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Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Das Kleinkastell Weltenburg Galget ist ein romisches Militarlager in Weltenburg im Landkreis Kelheim Bayern Die Anlage wurde am raetischen Donaulimes der 2021 zum UNESCO Weltkulturerbe erhoben wurde im Zuge der fruhen romischen Landnahme noch in claudisch fruhflavischer Zeit gegrundet Kleinkastell Weltenburg GalgetLimes ORL NN RLK Strecke RLK Ratischer Limes DonaulinieDatierung Belegung claudisch fruhflavisch 1 Typ KleinkastellGrosse Innenflache rund 50 50 m 0 2 ha Bauweise Holz Erde LagerErhaltungszustand am Boden nicht mehr sichtbar 2 ein moderner Erschliessungsweg uberschneidet die NordosteckeOrt WeltenburgGeographische Lage 48 53 20 3 N 11 49 32 5 O 48 888977777778 11 825683333333 368Hohe 368 m u NHNVorhergehend Vexillationslager Eining Unterfeld sudwestlich Anschliessend Kleinkastell Weltenburg Frauenberg nordlich Ruckwartig Burgus Thaldorf sudostlich Der raetische DonaulimesBefundplan 1989 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 3 1 Umfassungsgraben 3 2 Umwehrung 4 Fundgut und Datierung 5 Denkmalschutz 6 Literatur 7 AnmerkungenLage BearbeitenDie kleine Anlage wurde in Unterhanglage auf der exponierten nordwestlichen Ecke eines jurazeitlichen Bergruckens sudlich des uberhoht liegenden Fundplatzes Weltenburg Frauenberg errichtet Durch eine west ostlich verlaufende enge Talsenke wird der hoch aufragende Frauenberg von diesem Bergrucken getrennt 1 Von der Flur Am Galget aus konnte sowohl die vom Kastell Eining kommende Strasse am Hangfuss als auch der schiffbare in nordwestlicher Richtung liegende Donauzugang in die Weltenburger Enge beobachtet werden 3 Westlich des Kleinkastells fallt der Hang erst steil und dann flach auslaufend knapp 30 Meter bis zur Donau hin ab Nordlich verlauft im Talgrund zwischen dem Kleinkastell und dem Frauenberg heute die Staatsstrasse 2233 Forschungsgeschichte BearbeitenDas Kleinkastell wurde von dem Luftbildarchaologen Otto Braasch anhand eines vollig verebneten Grabenwerks auf der landwirtschaftlich genutzten Flur Am Galget entdeckt Die zahlreich angefertigten Luftbilder zeigten den Verlauf von drei rechtwinklig abknickenden Graben zumeist als positives Bewuchsmerkmal In einer vorlaufigen Deutung blieb aufgrund des fehlenden Fundmaterials zunachst ein hallstattzeitlicher Herrensitz im Gesprach Nachdem das Gebiet zur Bebauung freigegeben worden war wurde eine Notgrabung vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege angesetzt die vom 1 April bis zum 30 Juni 1989 also drei Monate dauerte 4 und von der Kreisarchaologie Kelheim 1 unter der Leitung des Prahistorikers Michael Maria Rind durchgefuhrt wurde Dieser konzentrierte sich auf den nordostlichen Teil des Grabenwerks das dort bis zu seiner Untersuchung unbekannt geblieben war 4 Der Akademische Direktor der Technischen Universitat Munchen Manfred Stephani entzerrte als eine der vorgreifenden Massnahmen zur Ernennung des Donaulimes zum geplanten Weltkulturerbe ein besonders gut gelungenes Photo 5 des Luftbildarchaologen Klaus Leidorf 6 auf dem die noch nicht untersuchten Reste Grabenwerks deutlich sichtbar sind Mit dem im Ergebnis georeferenzierten Ortophoto konnte der bisherige Denkmaleintrag korrigiert werden Anschliessend wurde auch der 1989 erstellte Befundplan durch Peter Freiberger Mitarbeiter beim Bayerischen Landesdenkmalamt georeferenziert Ein Kooperationsprojekt der Universitat Erlangen Nurnberg und des Bayerischen Landesamts fur Denkmalpflege das der auf geophysikalische Untersuchungen spezialisierte Prahistoriker Carsten Mischka leitete fuhrte an dem Fundort zusatzlich eine sehr detaillierte Prospektion mit dem Magnetometer durch 5 Baugeschichte BearbeitenBereits wahrend der Fruhlatenezeit ist der spatere Standort des Kleinkastells von Menschen aufgesucht worden Dafur sprechen zwei zeitlich eindeutig abgrenzbare Befunde die auf einen Bestattungsplatz hinweisen 7 Die Nutzungsflache innerhalb des Kleinkastells mass rund 50 50 Meter rund 0 2 Hektar Umfassungsgraben Bearbeiten Die Anlage besass nicht an allen Seiten ein Grabenwerk An der Westseite zum steil abfallenden Donauufer hin bedurfte es offensichtlich keines Umfassungsgrabens Im Suden zum aufsteigenden Hang hin sowie im Osten der Fortifikation liessen sich drei parallel verlaufende Graben archaologisch erschliessen 8 Sowohl das Luftbild als auch die geophysikalische Prospektion zeigen fast eine identische Situation Das dreifache Grabenwerk im Suden setzt wie im Norden schrittweise aus Zunachst bricht die Linie des ausseren Grabens im ersten Drittel des sich senkenden Gelandes ab es folgt knapp uber der Flankenhalfte der mittlere Grabenaushub und zuletzt kurz vor der westlichen Rundung des Kastellwalls die innerste kunstlich eingetiefte Senke 9 Bereits der Ausgraber stellte fest dass kurz hinter der Nordostecke des Lagers die beiden ausseren Graben aussetzten so dass die Erbauer allem Anschein nach an der nordlichen Flanke hangabwarts nur den inneren Graben weiter ausheben liessen Die an der nordlichen Kastellflanke an beiden ausseren Grabenkopfen gesetzten Schnitte bewiesen diese Feststellung Rind sah die Begrundung dieser Tatsache in einem seit der Romerzeit veranderten topographische Nivellement 4 Im Gegenteil dazu konnte die neuere Forschung belegen dass sich die ursprungliche romerzeitliche Topographie bis heute weitgehend erhalten hat 9 Rinds Untersuchungen zeigten trotz dieser Feststellung einen sehr unterschiedlichen Erhaltungszustand der Umfassungsgraben Die Strata der Verfullungen liessen sich im untersuchten Abschnitt noch bis in eine Tiefe von 0 40 bis 1 20 Metern verfolgen Mindestens 50 Zentimeter der ursprunglichen lehmigen Uberdeckung in der nordostlichen Grabungsflache waren durch Bodenerosion und Terrassierung abgetragen worden In den Grabungsschnitten zeigte sich damit dass das Gefalle zur Zeit der Anlage des Kleinkastells nicht ganz so ausgepragt gewesen sein kann wie dies heute der Fall ist 4 Die Grabensohle selbst war mit dem sterilen Schutt kleiner Plattenkalkfragmente verfullt die offenbar bereits kurz nach dem Aushub von den Wanden des Grabens auf dessen Grund fielen An einer gut erhaltenen Stelle konnten im inneren Graben vier Verfullungshorizonte dokumentiert werden wobei die Trennung aufgrund der geringen Unterschiede schwierig war 8 Umwehrung Bearbeiten Im Inneren liessen sich insbesondere im nordlichen Grabungsabschnitt Pfostengruben feststellen die in einem Abstand von rund sechs Metern von der Mittelachse des inneren Grabens entfernt dem Verlauf des Umfassungsgrabens folgten Bei diesen Pfostenstellungen handelte es sich um die Reste einer Rasensodenmauer 8 mit einer zum Lagerinneren hin stutzenden Holzverschalung 1 die das Kleinkastell umgab Acht Pfostengruben die in der Nordostecke des Lagers freigelegt wurden konnen wohl zu einem der vier holzernen Eckturme gerechnet werden die einst den Garnisonsort umgaben 8 Genau in der Mittelachse des Kleinkastells stiessen die Ausgraber an der untersuchten Ostflanke auf die Pfostenstellungen des Tores mit dazugehorigem Torturm 1 die sich in ihrer Gesamtheit bei einer kleinen Nachuntersuchung im Jahr 1990 deutlich auf dem Planum abzeichneten Fundgut und Datierung BearbeitenDas in seiner Gesamtheit sparliche Fundmaterial umfasste Keramikfragmente von Reibschalen zwei Scherben sogenannter Soldatenteller mit pompejanisch roter Auflage und Reste von Amphoren Das einzige Glasfragment stammte von einer blauen Rippenschale Zu den Metallfunden gehoren als Hauptteil eiserne Nagel sowie Bronzereste von denen lediglich eine Henkelhalterung bestimmbar ist Fur die genauere Datierung des Kastellplatzes konnte Rind insbesondere eine Scheibenfibel mit Delphinattaschen sowie ein in Rom geschlagener As aus der Regierungszeit des Kaisers Claudius 41 54 heranziehen Damit verortete er die romerzeitlichen Befunde zunachst in die vorflavische Epoche genauer in das zweite Drittel des ersten Jahrhunderts n Chr 8 Spatere Uberlegungen brachten noch eine Datierung in die claudisch fruhflavische Zeit 1 Damit konnte die Fortifikation auch wahrend der Regierungszeit des Kaisers Vespasian 69 79 entstanden sein Denkmalschutz BearbeitenDie erwahnten Anlagen sind als eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes BayDSchG geschutzt Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind erlaubnispflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden anzuzeigen Literatur BearbeitenMarkus Gschwind Carsten Mischka Manfred Stephani An der Weltenburger Enge Das fruhkaiserzeitliche Kleinkastell Weltenburg Am Galget In Roland Gschlossl Hrsg Bayerische Archaologie 3 2019 S 21 22 Michael Maria Rind Ein fruhkaiserzeitliches Kleinkastell in Weltenburg Stadt und Landkreis Kelheim In Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 36 37 1995 1996 S 75 112 Michael Maria Rind Ein neuentdecktes fruhkaiserzeitliches Kleinkastell im Bebauungsgebiet Weltenburg Am Galget In Karl Schmotz Hrsg Vortrage 9 Niederbayerischen Archaologentages Deggendorf 1991 Marie Leidorf Rahden 1991 S 161 ff Michael Maria Rind Ein neu entdecktes Kleinkastell im Bebauungsgebiet Weltenburg Am Galget In Michael Rind Klaus Eisele Thomas Fischer Fred Mahler Hrsg 80 000 Jahre Mull Archaologische Forschungen im Landkreis Kelheim 1986 bis 1990 Marie Leidorf Rahden 1991 ISBN 3 924734 62 3 S 54 62 Michael Maria Rind Ein neu entdecktes fruhromische Kleinkastell in Weltenburg Landkreis Kelheim Niederbayern In Das archaologische Jahr in Bayern 1989 1990 S 118 120 Wolfgang Czysz Karlheinz Dietz Hans Jorg Kellner Thomas Fischer Die Romer in Bayern Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1058 6 S 537 Anmerkungen Bearbeiten a b c d e f Wolfgang Czysz Karlheinz Dietz Hans Jorg Kellner Thomas Fischer Die Romer in Bayern Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1058 6 S 537 Hermann Bierl Archaologie Fuhrer Deutschland Bodendenkmaler und Museen Wek Verlag Treuchtlingen Berlin 2006 ISBN 3 934145 39 6 S 278 C Sebastian Sommer Grenze und Verbindung Der romische Donaulimes in Bayern soll Welterbe werden In Denkmalpflege Informationen 170 2019 S 18 20 hier S 19 a b c d Michael Maria Rind Ein neu entdecktes fruhromische Kleinkastell in Weltenburg Landkreis Kelheim Niederbayern In Das archaologische Jahr in Bayern 1989 1990 S 118 120 hier S 118 Das in dem Artikel angegebene Datum 31 Juni 1989 ist falsch da der Juni 1989 keine 31 Tage hatte a b Markus Gschwind Carsten Mischka Manfred Stephani An der Weltenburger Enge Das fruhkaiserzeitliche Kleinkastell Weltenburg Am Galget In Roland Gschlossl Hrsg Bayerische Archaologie 3 2019 S 21 22 Markus Gschwind Carsten Mischka Manfred Stephani An der Weltenburger Enge Das fruhkaiserzeitliche Kleinkastell Weltenburg Am Galget In Roland Gschlossl Hrsg Bayerische Archaologie 3 2019 S 60 sh Bildnachweis Michael Maria Rind Zwei fruhlatenezeitliche Bestattungen im Bebauungsgebiet Weltenburg Am Galget Gemeinde Kelheim In Michael Rind Klaus Eisele Thomas Fischer Fred Mahler Hrsg 80 000 Jahre Mull Archaologische Forschungen im Landkreis Kelheim 1986 bis 1990 Marie Leidorf Rahden 1991 ISBN 3 924734 62 3 S 48 50 a b c d e Michael Maria Rind Ein neu entdecktes fruhromische Kleinkastell in Weltenburg Landkreis Kelheim Niederbayern In Das archaologische Jahr in Bayern 1989 1990 S 118 120 hier S 120 a b Markus Gschwind Carsten Mischka Manfred Stephani An der Weltenburger Enge Das fruhkaiserzeitliche Kleinkastell Weltenburg Am Galget In Roland Gschlossl Hrsg Bayerische Archaologie 3 2019 S 21 22 hier S 22 Kastelle der Donaulinie des Obergermanisch Ratischen Limes Kastell Hufingen Brigobannis Kastell Tuttlingen Kastell Ennetach Kastell Emerkingen Kastell Risstissen Kastell Unterkirchberg Kleinkastell Burlafingen Kleinkastell Nersingen Kastell Gunzburg Guntia Kastell Faimingen Febiania Kastell Aislingen Kastell Burghofe Kastelle von Burgheim Kleinkastelle von Neuburg Romische Militarlager Ingolstadt Zuchering temporare Lager II und III Romisches Militarlager Ingolstadt Zuchering Kastell I Kastell Oberstimm Kastell Eining Abusina Vexillationslager Eining Unterfeld Kleinkastell Weltenburg Galget Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Kleinkastell Alkofen Kleinkastell Grossprufening Kastell Kumpfmuhl Castra Regina Kleinkastell Pfatter Kastelle von Straubing Sorviodurum Kleinkastell Steinkirchen Kastell Moos Burgstall Kleinkastell Osterhofen Haardorf Kastell Kunzing Quintana Kastell Batavis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastell Weltenburg Galget amp oldid 238026924