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Sozialstrukturanalyse ist die empirisch sozialwissenschaftliche Analyse der Sozialstruktur von Gesellschaften Wichtige Themen sind der soziale Wandel strukturierte soziale Ungleichheit Lebensstilforschung die Analyse sozialer Milieus sowie der Vergleich von Sozialstrukturen mehrerer Gesellschaften Als Mittel der Erforschung werden qualitative und quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung verwandt Hinzu kommen Theoriegefuge zur Charakterisierung der einzelnen Strukturelemente Eines ihrer wichtigsten Anwendungsgebiete ist die Politikberatung Inhaltsverzeichnis 1 Leitbegriffe 1 1 Soziale Schichtung 1 2 Soziale Klassen 1 2 1 Definition nach Marx 1 2 2 Definition nach Weber 1 2 3 Definition nach Dahrendorf 1 2 4 Definition nach Wright 1 2 5 Goldthorpe Klassenschema 1 3 Soziales Milieu 1 4 Soziale Lage und Lebensstil 1 5 Ethnologie Verwandtschaft und Heirat 1 6 Kasten 1 7 Stande 2 Datenquellen 2 1 Deutschland 3 Siehe auch 4 Quellen und weiterfuhrende Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeitbegriffe BearbeitenIn der Soziologie werden sozialstrukturelle Leitbegriffe zur Aufschlusselung einer Gesellschaft nach soziologischen Kriterien beispielsweise Geschlechterrolle Stand Klasse Schicht und demografischen Kriterien verwendet wie Alter Geschlecht hochster Ausbildungsstand Einkommensgruppen Einteilung Stadt Landbevolkerung Der deutsche Soziologe Georg Simmel hat 1908 in seinem Werk Soziologie die Bezeichnung Sozialstruktur mit einer speziellen Bedeutung versehen Beispielsweise gebraucht er im Exkurs uber den Adel und in Zeitschriftenartikeln zur Soziologie der Familie und zur Soziologie der Konkurrenz die Bezeichnungen soziologische Struktur oder Struktur um die inneren Strukturmerkmale des jeweiligen Phanomens zu charakterisieren Der US amerikanische Soziologe Robert Merton verfolgte 1949 in seinem Werk Social Theory and Social Structure ebenfalls einen eigenstandigen Ansatz Im Folgenden werden unterschiedliche Leitbegriffe der Strukturierung vorgestellt Zentrale Leitbegriffe sind hier die von Theodor Geiger und anderen in die Gesellschaftslehre eingefuhrten sozialen Schichten die von Karl Marx analysierten Klassen ethnologische Konzepte der Verwandtschaft und Heirat die indischen Kasten oder die geschichtlichen Stande im Mittelalter Soziale Schichtung Bearbeiten Hauptartikel Soziale Schicht Soziale Schichtung oder Stratifikation ist ein Grundbegriff der Soziologie manchmal auch Bestandteil makrookonomischer Betrachtungen Der Schichtbegriff ist verhaltnismassig neu verglichen mit dem Klassen und Standesbegriff Als Begrunder der Schichtungssoziologie gilt Theodor Geiger dieser entwickelte 1932 Ansatze des Schichtenbegriffs fur die Sozialstrukturanalyse des Deutschen Reiches als eine Auseinandersetzung mit dem Klassenbegriff vor allem der Marxistischen Theorie Im letzten Jahrhundert wurden verschiedene Schichtenmodelle entwickelt beispielsweise die Nivellierte Mittelstandsgesellschaft von Helmut Schelsky 1953 das Dahrendorfhauschen nach Ralf Dahrendorf 1965 oder die Bolte Zwiebel nach Karl Martin Bolte 1967 Ein Schichtenmodell von Rainer Geissler 1967 erganzt das Dahrendorfhauschen mit horizontal einteilenden Schichtungs merkmalen fur spezielle Auslander Schichten Benutzt werden die hierarchischen Schichtenmodelle nicht nur um Gesellschaften zu typologisieren und zu kategorisieren sondern auch als Werkzeug um komplexe Gesellschaften anhand einiger weniger Kriterien vereinfacht darzustellen und sie so untersuchen vergleichen und erklaren zu konnen Die Forschung interessiert sich dabei insbesondere fur die Beschreibung der Macht Beziehungen zwischen den Schichten und ihren Angehorigen fur die Entstehung und Reproduktion dieser hierarchischen Strukturen aber auch fur ihre Veranderung sozialer Wandel Ebenfalls oft untersucht werden die Auswirkungen sozialer Schichtung auf die handelnden Akteure Soziale Klassen Bearbeiten Hauptartikel Soziale Klasse Definition nach Marx Bearbeiten Nach der ursprunglichen Definition von Claude Henri de Saint Simon die Karl Marx von ihm ubernahm sind Klassen durch die Stellung der ihr Angehorigen im Produktionsprozess definiert Er unterscheidet fur jedes historische Produktionsverhaltnis zwei alle anderen Klassen mit deren Spezialproblemen mit deren Nebenwiderspruchen dominierende Klassen die Nichtbesitzer und die Besitzer der vorwiegenden Produktionsmittel Fur die kapitalistische Produktionsweise sind das die Proletarier auch Arbeiterklasse genannt und Kapitalisten auch Bourgeoisie genannt in der antiken Sklavenhaltergesellschaft aber beispielsweise sind dies die Sklaven und die Sklavenhalter Aus der Analyse der okonomischen Verhaltnisse wird deutlich so Marx dass die Mitglieder der kapitalistischen Gesellschaft die rechtlich frei sind jedoch einzig ihre Arbeitskraft zu verkaufen haben kontradiktorisch andere Interessen haben mussen als diejenigen die uber Produktionsmittel verfugen und Arbeitskrafte einstellen Die einen wollen beispielsweise ihre Arbeitskraft moglichst teuer verkaufen und moglichst wenig dafur tun die anderen die Arbeitskraft billigst einkaufen und moglichst lange und intensiv schaffen lassen In der Volkswirtschaftslehre ist dies als das Mini Max Prinzip bekannt wonach beide Seiten einander ebenfalls kontradiktorisch gegenuberstehen Dieser grundsatzliche Antagonismus bestehe unabhangig von den Vorstellungen der Menschen uber ihre eigene Lage Siehe auch Warenfetischismus Sobald Mitglieder einer Klasse die Gemeinsamkeit ihrer Interessen erkennen und danach zu handeln beginnen spricht Marx von einem Ubergang von der Klasse an sich also einer Klasse die nur begrifflich durch die Stellung im Produktionsprozess gekennzeichnet ist zur Klasse fur sich also zu einer Klasse die sich ihrer selbst bewusst und willens wird fur ihre Interessen gemeinsam zu kampfen Klassenbewusstsein Bewusst oder unbewusst befanden sich demnach die beiden analytisch bestimmbaren Klassen Lohnarbeit und Kapital in einem permanenten Streit dem so genannten Klassenkampf Ab den 1940er Jahren nahmen Analysen zu die mit Hilfe eines an Marx angelehnten Klassen Konzeptes den Realsozialismus des damaligen Ostblocks kritisierten siehe Milovan Djilas oder Rudi Dutschke Definition nach Weber Bearbeiten Der Begriff der sozialen Klasse wurde innerhalb der Soziologie von Max Weber differenziert und ausgeweitet Er definierte Klasse als die Typische Chance welche aus Mass und Art der Verfugungsgewalt oder des Fehlens solcher uber Guter und Leistungsqualifikationen und aus der gegebenen Art ihrer Verwertbarkeit fur die Erzielung von Einkommen und Einkunften innerhalb einer gegebenen Wirtschaftsordnung folgt Weber unterscheidet drei Formen von Klassen die Besitzklassen werden durch den Besitz bestimmt die Erwerbsklassen werden durch die Erwerbschancen bestimmt die sozialen Klassen werden durch ihre Chancen und Risiken des sozialen Auf und Abstiegs bestimmtDefinition nach Dahrendorf Bearbeiten Nach Ralf Dahrendorf 1956 sind Klassen nicht nur durch Besitz oder Nichtbesitz speziell von Produktionsmitteln sondern schlechthin von Machtmitteln zu definieren Damit sind oft sogar Gewaltmittel einbezogen Obwohl Macht uberall wirkt fuhren bei Dahrendorf ihre Gegensatze Antagonismen doch nicht zu einem universalen Burgerkrieg da alle sozialen Akteure unterschiedliche soziale Rollen innehaben siehe homo sociologicus und in jeder Rolle in einem anderen Klassen Antagonismus stehen konnen Dies erklart warum sie sich ggf nirgends 100 prozentig engagieren und warum auch ihre Klassengegner innerhalb eines Machtverhaltnisses so im Betrieb Antagonisten innerhalb eines anderen in der Kirchengemeinde oder Partei dagegen ihre Machtverbundeten sind was die Gewaltsamkeit und Intensitat sozialer Konflikte mildert Definition nach Wright Bearbeiten Erik Wright unterteilt eine Gesellschaft in 12 Klassen und orientiert sich eng an dem marxschen Klassenbegriff Es gibt ein alteres und ein jungeres Klassenschema von Wright hier soll nur die aktuelle Version von 2005 erklart werden In diesem Schema gibt es eine Unterteilung in Besitzer von Produktionsmitteln Unternehmer die Klassen 1 3 im Schema von Wright Nicht Besitzer von Produktionsmitteln Arbeitnehmer die Klassen 4 12Die Klassen 1 3 bourgeoisie small employers petty bourgeoisie dienen dazu die Unternehmer Besitzer von Produktionsmitteln einzuteilen hierbei gilt Bourgeoisie Unternehmer die typischerweise mehr als 10 Mitarbeiter beschaftigen sie besitzen ausreichend Kapital um Arbeiter einzustellen sie selber mussen hierbei nicht arbeiten Small employers Kleinunternehmer haben typischerweise weniger als 10 Mitarbeiter konnen es sich leisten Mitarbeiter einzustellen mussen jedoch selber mitarbeiten Petty Bourgeoisie Kleinburgertum sind eigenstandige Unternehmer die genugend Kapital besitzen um ein eigenes Unternehmen zu grunden es sich jedoch nicht leisten konnen Mitarbeiter einzustellen und daher gezwungen sind zu arbeiten Arbeitnehmer Nicht Besitzer von Produktionsmitteln werden bei Wright anhand von zwei Merkmalen unterteilt nach ihren Qualifikationsressourcen Bildungsabschlussen und nach ihren organisatorische Ressourcen Verfugungsgewalt uber Material und Untergebene Goldthorpe Klassenschema Bearbeiten Hauptartikel Erikson Goldthorpe Portocarero Klassen EGP Klassen Berufsklassifikation Das haufig auch nur Goldthorpe Klassenschema genannte Schema nach Robert Erikson und John Goldthorpe ist mit Modifizierungen in der Soziologie aber noch haufiger in der Marktforschung verbreitet Die Begrifflichkeiten wie Schicht und Klasse haben heutzutage grosse Schnittmengen und mussen gemeinsam betrachtet untersucht und gegeneinander wo moglich abgegrenzt werden Dieses Klassenschema kann nach den Kriterien einiger Soziologen eher als Schichtungsschema mit milieubezogenen Merkmalen bezeichnet werden Goldthorpe unterteilt die Bevolkerung in sieben Klassen Schichten die er teilweise noch feiner weiter untergliedert Er unterscheidet seine Klassen anhand ihrer Einkommensquellen und ihrer Stellung im Wirtschaftsprozess Die Kategorien des Klassenschemas lauten obere und mittlere Range der Dienstklasse hohere und mittlere Range der akademischen Berufe der Verwaltungs und Managementberufe Grossunternehmer niedrige Range der Dienstklasse nicht manuelle Berufe mit Routinetatigkeiten vor allem Buroberufe auch Verkaufsberufe Selbstandige mit 2 49 Mitarbeitern Kleine Selbstandige mit 1 Mitarbeiter oder allein Selbstandige Landwirte Techniker Aufsichtskrafte der Beschaftigten im manuellen Bereich Vorarbeiter Meister Facharbeiter un und angelernte Arbeiter Landarbeiter Abspaltung von Klasse 3 Berufe ohne jegliche burokratische Einbindung Dieses Messkriterium hat den Vorteil dass es fur empirische Marktforschung einfach zu operationalisieren ist Da bei ihm auch die oberste Klasse als Dienstklasse bezeichnet wird fehlt ihm jedoch die fur Massenmarkte unbedeutende Spitzenklasse die empirisch auch in der Soziologie sehr schwer zu erforschen ist jedoch in einer umfassenden Sozialstrukturanalyse nie fehlen darf sehr reiche Selbstandige the super rich Spitzenpolitiker Kirchenoberhaupter Vertreter von Medien und Wissenschaft die so genannte Elite Soziologisch ist das Goldthorpsche Schema daher unvollstandig kann aber je nach Fragestellung erganzt werden Hier sei daruber hinaus auf das ahnlich nach Konsumentengruppierungen operierende Klassenmodell nach Engel Blackwell und Kollat verwiesen das auch die Oberschichten berucksichtigt Die Verwendung eines modifizierten Goldthorpe Schemas spielte eine Rolle bei Untersuchungen zum Individualisierungstheorem denen zufolge der pragende Einfluss der Sozialstruktur auf Problemlagen Interessen und Verhaltenstendenzen schwindet Der Soziologe Walter Muller hat dagegen am Beispiel des Wahlverhaltens gezeigt dass eine Aufspaltung der Dienstklasse in administrative Dienstklasse soziale Dienste und Experten zu Ergebnissen fuhrt die diesen Aspekt des Individualisierungstheorems in Zweifel ziehen lassen Soziales Milieu Bearbeiten Hauptartikel Soziales Milieu Als Soziales Milieu wird nach Emile Durkheim die soziale Umgebung beschrieben in der ein Individuum aufwachst und lebt Durkheim unterscheidet zwischen innerem und ausserem sozialen Milieu Rainer Lepsius hat den Begriff spater aufgegriffen um Wahlverhalten zu erklaren er unterscheidet innerhalb der Weimarer Republik drei grosse sozialmoralische Milieus in welchen die Personen von der Wiege bis zur Bahre umgeben waren namlich das liberal protestantische Milieu das sozialdemokratische Milieu das katholische MilieuNach Pierre Bourdieu gibt es drei grosse Klassenlagen das Grossburgertum Bourgeoisie das Kleinburgertum und die Arbeiterschaft Diese verteilen sich im sozialen Raum entlang einer vertikalen Achse auf der mehr oder weniger die Herrschaftsverhaltnisse abgebildet sind Die Klassen differieren unter anderem durch das Distinktionsvermogen ihrer Angehorigen Innerhalb der einzelnen Klassen unterscheidet Bourdieu auf einer horizontalen Achse Klassenfraktionen mit einer je spezifischen Position und symbolischen Auseinandersetzungen im Raum der Lebensstile etwa das Besitzburgertum Unternehmer an Tradition und Luxus orientiert die neue Bourgeoisie leitende Angestellte an Fortschritt orientiert und das Bildungsburgertum Intellektuelle Lehrkrafte an Universitaten an Boheme oder erzwungener Askese orientiert Die einzelnen Klassenfraktionen grenzt Bourdieu anhand der Struktur ihres gesamten Kapitals gegeneinander ab Dabei unterscheidet Bourdieu okonomisches Kapital von kulturellem Kapital sozialem Kapital und symbolischem Kapital So ist etwa beim Bildungsburgertum ein hohes kulturelles Kapital aber nur ein relativ gering ausgepragtes okonomisches Kapital vorzufinden Die verschiedenen Klassenfraktionen werden zum Teil auch als Milieus bezeichnet Die Bedingungen der sozialen Lage also der Verortung im sozialen Raum determinieren einen jeweils unterschiedlichen Habitus wahrend die Handlungsstrategien einen gewissen individuellen Freiheitsspielraum bieten Der Habitus pragt den spezifischen Geschmack aber auch die Praxisformen also die jeweils ausgeubten und praferierten sozialen Praktiken d h den Lebensstil Zugleich ermoglicht der Habitus eine Unterscheidung zwischen der Eigengruppe und Fremdgruppen Der je nach Klasse und Klassenfraktion unterschiedliche Lebensstil wurde von Bourdieu in einer umfangreichen Untersuchung vor allem der Konsumverhaltnisse im Frankreich der 1960er und 70er Jahre empirisch bestatigt Die feinen Unterschiede Eine Weiterentwicklung des bourdieuschen Modells der sozialen Gliederung der Gesellschaft findet sich in der Milieutheorie wie sie von Michael Vester und anderen verwendet wird Soziale Lage und Lebensstil Bearbeiten Hauptartikel Soziale Lage und Lebensstil In der Lebensstil und Ungleichheitsforschung wurde in den 1980er Jahren der Milieu Begriff ausdifferenziert und eine Unterscheidung zwischen sozialer Lage Lebenszielen und Lebensstilen getroffen die Handlungsmuster zur Erreichung von Lebenszielen beschreiben Der Milieu Begriff geht davon aus dass der Lebensstil von Menschen nicht nur auf Grund ausserer Umstande sondern auch von inneren Werthaltungen gepragt wird Der Begriff soziales Milieu bezieht sich damit auf Gruppen von Individuen mit ahnlichen Lebenszielen und Lebensstilen und umfasst Mentalitat und Gesinnung der Personen Durch die zunehmende Pluralisierung der Gesellschaften und die Individualisierung der Lebensstile wird die vormals enge Verknupfung zwischen sozialer Lage und Milieus gelockert auch wenn soziale Milieus weiterhin nach Status und Einkommen hierarchisch eingeordnet werden konnen Ethnologie Verwandtschaft und Heirat Bearbeiten Die Ethnosoziologie ein facherubergreifender Bereich der Ethnologie Volkerkunde hat fur die weltweit 1300 1 ethnischen Gruppen und indigenen Volker andere Begriffe und Konzepte zur Beschreibung und Analyse ihrer sozialen Organisationsformen herausgearbeitet vor allem soziale Abstammungsregeln Deszendenz und Heiratsregeln mit entsprechenden ehelichen Wohnsitzregeln Residenz Die Sozialstrukturen der meisten ethnischen Gruppen werden von Verwandtschaftsgruppierungen wie Wildbeuter Horden Jager Fischer und Sammler Lineages Abstammungsgruppen Clans mythische Abstammungsgruppen Phratrien Clan Verbande oder Moieties gesellschaftliche Erblinien gebildet Diese konnen als gleichartige und gleichrangige Segmente Teile in der Form einer segmentaren Gesellschaft zusammenwirken einige davon ganzlich ohne Herrschaft siehe dazu auch ethnologische Gesellschaftsmodelle Daneben gibt es Abstufungen in der Komplexheit von sozialen und politischen Organisationsweisen beispielsweise bei Stammesgesellschaften oder Hauptlingstumern bis hin zur Staatenbildung Oft wird eine heutige Sozialstrukturanalyse von ethnischen Gesellschaften durch ihre Beeinflussung seitens moderner Staaten und der Globalisierung erschwert Kasten Bearbeiten Hauptartikel Kaste Die Bezeichnung Kaste wird in erster Linie mit einem aus Indien bekannten sozialen Phanomen assoziiert Der soziologische Bezug wird durch die lebenspraktischen Auswirkungen auf formelle Umgangsrestriktionen deutlich Der Begriff wird aber auch umgangssprachlich oder soziologisch allgemein benutzt und auf einzelne Gruppierungen anderer und sogar moderner Gesellschaften angewandt Eine bedeutende Rolle beim Kasten Begriff spielt hier seine hohe da auch religios verfestigte Starrheit vgl Soziale Mobilitat die noch diejenige der Standeordnung ubertrifft Doch ist auch hier sozialer Aufstieg moglich oft durch Aufspaltung einer Kaste was in der indischen Soziologie als sanscritization bezeichnet wird Auch die Kastenzugehorigkeit des Individuums wird ahnlich der Standeordnung durch die Geburt bestimmt wobei Ein oder Austritt theoretisch ebenfalls nicht moglich sind es sei denn man verliesse die hinduistische Traditionen durch Bekenntnis beispielsweise zu den Sikh oder anderen Die soziale Mobilitat innerhalb der Kasten ist tatsachlich jedoch existent So kann in der Praxis ein Mitglied aus seiner Kaste ausgeschlossen werden was in etwa der mittelalterlichen Exkommunikation im christlichen Abendland entspricht Ebenso sinkt ein Mitglied in die Kaste eines niedrigeren Ehepartners ab und zwar unabhangig davon ob es sich um den Mann oder die Frau handelt Das Kastenwesen ist insbesondere in Indien in Sri Lanka in Nepal und auf Bali aber auch bei den kurdischen Jesiden verbreitet Vorwiegend durch Kasten gepragte Gesellschaften sind zudem bei einigen Stammen im ubertragenen Sinne anzunehmen in der Neuzeit sonst nicht mehr vorhanden Doch konnen auch in nach sozialen Schichten und Funktionen reich untergliederten und sehr durchlassigen mobilen Gesellschaften einzelne Gruppierungen dennoch ausgepragte Kasten Zuge aufweisen wie im Klerus im Offiziersstand als Kader einer kommunistischen Diktatur Sie werden dann meistens als andere soziale Muster ausgedeutet Stande Bearbeiten Hauptartikel Standegesellschaft und Standeordnung Die mittelalterliche und fruhneuzeitliche Gesellschaft Europas gliederte sich in mehrere Stande Verbreitet war die Drei Stande Ordnung wie sie insbesondere fur Frankreich charakteristisch war Der 1 Stand umfasste die Gruppe aller Geistlichen d h Angehorige der hohen Geistlichkeit wie des niederen Klerus Im 2 Stand wurde der Adel zusammengefasst Auch hier spielte es keine Rolle ob man dem Hochadel oder etwa dem auch nicht selten armen Land oder Briefadel angehorte Der 3 Stand umfasste nominell alle Stadtburger gelegentlich auch die freien Bauern jedoch nicht den Rest der Bevolkerung Denn unterhalb der Stande gab es sehr kopfreiche unterstandische Gruppierungen der halb und unfreien Bauern des Haus Hof Klostergesindes die unehrlichen Berufe die Muller das Fahrende Volk Verarmte Entlaufene abgedankte Soldner und Rauber auch Minderheitenangehorige Juden Roma und Sinti Gelegentlich waren auch die Bauern standfahig Schweden Tirol in den Grossbauernrepubliken Ostfriesland und Dithmarschen sogar herrschender Stand doch war in Mitteleuropa nach dem Bauernkrieg von 1525 ihre Entrechtung nicht mehr aufzuhalten Das standische System galt den Menschen des Mittelalters und der fruhen Neuzeit als feste gottgegebene Ordnung in der jeder seinen unveranderlichen Platz habe In seinen Stand wurde man hinein geboren Ehelosigkeit und mangelnde direkte Erbfolge offneten den ersten Stand zwar stark fur Angehorige des zweiten in beschranktem Umfang auch fur Andere Ein Aufstieg in den zweiten Stand war in der Regel aber nicht moglich Verdienst oder Reichtum hatten insgesamt nur wenig Einfluss darauf welchem Stand man angehorte So konnte etwa ein Burger der als Kaufmann zu grossem Vermogen gekommen war wesentlich reicher sein als ein armer Adeliger Das standische System ist somit ein relativ statisches Gesellschaftsmodell Nicht von ungefahr haben statisch und status das lateinische Wort fur Stand dieselbe etymologische Herkunft Die politisch berechtigten Stande oder Landstande waren eng mit den gesellschaftlichen Standen verknupft ja letztere waren die Voraussetzung fur deren Existenz Die politische und militarische Macht konzentrierte sich im Mittelalter keineswegs in der Hand des Landesherren bzw Konigs Vielmehr war dieser bei seiner Herrschaft auf die Mitwirkung der gesellschaftlichen Eliten Vasallen angewiesen Zunachst brauchte er die militarische Leistung seiner adeligen Vasallen dann finanzielle Abgaben die er aber nur mit Zustimmung der Grundherren also den Adeligen oder den Klostern und Stiftern erheben lassen konnte Der Hohepunkt standischer Macht lag in den meisten europaischen Landern in der Zeit vom 15 bis zum 17 Jahrhundert In manchen evangelisch gewordenen Territorien verschwanden die Kloster und Stifte im Laufe des 16 Jahrhunderts aus dem standischen System in anderen so in Wurttemberg nahmen evangelische Pralaten die Rechte ihrer katholischen Vorganger wahr Datenquellen BearbeitenEine Analyse der Sozialstruktur bedient sich haufig der Daten aus der demografisch und statistisch orientierten Bevolkerungsstruktur und der volkswirtschaftlich orientierten Wirtschaftsstruktur Sie sind fur die Querverbindungen zwischen Soziologie Verwaltung und den Wirtschaftswissenschaften wichtig Doch werden dort andere Daten nach anderen Merkmalen unter anderen rechtlichen Voraussetzungen und fur andere Zwecke als die der soziologische Analyse erhoben und prasentiert Deutschland Bearbeiten Ein Beispiel der amtlichen Quellen ist der seit 1975 erhobene Mikrozensus der eine 1 prozentige Flachenstichprobe Deutschlands darstellt und damit die grosste Reprasentativstatistik uber Bevolkerung und Arbeitsmarkt bietet Neben den amtlichen Daten gibt es jedoch auch eine Vielzahl an weiteren grossflachigen Erhebungen zur allgemeinen Sozialstruktur in Deutschland Seit 1980 wird im Zweijahresabstand die Allgemeine Bevolkerungsumfrage der Sozialwissenschaften kurz ALLBUS erhoben eine Querschnittsbefragung die eine Zeitreihenanalyse von detaillierten demographischen Merkmalen ermoglicht Mit dem Sozio okonomischen Panel kurz SOEP werden seit 1984 jahrlich die Zusammensetzungen der Haushalte der Stichprobe erhoben Siehe auch BearbeitenStruktur Soziologie Strukturalismus Strukturfunktionalismus soziale Differenzierung Elite Masse Klassismus Sozialer Aufstieg Hypergamie Sozialer Raum Statussymbol Charisma Ebenburtigkeit Landliche Sozialstruktur Burgertum Grossburger Berufsstand Bildungsparadox Angestellte Arbeiter Arbeiterkinder Seeleute Unehrliche Berufe Bettler Marketing Zielgruppe Sozialgeschichte Soziale Dreigliederung nach Rudolf Steiner Sozialraumliche StrukturQuellen und weiterfuhrende Literatur BearbeitenGeorges Balandier Stratifications sociales In Georges Balandier Roger Bastide Hrsg Perspectives de la sociologie contemporaine PUF Paris 1968 S 3 20 franzosisch Reinhard Bendix Seymour Martin Lipset Class Status and Power a Reader in Social Stratification Free Press New York 1966 englisch Peter Blau Inequality and Heterogeneity A primitive theory of social structure 1977 englisch Katharina Bleuer Les inegalites sociales Definitions articulations et consequences Universite de Neuchatel 1995 franzosisch Nicole Burzan Soziale Ungleichheit Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2005 Roger Cornu Janina Lagneau Hrsg Hierarchie et classes sociales Armand Colin Paris 1969 franzosisch Gunter Endruweit Milieu und Lebensstilgruppe Nachfolger des Schichtenkonzepts Hampp Munchen Mering 2000 Rainer Geissler Die Schichtungssoziologie von Theodor Geiger Zur Aktualitat eines fast vergessenen Klassikers In Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie Jahrgang 37 1985 S 378 410 Thomas Klein Sozialstrukturanalyse Eine Einfuhrung Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2005 ISBN 3 499 55671 5 Paul Mombert Die Tatsachen der Klassenbildung In Schmollers Jahrbuch fur Gesetzgebung Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich Jahrgang 44 Heft 4 1920 S 93 122 Jorg Rossel Plurale Sozialstrukturanalyse Eine handlungstheoretische Rekonstruktion der Grundbegriffe der Sozialstrukturanalyse Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2005 Jorg Rossel Sozialstrukturanalyse Eine kompakte Einfuhrung Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2009 Bernhard Schafers Sozialstruktur und sozialer Wandel in Deutschland 2005 Georg Simmel Zur Soziologie der Familie In Vossische Zeitung Berlin 30 Juni und 7 Juli 1885 Georg Simmel Soziologie der Konkurrenz In Neue Deutsche Rundschau Berlin Oktober 1903 Georg Simmel Exkurs uber den Adel In Soziologie Untersuchung uber die Formen der Vergesellschaftung Berlin 1908 Wolfgang Teckenberg Klassen als Kontexte im europaischen Gesellschaftsvergleich In Soziale Welt Band 55 Heft 4 2004 S 389 424 Ferdinand Tonnies The Present Problems of Social Structure In American Journal of Sociology Band 10 Heft 5 1905 S 569 588 englisch Michael Vester Peter von Oertzen u a Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel Zwischen Integration und Ausgrenzung Suhrkamp Frankfurt 2001 W Lloyd Warner The study of social stratification In Review of Sociology New York 1957 S 221 258 englisch Max Weber Wirtschaft und Gesellschaft seit 1921 22 diverse Ausgaben Soziologische Grundbegriffe Mohr Tubingen 1984 UTB fur Wissenschaft Band 541 Christoph Weischer Sozialstrukturanalyse Grundlagen und Modelle 2 Aufl Springer VS Wiesbaden 2022 ISBN 978 3 658 34046 9 Christoph Weischer Stabile UnGleichheiten Eine praxeologische Sozialstrukturanalyse Springer VS Wiesbaden 2022 ISBN 978 3 658 36584 4 Erik Wright Classes 1985 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Ende 2012 waren im Ethnographic Atlas weltweit genau 1300 Ethnien erfasst von denen oft nur Stichproben ausgewertet wurden beispielsweise im internationalen HRAF Projekt Begrundet wurde der Ethnographic Atlas Anfang der 1950er vom US amerikanischen Anthropologen George P Murdock 1897 1985 zur standardisierten Daten Erfassung samtlicher Ethnien weltweit Weblinks BearbeitenSektion Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse der Deutschen Gesellschaft fur Soziologie Sozialstrukturanalysen de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialstrukturanalyse amp oldid 232135064