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Als Horde von turksprachig ordu Feldlager siehe Wortherkunft und Bedeutungswandel bezeichnet die Anthropologie und die Ethnologie eine kleine selbstandige soziale Gruppe von etwa 20 bis 100 Jagern und Sammlern Wildbeutern die zusammenleben und meist durch Abstammung oder Heirat untereinander verwandt sind Wildbeuterhorden bestehen oder bestanden aus mehreren Grossfamilien die als selbstversorgende Gemeinschaft leben und sich gemeinsam und gleichgestellt um Arbeit Sicherheit religiose Rituale und Betreuung ihrer Kinder und Alten kummern 1 Diese Form der sozialen und politischen Organisation wird als Hordengesellschaft bezeichnet und findet sich beispielsweise noch bei den San im sudlichen Afrika siehe auch Liste heutiger Jager und Sammler Volker Auch die Archaologie geht davon aus dass die meisten Menschengruppen der Altsteinzeit in Horden organisiert waren als mobile Gruppen von Jagern und Sammlern oder Wildbeuter bezeichnet Mittlerweile wird zusatzlich dem Fischfang eine wichtige Bedeutung beigemessen er kann als naturliche Ressource zur Vergrosserung von Gruppen und sogar zu einer gewissen Sesshaftigkeit gefuhrt haben Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Hordengesellschaft 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenEine Horde bestimmt sich als ethnische Gruppe vor allem durch folgende Eigenschaften 2 3 uberschaubare Grosse 25 bis etwa 100 Mitglieder selten mehr meist um die 50 ausgiebige Gegenseitigkeit der sozialen Beziehungen und Interaktionen Verwandtschaft Kultur des Schenkens selbstgenugsame und selbstversorgende aneignende Wirtschaft Jagen Sammeln Fischfang Wildbeuter geringe Mehrproduktion Subsistenzwirtschaft keine ausgepragten Eigentumsbeziehungen ungefahre Gleichheit des Reichtums keine ausgepragte soziale Unterscheidung oder Schichtung nur informelle Fuhrerschaft Unmoglichkeit der Konzentration der Kontrolle uber RessourcenEine Horde hat zumeist eine nicht sesshafte nomadisierende Lebensweise die Gruppe muss zur Nutzung wild wachsender oder lebender Nahrungsquellen jahreszeitlich wandern 4 Dabei lebt sie in wechselnden Lagern die ursprungliche Wortherkunft von Horde zu denen weitere Platze wie etwa Schlachtorte oder Ubergangslager aber auch Platze der Werkzeugherstellung kommen konnen mit eigenen Unterkunfts oder Unterschlupfmoglichkeiten Arbeitsteilung besteht nur aufgrund von Alter Fahigkeit und Geschlecht Grossere Horden konnen sich in ortliche Gruppen unterteilen englisch local bands Die gemeinsame Identitat und der Gruppenzusammenhalt wird durch Rituale gepflegt und gefestigt Die Mitglieder einer Horde sind in der Regel familiar eng miteinander verbunden entweder durch gemeinsame Abstammung verwandt oder durch Heirat verschwagert Die einzige soziale Organisationsform bilden die Haushalts und Wohngruppen die sich relativ eigenstandig selbstverwalten Der soziale Status eines Mitglieds beruht entweder auf seiner Stellung innerhalb des Verwandtschaftssystems etwa als Mutter Bruder Onkel oder auf personlichen Fertigkeiten und Fahigkeiten etwa als grosser Jager Alle Hordenmitglieder sind einander gleichgestellt egalitare Gesellschaft Horden bilden keine Machtstrukturen aus und haben keine formelle Fuhrung Herrschaftsfreiheit Die Fuhrung der Gruppe liegt meist in den Handen der alteren und altesten Hordenmitglieder Senioritatsprinzip Fuhrungspositionen werden je nach konkreter Aufgabe Charisma und Befahigung verteilt entsprechend besteht zwischen den Mitgliedern auch kein grosser wirtschaftlicher Unterschied Entscheidungen werden in gemeinsamer Ubereinstimmung getroffen Konsensprinzip Es gibt keine schriftlichen Gesetze in der Horde bestehende Sitten und Gebrauche werden mundlich uberliefert 1 Von der Horde unterscheidet sich ein Stamm englisch tribe durch die viel grossere Zahl an Familien und insgesamt hunderte oder tausende von Mitgliedern er besitzt mehr soziale und politische Einrichtungen beispielsweise einen oder mehrere Hauptlinge und einen Stammesrat Bevor sich Stamme entwickelten waren weite Teile der Kontinente von locker zusammengefugten ethnischen Gruppen oder Horden besiedelt 5 6 Die Existenz von Horden und Hordengesellschaften ist geschichtlich und archaologisch in mehreren Erdteilen und Klimazonen belegt bevorzugt in sparlich besiedelten Gebieten Aufgrund der Verbreitung moderner Staaten in aller Welt gibt es heute nur noch sehr wenige Hordengesellschaften oder Jager und Sammlerkulturen siehe Liste heutiger Jager und Sammler Volker sowie Indigene Volker in Wildnisgebieten Isolierte Volker Hordengesellschaft BearbeitenDie Hordengesellschaft englisch band society wurde unter den Anthropologen Geografen und Entdeckern des 19 Jahrhunderts als eine Anfangsstufe der soziokulturellen Entwicklung angesehen und zur Beschreibung von Jager und Sammlerkulturen benutzt englisch hunter gatherer bands 1 Der US amerikanische Ethnologe Elman Service definierte in den 1960ern die Hordengesellschaft als ursprungliche und einfachste Gesellschaftsform seines vierstufigen Entwicklungsmodells Wahrend das Modell heute als einseitig und evolutionistisch kritisiert wird sind in der Ethnosoziologie und Politikethnologie die Bezeichnungen Horde und Hordengesellschaft zur Bestimmung der sozialen und politischen Organisation von selbstgenugsamen ethnischen Gruppen gebrauchlich Die politische Herrschaftsform bei Hordengesellschaften wird als Akephalie bezeichnet Herrschaftsfreiheit Der Historische Materialismus schreibt der Hordengesellschaft als Urgesellschaft eine eigenstandige Produktionsweise zu Urkommunismus In dem Entwicklungsmodell von Elman Service folgt der Hordengesellschaft die Stammesgesellschaft als zweite Stufe der gesellschaftlichen Organisation Siehe auch BearbeitenOptimalitatsmodell optimal foraging Entscheidungsfindung bei Nahrungssuche und auswahl band als Bezeichnung von Indianergruppen englisches Wort fur Horde Clans Familienverbande mythischer Abstammung Lineages Abstammungsgruppen lokale Gemeinschaften kleine zusammengehorige Bevolkerungsgruppen Literatur BearbeitenVicki Cummings Peter Jordan Marek Zvelebil Hrsg The Oxford Handbook of the Archaeology and Anthropology of Hunter gatherers Oxford University Press Oxford 2014 ISBN 978 0 19 955122 4 englisch Leseprobe in der Google Buchsuche Eleanor Leacock Richard Lee Hrsg Politics and History in Band Societies Cambridge University Press Cambridge 1982 ISBN 0 521 24063 8 englisch ein Grundlagenbuch Leseprobe in der Google Buchsuche Marshall Sahlins Notes on the Original Affluent Society In Richard Barry Lee Irven DeVore Hrsg Man the Hunter The First Intensive Survey of a Single Crucial Stage of Human Development Man s Once Universal Way of Life Aldine Chicago 1968 ISBN 0 202 33032 X S 85 89 englisch Tagungsband richtungsweisende Uberlegungen zur Uberflussgesellschaft bei Jagern und Sammlern Wildbeutern 2 Auflage von 2009 als Volltext in der Google Buchsuche Julian H Steward The Patrilineal Band und The Composing Hunting Band In Derselbe Theorie 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Teil 5 5 Institut fur Kultur und Sozialanthropologie Universitat Wien 2011 S 190 191 archiviert vom Original am 4 Oktober 2013 abgerufen am 23 Oktober 2019 Unterlagen zu ihrer Vorlesung im Sommersemester 2011 Dieter Steiner Die archaische Gesellschaft Patrilokale patrilineare Horden oder egalitare Gemeinschaften In Soziales im engeren Sinne Eigene Webseite Zurich 1998 umfassende Abhandlung uber soziale Organisation von einem Humanokologen Elizabeth Prine Pauls The Difference Between a Tribe and a Band In Encyclopaedia Britannica 6 Marz 2008 englisch Fachautorin ausfuhrliche Unterscheidung zwischen bands und tribes Horde vs Stamm Einzelnachweise Bearbeiten a b c Britannica Online Band kinship group 18 Januar 2016 abgerufen am 23 Oktober 2019 englisch Robert H Winthrop Dictionary of Concepts in Cultural Anthropology Greenwood Press New York 1991 ISBN 0 313 24280 1 S 23 englisch Seitenansicht in der Google Buchsuche Zitat A relatively small and self sufficient group with subsistence based 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