www.wikidata.de-de.nina.az
Oferdingen ist ein Stadtteil der Kreisstadt Reutlingen Der gut 2400 Einwohner zahlende Ort liegt im Neckartal zwischen der Gemeinde Pliezhausen und der Reutlinger Kernstadt Die ehemals selbststandige Gemeinde Oferdingen wurde 1971 zu Reutlingen eingemeindet OferdingenStadt ReutlingenEhemaliges Gemeindewappen von OferdingenKoordinaten 48 33 N 9 12 O 48 548333333333 9 2072222222222 331 Koordinaten 48 32 54 N 9 12 26 OHohe 331 m u NHNFlache 3 17 km Einwohner 2405 Mai 2022 1 Bevolkerungsdichte 759 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1971Postleitzahl 72768Vorwahl 07121Ortseingang von Oferdingen aus Richtung ReicheneckOrtseingang von Oferdingen aus Richtung ReicheneckOferdinger Rathaus Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Mittelalter Grafen von Achalm 2 2 Spatmittelalter und fruhe Neuzeit 2 3 Neuzeit 3 Religionen 4 Wappen 5 Kultur und Sehenswurdigkeiten 5 1 Regelmassige Veranstaltungen 6 Wirtschaft und Infrastruktur 6 1 Verkehr 6 2 Bildung 7 Personlichkeiten 7 1 Sohne und Tochter der Gemeinde 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenOferdingen liegt rund sechs Kilometer nordlich der Reutlinger Innenstadt am rechten Ufer des Neckars Angrenzende Orte sind die Gemeinde Pliezhausen im Norden sowie die Reutlinger Stadtteile Mittelstadt im Nordosten Reicheneck im Sudosten Rommelsbach im Suden und Altenburg im Westen Geschichte BearbeitenMittelalter Grafen von Achalm Bearbeiten Im Grafengeschlecht von Achalm Urach gab es einen Edlen mit Namen Onfried wovon sich der Ortsname Oferdingen ableitete Auf einem Sporn uber dem Neckar und dem Reichenbach befand sich seine Burg von der noch Reste im Pfarrhaus und im Turm der evangelischen Clemenskirche erhalten sind Diese Anlage war Teil der Konigspfalz castellum onfridinga die sich uber Altenburg und Oferdingen erstreckte Die Oferdinger Altenburger Pfalz ist als Schauplatz eines Gerichtstages im Jahr 914 anzusehen in dessen Verlauf Konig Konrad I den schwabischen Herzog Erchanger verbannte In diesem Zusammenhang findet sich die erste urkundliche Erwahnung Oferdingens 1089 wurde das Kloster Zwiefalten gegrundet und die Achalmgrafen Kuno von Wulflingen und Liutold von Achalm Urach die keine Erben hatten vermachten die Halfte ihrer Habe dem Kloster Der Neffe Graf Werner von Gruningen bekam die andere Halfte sowie die ganze Achalmburg samt Dienstpersonal Damit der Neffe dem Kloster Zwiefalten die geschenkten Guter nicht streitig machen konnte wurde 1089 der Bempflinger Vertrag geschlossen In diesem Vertrag wurden die 54 Orte aufgelistet die von der Schenkung betroffen waren darunter auch Oferdingen 1291 wird mit dem Niederadeligen Hermann von Ufridingen ein Adelsgeschlecht erwahnt das sich nach dem Ort benannte Es tritt letztmals 1386 auf 1282 soll Graf Albert von Hohenberg in Oferdingen Onfridingen seine Hochzeit mit der Grafin Margarete von Furstenberg gefeiert haben Die Grafen von Hohenberg besassen noch im 14 Jahrhundert Lehensbesitz im Ort So trug Mitte des genannten Jahrhunderts Fritz von Lustnau ein dem Grafen Burkhard von Hohenberg gehorender Hof zu Lehen Den Pfarrsatz verkaufte das Kloster Zwiefalten um 1332 an Berthold vom Stain dieser wiederum an die Johanniterkomturei Rohrdorf 1342 gelangte Oferdingen mit der Pfalzgrafschaft Tubingen an Wurttemberg Oferdingen liegt an einem alten Neckarubergang an dem im 14 Jahrhundert der Bau einer ersten Neckarbrucke erfolgte Die Lage der Nachbargemeinde Altenburg ist durch die alte und wichtige Verbindungsstrasse gekennzeichnet die zwischen den romischen Kastellen Kongen und Rottenburg verlief und auch im fruhen Mittelalter benutzt worden ist 2 Spatmittelalter und fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp KircheNeben den Grafen und Herzogen von Wurttemberg besassen auch das Spital der Reichsstadt Reutlingen die Kloster Bebenhausen ein Hof Zwiefalten und Pfullingen Grundbesitz in Oferdingen Die geistlichen Guter kamen spatestens mit der Sakularisation an Wurttemberg d h ihre Gefalle gingen an die Kellerei Tubingen uber 1809 wurde ein Hof der Johanniterkommende Rohrdorf verstaatlicht Ebenso wie sein Filial Rommelsbach war auch Oferdingen infolge der Pest in den Jahren 1609 1611 fast ausgestorben 1609 starben 103 Menschen daran 1611 mogen noch 60 Menschen uberlebt haben Im Filial Altenburg starben zur selben Zeit 55 Menschen Auch 1634 35 brach die Pest aus Sie wurde von spanischen Soldnern eingeschleppt Im Dreissigjahrigen Krieg bot der Ort wegen seiner gunstigen Lage und der Neckarbrucke ein vorzugliches Quartier Vor dem Sturm des Obristen Walter Butler auf Urach am 12 November 1634 lagen in und um Oferdingen katholische Verbande Herzog Eberhard III war nach der Schlacht bei Nordlingen ins Strassburger Exil geflohen Wurttemberg wurde damals von dem kaiserlichen Statthalter Karl Ludwig Ernst von Sulz verwaltet Im April 1638 drangen einige weimarische Abteilungen unter Taupadel und Schaffalitzky durch den Schwarzwald vor und besetzten wichtige Stadte in Wurttemberg u a Tuttlingen Balingen Tubingen Urach Stuttgart Sie wollten die geraubten Kloster und Pfandschaften und damit das gesamte Herzogtum wieder dem rechtmassigen Herren Eberhard III zuruckgeben Dieser stand nach langen kraftzehrenden Verhandlungen kurz vor der Ruckkehr in sein um die Halfte verkleinertes Territorium Bernhard von Schaffalitzky der in Urach weilte ergriff die Gelegenheit und verhandelte sogleich mit verschiedenen Stadten wegen der Landesverteidigung Am liebsten hatte er das Landesaufgebot ausgehoben und es Eberhard III zugefuhrt Das Unternehmen liess sich gut an Die wurttembergischen Bauern liefen den Befreiern scharenweise entgegen und erboten sich die Waffen zu ergreifen wenn der Herzog nur selbst erscheine 3 Doch als in Reutlingen einer ihrer Radelsfuhrer aufs Rad geflochten wurde und der Kaiser seinen Heerfuhrer Johann Graf von Gotz auf den Weg schickte erlosch die anfangliche Begeisterung im Volk so schnell wie sie aufgeflackert war Derweil hielt die kaiserliche Armee mit 16 000 Mann auf dem Tubinger Worth beeindruckende Heerschau Die Weimarer hatten sich sehr rasch aus dem Staub gemacht und verliessen neben Tubingen nun auch Rottenburg am Neckar Im gotzschen Heer zog damals auch Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen der spater seinen Simplicissimus verfasste Auch die kleine weimarsche Besatzung von Urach wollte sich eilends mit Bernhard von Sachsen Weimars Hauptmacht vereinen die bei Tuttlingen aufzog Am 20 April 1638 stellten sich die Kaiserlichen bei Sondelfingen ihnen in den Weg Schaffalitzkys Einheit wurde aufgerieben und bis auf wenige Manner vernichtet Der Kampf tobte so heftig dass am nachsten Morgen tote Kinder auf den Strassen aufgelesen werden mussten Auch in Oferdingen erlebt man hierauf das Grauen Als bayerische Soldaten am 21 April uber den Neckar abzogen zundeten sie den Flecken an Kirche Pfarr und Messnerhaus wurden ein Raub der Flammen Das neue Oferdinger Kirchenbuch beginnt mit den Worten Angefangen nach geschehenem hochschadlichem Brand als der Fleck durch das bayerische Kriegsvolk jammerlich abgebrannt im Feuer zugleich mit verdorben alle Kirchengerat und dann auch das Taufbuch im Jahr 1638 den 21 April Glucklicherweise waren die meisten Bewohner zuvor nach Reutlingen geflohen Am 4 Mai erreichte Gotz die Reichsstadt Rottweil Weimar erschien mit der gesamten Reiterei doch Gotz wich geschickt uber das Kinzigtal aus Schliesslich stellte ihn Weimar zur Schlacht bei Wittenweiher Gotz verliess schwer gebeutelt das Feld und musste sich nach Wurttemberg zuruckfallen lassen Im Vorfeld der Schlacht bei Tuttlingen im Jahre 1643 wurde Oferdingen Schauplatz eines Gefechts Die Weimarer und Franzosen Graf von Sayn Wittgenstein und Obrist Friedrich Ludwig Kanoffski die hier lagerten wurden von Johann von Werths Reiterei uberfallen Mit 2000 Mann warf er die Wachen der Franzosen zuruck und zundete den Ort abermals an Werth erbeutete das gesamte Gepack und 800 Pferde verlor aber selbst uber 100 Mann Wahrend des Spanischen Erbfolgekriegs kam es zu Truppendurchzugen und Einquartierungen Zwischen 13 und 29 Mai 1703 lagerten Truppen des Kaiserlichen Generals Hermann Otto II von Limburg Styrum in der Gegend um Nurtingen zu welchen sich auch Herzog Eberhard Ludwig von Wurttemberg mit seinen Haustruppen hinzugesellte Vereint mit etwa 10 000 Mann nahm Eberhard Ludwig am 2 bis 5 Juni das Hauptquartier im benachbarten Rommelsbach ein Daraufhin teilten sich die Streitkrafte Wahrend sich die Kaiserlichen Truppen in der Schlacht bei Hochstadt den Franzosen und Bayern stellten vereinigten sich die Wurttemberger bei Haunsheim mit dem Reichsfeldmarschall Ludwig Wilhelm von Baden 4 5 Der heutige alte Friedhof wurde 1626 sudlich am Ort angelegt Der alte Begrabnisplatz am Kirchhof war nach der Pestzeit unvorteilhaft und zu klein geworden 1655 wurde die Oferdinger Kirche zusammen mit dem Pfarrhaus neu errichtet Neuzeit Bearbeiten Das Rathaus wurde 1783 erbaut Das 1816 errichtete Schulhaus heutiger Kindergarten enthielt zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters 1867 hatte Oferdingen 464 Einwohner 6 Bis 1938 gehorte Oferdingen dem Oberamt Tubingen an das hierauf im Landkreis Tubingen aufging Am 1 Januar 1971 wurde Oferdingen im Zuge der Gemeindereform in die Stadt Reutlingen eingemeindet 7 Von 1928 bis 1970 war der Ort ferner durch die Strassenbahn Reutlingen mit der Kernstadt verbunden Zu Konflikten kam es in Oferdingen wahrend der Fluchtlingskrise in Deutschland 2015 2016 Der Bezirksburgermeister des Reutlinger Stadtteils Ralph Schonenborn trat im Oktober 2015 von seinem Amt zuruck 8 Als Grund nannte er wiederholte Anfeindungen gegen sich und seine Frau weil er sich dafur eingesetzt hatte eine Sammelunterkunft fur uber 70 Fluchtlinge auf einem zentralen Grundstuck in Oferdingen einzurichten Der Bezirksgemeinderat lehnte die Plane jedoch ab und forderte Schonenborns Rucktritt Schonenborn berichtet in seinem Rucktrittsschreiben dass er sich Verunglimpfungen und Drohungen aus der Oferdinger Bevolkerung ausgesetzt sah 9 Eine sogenannte Fluchtlingsinitiative wollte erreichen dass kein Containerdorf in Oferdingen gebaut wird sondern dass die Menschen dezentral untergebracht werden Dafur sammelte die Initiative 700 Unterschriften im 2400 Einwohner Ort 10 Religionen BearbeitenDie meisten Einwohner der Gemeinde Oferdingen sind evangelisch Es gibt eine evangelische Kirche die Clemenskirche Sie besitzt einen eigenen Pfarrer 11 Wappen BearbeitenBlasonierung Unter blauem Schildhaupt darin drei sechsstrahlige goldene Sterne in Gold eine dreilatzige rote Fahne Hauptartikel Liste der Wappen mit dem Emblem der Pfalzgrafen von TubingenKultur und Sehenswurdigkeiten BearbeitenRegelmassige Veranstaltungen Bearbeiten Maibaumstellen mit Schwalben am 30 April Maifest am 1 Mai Tanz unter dem Maibaum Birkholzlesturnier Weinfest Fischerhockete Dorffest alle zwei Jahre TSV Sportlerball Tanzabend in der Turn und Festhalle Oferdingen Erntedankfest mit GottesdienstWirtschaft und Infrastruktur BearbeitenVerkehr Bearbeiten Es besteht eine direkte Anbindung an die B 297 Nurtingen Tubingen Uber die Nachbarorte Altenburg und Rommelsbach besteht eine Verbindung zur B 464 B 27 in Richtung Stuttgart Oferdingen ist an das Stadtbusnetz der Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft angeschlossen Die Linie 1 verbindet den Ort mit Reutlingen und Eningen uber Pliezhausen Rubgarten Pliezhausen und Walddorfhaslach Die Schnellbuslinie X3 verkehrt von Pfullingen uber Reutlingen und Oferdingen zum Flughafen Stuttgart und zur Messe Stuttgart Bildung Bearbeiten In Oferdingen gibt es eine Grundschule mit rund 100 Schulern Personlichkeiten BearbeitenSohne und Tochter der Gemeinde Bearbeiten Albert von Kolb 1817 1876 Oberamtmann Landtagsabgeordneter Dominik Kuhn Dodokay 16 September 1969 in Reutlingen Produzent Regisseur Sprachkunstler Voice Artist Musiker und Ubersetzer Ines Martinez Ines Fuldner 3 Februar 1966 in Frankfurt besuchte in Oferdingen die Grundschule Sangerin Kabarettistin und Moderatorin 12 Literatur BearbeitenOferdingen In Christoph Friedrich von Stalin Hrsg Beschreibung des Oberamts Tubingen Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 49 H Lindemann Stuttgart 1867 S 442 447 Volltext Wikisource Gemeindeverwaltung Oferdingen Hrsg Oferdingen Bilder aus vergangenen Zeiten Gebundene Ausgabe ISBN 3 89570 899 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oferdingen Sammlung von Bildern Offizielle Internetprasenz des StadtteilsEinzelnachweise Bearbeiten Einwohnerzahl Stadt Reutlingen Abgerufen am 25 September 2022 Die deutschen Konigspfalzen Band 3 Teil 4 von Thomas L Zotz Max Planck Institut fur Geschichte Gottingen Allemagne Gerhard Assfahl Bernhard Schaffalitzky von Muckendel in Lebensbilder aus Schwaben und Franken 12 Band Kohlhammer Verlag Stuttgart 1972 Geschichte der innerhalb der gegenwartigen Granzen des Konigreichs von Carl von Martens Stuttgart 1847 Geschichte der Achalm und der Stadt Reutlingen in ihrer Bande 1 2 von Carl Christian Gratianus Tubingen 1831 Beschreibung des Oberamts Tubingen Herausgegeben von dem Koniglichen statistisch topographischen Bureau Stuttgart H Lindemann 1867 Statistisches Bundesamt Hrsg Historisches Gemeindeverzeichnis fur die Bundesrepublik Deutschland Namens Grenz und Schlusselnummernanderungen bei Gemeinden Kreisen und Regierungsbezirken vom 27 5 1970 bis 31 12 1982 W Kohlhammer Stuttgart Mainz 1983 ISBN 3 17 003263 1 S 531 Reutlinger General Anzeiger Ralph Schonenborn tritt zuruck SWR Bezirksburgermeister von Oferdingen tritt zuruck Drohungen nach Arger uber Fluchtlingsheim Oferdinger Rucktritt und Reaktionen Wie Bezirksburgermeister Ralph Schonenborn seinen Ruckzug begrundet Kirchenfuhrer Clemenskirche Oferdingen Homepage von Ines MartinezStadtteile von Reutlingen Altenburg Betzingen Bronnweiler Degerschlacht Gonningen Mittelstadt Oferdingen Ohmenhausen Reicheneck Reutlingen Mitte mit Betzenried Burgholz Efeu Georgenberg Gmindersdorf Hohbuch Innenstadt Katzensteg Lerchenbuckel Orschel Hagen Oststadt Honauer Bahn Ringelbach Romerschanze Schafstall Storlach Weststadt Tubinger Vorstadt und Voller Brunnen Rommelsbach Sickenhausen Sondelfingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oferdingen amp oldid 239372159