www.wikidata.de-de.nina.az
Als Moiety ˈmɔɪ etɪ f Mehrzahl Moieties englisch die Halfte von franzosisch moitie lateinisch medietas Mitte Halfte oder Erblinie bezeichnet die Ethnologie Volkerkunde jeweils eine der beiden Grossgruppen in die sich Ethnien mit einer Dualorganisation aufteilen also jede der zwei Halften eines Dorfes Stammes oder Volkes 1 Mitglieder einer Gesellschaft mit einem solchen Zweigruppen System gehoren einer von zwei Moieties an die sich zumeist in kleinere Abstammungsgruppen untergliedern Lineages oder Clans die Mitgliedschaft in einer Moiety Gemeinschaft ist erblich und unveranderbar Siegel des Sitka Volkes in Alaska die sich in zwei matrilineare Moieties aufteilenEheschliessungen sind bei den meisten dieser Volker nicht innerhalb sondern nur zwischen den beiden Moieties erlaubt Exogamie ausserhalb der eigenen Gruppe nach der Heirat gehort jeder Partner weiterhin seiner eigenen Moiety an 1 Oft ist die Sicherstellung der Aussenheiraten die Hauptaufgabe einer Moiety Gemeinschaft In den meisten Dualsystemen grunden sich die zwei Moieties auf einlinige Abstammungsregeln und Blutsverwandtschaft alle Mitglieder leiten ihre Abstammung von einer gemeinsamen Stammmutter oder einem Stammvater her die ganze Gesellschaft fuhrt sich also getrennt auf zwei sagenhafte Grunder zuruck Oft haben Moieties als Familienabzeichen ein eigenes Totemtier oder Symbol Moieties werden in der Ethnosoziologie mit Lineages Clans und Phratrien Clan Verbanden ubergeordnet als einlinige Abstammungsgruppen zusammengefasst unilineal descent groups Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Verhaltnis der Moieties zueinander 3 Verwandtschaftsbezeichnungen in Moieties 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenHalftenorganisation und Moiety Systeme finden sich bei vielen Volkern in Australien Papua Neuguinea und Melanesien kommen aber auch auf dem amerikanischen Doppelkontinent vor 1 Wahrend die meisten Zweigruppen Volker in eine mutterseitige matrilineare und eine vaterseitige patrilineare Grossgruppe aufgeteilt sind siehe die Ngaing gibt es auch Volker mit zwei matrilinear organisierten Moieties siehe die Tolai sowie einige Volker mit mehr als zwei Moieties oder Moieties fur unterschiedliche soziale Aufgaben Statt einer gemeinsamen Abstammung konnen sich Moieties auch aus anderen sozialen Zusammenhangen herleiten beispielsweise aus voneinander getrennten Gebieten mit Ost und West Leuten oder mit Winter und Sommer Leuten oder Moieties unterscheiden zwischen roten und schwarzen Leuten 1 Beim kleinen matrilinearen Lak Volk in Papua Neuguinea bestehen die beiden Moieties aus Seeadler und Fischadler 2 beim kleinen matrilinearen Nissan Volk in Papua Guinea aus die den Hund essen und die das Schwein essen 3 Bei der kleinen Ethnie der Canela im Nordosten Brasiliens teilt sich das Dorf in eine westliche und eine ostliche Moiety Erstere umfasst alle Manner im Alter von 10 30 und 50 Jahren wahrend der ostlichen Halfte alle Manner im Alter von 20 40 und 60 Jahren zugerechnet werden Verhaltnis der Moieties zueinander BearbeitenDas Verhaltnis der beiden Moieties zueinander ist sowohl erganzend als auch entgegenstehend Jede der zwei Moieties hat unterschiedliche Eigenschaften meist gilt eine Moiety der anderen sozial leicht uberlegen richtige Klassen oder Schichtunterschiede finden sich aber in dualorganisierten Gesellschaften nur selten Jedes Mitglied muss sich an entsprechende Gebote Normen und an Verbote Tabus halten und ist eindeutigen Heiratsregeln unterworfen Je nach Volk darf beispielsweise ein Moiety Mitglied niemanden aus der eigenen Erblinie heiraten vorgeschriebene Exogamie ausserhalb bei anderen Gesellschaften mit Dualorganisation durfen Partner nur aus derselben Moiety gewahlt werden vorgeschriebene Endogamie innerhalb der eigenen Gruppe Manchmal beerdigt die eine Moiety die Toten der anderen oder sie zieht deren Tiere auf und schlachtet sie die Jagdbeute der einen Moiety kommt zuweilen der anderen zugute Oft treten Mitglieder der beiden Moieties in rituellen oder sportlichen Spielen und Wettkampfen gegeneinander an Mit den beiden Moieties sind haufig dualistische Symbole verbunden beispielsweise Tag Nacht rechts links oder auch eine symbolische Zweiteilung des gesamten Kosmos siehe Yin Yang Verwandtschaftsbezeichnungen in Moieties BearbeitenIn Gesellschaften mit Dualorganisation hangen die Verwandtschaftsbezeichnungen fast immer von der Zugehorigkeit der bezeichnenden Person Ego und des Bezeichneten zur jeweiligen Moiety ab Als Beispiel werden im Folgenden die Bezeichnungen des Njamal Volkes aus Nordwest Australien zusammengestellt nach John Lynch 1998 4 Die Njamal teilen sich auf in zwei patrilineare und exogame Moieties Die Abhangigkeit der Bezeichnung von der jeweiligen Moiety und von anderen Faktoren wie relatives Alter oder Geschlecht des Sprechers fuhrt zu einem sehr umfangreichen Bezeichnungssystem fur Verwandtschaft das grosse Unterschiede aufweist zum System der westlichen Welt dem sogenannten Eskimo System siehe auch Deutsche Verwandtschaftsbezeichnungen Auffallig ist dieselbe Bezeichnung maili und mabidi fur Grosseltern und Enkelkinder in australischen und melanesischen Sprachen durchaus ublich Die fur die Bezeichnung wichtigen Kategorien sind also relative Generation wie beim Eskimo System die jeweilige Moiety und das relative Alter aber nur teilweise das Geschlecht der bezeichneten Person Innerhalb derselben Generation und Moiety spielen die genaueren Abstammungsverhaltnisse keine Rolle so wird beispielsweise nicht unterschieden zwischen Vater und Bruder des Vaters Onkel vaterlicherseits Bezeichnungen der Grosselterngeneration bei den australischen Njamal maili Grossvater vaterlicherseits sowie alle anderen Manner der eigenen Moiety dieser Generation Bruder des vaterseitigen Grossvaters Bruder der vaterseitigen Grossmutter usw kabardi Grossmutter vaterlicherseits sowie alle anderen Frauen der anderen Moiety dieser Generation Schwester des vaterseitigen Grossvaters Schwester der vaterseitigen Grossmutter usw mabidi Grossvater mutterlicherseits sowie alle andere Manner der anderen Moiety dieser Generation Bruder des mutterseitigen Grossvaters usw kandari Grossmutter mutterlicherseits sowie alle andere Frauen der eigenen Moiety dieser Generation Schwester der mutterseitigen Grossmutter usw Bezeichnungen der Elterngeneration mama jedes mannliche Mitglied der Elterngeneration in der eigenen Moiety Vater Bruder des Vaters Ehemann von Mutters Schwester usw karna jedes mannliche Mitglied der Elterngeneration in der anderen Moiety Bruder der Mutter Ehemann von Vaters Schwester usw midari jedes weibliche Mitglied der Elterngeneration in der eigenen Moiety Vaters Schwester Ehefrau von Mutters Bruder usw ngardi jedes weibliche Mitglied der Elterngeneration in der anderen Moiety Mutter Mutters Schwestern Ehefrau von Vaters Bruder usw Bezeichnungen in der eigenen Generation kurda alterer Bruder eigene Moiety turda altere Schwester eigene Moiety maraga jungerer Bruder oder jungere Schwester eigene Moiety geschlechtsneutral njuba vom Mann gesagt Ehefrau Ehefrau des Bruders andere Moiety von der Frau gesagt Ehemann Ehemann der Schwester andere Moiety ngarbarri nur von Mannern benutzt Bruder der Ehefrau Ehemann der Schwester andere Moiety julburu nur von Frauen benutzt Schwester des Ehemanns Ehefrau des Bruders andere Moiety Bezeichnung der Kindergeneration tjilja vom Mann gesagt eigenes Kind Kind des Bruders eigene Moiety von der Frau gesagt eigenes Kind Kind der Schwester andere Moiety ngaraija vom Mann gesagt Kind der Schwester andere Moiety von der Frau gesagt Kind des Bruders eigene Moiety Bezeichnung der Enkelgeneration gleich der Grosselterngeneration maili jedes Mitglied der Enkelgeneration das zur eigenen Moiety gehort geschlechtsneutral mabidi jedes Mitglied der Enkelgeneration das zur anderen Moiety gehort geschlechtsneutral Literatur BearbeitenJohn Lynch Pacific Languages An Introduction University of Hawaii Press Honolulu 1998 ISBN 978 0 8248 1898 2 S 251 257 Kapitel 11 3 1 Language Society and Culture in the Pacific Context Nijamal Kinship Terms englisch Seitenansicht in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenGabriele Rasuly Paleczek Halften und Sektionen Organisation PDF 1 9 MB In Einfuhrung in die Formen der sozialen Organisation Teil 2 5 Institut fur Kultur und Sozialanthropologie Universitat Wien 2011 S 79 82 archiviert vom Original am 21 Oktober 2013 abgerufen am 9 August 2014 58 Seiten Unterlagen zu ihrer Vorlesung im Sommersemester 2011 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Gabriele Rasuly Paleczek Halften und Sektionen Organisation PDF 1 9 MB In Einfuhrung in die Formen der sozialen Organisation Teil 2 5 Universitat Wien 2011 S 79 80 archiviert vom Original am 21 Oktober 2013 abgerufen am 9 August 2014 Eine Gliederung der Gesellschaft in Moieties liegt dann vor wenn die gesamte Gesellschaft auf der Basis einer unilinearen Deszendenzregel entweder patrilinearer oder matrilinearer Deszendenz in zwei Halften Moieties gegliedert ist Im Allgemeinen sind die Moieties exogam d h ein Individuum muss seinen Partner immer aus der anderen Halfte suchen Z B ein Mitglied der Moiety A muss seinen Partner aus der Moiety B suchen und vice versa Die Moieties konnen eine blosse klassifikatorische Einrichtung sein durch welche Menschen in die eine oder andere Kategorie eingeteilt werden oder aber eine Gruppeneinteilung wobei die Gesellschaft fur einen bestimmten Zweck oder zu mehreren Zwecken in zwei Gruppen zerfallt Die Zweiteilung kann auf Deszendenz oder auf irgendeinem anderen Prinzip beruhen z B Winter und Sommer Leute Ost und West Leute rote und schwarze Leute VIVELO 1981 S 230 Halftenorganisation gibt es z B bei einzelnen nord und sudamerikanischen Gruppen sowie bei den australischen Aborigines Fur Gesellschaften die eine derartige Gliederung in Halften Moieties besitzen wird in der Ethnologie auch der Begriff Dual Organisation bzw Dualsystem verwendet vgl VIVELO 1981 S 230 Insgesamt gibt es recht betrachtliche Variationen der Formen Funktionen und sozialen Rollen die von Moities ausgefuhrt werden Zu den ausfuhrlichsten Beispielen der Dualorganisation gehoren jene die unter den Aborigines Australiens gefunden wurden wo die Dualorganisation im Allgemeinen der Regelung von Heiraten der Zuweisung der rituel l en Verpflichtungen und der Klassifikation der Natur dient BARNARD SPENCER 1997 S 166 Abschliessend ist bezuglich der Dualorganisation noch anzumerken dass diese auch ohne die Gliederung in Halften vorkommen kann Auch die Moieties konnen ihrerseits wieder in Untereinheiten wie z B Phratie Sippe bzw Klan und Lineage gegliedert sein Siehe zum kleinen matrilinearen Lak Volk auf der Insel Neuirland Steven M Albert Lak Kinship In Countries and Their Cultures Gale Group USA 1996 abgerufen am 9 August 2014 englisch ethnosoziologische Ubersicht der Autor verfasste seine Doktorarbeit uber die Lak Siehe zum kleinen matrilinearen Nissan Volk auf der Insel Nissan Steven R Nachman Nissan Kinship In Countries and Their Cultures Gale Group USA 1996 abgerufen am 9 August 2014 englisch ethnosoziologische Ubersicht der Autor ist Professor fur Anthropologie Das ausgefuhrte Beispiel der Verwandtschaftsbezeichnungen entstammt John Lynch Pacific Languages An Introduction University of Hawaii Press Honolulu 1998 ISBN 978 0 8248 1898 2 S 251 257 Kapitel 11 3 1 Language Society and Culture in the Pacific Context Nijamal Kinship Terms englisch Seitenansichten in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moiety amp oldid 216862928