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Otto V der Faule 1346 15 November 1379 auf Burg Wolfstein an der Isar Bayern war von 1347 bis 1351 Herzog von Ober Bayern ab 1351 nominell Mitregent und als Otto V ab 1365 Markgraf von Brandenburg sowie Erzkammerer und Kurfurst des Heiligen Romischen Reiches Mit dem Ende seiner Regentschaft im Jahre 1373 endete auch die Ara der Wittelsbacher in Brandenburg Ab 1373 bis zu seinem Tode war Otto Herzog von Bayern Landshut Standbild von Otto V in der ehemaligen Siegesallee in Berlin von Adolf Brutt 1899Otto V der Faule ist nicht zu verwechseln mit Otto V dem Langen nach 1244 1298 einem Sohn des askanischen Markgrafen Otto III Inhaltsverzeichnis 1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund 2 Leben 2 1 Fruhe Jahre 2 2 Kurfurst von Brandenburg 2 3 Spate Jahre als Herzog von Bayern 3 Ikonographie 4 Literatur 5 AnmerkungenZeitgeschichtlicher Hintergrund BearbeitenMit Ottos Vater Ludwig IV dem Bayern stellten die Wittelsbacher 1314 erstmals den romisch deutschen Konig Ludwig der sich erst nach langem Ringen gegen seinen Konkurrenten Friedrich den Schonen aus dem Hause Habsburg durchgesetzt hatte baute die Hausmacht seiner Familie planvoll aus Zusatzlich zu den angestammten Besitzungen in Bayern und der Pfalz erwarb er Brandenburg und Tirol sowie Holland Seeland und den Hennegau Nach seinem Tod 1347 fielen diese Gebiete an seine sechs Sohne Ludwig den Brandenburger Stephan II Ludwig den Romer Wilhelm I Albrecht I und Otto V Das Todesjahr Ludwigs IV 1347 stellt einen Einschnitt in der Geschichte Europas dar Der Schwarze Tod eine Pestepidemie ungeahnten Ausmasses verbreitete sich auf dem ganzen Kontinent Zu den verheerenden okonomischen und demografischen Auswirkungen der Pest trat der 1337 ausgebrochene Hundertjahrige Krieg zwischen England und Frankreich Auch der Einfluss der Kirche die sich 1378 im Avignonesischen Schisma fur vier Jahrzehnte spaltete ging zuruck Wegen dieser Entwicklungen spricht man fur die Zeit in die Otto geboren wurde auch von der Krise des Spatmittelalters Zunachst setzten Ottos altere Bruder die Reichspolitik ihres verstorbenen Vaters fort Erst im Februar 1350 erkannten auch die Wittelsbacher Karl IV als neuen Konig an und verpflichteten sich ihm die Reichskleinodien auszuliefern Leben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Otto war ein Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern mit Margarete von Holland Ein Jahr nach seiner Geburt starb sein Vater und Otto wuchs in der niederlandischen Heimat seiner Mutter unter Vormundschaft seines Bruders Ludwig V auf Ein Grund fur den schweren Konflikt seiner Mutter mit seinem Bruder Wilhelm um die Niederlande ab 1350 waren auch die ausbleibenden Gelder die fur Ottos Versorgung bestimmt waren Ihrem kleinen Sohn Otto hatte sie zudem bereits mit der Anwartschaft auf die Burggrafschaft Seeland mit der Herrschaft Voorne bedacht aus der sie nach dem Tod von Mechtild Herrin von Voorne 1372 Einnahmen von 4000 Pfund an Turnosen lukrieren wurde 1 Im Dezember 1351 gab Ludwig V die Mark Brandenburg mit dem Luckauer Vertrag an seine Bruder Ludwig VI den Romer und Otto im Tausch gegen die Herrschaft in Oberbayern Ludwig der Romer der gegen den Bruder Wilhelm auf Seiten der Mutter stand konnte in deren Kampf um die Niederlande dann zuletzt immerhin Ottos spater mit Geld abgelosten Anspruch auf die Herrschaft Voorne und die Burggfschaft Seeland sichern Im Januar 1356 wurde Ludwig die Kurfurstenwurde sowie das Erzamt des Erzkammerers bestatigt die Kaiser Karl IV durch die Goldene Bulle fest mit der Markgrafenwurde von Brandenburg verband 2 Dadurch wurden jedoch nur bereits lange bestehende Gegebenheiten offiziell festgeschrieben Ab 1360 wurde dann der herangewachsene Otto nominell an der Herrschaft in Brandenburg beteiligt Kurfurst von Brandenburg Bearbeiten Mit dem Tode Ludwigs des Romers Anfang 1365 ubernahm Otto die Regentschaft in Brandenburg und reiste im Marz von Prag aus in die Mark Durch die Finanzlage und die Politik seines Bruders war Otto zunachst an Kaiser Karl IV gebunden auch schwachte der gleichzeitige Tod von Ludwigs Hauptmann Friedrich von Lochen den Wittelsbacher Bereits zwei Jahre zuvor hatte der Kaiser mit den kinderlosen Brudern vertraglich die Nachfolge seines Sohnes Wenzel als Kurfurst fur den Fall ihres Todes ohne Nachkommen vereinbart Ludwig war mit seinen bayerischen Brudern Stephan und Albrecht wegen der Kur und der bayerischen Erbfolge nach dem Tode ihres Neffen Meinhard in Streit geraten was Karl IV zielstrebig fur die Vergrosserung seiner Hausmacht ausnutzte nachdem auch Otto 1364 auf seine angestammten Rechte in Bayern gepocht hatte 3 Am 19 Marz 1366 schloss Otto mit der sogenannten Doppelhochzeit von Prag die Ehe mit Katharina von Luxemburg 1342 1395 der zweiten Tochter Karls IV die zuvor bereits seit 1357 mit Rudolf IV von Osterreich 1339 1365 verheiratet gewesen war Am gleichen Tag fand auch die Vermahlung zwischen Katharinas Schwester Elisabeth die fur Otto ursprunglich als Braut angedacht war und dem Habsburger Albrecht III Herzog von Osterreich den jungeren Bruder Rudolfs IV statt der am 26 Marz 1366 ebenfalls einen Erbvertrag mit dem Haus Luxemburg bestatigte Ottos Ehe die nur aus politischen Grunden geschlossen wurde um Karls Machtambitionen in Brandenburg durchzusetzen blieb kinderlos Katharina lebte auch wahrend der Ehe weiterhin in Prag wo sich nun allerdings auch Otto oft aufhielt Otto ubergab nach der Trauung seinem Schwiegervater weitgehend die Verwaltung der durch Hungersnote und Fehden verarmten Mark Brandenburg fur sechs Jahre Ottos Herrschaft war jedoch durchgehend von einer regen Urkundentatigkeit gekennzeichnet 4 ansonsten vernachlassigte er die Regierungsgeschafte und zog Vergnugungen vor 1367 gab er die Mark Lausitz Niederlausitz die zuvor schon an die Wettiner verpfandet war an Karl IV als Pfand Ein Jahr spater verkaufte er die Stadt Deutsch Krone an den polnischen Konig Kasimir den Grossen Daruber hinaus lag Otto in standigem Streit mit Pommern Mecklenburg und Sachsen Lauenburg um alte Lehensrechte und Besitzungen In der Folge verschlechterte sich die Beziehung zu Karl IV Schon 1370 soll Karl wahrend der Hochzeitsfeierlichkeiten Wenzels mit Ottos Nichte Johanna Druck auf den brandenburgischen Kurfursten ausgeubt haben der sich seit 1368 zusehends von Karl emanzipiert hatte und dabei Unterstutzung beim heimischen Adel fand 5 Otto hatte auch wahrend des zweiten Italienzugs des Kaisers 1368 69 die landfremden von Karl eingesetzten Brandenburger Rate entfernt Weder verliess Otto nun die Mark fur langere Zeit noch bestellte er einen Vertreter auch fand er Unterstutzung bei den Bischofen von Havelberg und von Brandenburg Die Zustande in dem kunftig fur seinen Sohn Wenzel vorgesehenen Kurfurstentum veranlassten Karl IV im Juni 1371 zum Einmarsch in Brandenburg Otto setzte sich jedoch schon zuvor gegen Karl zur Wehr da er sich nicht damit abfand zu Lebzeiten enterbt zu werden Mit seinem bayerischen Bruder Stephan II hatte Otto sich bereits auf dem Nurnberger Reichstag im September 1370 versohnt Zusammen mit Stephan ging er nun gegen Karl vor und liess Stephans zweitem Sohne seinem Neffen Friedrich im April 1371 durch die traditionell pro wittelsbachischen neumarkischen Stande huldigen und veroffentlichte im Juni eine Klageschrift gegen den Kaiser Danach kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen bei denen Karl mit dem Erzbistum Magdeburg Pommern Mecklenburg und Sachsen Wittenberg verbundet war wahrend die Wittelsbacher auf die Hilfe der Wettiner in Meissen und auf Pilgrim von Salzburg sowie Ludwig I von Ungarn zahlen konnten Teile der Mark verpfandete Otto nun an Friedrich um Geldmittel zu erhalten 6 Im Oktober wurde in Pirna ein Waffenstillstand geschlossen der bis Pfingsten 1373 dauerte 7 Wahrenddessen gab es keine nennenswerten Absetzbewegungen des Brandenburger Adels von Otto Bei den anschliessend wieder aufgeflammten Kampfen der Hauser Luxemburg und Wittelsbach um das Kurfurstentum Brandenburg wurde die Kathedrale in Lebus 1373 durch Truppen Karls IV zerstort nbsp Das Heilige Romische Reich in der Mitte des 14 Jahrhunderts 1363 1369 fiel Tirol an die Habsburger 1373 ging auch Brandenburg den Wittelsbachern wieder verloren Die niederlandischen Grafschaften brachte 1433 Burgund an sich Karl gelang es jedoch 1372 die Verlobung seines erst 4 jahrigen Sohnes Sigismund mit der Erbin Konig Ludwigs von Ungarn zu arrangieren Erst nachdem daraufhin Ludwig von Ungarn der als Nachfolger Kasimirs auch Konig von Polen war die Seiten wechselte ging mit dem im August 1373 durch den Vertrag von Furstenwalde besiegelten Verkauf der Kurmark fur 500 000 Gulden an Karl IV die Mark Brandenburg schliesslich auch de jure an die Luxemburger uber Otto behielt jedoch nach dem Vertrag die Kurwurde bis an sein Lebensende sowie das Erzkammereramt Sogar den Titel eines Markgrafen von Brandenburg konnte Otto behalten Otto fuhrte dann 1376 bei Wenzels Konigswahl die noch zu Lebzeiten Karls erfolgte tatsachlich die brandenburgische Kurstimme wenn auch nachtraglich Spate Jahre als Herzog von Bayern Bearbeiten Daruber hinaus wurde Otto mit nordgauischen Besitzungen durch Karl IV entschadigt der damit sein Projekt Bohmen nach Westen auszudehnen weitgehend aufgab Karl IV gab seinem Schwiegersohn Schlosser Stadte und Land Flozz Hirsaw Sultzpach Rosenberg Neitstein Harsprugk und Lauffen Holenstain Hochenfels gegen eine Pfandsumme von 100 000 fl behielt sich aber den strategisch wichtigen Stutzpunkt Rothenberg und den Rednitzubergang Erlangen vor Durch diese Massnahme Karls wurde das spater von Historikern Neubohmen genannte Land in der Oberpfalz das Ottos Vetter Kurfurst Ruprecht einst an Bohmen gegeben hatte geteilt Der sudliche Teil mit der bisherigen Hauptstadt Sulzbach kam wieder an die Wittelsbacher das nordliche restliche Territorium blieb bei Bohmen bis Karls Sohn Wenzel es spater ebenfalls diesmal an den Pfalzer Wittelsbacher Konig Ruprecht verlor Auch die seit 1355 umstrittene Burg Donaustauf fiel wieder an die Wittelsbacher Nach seiner Entmachtung in Brandenburg lebte Otto in Bayern wo ihn sein Bruder Stephan II als Mitregenten anerkannte Seine neuen nordgauischen Besitzungen brachte Otto in die gemeinsame Herrschaft ein Durch die hohen Entschadigungssummen fur Tirol und Brandenburg gelangen den Herzogen spater weitere Erwerbungen zur Abrundung ihres Territoriums so in Niederbayern Gebiete um die Herrschaften Julbach und Erneck bei Simbach 1377 Ratzenhofen bei Abensberg 1377 und Baumgarten 1379 Auch danach wurden noch weitere ehemalige Adelsherrschaften innerhalb Bayerns erworben Katharina lebte zeitweise mit ihrem Mann in Munchen jedoch bald immer wieder haufiger bei ihrem Vater in Prag Die Ehe zwischen Katharina und Otto verlief unglucklich vor allem wegen der Kinderlosigkeit des Paares Der Wittelsbacher warf Karl IV vor er habe ihn wissentlich mit einer unfruchtbaren Frau verheiratet um den im Erbvertrag von 1363 geregelten Erbfall der Mark Brandenburg an Bohmen zu beschleunigen So kam es auch dass Otto eine nicht standesgemasse Liebesbeziehung mit einer Mullerin einging und Katharina sich spater neben ihrem ersten Mann in Wien begraben liess nbsp Stephans und Ottos Herrschaftsgebiet 1375Nach Stephans Tod 1375 teilte sich Otto die Herrschaft in Bayern mit dessen drei Sohnen die ihn spater auch beerbten Otto verwaltete dabei gemeinsam mit Friedrich das reiche Niederbayern mit seiner Hauptstadt Landshut Die vier Herzoge hatten sich mit der Landesteilung von 1376 darauf geeinigt dass zunachst Oberbayern von Stephan III und Johann II und Niederbayern von Friedrich und Otto verwaltet wurde Damit keine der beiden Parteien benachteiligt wurde sollten die Regierungsgebiete im Zweijahresturnus wechseln Diese ungewohnliche Regelung wurde jedoch nicht verwirklicht stattdessen erfolgten Ausgleichszahlungen Otto nahm 1377 an einer Pilgerfahrt ins Heilige Land teil und erhielt den Ritterschlag am Heiligen Grabe 8 Am beginnenden Konflikt mit dem Schwabischen Stadtebund der auch durch Ottos brandenburgische Entschadigungszahlungen ausgelost wurde beteiligte er sich nicht Ende 1379 starb Otto auf der Burg Wolfstein bei Landshut Seine sterblichen Uberreste wurden im Kloster Seligenthal bei Landshut beigesetzt 9 Ikonographie BearbeitenStandbild von Adolf Brutt fur die Siegesallee mit den beiden Portrats Thilo von Brugge und Thilo von Wardenberg enthullt am 22 Marz 1899 als Denkmalgruppe 12 Eine Karikatur des Standbildes zeichnete Lyonel Feininger Literatur BearbeitenFelix Escher Otto V der Faule In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 677 f Digitalisat Emil Theuner Otto mit dem spateren Beinamen der Faule In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 24 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 663 669 Anmerkungen Bearbeiten Heinz Thomas in Frauen des Mittelalters in Lebensbildern hrsg von Karl Rudolf Schnith Styria Graz Wien Koln 1997 S 289 292 Alphonse Wauters Marguerite de Hainaut In Biographie Nationale de Belgique Bd 13 1894 95 Sp 637 640 Vgl Alexander Begert Die Entstehung und Entwicklung des Kurkollegs Von den Anfangen bis zum fruhen 15 Jahrhundert Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 3 428 13222 X S 139 Jan Winkelmann Die Mark Brandenburg des 14 Jahrhunderts 2011 ISBN 978 3 86732 112 9 S 204 Jan Winkelmann Die Mark Brandenburg des 14 Jahrhunderts 2011 ISBN 978 3 86732 112 9 S 206 208 Jan Winkelmann Die Mark Brandenburg des 14 Jahrhunderts 2011 ISBN 978 3 86732 112 9 S 81 Franz Schneider Geschichte der formellen Staatswirtschaft von Brandenburg Preussen 1952 ISBN 978 3 428 01352 4 S 22 Jan Winkelmann Die Mark Brandenburg des 14 Jahrhunderts 2011 ISBN 978 3 86732 112 9 S 81 Valmar Cramer Der Ritterorden vom Hl Grabe von den Kreuzzugen bis zur Gegenwart J P Bachem Koln 1952 S 19 Zu Ottos Tod und Grablege Helga Czerny Der Tod der bayerischen Herzoge im Spatmittelalter und in der fruhen Neuzeit 1347 1579 Vorbereitungen Sterben Trauerfeierlichkeiten Grablegen Memoria Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Band 146 C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 10742 7 S 95 96 zugleich Dissertation Universitat Munchen 2004 VorgangerAmtNachfolgerLudwig IV der BayerHerzog von Ober Bayern 1347 1351Ludwig V der BrandenburgerLudwig I der Brandenburger bis 1351 undLudwig II der Romer bis 1364 1365 Markgraf bzw Kurfurst von Brandenburg 1351 1373 de jure 1364 1365 1371 de facto WenzelStephan II Herzog von Bayern Landshut 1373 1379Johann II Stephan III und FriedrichNormdaten Person GND 124868878 lobid OGND AKS VIAF 3416995 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Otto V ALTERNATIVNAMEN Otto der FauleKURZBESCHREIBUNG Kurfurst von BrandenburgGEBURTSDATUM 1346STERBEDATUM 15 November 1379STERBEORT Burgruine Wolfstein Isar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto V Bayern amp oldid 238188386