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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kastell Unterkirchberg ist ein fruhromisches Grenzkastell der alteren Donaulinie des Raetischen Limes Es liegt mit dem zugehorigen Vicus als Bodendenkmal auf dem Gebiet der heutigen Ortschaft Illerkirchberg einer Gemeinde des Alb Donau Kreises in Baden Wurttemberg Kastell UnterkirchbergLimes ORL NN RLK Strecke RLK Raetischer Limes altere DonaulinieDatierung Belegung 40 45 bis um 90 100 n Chr Typ AlenkastellEinheit unbekannte AlaGrosse 200 210 m 4 2 ha Bauweise a Holz Erde Lagerb SteinkastellErhaltungszustand nicht sichtbares BodendenkmalOrt Illerkirchberg UnterkirchbergGeographische Lage 48 20 39 N 10 0 4 O 48 344166666667 10 001111111111 490Hohe 490 m u NHNVorhergehend Kastell Risstissen Westsudwest Anschliessend Kleinkastell Burlafingen Ostnordost Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Kastell 4 Vicus 5 Denkmalschutz 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Quellen 9 Weblinks 10 AnmerkungenLage BearbeitenDas Kastell Unterkirchberg ist das ostlichste romische Militarlager des Donaulimes auf Baden Wurttembergischen Boden Es befindet sich nordlich des Dorfes Unterkirchberg unter den landwirtschaftlich genutzten Flachen eines spornformigen Hochflachenplateaus unmittelbar westlich der Iller Nur vom Suden aus besteht ein leichter Zugang zu dem Gelande das in alle anderen Richtungen schroff abfallt und zusatzlich von der Weihung und vom Fischbach eingegrenzt wird In antiker Zeit befand sich nordlich des Kastells ein Ubergang der Donausudstrasse uber die Iller dessen Uberwachung vermutlich der Besatzung des Lagers oblag Des Weiteren durfte sie mit der Kontrolle der hier auf dem gegenuberliegenden rechten Illerufer nach Cambodunum Kempten abzweigenden romischen Strasse betraut gewesen sein Bereits in vorromischer Zeit ist der strategisch und verkehrsgeographisch gunstig gelegene Kastellplatz die Flur Bleiche ausweislich der Grabungsbefunde und funde seit dem Neolithikum ein haufig genutzter Siedlungsplatz gewesen Forschungsgeschichte BearbeitenErste Befund und Fundbeschreibungen stammen aus der Mitte des 19 Jahrhunderts 1 die theoretische Lokalisierung des Kastells gelang 1907 doch erst 1926 28 wurde die Vermutung durch archaologische Ausgrabungen bestatigt 2 Bis zu weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen des Areals verging fast ein halbes Jahrhundert Im Zuge einer Rettungsgrabung durch das Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg wurden 1973 74 der sudliche Eckbereich des Lagers sowie Teile des Vicus ergraben 3 Ein grosser Teil der weiteren Erkenntnisse uber das Kastell ist der Luftbildarchaologie zu verdanken 4 Auf sie stutzen sich wesentliche Bestandteile der theoretischen Rekonstruktion des gesamten Areals In der alteren Forschung war der Kastellplatz von Illerkirchberg immer wieder mit den antiken Namen Viana Phaeniana oder Febianis in Verbindung gebracht worden Aufgrund jungerer Funde durch die der Name Phaeniana aber recht eindeutig dem Ort Faimingen zugewiesen werden konnten durfte zumindest dieser Name fur Spekulationen im Zusammenhang mit diesem Kastell nicht mehr zur Verfugung stehen 5 6 Kastell BearbeitenDas Militarlager von Unterkirchberg wurde in claudischer Zeit wohl zu Beginn der 40er Jahre des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zunachst als Holz Erde Kastell angelegt Es war wichtiger Bestandteil der altere Donaulinie des Obergermanisch Raetischen Limes Ein System aus Kastellen und Versorgungsstrassen entlang der oberen Donau Hiermit wurde die so genannte Donausudstrasse gesichert eine romische Fernstrasse die von den Quellen der Donau bis nach Weltenburg fuhrte sowie die Donau selbst die in diesem Bereich vorubergehend die Nordgrenze des Romischen Reiches bildete Das Kastell bedeckt mit seinen Abmessungen von 200 mal 210 Metern eine Gesamtflache von rund 4 2 Hektar und ist damit das grosste romische Auxiliarkastell des oberen Donaulimes Es wurden insgesamt drei Bauperioden nachgewiesen Die erste Bauperiode die sich auf die Zeit zwischen der ersten Halfte der 40er Jahre des ersten nachchristlichen Jahrhunderts und den Jahren 69 70 n Chr datieren lasst konnte nur durch einen einfachen Spitzgraben und unvollstandige Umrisse der Mannschaftsbaracken nachgewiesen werden Das Kastell war in dieser Zeit in Holz Erde Bauweise ausgefuhrt Im Gegensatz zu den benachbarten Kastellen wurde das Unterkirchberger Lager wahrend der Wirren des Vierkaiserjahres 69 n Chr nicht niedergebrannt Am besten erforscht ist die zweite vespasianische Bauphase Ihr Beginn ergibt sich durch das Ende der ersten Bauperiode um 69 70 n Chr Ihr Ende entzieht sich einer prazisen Datierung und lasst sich nur recht vage an den Beginn des letzten Viertels des 1 Jahrhunderts legen 7 Fur diese Periode konnte ein aufwendigeres Grabensystem ermittelt werden Zu einem einfachen Spitzgraben mit etwa 5 8 m Breite gesellte sich noch ein Doppelgraben Die Umwehrung bestand aus einer in einem holzernen Kastenwerk befindlichen etwa 3 8 m breiten Holz Erde Mauer die in gleichmassigen Abstanden mit holzernen Wachturmen versehen war Die Mannschaftsbaracken im sudlichen Kastellbereich wurden abgerissen und durch eine kreisrunde Holzkonstruktion von etwa 50 m Durchmesser ersetzt Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Konstruktion um einen so genannten Gyrus eine Art runder Corral Pferch Gatter zum Dressieren und Trainieren von Pferden Ein solcher Gyrus ist ansonsten bislang nur aus dem Kastell The Lunt in Baginton Mittelengland bekannt 8 9 aber aus antiken Quellen 10 weiss man von derartigen Anlagen Im Verlauf der zweiten Ausbauphase wurden einige der Kastellbauten durch Steinhauser ersetzt Eine genaue Datierung dieser Umgestaltung ist zum gegenwartigen Zeitpunkt noch nicht gesichert moglicherweise geschah sie um 77 bis 80 n Chr im Rahmen eines zentral gesteuerten Ausbauprogramms von dem auch andere Lager dieses Grenzabschnittes betroffen waren vgl Kastell Risstissen und Kastell Emerkingen Von der dritten Bauphase wiederum sind ahnlich der ersten nur wenige Spuren erhalten Ein vier Meter breiter und mit einer Resttiefe von 1 2 m erhaltener Graben der gut 25 m ins Kastellinnere versetzt war zeugt von dieser Zeit Der Graben wurde spatestens im fruhen 2 Jahrhundert verfullt Mit einiger Wahrscheinlichkeit war bereits mit der Vorverlegung des Limes auf die Alblinie in domitianischer Zeit die Garnison um 85 n Chr an anderer Stelle stationiert worden Das Kastell konnte aber noch bis zu Beginn des 1 nachchristlichen Jahrhunderts in vermutlich kleinerem Umfang weiter genutzt worden sein Ob dies als ziviler oder militarisch logistischer Stutzpunkt mit reduzierter Besatzung geschah bleibt beim zum gegenwartigen Stand der Forschungen ebenfalls ungeklart Viele Befunde sind nur durch Luftbilder bekannt So lasst sich mit deren Hilfe die Lage des verwaltungstechnischen und religiosen Zentrums der Principia Stabsgebaude im Kastellmittelpunkt bestimmen Auch weitere Gebaude darunter ein mogliches Valetudinarium Lazarett oder Horreum Getreidespeicher sowie das Praetorium Kommandantenwohnhaus sind auf diese Weise lokalisiert worden Einige dieser Gebaude entziehen sich noch der gesicherten Interpretation Klarheit konnten hier nur grossflachige Ausgrabungen erbringen Uber die in Unterkirchberg stationierte Truppe liegen keine schriftlichen Zeugnisse vor Durch die Existenz des Gyrus die Funde von Pferdegeschirrteilen und durch die fur eine solche Einheit typische Kastellgrosse kann aber mit ziemlicher Sicherheit auf eine berittene Einheit vermutlich eine Ala quingenaria geschlossen werden Vicus BearbeitenNur wenige Spuren weisen auf einen Vicus hin ein ziviles Lagerdorf in dem sich die Angehorigen der Soldaten Handler Handwerke und Gastwirte ansiedelten Der Vicus von Illerkirchberg hat sich wahrscheinlich sudlich des Lagers in Richtung des heutigen Ortes erstreckt Uber Ausdehnung und Struktur des Ortes konnen zum gegenwartigen Stand der Forschungen keine Aussagen getroffen werden Ein Graberfeld konnte 250 m westlich des Kastells langs der Donausudstrasse lokalisiert werden Denkmalschutz BearbeitenDas Bodendenkmal Kastell Unterkirchberg ist geschutzt als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenMarcus Meyer Illerkirchberg Unterkirchberg In Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 134 f Margot Klee Das fruhromische Kastell Unterkirchberg In Reinhardt Wehrberger Hrsg Die Romer an Donau und Iller Neue Forschungen und Funde Thorbecke Stuttgart 1996 ISBN 3 7995 0410 9 S 31 ff Margot Klee Illerkirchberg Unterkirchberg In Filtzinger Planck Cammerer Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg 3 Auflage Theiss Stuttgart 1986 ISBN 3 8062 0287 7 S 345 f Margot Klee Das fruhromische Kastell Unterkirchberg Theiss Stuttgart 1973 ISBN 3 8062 1423 9 Materialhefte zur Archaologie in Baden Wurttemberg 28 Quellen BearbeitenTagebucher und Aufzeichnungen von Georg Geisenhof Pfarrer in Unterkirchberg 1818 1861 Pfarrhaus Unterkirchberg und Diozosanarchiv RottenburgWeblinks BearbeitenThomas Veser Das fruhromische Kastell Unterkirchberg pdf 1 2 MB Umfangreiche Darstellung auf der Webprasenz eines ortlichen Architekturburos Die Topographie des Kastells Unterkirchberg bei Arachne der Objektdatenbank der Universitat zu Koln und des Deutschen Archaologischen Instituts abgerufen am 14 Dezember 2017Anmerkungen Bearbeiten Der Ortspfarrer berichtete bereits in den 1840er Jahren dass Unterkirchberg einst eine Festung gewesen sei Wobei er sich nicht auf die mittelalterliche Burg auf dem Kirchenberg bezog sondern ausdrucklich die Fluren Bleiche und das Falltor als dafur in Frage kommende Orte nannte Auf der Flur Bleiche befand sich das Kastell selbst das Falltor lag vor einem der Kastelltore Walter Veeck Das Donau Illerkastell Unterkirchberg In Germania Anzeiger der Romisch Germanischen Kommission des Deutschen Archaologischen Instituts Bd 13 S 1 7 Buchner Bamberg 1929 Siegwalt Schiek Das romische Kastell bei Unterkirchberg Gemeinde Illerkirchberg Alb Donau Kreis In Gesellschaft fur Vor und Fruhgeschichte in Wurttemberg und Hohenzollern e V Hrsg Archaologische Ausgrabungen 1974 Bodendenkmalpflege in den Regierungsbezirken Stuttgart und Tubingen S 26 30 Gentner Stuttgart 1975 Otto Braasch Luftbildarchaologie in Suddeutschland Kleine Schriften zur Kenntnis der romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands 30 Wurttembergisches Landesmuseum Stuttgart 1983 Gerhard Weber Faimingen Stadt Launingen Donau Lkr Dillingen a d Donau Schw In Thomas Fischer und Gunter Ulbert Der Limes in Bayern Von Dinkelsbuhl bis Eining Theiss Stuttgart 1983 ISBN 3 8062 0351 2 S 441 ff insbesondere S 443 f Gundelfingen Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www viadanubia schwaben de auf der Webprasenz des Donautal Aktiv e V Die Enddatierungen der Bauperioden II und III werden in der Literatur kontrovers diskutiert Klee 1986 und 1996 kommt hier zum Teil zu anderen Resultaten als Meyer 2005 Anne Johnson dt Bearbeitung von Dietwulf Baatz Romische Kastelle Verlag Philipp von Zabern Mainz 1987 ISBN 3 8053 0868 X S 211 213 Beschreibung der Kastellanlage von The Lunt auf der Website roman britain org Memento des Originals vom 22 Oktober 2004 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www roman britain org und romans in britain org uk Memento des Originals vom 2 September 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www romans in britain org uk Xenophon De re equestri dt Uber die Reitkunst Ubers Richard Keller 4 Auflage Parey Berlin und Hamburg 1984 ISBN 3 489 62932 9 Arrian Taktika dt Taktik Kastelle der Donaulinie des Obergermanisch Ratischen Limes Kastell Hufingen Brigobannis Kastell Tuttlingen Kastell Ennetach Kastell Emerkingen Kastell Risstissen Kastell Unterkirchberg Kleinkastell Burlafingen Kleinkastell Nersingen Kastell Gunzburg Guntia Kastell Faimingen Febiania Kastell Aislingen Kastell Burghofe Kastelle von Burgheim Kleinkastelle von Neuburg Romische Militarlager Ingolstadt Zuchering temporare Lager II und III Romisches Militarlager Ingolstadt Zuchering Kastell I Kastell Oberstimm Kastell Eining Abusina Vexillationslager Eining Unterfeld Kleinkastell Weltenburg Galget Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Kleinkastell Alkofen Kleinkastell Grossprufening Kastell Kumpfmuhl Castra Regina Kleinkastell Pfatter Kastelle von Straubing Sorviodurum Kleinkastell Steinkirchen Kastell Moos Burgstall Kleinkastell Osterhofen Haardorf Kastell Kunzing Quintana Kastell Batavis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Unterkirchberg amp oldid 225784237