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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kleinkastell Osterhofen Haardorf war ein fruhromisches Kleinkastell in Haardorf einem Stadtteil von Osterhofen im Landkreis Deggendorf Niederbayern Das im 20 Jahrhundert weitgehend zerstorte Bodendenkmal wurde am raetischen Donaulimes im Zuge der fruhen romischen Landnahme noch in claudischer moglicherweise auch neronischer Zeit gegrundet Kleinkastell Osterhofen HaardorfAlternativname Haardorf Muhlberg Haardorf MuhlhamLimes ORL NN RLK Strecke RLK Ratischer Limes DonaulinieDatierung Belegung claudischTyp KleinkastellGrosse a Aussenumfang rund 55 55 m 0 30 ha b Innenflache rund 40 40 m 0 16 ha Bauweise Holz Erde LagerErhaltungszustand am Boden nicht mehr sichtbar weitgehend modern uberbaut und damit zerstortOrt OsterhofenGeographische Lage 48 43 28 3 N 13 0 40 7 O 48 724522222222 13 0113 318Hohe 318 m u NHNVorhergehend Kastell Moos Burgstall westlich Anschliessend Kastell Kunzing sudostlich Der raetische DonaulimesBefundplan des Kleinkastells Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Ende 5 Denkmalschutz 6 Literatur 7 AnmerkungenLage BearbeitenDie kleine Anlage wurde strategisch gunstig auf einem kleinen aber dominanten Sandlossrucken uber der Donau errichtet 1 Der als Muhlberg bekannte Rucken ist leicht nordwestlich sudostlich orientiert und stosst im Osten zum Ufer hin in den Scheitelbereich der Muhlhamer Schleife eine der wenigen noch intakten naturlichen Donauschleifen in Bayern die eine 180 Grad Kurve vollzieht Entlang der sudlichen Hangsohle des Muhlbergs fliesst der Muhlbach in die Donau ab Kurz vor seiner Mundung hat er sich tief in das Gelande eingegraben Das Kleinkastell nimmt auf dem Hugelrucken das Ostende und damit den Bereich nahe der Donauschleife ein So konnte die Besatzung den Schiffsverkehr 2 und das gegenuberliegende Ufer bestens uberwacht haben Durch die topographische Sonderstellung des Muhlbergs war ein weiter Rundumblick in alle Himmelsrichtungen moglich Wie die Auswertung der Speiseabfalle aus der Garnison ergab war die Landschaft zu diesem Zeitpunkt der beginnenden romischen Aufsiedlung noch sehr urtumlich gepragt Damals fanden die Soldaten ausgedehnte Auwalder mit reichem Unterwuchs vor in denen sich Rothirsche Auerochsen Wildschweine und Biber tummelten 3 Forschungsgeschichte BearbeitenIm Jahr 1954 notierte der Benediktinerpater Herbert Folger 1909 1972 dass am Sudwestende von Haardorf das damals noch zur Gemeinde Aicha gehorte romische Keramikfunde entdeckt wurden 4 Bereits seit den fruhen 1980er Jahren war durch Luftbildbefliegungen eine fast kreisformige Anlage mit doppeltem Grabenwerk auf dem Muhlberg bekannt Bereits zu dieser Zeit hatte der Bau von Eigenheimen ein Grossteil der Innenflache sowie die sudlichen Bereiche des Bodendenkmals unbesehen zerstort Obwohl in der Folge auf dem Platz mehrfach Feldbegehungen stattfanden wurden keinerlei datierbare Lesefunde entdeckt Als im Fruhjahr 1992 mit der Bebauung der noch erhaltenen Nordseite dieser unbekannten Struktur begonnen werden sollte wurde eine sofort angesetzte Notgrabung der Kreisarchaologie unumganglich 1 Im Zuge dieser Rettungsgrabung kamen uberraschenderweise die Reste eines romischen Kastells zu Tage 5 Sie wurden zuerst von dem Provinzialromischen Archaologen Gunther Moosbauer und dem Prahistoriker Franz Schopper erforscht In den Jahren 1995 1996 und 1998 2 leitete der Provinzialromische Archaologe Helmut Bender 6 im Rahmen von drei Lehrgrabungen des Lehrstuhls fur Archaologie der Romischen Provinzen an der Universitat Passau die Grabungskampagnen Aufgrund der modernen Bebauung konnte nur noch der nordliche Teil der Anlage mit den Ansatzen der westlichen und ostlichen Flanken dokumentiert werden Nach den Grabungen wurde auch der letzte Rest des Kastellareals zur Uberbauung freigegeben Baugeschichte BearbeitenFunde aus dem Neolithikum bis in die vorromische Eisenzeit bezeugen eine bereits sehr fruhe Siedlungstatigkeit auf dem Muhlberg Die Romer wahlten den Platz zur Sicherung der bis an die Donau vorgeschobenen romischen Reichsgrenze und der dahinter liegenden wahrend der Regierungszeit des Kaisers Tiberius 14 37 oder erst unter Claudius 41 54 eingerichteten Provinz Raetia et Vindelicia Seit Claudius wurde die Donaugrenze durch Kastelle Kleinkastelle und Wachturme gesichert und uber die Donausudstrasse miteinander verbunden Zu diesem System gehorte auch das Kleinkastell Osterhofen Haardorf Anhand der sparlichen vorhandenen Kleinfunde kam Bender zu dem Schluss dass die kleine Befestigung auf dem Muhlberg wahrend der Herrschaft des Kaiser Claudius errichtet worden sein muss 7 Nach dem maschinellen Oberbodenabtrag und dem Putzens des Planums hoben sich 1992 drei parallel verlaufende Graben deutlich vom Boden ab 1 Letztendlich konnten an der 55 55 Meter 0 30 Hektar grossen Anlage insgesamt vier Graben beobachtet werden die zu zwei Bauphasen mit je zwei Doppelspitzgraben gehorten 5 Moglicherweise setzte der aussere Graben an der zum Ufer abfallenden Seite aus In diesem Bereich hat er jedenfalls keine Spuren hinterlassen Durch die Art der erhaltenen Pfostenstellungen konnten die Ausgraber eine als Holz Erde Konstruktion angelegte Umfassungsmauer erschliessen Bereits 1992 liess sich aus den rekonstruierbaren Ausbauspuren des Lagers eine nutzbare Innenflache von rund 40 40 Metern 0 16 Hektar errechnen 1 Es ware also Platz fur zwei Mannschaftsbaracken mit 20 bis 30 Soldaten vorhanden gewesen 2 Aus der Umgebung der Fortifikation ist kein ziviles Lagerdorf Vicus bekannt 8 Die nach Haardorf detachierte unbekannte Abteilung stammte aus einem der nahen Hilfstruppenkastelle Ende BearbeitenWie die zeitgleich an der Donau errichteten Kleinkastelle Nersingen Burlafingen und Weltenburg Galget bestand auch die Anlage in Haardorf nur relativ kurzfristig Der osterreichische Provinzialromische Archaologe Kurt Genser konnte sich vorstellen dass speziell die Befestigung auf dem Muhlberg fur entbehrlich gehalten wurde da am anderen Donauufer ja niemand siedelte und die Urwalder des Bayern und Bohmerwaldes ohnehin jede Annaherung grosserer germanischer Scharen erschwert hatten 9 Eine Brandschicht die bei den Grabungen beobachtet werden konnte mag auf die militarisch gefuhrten Machtkampfe im Vierkaiserjahr 69 n Chr zuruckzufuhren sein 10 Ein etwas spateres Ende der Haardorfer Garnison ist aber ebenfalls moglich Denkmalschutz BearbeitenDie erwahnten Anlagen sind als eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes BayDSchG geschutzt Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden anzuzeigen Literatur BearbeitenKarl Schmotz Die archaologische Denkmalpflege im Landkreis Deggendorf wahrend des Jahres 1992 In Deggendorfer Geschichtsblatter 16 1995 S 7 27 Gunther Moosbauer Franz Schopper Das fruhkaiserzeitliche Kleinkastell vom Haardorfer Muhlberg Stadt Osterhofen Lkr Deggendorf In Vortrage des 12 Niederbayerischen Archaologentages Marie Leidorf Rhaden 1994 S 207 237 Helmut Bender Vera Hautmann Janine M van Brackel Beata Rudan Das fruhkaiserzeitliche Kleinkastell Osterhofen Haardorf Lkr Deggendorf Niederbayern In Bayerische Vorgeschichtsblatter 64 1999 S 133 158 Joris Peters Nadja Pollath Speiseabfalle mit hohem Wildanteil aus dem Kleinkastell Osterhofen Haardorf In Bayerische Vorgeschichtsblatter 64 1999 S 159 165 Anmerkungen Bearbeiten a b c d Karl Schmotz Die archaologische Denkmalpflege im Landkreis Deggendorf wahrend des Jahres 1992 In Deggendorfer Geschichtsblatter 16 1995 S 7 27 hier S 20 a b c Karl Schmotz Die archaologische Denkmalpflege im Landkreis Deggendorf wahrend des Jahres 1998 In Deggendorfer Geschichtsblatter 22 2001 S 21 22 hier S 22 Joris Peters Nadja Pollath Speiseabfalle mit hohem Wildanteil aus dem Kleinkastell Osterhofen Haardorf In Bayerische Vorgeschichtsblatter 64 1999 S 159 165 Herbert Folger Swikkersperch Beitrage zur Geschichte Schweiklbergs und des Landkreises Vilshofen in Niederbayern Abtei Schweikelberg 1954 S 50 a b Wolfgang Czysz Karlheinz Dietz Hans Jorg Kellner Thomas Fischer Die Romer in Bayern Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1058 6 S 78 Karl Schmotz Die archaologische Denkmalpflege im Landkreis Deggendorf wahrend des Jahres 1998 In Deggendorfer Geschichtsblatter 22 2001 S 21 22 hier S 21 Helmut Bender Vera Hautmann Janine M van Brackel Beata Rudan Das fruhkaiserzeitliche Kleinkastell Osterhofen Haardorf Lkr Deggendorf Niederbayern In Bayerische Vorgeschichtsblatter 64 1999 S 133 158 hier S 141 C Sebastian Sommer Kastellvici am Raetischen Donaulimes Aufbau und Funktion In Karl Schmotz Hrsg Vortrage des 26 niederbayerischen Archaologentages 2008 S 253 284 hier S 276 Kurt Genser Entstehung und Entwicklung des mittleren Donaulimes Linzer archaologische Forschungen Nordico Museum Linz 2001 ISBN 3 85484 573 1 S 13 Helmut Bender Vera Hautmann Janine M van Brackel Beata Rudan Das fruhkaiserzeitliche Kleinkastell Osterhofen Haardorf Lkr Deggendorf Niederbayern In Bayerische Vorgeschichtsblatter 64 1999 S 133 158 hier S 142 Kastelle der Donaulinie des Obergermanisch Ratischen Limes Kastell Hufingen Brigobannis Kastell Tuttlingen Kastell Ennetach Kastell Emerkingen Kastell Risstissen Kastell Unterkirchberg Kleinkastell Burlafingen Kleinkastell Nersingen Kastell Gunzburg Guntia Kastell Faimingen Febiania Kastell Aislingen Kastell Burghofe Kastelle von Burgheim Kleinkastelle von Neuburg Romische Militarlager Ingolstadt Zuchering temporare Lager II und III Romisches Militarlager Ingolstadt Zuchering Kastell I Kastell Oberstimm Kastell Eining Abusina Vexillationslager Eining Unterfeld Kleinkastell Weltenburg Galget Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Kleinkastell Alkofen Kleinkastell Grossprufening Kastell Kumpfmuhl Castra Regina Kleinkastell Pfatter Kastelle von Straubing Sorviodurum Kleinkastell Steinkirchen Kastell Moos Burgstall Kleinkastell Osterhofen Haardorf Kastell Kunzing Quintana Kastell Batavis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastell Osterhofen Haardorf amp oldid 238026933