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Als Mortarium lateinisch Reibschussel oder schale wurden im Romischen Reich Gefasse bezeichnet die zum Zerreiben und Mischen von Milchprodukten Krautern und Gewurzen verwendet wurden Spater 1 und heute verwendet man in der Kuche fur diese Tatigkeit meist einen Morser aus harterem Material zusammen mit einem Pistill Stampfer Den schriftlichen Quellen zufolge konnten diese Gefasse aus sehr unterschiedlichen Materialien hergestellt sein aber im archaologischen Fundgut lassen sich fast ausschliesslich solche aus Keramik nachweisen Mortarium mit Herstellerstempel im British Museum Inhaltsverzeichnis 1 Ware 2 Verbreitung 3 Verwendung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseWare Bearbeiten nbsp Innenseite mit Quarzkornung nbsp Terra Sigillata mortarium Form Drag 43 im Museum RheinzabernDie am haufigsten verwendeten grobkeramischen mortaria besitzen einen flachen Standboden seltener einen Standring Die Hohe ist meist geringer als der halbe Durchmesser der Offnung Sie benotigten einen breiten Steil oder Kragenrand damit man sie mit der Hand festhalten konnte Beide Randformen besassen an der Innenseite eine raue Reibeflache die aus feinem Quarz oder Kalksteingrus bestand Bei Stucken des ersten Jahrhunderts konnen sich dort auch feine Rillen befinden Ein seitlicher Ausguss erleichterte die Entleerung des Gefasses Die Form der Gefasse anderte sich wahrend mehrerer Jahrhunderte bis in die Spatantike kaum weshalb sie als Mittel zur Datierung wenig geeignet sind 2 Fruhe Mortaria aus den Nordwestprovinzen besitzen auf dem Rand gelegentlich Herstellerstempel Mortaria wurden im Gegensatz zu modernen Morsern eher zum Mischen und Kneten von Teig Kase und teigahnlichen Mischungen verwendet 3 Die meisten Abnutzungsspuren weisen die Funde stets im unteren Bereich der Schussel auf was auf einen ruhrenden Reibevorgang schliessen lasst Gelegentlich sind die Boden aufgrund unsachgemasser Behandlung durchstossen Zum Gebrauch der Schalen gehort ein Stossel pistillum Ein solcher ist aber nie in Verbindung mit einer Reibschale gefunden worden Es liegt nahe dass diese aus verganglichem Material wahrscheinlich Holz bestanden 4 Reibschalen der Raetischen Ware besassen haufig einen Glanztonuberzug und einen bemalten Gefassrand Gegen Ende des 2 Jahrhunderts n Chr kommen Reibschalen aus Terra Sigillata auf Formen Drag 43 und 45 die auf eine Anderung der Tischkultur hinweisen Offensichtlich wurden die Saucen nun direkt am Tisch zubereitet weshalb hochwertigere Ware bevorzugt wurde Verbreitung BearbeitenReibschusseln stammen ursprunglich aus dem ostlichen Mittelmeerraum Sie sind in Kleinasien seit dem 11 Jahrhundert v Chr bekannt stammen moglicherweise aus orientalischen Einflussen Vereinzelt sind sie in Griechenland seit dem 7 Jahrhundert v Chr ab dem 5 Jahrhundert allgemein gebrauchlich 5 In Italien sind sie vor dem 2 Jahrhundert v Chr kaum nachzuweisen Der Gebrauch tonerner Reibschalen verbreitete sich schnell sie sind schon im selben Jahrhundert im Fundmaterial der romischen Lager von Numantia nachweisbar Mortaria wurden wie der Grossteil der groben Kuchenkeramik in lokalen Werkstatten hergestellt und regional vertrieben In Gallien gab es wenige Topfereien die ihre Produkte uber eine weitere Entfernung exportierten Das haufige Vorkommen von mortaria in Mitteleuropa seit der Zeit der romischen Besetzung kann als Ubernahme mediterraner Tischsitten gedeutet werden und somit als Indiz fur die Romanisierung gelten 6 Allerdings sind die tonernen mortaria insgesamt sehr ungleich uber das Reich verteilt sodass das Fehlen dieser Fundgruppe nicht umgekehrt als Zeichen fur eine geringe Romanisierung gelten kann In einigen Regionen gehoren Reibschusseln zu den haufigen Typen von Keramikfunden auf romerzeitlichen Ausgrabungen wahrend sie aus anderen Regionen fast gar nicht bekannt sind Eine Erklarung fur dieses Phanomen steht noch aus auch wenn die Verwendung von mortaria aus anderen Materialien in einigen Regionen eine mogliche Erklarung bieten konnte 7 Verwendung Bearbeiten nbsp Moretum in Reibschalen Replik mit nachgebildetem HolzpistillumTonerne Reibschalen wurden in erster Linie verwendet zum Anreiben oder Anruhren verschiedener Wurzsaucen die in der romischen Kuche weit verbreitet waren Im Kochbuch des Apicius werden einige dieser Saucen erwahnt Um diese zu servieren gehorten kleine Napfe und Schalchen zum ublichen Tischgeschirr Besonders haufig werden mortaria zur Herstellung von Moretum verwendet worden sein In dieser Verwendung werden sie in dem Gedicht Moretum erwahnt 8 Literatur BearbeitenDietwulf Baatz Reibschale und Romanisierung In Rei Cretariae Romanae Fautores Acta Band 17 18 1977 S 147 158 Erich Gose Gefasstypen der romischen Keramik im Rheinland Koln 1976 ISBN 3 7927 0293 2 S 39f Kay Hartley The incidence of stamped mortaria in the Roman Empire with special reference to imports to Britain In Joanna Bird Hrsg Form and Fabric Studies in Rome s material past in honour of B R Hartley Oxbow Monograph Band 80 Oxbow Books Oxford 1998 ISBN 1 900188 35 X S 199 218 Werner Hilgers Lateinische Gefassnamen Bezeichnungen Funktion und Form romischer Gefasse nach den antiken Schriftquellen Rheinland Verlag Dusseldorf 1969 S 68 70 u Kat Nr 248 Constanze Hopken Sonstige Keramik In Thomas Fischer Hrsg Die romischen Provinzen Eine Einfuhrung in ihre Archaologie Theiss Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1591 X S 293 300 Stefan F Pfahl Namenstempel auf romischen Reibschusseln mortaria aus Deutschland Augsburger Beitrage zur Archaologie Band 8 Wissner Augsburg 2018 ISBN 978 3 95786 153 5 besonders S 13 19 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mortaria Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Vgl etwa Wouter S van den Berg Hrsg Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolai Ms 15624 15641 Kon Bibl te Brussel met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolai Hrsg von Sophie J van den Berg E J Brill Leiden 1917 S 242 Mortarium Im Antidotarium Nicolai mortarium marmoreum cum pistello ferreo und mortarium aerum Dietwulf Baatz Reibschale und Romanisierung In Rei Cretariae Romanae Fautores Acta Band 17 18 1977 S 147 158 hier S 147 W Hilgers Lateinische Gefassnamen Bezeichnungen Funktion und Form romischer Gefasse nach den antiken Schriftquellen Rheinland Verlag Dusseldorf 1969 S 68 Dietwulf Baatz Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes Gebr Mann Berlin 1973 ISBN 3 7861 1059 X S 106 Zu Mortaria in antiken Griechenland siehe Alexandra Villing The daily grind of ancient Greece Mortars and mortaria between symbol and reality In Athena Tsingarida Hrsg Shapes and Uses of Greek Vases 7th 4th centuries B C Proceedings of the Symposium held at the Universite libre de Bruxelles 27 29 April 2006 Etudes d archeologie Band 3 CReA Patrimoine Brussel 2009 ISBN 978 907772385 2 S 319 333 Dietwulf Baatz Reibschale und Romanisierung In Rei Cretariae Romanae Fautores Acta Band 17 18 1977 S 147 158 hier S 155 Kay Hartley The incidence of stamped mortaria in the Roman Empire with special reference to imports to Britain In Joanna Bird Hrsg Form and Fabric Studies in Rome s material past in honour of B R Hartley Oxbow Monograph Band 80 Oxbow Books Oxford 1998 ISBN 1 900188 35 X S 199 218 hier S 213 f Parodie auf die Dichtung Vergils aus der Appendix Vergiliana 1 Jahrhundert n Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mortarium amp oldid 234691858