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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kleinkastell Pfatter respektive Pfatter Gmund ist ein ehemaliges romisches Militarlager das fur die Bewachung eines Donauabschnitts des nassen Limes zwischen Regensburg und Passau zustandig war Das Auxiliarkastell liegt etwa 2 7 Kilometer Luftlinie ostlich von Pfatter im Oberpfalzer Landkreis Regensburg Deutschland Das Bodendenkmal ist seit 2021 Bestandteil des zum UNESCO Weltkulturerbe erhobenen Donaulimes Kleinkastell PfatterLimes Obergermanisch ratischer Limes DonaulinieDatierung Belegung fruhtrajanisch bis 2 Halfte 3 Jh Typ KleinkastellEinheit unbekannter NumerusGrosse ca 60 m 70 m ca 0 42 ha Bauweise Holz Erde LagerErhaltungszustand auf Luftbildern sichtbares BodendenkmalOrt Pfatter GmundGeographische Lage 48 58 26 9 N 12 24 56 2 O 48 97415 12 415616666667 322Hohe 322 m u NHNVorhergehend Kastell Kumpfmuhl westlich Anschliessend Kastelle von Straubing ostlich Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Befunde 3 1 Kastell 3 2 Vicus 4 Truppe 5 Fundgut 5 1 Kastell und Vicusbereich 5 2 Donaualtarm 5 3 Fundbewertung 6 Fundverbleib 7 Denkmalschutz Befundsicherung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Die Lage des Kleinkastells am ratischen DonaulimesDas mit dem blossen Auge nicht wahrnehmbare Bodendenkmal liegt im Flurstuck Fischeracker auf der Gemarkung von Gmund teils unter landwirtschaftlich genutzten Flachen teils von einem Hochwasserdamm uberlagert In romischer Zeit diente die Fortifikation der Sicherung der romischen Provinz Raetia und lag strategisch gunstig an einem alten Ubergang uber die Donau Danuvius unweit der sogenannten Donausudstrasse Diese von Regensburg kommende Strasse war eine wichtige Heer und Handelsstrasse welche die Provinzen entlang der Donau verband Das direkt am uberschwemmungssicheren Hochufer errichtete Kleinkastell liegt rund 360 m sudlich des heutigen Donaulaufs Die Region am Rande des Gaubodens ist durch mineralreiche gut durchluftete Lossboden gepragt die sehr fruchtbar und verhaltnismassig leicht zu bearbeiten sind Forschungsgeschichte BearbeitenEin Zwischenkastell im Abschnitt Regensburg Straubing etwa bei Pfatter wurde bereits 1930 von dem spateren Landesarchaologen Paul Reinecke 1872 1958 vermutet der sich uber die fur eine luckenlose Uberwachung viel zu grossen Abstande zwischen den damals bekannten Kastellen entlang des Donaulimes Gedanken machte 1 Seit 1978 wurde der Fundplatz luftbildarchaologisch beobachtet und regelmassig beflogen Eine Bestimmung der unklaren Befunde war jedoch nicht moglich Nach 1990 wurde das rund 600 Meter lange Flurstuck Fischeracker durch das Bayerische Landesamt fur Denkmalpflege prospektiert wobei unter anderem als Glanzlichter Fragmente mehrerer Militardiplome zu Tage kamen Als fur den Fundort bedeutend erwies sich der staatliche Ankauf eines romischen Fundkomplexes aus einem Donau Altarm bei Pfattern Gmund im Jahr 1999 Bernd Steidl Leiter der romischen Abteilung in der Archaologischen Staatssammlung stellte damals fest dass mit diesem Fundmaterial der heute seltene Fall eingetreten war eine bisher vollig unbekannte romerzeitliche Fundstelle von der Bedeutung eines Militarlagers neu entdeckt zu haben 2 Ab dem Jahr 2000 nahm sich der 2003 im Irak Krieg gefallene amerikanische Offizier und Althistoriker George A Wood der Fundstelle an 3 Neben einer Befliegung unternahm auch er grundliche Ortsbegehungen Doch erst dem Luftbildarchaologen Klaus Leidorf gelang es im August 2001 wahrend einer systematischen Uberfliegung fur das Bayerische Landesamt fur Denkmalpflege das Grabenwerk der Anlage zu erfassen und damit den Nachweis fur ein romisches Militarlager zu erbringen Neben den Spuren der Garnison zeichneten sich auf den Bildern auch Gruben und Siedlungsreste ab Um die Befunde naher zu uberprufen fand im Mai 2005 eine Begehung des Gelandes mit Magnetometern statt Dabei wurden sowohl das Kleinkastell als auch Teile des Lagerdorfs Vicus erfasst 4 Befunde BearbeitenKastell Bearbeiten Das rechteckige leicht trapezformig vermessene Kleinkastell besass eine Ausdehnung von rund 60 m 70 m ungefahr 0 42 ha Die romischen Planer hatten die Anlage bis an den Rand der Hochwasserkante herangeschoben was zur Folge hatte dass die Fortifikation 1929 mit einem machtigen Hochwasserdamm uberformt wurde der seither die nordostliche donauseitige Halfte des Kastells sowie den Limesbegleitweg bedeckt Auch Magnetometer konnen den Damm nicht durchdringen womit dieser Bereich fur die Forschung unbekannt bleibt und die letztendliche Langenausdehnung von rund 70 m nicht genau bestimmt werden kann Als Vergleichsobjekt bietet sich das Kleinkastell Steinkirchen an das 0 44 ha gross ist 5 Der die Garnison umlaufende Doppelgraben der als Annaherungshindernis und zur Entwasserung diente setzte vor dem Sudtor aus Der aussere Graben erreicht dabei im Sudteil eine Ost West Ausdehnung von rund 90 m im Norden wird diese Ausdehnung aufgrund der Trapezformigkeit der Anlage etwas schmaler gewesen sein Eine Holzverstarkung der Umwehrung lasst sich nicht feststellen und hat moglicherweise auch nicht existiert 6 Die dichte Innenbebauung ist auf das Sudtor hin orientiert Das einzige mogliche Steingebaude das 2005 festgestellt werden konnte befand sich in der Sudwestecke und war rund 14 20 m gross 5 Die weiteren Magnetometermessungen aus dem Kastellinneren sind unklar und deuten auf eine intensive Holzbebauung und verbrannte Strukturen hin Zudem lassen sich erd oder brandschuttgefullte Keller und Gruben feststellen Die im Lagerinneren entlang der einstigen Umwehrung verlaufende Lagerringstrasse Via sagularis zeigte sich auf den Messbildern erwartungsgemass befundleer Eine mogliche Mehrphasigkeit des Kastells die das rund 150 Jahre umfassende Fundmaterial vermuten lasst kann nur durch eine Ausgrabung festgestellt werden 6 Vicus Bearbeiten Das direkte Vorfeld des Kleinkastells im Westen und Osten fast 40 m im Suden noch 20 m blieb bei den Untersuchungen 2005 befundleer In den anschliessenden Arealen zeigte sich der Kastellvicus wobei im Suden der Schwerpunkt lag Dichte streifenformige Strukturen deuten auf ein typisch mittelkaiserzeitliches Lagerdorf mit Streifenhausern hin 7 Truppe BearbeitenDie nach Pfatter abkommandierte namentlich unbekannte Abteilung war wahrscheinlich ein Numerus dt Einheit Diese Einheiten gehorten zu den romischen Hilfstruppen und bestanden meist aus regional ausgehoben jungen Einheimischen die mit geringerem Sold als die eigentlichen Hilfstruppen Auxilia und weniger striktem Standard Dienst taten 8 Fundgut BearbeitenKastell und Vicusbereich Bearbeiten Seit den 1990er Jahren kamen bei den intensiven Feldbegehungen bis 2005 viele Lesefunde aus dem Boden darunter eine grosse Zahl von Keramikscherben sowie Munzen Fibeln Waffen und Trachtbestandteile ausserdem die bereits erwahnten Fragmente von mindestens drei Militardiplomen aus hadrianisch antoninischer Zeit 4 Diesen Diplomen kann entnommen werden dass sich unter der hier ansassigen Bevolkerung Veteranen befanden Donaualtarm Bearbeiten Ein mit dem Kleinkastell in Verbindung stehender reichhaltiger romischer Kleinfundkomplex der aus dem nahen Altarm der Donau bei Pfatter Gmund stammt konnte 1999 mit Geldern der Freunde der bayerischen Vor und Fruhgeschichte aus Privatbesitz fur die Archaologische Staatssammlung in Munchen erworben werden Zum Fundgut gehoren uber 150 Munzen aus dem 1 bis 4 Jahrhundert 41 Fibeln zwei Fingerringe darunter einer aus Silber mit Karneol Gemme etliche bronzene Zierbeschlage von Gurteln und Pferdegeschirren eiserne Waffenteile und Gerate sowie viele Keramikfragmente und Ziegelbruchstucke darunter eines mit Stempel der 3 Italischen Legion aus Regensburg Bemerkenswert ist eine Gewandspange in Gestalt des sogenannten Thrakischen Reiters einer von der unteren Donau stammenden Reitergottheit in militarischer Tracht 2 Das Bleimodell einer in Durchbrucharbeit gefertigten Fibel im keltisierenden Trompetenornamentstil aus dem 2 Jahrhundert zeugt von einer kleinen Werkstatte fur Buntmetallverarbeitung 9 Fundbewertung Bearbeiten Die von Steidl vorgenommene Auswertung aller Funde aus Pfatter Gmund insbesondere die lange Munzreihe sowie die Fibeln wies bereits 1999 auf eine Kastellgrundung in trajanischer Zeit um das Jahr 100 n Chr hin Das Ende dieses Kastellplatzes wird in den 80er Jahren des 3 Jahrhunderts wohl infolge von Germaneneinfallen gekommen sein Hierfur spricht auch ein Hortfund von Munzen aus einem nahegelegenen und als romischer Gutshof villa rustica gedeuteten archaologischen Fundplatz Einzelne Funde belegen eine reduzierte Bedeutung des Platzes noch bis in das 4 moglicherweise sogar bis in das fruhe 5 Jahrhundert 9 Fundverbleib BearbeitenDas Fundgut befindet sich in der Archaologischen Staatssammlung in Munchen 7 Denkmalschutz Befundsicherung BearbeitenDas Kleinkastell Pfatter ist als Bodendenkmal im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes als D 3 7040 0001 Donaukastell mit Vicus und Brandgraberfeld der romischen Kaiserzeit sowie Siedlungen des Neolithikums der fruhen Bronzezeit der mittleren Bronzezeit und der spaten Latenezeit sowie Siedlung vor und fruhgeschichtlicher Zeitstellung im Luftbild darunter ein Grabenwerk mit zwei Graben 10 eingetragen und geschutzt Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden anzuzeigen Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenWolfgang Czysz Andrea Faber Christof Flugel C Sebastian Sommer Fundplatze am Donaulimes in Bayern Sites on the Danube Limes in Bavaria 2006 S 12 13 PDF Jorg Fassbinder Martin Pietsch Lucken schliessen am Donaulimes Das Kleinkastell von Pfatter Gmund In Das archaologische Jahr in Bayern 2005 Hrsg vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege und von der Gesellschaft fur Archaologie in Bayern e V Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2006 ISSN 0721 2399 S 73 76 PDF Thomas Fischer Erika Riedmeier Fischer Pfatter Lkr Regensburg Opf Kleinkastell und Vicus der mittleren Kaiserzeit In Dies Der romische Limes in Bayern Geschichte und Schauplatze entlang des UNESCO Welterbes Pustet Regensburg 2008 ISBN 978 3 7917 2120 0 S 198 Thomas Schmidts Ein romischer Munzfund des 3 Jahrhunderts aus Pfatter Seppenhausen Lkr Regensburg In Bayerische Vorgeschichtsblatter 67 2002 ISSN 0341 3918 S 43 77 Bernd Steidl Militardiplome aus dem neuen raetischen Donaukastell von Pfatter In Bayerische Vorgeschichtsblatter 70 2005 ISSN 0341 3918 S 133 152 George A Wood The Roman Fort Pfatter In Beitrage zur Archaologie in der Oberpfalz und in Regensburg Band 6 hrsg vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege und von der Gesellschaft fur Archaologie in Bayern e V Verlag Dr Faustus Buchenbach 2004 ISSN 1617 4461 S 235 250 Weblinks BearbeitenKleinkastell Pfatter bei Arachne Objektdatenbank des Deutschen Archaologischen Instituts und des Archaologischen Instituts der Universitat zu Koln Anmerkungen Bearbeiten Paul Reinecke Ein neues Kastell an der raetischen Donaugrenze Steinkirchen Bez A Deggendorf In Germania 14 1930 S 197 205 hier S 200 a b Bernd Steidl Funde aus einem neuen Donaukastell In Munchner Jahrbuch der bildenden Kunst Prestel Verlag Munchen 2000 S 260 261 hier S 260 MilitaryTimes Army Capt George A Wood a b Jorg Fassbinder Martin Pietsch Lucken schliessen am Donaulimes Das Kleinkastell von Pfatter Gmund In Das archaologische Jahr in Bayern 2005 Hrsg vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege und von der Gesellschaft fur Archaologie in Bayern e V Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2006 ISSN 0721 2399 S 73 74 a b Jorg Fassbinder Martin Pietsch Lucken schliessen am Donaulimes Das Kleinkastell von Pfatter Gmund In Das archaologische Jahr in Bayern 2005 Hrsg vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege und von der Gesellschaft fur Archaologie in Bayern e V Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2006 ISSN 0721 2399 S 74 a b Jorg Fassbinder Martin Pietsch Lucken schliessen am Donaulimes Das Kleinkastell von Pfatter Gmund In Das archaologische Jahr in Bayern 2005 Hrsg vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege und von der Gesellschaft fur Archaologie in Bayern e V Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2006 ISSN 0721 2399 S 75 a b Jorg Fassbinder Martin Pietsch Lucken schliessen am Donaulimes Das Kleinkastell von Pfatter Gmund In Das archaologische Jahr in Bayern 2005 Hrsg vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege und von der Gesellschaft fur Archaologie in Bayern e V Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2006 ISSN 0721 2399 S 76 Anne Johnson dt Bearbeitung von Dietwulf Baatz Romische Kastelle Verlag Philipp von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0868 X S 36 37 a b Bernd Steidl Funde aus einem neuen Donaukastell In Munchner Jahrbuch der bildenden Kunst Prestel Verlag Munchen 2000 S 260 261 hier S 261 Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Denkmalliste Regierungsbezirk Oberpfalz Regensburg Pfatter PDF 333 kB Stand 5 Juli 2012 S 5 Kastelle der Donaulinie des Obergermanisch Ratischen Limes Kastell Hufingen Brigobannis Kastell Tuttlingen Kastell Ennetach Kastell Emerkingen Kastell Risstissen Kastell Unterkirchberg Kleinkastell Burlafingen Kleinkastell Nersingen Kastell Gunzburg Guntia Kastell Faimingen Febiania Kastell Aislingen Kastell Burghofe Kastelle von Burgheim Kleinkastelle von Neuburg Romische Militarlager Ingolstadt Zuchering temporare Lager II und III Romisches Militarlager Ingolstadt Zuchering Kastell I Kastell Oberstimm Kastell Eining Abusina Vexillationslager Eining Unterfeld Kleinkastell Weltenburg Galget Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Kleinkastell Alkofen Kleinkastell Grossprufening Kastell Kumpfmuhl Castra Regina Kleinkastell Pfatter Kastelle von Straubing Sorviodurum Kleinkastell Steinkirchen Kastell Moos Burgstall Kleinkastell Osterhofen Haardorf Kastell Kunzing Quintana Kastell Batavis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastell Pfatter amp oldid 238026869