Fischer Das Romerkastell Eining und seine Umgebung Pustet Regensburg 2016 ISBN 978 3 7917 2841 4 Thomas Fischer Erika Riedmeier Fischer Der romische Limes in Bayern Pustet Regensburg 2008 ISBN 978 3 7917 2120 0 Thomas Fischer in Wolfgang Czysz u a Die Romer in Bayern Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 11 6 S 435 f Thomas Fischer Konrad Spindler Das romische Grenzkastell Abusina Eining Theiss Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0390 3 Ingrid Jutting Die Kleinfunde aus dem romischen Lager Eining Unterfeld In Bayerische Vorgeschichtsblatter 60 1995 S 143 ff Hans Schonberger Das Romerlager im Unterfeld bei Eining Grabungsbericht fur das Jahr 1968 In Germania 48 1970 S 66 ff Gunter Ulbert Thomas Fischer Der Limes in Bayern Theiss Stuttgart 1983 ISBN 3 8062 0351 2 S 110 Ludwig Wamser Christof Flugel Bernward Ziegaus Hrsg Die Romer zwischen Alpen und Nordmeer Zivilisatorisches Erbe einer europaischen Militarmacht Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2615 7 Weblinks BearbeitenDie Topographie des Vexillationslagers Eining Unterfeld in der archaologischen Datenbank Arachne abgerufen am 28 Oktober 2022 Bronzene Borsenarmringe Munzen in der archaologischen Datenbank Arachne Bronzener Kerzenstander in der archaologischen Datenbank Arachne Durchbrochene Bronze Scheibenfibel mit Inschrift RMA Typ Bohme 48a in der archaologischen Datenbank Arachne eher zivile Fundobjekte vom Vexillationslager Eining Unterfeld abgerufen am 28 Oktober 2022 Schnallen Haken Helmwange in der archaologischen Datenbank Arachne Helmteile Panzerteile in der archaologischen Datenbank Arachne weitere Panzerteile in der archaologischen Datenbank Arachne Beschlagknopfe sonstige Beschlage in der archaologischen Datenbank Arachne Militaria vom Vexillationslager Eining Unterfeld abgerufen am 28 Oktober 2022 Anmerkungen Bearbeiten Hans Jorg Kellner bearb Die Fundmunzen der romischen Zeit in Deutschland Abteilung I Bayern Band 2 Niederbayern Mann Verlag Berlin 1970 S 47 a b Rainer Christlein Otto Braasch Das unterirdische Bayern Theiss Stuttgart 1998 ISBN 3 8062 0855 7 S 188 Michael Rind Neues zum romischen Eining In Das archaologische Jahr in Bayern 1992 1993 S 107 108 hier S 107 Thomas Fischer Die Romer in Deutschland Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1325 9 S 110 Thomas Fischer Erika Riedmeier Fischer Der romische Limes in Bayern Pustet Regensburg 2008 ISBN 978 3 7917 2120 0 S 160 a b Allard Wijnand Mees Organisationsformen romischer Topfer Manufakturen am Beispiel von Arezzo und Rheinzabern Unter Berucksichtigung von Papyri Inschriften und Rechtsquellen Teil 1 Habelt Bonn 2002 ISBN 3 88467 073 5 S 72 74 und 84 Digitalisat Wolfgang Czysz Lothar Bakker Die Romer in Bayern Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1058 6 S 154 Thomas Fischer Die Romer in Deutschland Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1325 9 S 110 Kerstin Hoffmann Kleinfunde der romischen Kaiserzeit aus Unterfranken Studien zur Siedlungsgeschichte und kulturellen Beziehung zwischen Germanen und Romern Leidorf Rahden 2004 ISBN 3 89646 352 7 S 30 Kerstin Hoffmann Kleinfunde der romischen Kaiserzeit aus Unterfranken Studien zur Siedlungsgeschichte und kulturellen Beziehung zwischen Germanen und Romern Leidorf Rahden 2004 ISBN 3 89646 352 7 S 70 Wolfgang Czysz Karlheinz Dietz Hans Jorg Kellner Thomas Fischer Die Romer in Bayern Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1058 6 S 154 Kastelle der Donaulinie des Obergermanisch Ratischen Limes Kastell Hufingen Brigobannis Kastell Tuttlingen Kastell Ennetach Kastell Emerkingen Kastell Risstissen Kastell Unterkirchberg Kleinkastell Burlafingen Kleinkastell Nersingen Kastell Gunzburg Guntia Kastell Faimingen Febiania Kastell Aislingen Kastell Burghofe Kastelle von Burgheim Kleinkastelle von Neuburg Romische Militarlager Ingolstadt Zuchering temporare Lager II und III Romisches Militarlager Ingolstadt Zuchering Kastell I Kastell Oberstimm Kastell Eining Abusina Vexillationslager Eining Unterfeld Kleinkastell Weltenburg Galget Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Kleinkastell Alkofen Kleinkastell Grossprufening Kastell Kumpfmuhl Castra Regina Kleinkastell Pfatter Kastelle von Straubing Sorviodurum Kleinkastell 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