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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kleinkastell Nersingen ist eine romische Fortifikation der tiberisch claudischen Donaulinie einer fruhen romischen Grenzbefestigung entlang der Donau Die kleine Anlage von der heute uber dem Boden nichts mehr erhalten ist befindet sich auf dem Gebiet der Gemeinde Nersingen im schwabischen Landkreis Neu Ulm Bayern Kleinkastell NersingenLimes ORL NN RLK Strecke RLK Ratischer Limes DonaulinieDatierung Belegung um 40 n Chr bis um 80 n Chr Typ KleinkastellEinheit verm AuxiliarvexillationGrosse Innenflache 22 2 m 25 2 m ca 780 m Bauweise Holz Erde LagerErhaltungszustand am Boden nicht mehr sichtbarOrt NersingenGeographische Lage 48 25 17 2 N 10 6 26 O 48 421458333333 10 107222222222 465Hohe 465 m u NHNVorhergehend Kleinkastell Burlafingen sudwestlich Anschliessend Kastell Gunzburg nordostlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Forschungsgeschichte 2 Baugeschichte 3 Truppe 4 Wichtige Funde 5 Fundverbleib 6 Denkmalschutz 7 Siehe auch 8 Literatur 9 AnmerkungenLage und Forschungsgeschichte BearbeitenDie westlich des heutigen Ortes Nersingen ergrabene Befestigung liegt rund 2 1 Kilometer nordlich der Donausudstrasse und wurde von den romischen Geometern in topographisch gut gewahlter Lage auf einem uberschwemmungsfreien Niederterrassenrand uber dem Flusschen Leibi 1 einem 21 9 Kilometer langen sudlichen Nebenfluss der Donau angelegt um eine Donaufurt zu sichern Entdeckt wurde das Kastell erst im Juni 1982 durch den Luftbildarchaologen Otto Braasch 2 Fur ihn stellte sich die Anlage noch als spatromischer Wachturm dar Eingehende Forschungen fanden hauptsachlich vom 4 Juli bis 26 August 1983 3 unter Leitung des Ausgrabers Michael Mackensen im Auftrag der Kommission zur archaologischen Erforschung des spatromischen Raetien statt 1984 wurde fur Nachuntersuchungen genutzt Baugeschichte Bearbeiten nbsp Modell des Kleinkastells Nersingen Keltenmuseum ManchingDie Archaologen konnten die rechteckige reine Holz Erde Anlage mit einer inneren Seitenlange von 22 2 25 2 m ca 780 m vermessen 4 Sie besitzt zwei einspurige Zufahrten wobei nur das Haupttor im Sudosten mit einem Torturm ausgestattet ist Weitere Turme konnten nicht festgestellt werden Der dem Haupttor gegenuberliegende ruckwartige nordwestliche Auslass bestand lediglich aus einer kleinen Schlupfpforte die unweit der Leibi liegt Als Umwehrung diente eine holzverschalte Rasensodenmauer Vor dieser lagerte ein Doppelspitzgraben mit abgerundeten Ecken der offenbar nur an der Hauptzufahrt aussetzte Der innere dieser Graben war 3 6 bis 3 8 m der aussere 3 3 bis 3 6 m breit und reichte bei der Ausgrabung noch 1 7 bis 1 95 m innen bzw 1 25 m aussen unter das Bodenniveau Von Innenkante zu Innenkante gerechnet umschloss dieser Graben eine Flache von rund 41 242 m 5 Es konnte festgestellt werden dass der aussere Graben wahrend des rund 40 jahrigen Bestehens der Befestigung einmal erneuert worden ist Dieser erneuerte Spitzgraben erreichte eine Tiefe die wahrend der Grabungen mit 1 2 bis 1 4 m unter der Oberflache vermessen werden konnte Links und rechts der die beiden Tore im Kastellinneren verbindenden Nord Sud Strasse lagen zwei ebenerdige Baracken Eine diente als Mannschaftsquartier die zweite wird als Wirtschaftsgebaude beschrieben In einer Ecke wurde die Latrine ausgehoben daneben sind eine Schmiedeesse sowie ein Backofen freigelegt worden Die vielfach mit dem zeitgleich entstandenen Kleinkastell Burlafingen in Bezug gebrachte Anlage von Nersingen hat wesentlich langer bestanden als die etwas westlicher gelegene Befestigung die bereits nach rund zehn Jahren aufgegeben worden sein soll Truppe BearbeitenMackensen legt nach den Befunden nahe als Besatzung eine Auxiliarvexillation anzunehmen die rund zwolf Mann nicht uberschritt Da diese kleine Einheit nicht in der Lage war raumgreifendere Operationen alleine durchzufuhren geht die Forschung davon aus dass die Mannschaften in Nersingen nur fur Wachdienste abgestellt waren Daher ist anzunehmen dass noch weitere bisher unbekannte Kleinkastelle an der Donaulinie in jener Zeitstellung zu finden sind um die Kontrolllucken zwischen den bereits bekannten grosseren und kleineren Kastellen abzudecken Wichtige Funde BearbeitenAls Fundmaterial kamen insgesamt 112 meist sehr fragmentarische romische Objekte aus dem Boden unter anderem acht Fibeln 51 weitere Metallgegenstande davon funf militarischer Herkunft und 49 Keramikstucke 6 Dies erleichterte die Datierung da diese Gegenstande zu allen Zeiten Moden unterlagen Unter dem geborgenen Material befand sich ein Auerbergtopf mit dem fur Ratien ublichen punktformigen Rollradchendekor 7 Mackensen erwahnte eine Reibschussel mit schrag gestelltem Rand wie sie ebenfalls in den zur Fruhphase des Donaulimes gerechneten Kastellen Aislingen und Burlafingen vorkamen Auch vom Weltenburger Frauenberg ist ein solches Stuck bekannt 8 Der aufgefundene Munzbestand beschrankte sich auf drei Stucke aus den Pragejahren 22 23 n Chr um 72 73 n Chr sowie 80 n Chr 6 Ein moglicherweise in die Zeit der Entstehung von Nersingen und Burlafingen gehorendes Fundstuck war der 1959 in einer Kiesgrube unmittelbar am Kleinkastell Burlafingen aus dem Boden gekommene Legionarshelm vom Typ Hagenau dem lediglich die Wangenklappen und der Helmbuschhalter fehlten Auf dem breiten Nackenschild wird neben zwei verschiedenen Besitzernamen auch die Legio XVI Gallica genannt 9 Junkelmann beschreibt die Hagenau Helme als typisch fur die erste Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr 10 Ein direkter Bezug dieser Kopfbedeckung zur Bautatigkeit an der tiberisch claudischen Donaulinie lasst sich jedoch nicht ohne Schwierigkeiten herstellen unter anderem weil die genannte Legion nicht in Ratien stationiert war Fundverbleib BearbeitenDas in Nersingen geborgene Fundgut wurde der Archaologischen Staatssammlung in Munchen ubereignet Denkmalschutz BearbeitenDas Kleinkastell Nersingen ist als eingetragenes Bodendenkmal im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes BayDSchG geschutzt Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden anzuzeigen Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenWolfgang Czysz in Wolfgang Czysz u a Die Romer in Bayern Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 11 6 S 486 f Thomas Fischer Erika Riedmeier Fischer Der romische Limes in Bayern Pustet Regensburg 2008 ISBN 3 7917 2120 8 S 187 Abb 139 Thomas Fischer Die Romer in Deutschland Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1325 9 S 59 Christian Fleer Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes In E Schallmayer Hrsg Limes Imperii Romani Beitrage zum Fachkolloquium Weltkulturerbe Limes November 2001 in Lich Arnsburg Bad Homburg v d H 2004 ISBN 3 931267 05 9 S 75 92 speziell S 79 Saalburg Schriften 6 Michael Mackensen Angela von den Driesch u a Fruhkaiserzeitliche Kleinkastelle bei Nersingen und Burlafingen an der oberen Donau C H Beck Munchner Beitrage zur Vor und Fruhgeschichte 41 Munchen 1987 ISBN 3 406 31749 9 Anmerkungen Bearbeiten Hermann Vetters Manfred Kandler Akten des 14 Internationalen Limeskongresses 1986 in Carnuntum Osterreichische Akademie der Wissenschaften 1990 ISBN 3 7001 1695 0 S 486 Rainer Christlein Otto Braasch Das unterirdische Bayern 7000 Jahre Geschichte und Archaologie im Luftbild 3 Auflage Theiss Stuttgart 1998 ISBN 3 8062 0855 7 S 65 Abb Jahrbuch Bayerische Akademie der Wissenschaften Beck Munchen 1983 ISBN 3 7001 1695 0 S 140 Gerhild Klose Annette Nunnerich Asmus Grenzen des romischen Imperiums von Zabern Mainz 2006 ISBN 3 8053 3429 X S 20 Michael Mackensen Angela von den Driesch Fruhkaiserzeitliche Kleinkastelle bei Nersingen und Burlafingen an der oberen Donau Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 31749 9 S 85 a b Michael Mackensen In Bonner Jahrbucher Band 191 Rheinland Verlag Koln 1991 S 830 Christof Flugel Der Auerberg III Topographie Die romische Keramik Munchner Beitrage zur Vor und Fruhgeschichte 47 Veroffentlichung der Kommission zur Erforschung des Spatromischen Raetien Bayerische Akademie der Wissenschaften Munchen Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 10751 6 S 79 Michael Mackensen Angela von den Driesch Fruhkaiserzeitliche Kleinkastelle bei Nersingen und Burlafingen an der oberen Donau Beck 1987 ISBN 3 406 31749 9 S 154 Hans Peter Kuhnen Hrsg Abgetaucht aufgetaucht Flussfundstucke Aus der Geschichte Mit ihrer Geschichte Ausstellungskatalog Rheinisches Landesmuseum Trier Trier 2001 ISBN 3 923319 48 7 S 56 Abb 57 Marcus Junkelmann Die Legionen des Augustus von Zabern Mainz 1986 ISBN 3 8053 0886 8 S 172 Kastelle der Donaulinie des Obergermanisch Ratischen Limes Kastell Hufingen Brigobannis Kastell Tuttlingen Kastell Ennetach Kastell Emerkingen Kastell Risstissen Kastell Unterkirchberg Kleinkastell Burlafingen Kleinkastell Nersingen Kastell Gunzburg Guntia Kastell Faimingen Febiania Kastell Aislingen Kastell Burghofe Kastelle von Burgheim Kleinkastelle von Neuburg Romische Militarlager Ingolstadt Zuchering temporare Lager II und III Romisches Militarlager Ingolstadt Zuchering Kastell I Kastell Oberstimm Kastell Eining Abusina Vexillationslager Eining Unterfeld Kleinkastell Weltenburg Galget Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Kleinkastell Alkofen Kleinkastell Grossprufening Kastell Kumpfmuhl Castra Regina Kleinkastell Pfatter Kastelle von Straubing Sorviodurum Kleinkastell Steinkirchen Kastell Moos Burgstall Kleinkastell Osterhofen Haardorf Kastell Kunzing Quintana Kastell Batavis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastell Nersingen amp oldid 225784304