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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kastell Ennetach ist ein fruhromisches Grenzkastell der alteren Donaulinie des Raetischen Limes Es liegt als Bodendenkmal in einem weitgehend unbebauten Bereich von Ennetach einem Ortsteil von Mengen im Landkreis Sigmaringen in Baden Wurttemberg Kastell EnnetachLimes ORL NN RLK Strecke RLK Raetischer Limes altere DonaulinieDatierung Belegung um 40 45 n Chr bis um 75 85Vicus um 70 bis um 260Typ unbekanntEinheit unbekannte VexillationenGrosse rund 0 5 bis 3 0 haBauweise Holz Erde LagerErhaltungszustand BodendenkmalOrt Mengen EnnetachGeographische Lage 48 3 7 N 9 18 47 O 48 051944444444 9 3130555555556 600Hohe 600 m u NHNVorhergehend Kastell Tuttlingen westlich Anschliessend Kastell Emerkingen Ostnordost Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Kastell 3 1 Kastellbauphasen A und B 3 2 Kastellbauphase C 3 3 Kastellbauphase D 3 4 Kastellbauphase E 4 Vicus 5 Fundverbleib 6 Denkmalschutz 7 Literatur 8 Siehe auch 9 AnmerkungenLage BearbeitenDas Kastell Ennetach gehorte zu einer Kette von Kastellen mit denen die Romer in claudischer Zeit die Donausudstrasse und die Donau selbst als Teil der nordlichen Grenze des Imperiums absicherten Ennetach befindet sich innerhalb dieser Linie an einer verkehrsgeographisch und strategisch gunstigen Position Unmittelbar nach der heutigen Ortschaft Scheer weitet sich hier das Donautal und trifft auf das von Suden her kommende Ablachtal Durch Letzteres fuhrte eine Romerstrasse in den Bodenseeraum nbsp Infotafeln am Standort des Ennetacher KastellsIn diesem Bereich wurde auf dem sich spornartig uber das Gelande erhebenden plateauformig abgeflachten Ennetacher Berg das Militarlager errichtet Im heutigen Ortsbild befindet sich diese Stelle auf den Ackern am sudwestlichen Rand der Gemeinde Schon in vorromischer Zeit war dieser Platz wiederholt mit Befestigungen versehen worden So liessen sich hier auch bronzezeitliche und hallstatt bzw La Tene zeitliche Siedlungen nachweisen Forschungsgeschichte BearbeitenEine romische Ansiedlung mit Militarprasenz im Ennetacher Raum war schon im 19 Jahrhundert vermutet worden Am Hang uber dem Hof Hipfelsberg hat man 1810 einen romischen Weihestein zu Ehren des Heilgottes Apollo Granus und Munzen gefunden 1 Die Inschrift lautet APOLINI GRANNO ET NIMPH IS C VIDIVS IVLIVS PRO SE ET SVIS V S LLM 2 Archaologische Ausgrabungen die in den Jahren 1850 1888 und 1949 50 durchgefuhrt wurden waren jedoch unsystematisch und blieben daher ohne nennenswerte Ergebnisse und ohne Widerhall in der archaologischen Fachliteratur Vereinzelte Oberflachenfunde gaben immer wieder Anlass zu Spekulationen die jedoch nie weiter verfolgt wurden Obwohl das Kastell bereits bei den Grabungen von 1850 angeschnitten worden war geriet der Platz wieder in Vergessenheit Erst 1997 erfolgte eine neuerliche Lokalisierung durch die Gelandebegehung ehrenamtlicher Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege die zahlreiche vorflavische Oberflachenfunde zusammentrugen Daraufhin veranlasste Luftbilder blieben ohne Ergebnisse doch noch im selben Jahr wurde durch geophysikalische Messungen das Kastell bestatigt Endgultige Gewissheit erbrachten dann die 1998 begonnenen Ausgrabungen der Tubinger Aussenstelle des Landesdenkmalamtes Baden Wurttemberg Kastell BearbeitenErste Funde stammen aus der Zeit der Eroberung des Voralpenraums im Rahmen des Alpenfeldzugs unter Kaiser Augustus Die Errichtung der Militaranlage auf dem Ennetacher Berg erfolgte erst in claudischer Zeit wohl um die Jahre 40 bis 45 n Chr Die militarische Nutzung des Gelandes endete nach der Verkurzung und Vorverlegung des Limes in fruhdomitianischer 3 Zeit auf die Linie des Alblimes Anders als andere Kastelle hat dieses die Form eines Dreiecks 1 Seit die Grabungen 1998 wieder aufgenommen wurden konnten bislang Stand 2005 insgesamt vier Kastellbauphasen sicher nachgewiesen werden Eine weitere wird aufgrund geomagnetischer Messungen vermutet Uber die hier stationierten Einheiten konnen nach dem gegenwartigen Stand der Forschungen noch keine zuverlassigen Aussagen getroffen werden Aufgrund des Fundmaterials ist davon auszugehen dass es sich um einen gemischten Verband aus Fusssoldaten Reitern Bogenschutzen und moglicherweise auch Legionssoldaten handelte Alle Lager waren reine Holz Erde Lager Es konnten bislang keine Steingebaude nachgewiesen werden wie sie in anderen Kastellen beim Aufbau nach den Wirren des Vierkaiserjahres 68 69 n Chr haufig anzutreffen sind Aufgrund der Munzfunde und der datierbaren Keramikfragmente lasst sich die Belegungsdauer auf den Zeitraum zwischen 40 45 und 70 75 n Chr eingrenzen Andere Literatur spricht von einer Belegung von 35 bis 75 n Chr 1 Kastellbauphasen A und B Bearbeiten Bei Bauphase A handelt es sich moglicherweise um das 0 5 ha grosse Baulager das von einem einfachen Spitzgraben umgeben war Das claudische Kastell B erstreckt sich uber eine Flache von rund einem Hektar Es besass einen doppelten und einen einfachen Spitzgraben Der innere Spitzgraben war noch in einer Breite von 2 5 bis 3 0 m und einer Tiefe von 1 5 m unter der Ackeroberflache erhalten Kastellbauphase C Bearbeiten Noch in fruhflavischer Zeit entstand das nachfolgende Kastell C das eine Flache von rund zwei Hektar einnimmt Es war von einem doppelten Spitzgrabensystem umgeben und mit einer durchschnittlich knapp 3 5 m breiten Holz Erde Mauer bewehrt Auf der Donauseite des Lagers wurden insgesamt funf Wehrturme festgestellt ferner eine von zwei Turmen flankierte Toranlage auf der Sudwestseite Die Durchfahrtsbreite dieser Toranlage betrug knappe funf Meter Von der Innenbebauung liessen sich nur noch schwache Reste ermitteln insbesondere ein etwa 22 5 m langes Gebaude unbestimmter Verwendung mit einem offenen Innenhof und einem darin befindlichen Kellerraum Kastellbauphase D Bearbeiten Kastell D entstand wohl ebenfalls noch in fruhflavischer Zeit und war moglicherweise bis in fruhdomitianische Zeit belegt wie eine Munze des Domitian aus dem Jahr 81 n Chr vermuten lasst Das Lager erstreckt sich uber eine Flache von annahernd drei Hektar und wurde von zwei Spitzgraben gesichert deren Breite zwischen drei und vier Meter betrug Kastellbauphase E Bearbeiten Eine mogliche Bauphase E wurde bislang nur durch geomagnetische Messungen geortet In etwa acht bis zehn Metern westlicher Entfernung von Kastell D erbrachten diese Untersuchungen Spuren von weiteren Graben Der archaologische Nachweis steht derzeit noch aus Vicus BearbeitenDer Vicus das Kastelldorf befindet sich nicht auf dem Bergsporn selbst sondern am Fusse des Ennetacher Berges innerhalb der heutigen Ortschaft Hier orientiert er sich am Verlauf der Ablach in antiker Zeit und nimmt dadurch eine lang gestreckte gebogene Form ein Bemerkenswert ist der Umstand dass sich im Fundmaterial des Vicus keine vorflavischen Funde befinden so dass der Beginn der Besiedlung nicht zeitgleich mit der fruhesten Militarprasenz sondern erst fruhestens um das Jahr 70 n Chr eingesetzt haben kann Moglicherweise existiert noch ein weiterer bislang unentdeckter claudisch neronischer Vicus westlich des Kastells auf dem Hochplateau Dort wurden ebenfalls einzelne Funde gemacht doch konnten diese auch aus dem Kastellareal stammen und im Lauf der Jahrhunderte durch die landwirtschaftliche Nutzung dorthin gelangt sein Gesichert ist hingegen dass die Zivilsiedlung in der Zeit der innen aussenpolitischen und wirtschaftlichen Krise verbunden mit den Germaneneinfallen um 250 n Chr ihr Ende fand 1 und spatestens mit dem Ruckzug der Romer hinter den Donau Iller Rhein Limes um das Jahr 260 n Chr aufgegeben wurde Bemerkenswert ist ein Gebaude das 1962 teilweise freigelegt wurde und aufgrund der Funde und Befunde wohl als Therme angesprochen werden kann 48 3 2 3 N 9 18 53 3 O 48 050638888889 9 3148055555556 Anders als Keramik Glas oder Knochen erhalten sich organische Materialien wie Leder nur bei extrem gunstigen Bedingungen Unter Luftabschluss in feuchten Boden finden sich gelegentlich Textilien Leder und Holzobjekte Auch an anderer Stelle im Bereich der romischen Siedlung von Mengen Ennetach gab es diesen Glucksfall dass sich im Bereich eines antiken Bachlaufs moglicherweise der Ablach Leder und Schuhreste Schuhsohlen aus dem 2 Jahrhundert nach Christus erhalten haben 4 5 Die Funde deuten moglicherweise auf eine Schusterwerkstatt der romischen Siedlung hin Ende des 19 Jahrhunderts wurde an der Sudseite Ennetachs eine 3 Meter breite 1 20 Meter tief liegende Furt durch die Ablach mit Spuren romischer Altertumer ausgegraben wahrscheinlich Ubergangsstelle der Romerstrasse in Richtung Mengen 6 Nicht zuletzt bedingt durch den Umstand der Uberbauung wurde der Vicus von Ennetach bislang nicht planmassig oder auch nur halbwegs vollstandig untersucht Es besteht derzeit nur wenig Erkenntnis uber die genaue Ausdehnung und Struktur der Siedlung Ein wohlhabender Ort kann aber vor dem Hintergrund der gunstigen verkehrsgeographischen Lage allemal angenommen werden Fundverbleib Bearbeiten nbsp Das ehemalige Romermuseum in EnnetachDas Fundmaterial der alteren Ennetacher Ausgrabungen befindet sich in der Provinzialromischen Abteilung der Archaologischen Sammlung des Landesmuseums Wurttemberg Die Funde der Ausgrabungen im Kastell seit 1998 befinden sich im Regierungsprasidium Tubingen Archaologische Denkmalpflege u a ein Amor auf einem Delphin reitend vom Ennetacher Berg aus dem 1 nachchristlichen Jahrhundert 7 beziehungsweise befanden sich bis zu seiner Schliessung im Jahr 2015 im Romermuseum Mengen Ennetach 8 Das Romermuseum wurde 2001 eroffnet und befand sich im Ortszentrum von Ennetach Vom Museum aus fuhrt ein gut funf Kilometer langer archaologischer Rundwanderweg zu den relevanten Fundplatzen des Ortes die jedoch aufgrund der fehlenden Steinbauweise nicht mehr oberirdisch erhalten sind Denkmalschutz BearbeitenDas Kastell Ennetach und die erwahnten Bodendenkmale sind geschutzt als Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Literatur BearbeitenMartin Kemkes Das romische Ennetach In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 206 f Martin Kemkes Das fruhromische Kastell und der Vicus von Mengen Ennetach In Archaologie im Umland der Heuneburg Neue Ausgrabungen und Funde an der oberen Donau zwischen Mengen und Riedlingen Vortrage des 2 Ennetacher Arbeitsgespraches vom 18 Marz 1999 und Begleitheft zur Ausstellung im Heuneburgmuseum 21 Mai bis 31 Oktober 1999 Archaologische Informationen aus Baden Wurttemberg 40 Landesamt fur Denkmalpflege ISBN 3 927714 38 0 S 77 90 Martin Kemkes Romisches Militar an der oberen Donau Das Kastell Mengen Ennetach In Neue Forschungen zur romischen Besiedlung zwischen Oberrhein und Enns Vortrage des wissenschaftlichen Kolloquiums vom 14 bis 16 Juni 2000 in Rosenheim Greiner Remshalden 2003 ISBN 3 935383 09 6 S 23 33 Martina Meyr Soldaten und Handler an der oberen Donau Ein Fuhrer durch das Romermuseum Mengen Ennetach Greiner Remshalden Grunbach 2003 ISBN 3 935383 22 3 Hartmann Reim Ennetach Die Kastelle In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 208 f Hartmann Reim Ausgrabungen im romischen Kastell auf dem Berg bei Ennetach Stadt Mengen Kreis Sigmaringen In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1999 Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 8062 1406 9 S 87 ff Hartmann Reim Vorgeschichtliche Hohensiedlungen und fruhromische Kastelle auf dem Berg bei Ennetach Stadt Mengen Kreis Sigmaringen In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2005 Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 2019 0 S 114 117 Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesAnmerkungen Bearbeiten a b c d Auf den Spuren von Romern und Kelten In Wanderbar die schonsten Routen Erlebnis Kreis Sigmaringen Landratsamt Sigmaringen Druckerei Schonebeck Messkirch 2004 S 46 48 Wirtembergische Geschichte in der Google Buchsuche Diese Datierung stutzt sich im Wesentlichen auf eine einzelne Munze ein Ass des Domitian das 81 n Chr in Rom gepragt worden war und sich in einer Abfallgrube des Kastells D befand Nach Reim Vorgeschichtliche Hohensiedlungen und fruhromische Kastelle 2005 S 114 117 Ausstellung Romischer Schuster erlautert Schuhtypen In Schwabische Zeitung 4 Juli 2008 Museum Romische Schuhe ausprobieren In Sudkurier 12 Juli 2008 Felix Hettner Westdeutsche Zeitschrift fur Geschichte und Kunst 1885 S 194 Edwin Ernst Weber Die Vor und Fruhgeschichte im Landkreis Sigmaringen hrsg vom Landkreis Sigmaringen Stabsbereich Kultur und Archiv und Kulturforum Landkreis Sigmaringen e V 2009 Martina Meyr Romermuseum Mengen Ennetach Ein modernes Museum in Oberschwaben Memento vom 18 Oktober 2007 im Internet Archive PDF 277 kB in Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Heft 3 2002 ISSN 0465 7519 S 193 f Kastelle der Donaulinie des Obergermanisch Ratischen Limes Kastell Hufingen Brigobannis Kastell Tuttlingen Kastell Ennetach Kastell Emerkingen Kastell Risstissen Kastell Unterkirchberg Kleinkastell Burlafingen Kleinkastell Nersingen Kastell Gunzburg Guntia Kastell Faimingen Febiania Kastell Aislingen Kastell Burghofe Kastelle von Burgheim Kleinkastelle von Neuburg Romische Militarlager Ingolstadt Zuchering temporare Lager II und III Romisches Militarlager Ingolstadt Zuchering Kastell I Kastell Oberstimm Kastell Eining Abusina Vexillationslager Eining Unterfeld Kleinkastell Weltenburg Galget Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Kleinkastell Alkofen Kleinkastell Grossprufening Kastell Kumpfmuhl Castra Regina Kleinkastell Pfatter Kastelle von Straubing Sorviodurum Kleinkastell Steinkirchen Kastell Moos Burgstall Kleinkastell Osterhofen Haardorf Kastell Kunzing Quintana Kastell Batavis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Ennetach amp oldid 225784121