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Die Masuren maz Mazury sind eine durch Einwanderung gemischte Volksgruppe im sudlichen Teil Ostpreussens dem heute polnischen Masuren Das Kreuz auf dem Heldenfriedhof Jagerhohe bei Angerburg Inhaltsverzeichnis 1 Sprache 2 Masowien 3 Preussen 3 1 19 Jahrhundert 3 2 20 Jahrhundert 4 Volksrepublik Polen 5 Masurische Schriftsteller 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSprache BearbeitenZu Beginn des 19 Jahrhunderts sprachen fast alle Masuren Masurisch das ein westslawischer Dialekt mit altpreussischen und deutschen Einflussen ist Durch das preussische Schulwesen und den Kontakt mit Deutschsprachigen sank seine Bedeutung Vor allem die evangelischen Pfarrer setzten sich jedoch fur seine Erhaltung ein Im Laufe des 19 Jahrhunderts ging der Gebrauch des Masurischen stetig zuruck Es hielt sich aber in abgelegenen Teilen Masurens bis in den Zweiten Weltkrieg Was den Masuren kennzeichnet ist in der Hauptsache seine polnische Abstammung seine deutsche Schulung seine slavischen Sitten und Gewohnheiten seine deutsche Tradition sein polnischer Familien und sein deutscher Vorname seine polnische Sprache und seine deutsche Schrift das polnische Sprichwort das deutsche Lied die slavische Religiositat die evangelische Konfession Adolf Schimanski 1 Masowien Bearbeiten nbsp Masurischer Fischer Hauptartikel Deutschordensstaat und Herzogtum Preussen Als ursprunglich freies von den Polen unabhangiges Volk siedelten die Masowier auf dem rechten Weichselufer sudlich der preussischen Grenzen bis uber Warschau hinaus Um das Jahr 1000 fasste Furst Boleslaw Chrobry die westslawischen Volker vorubergehend zusammen 1207 wurde Masowien wieder unabhangig Wenig spater begann mit der Eroberungs und Siedlungstatigkeit des Deutschen Ordens die wechselvolle Geschichte des Herzogtums Masowien Nachdem er 1273 den letzten grossen Aufstand der Prussen niedergeschlagen hatte wurde das Land planmassig besiedelt Aus Burgen und Lischken wurden Stadte Bei der Landverteilung wurden deutsche Bauern mit den wichtigsten Einzelbesiedlungen betraut Bis 1526 konnte Masowien unter Oberhoheit Polens seine staatliche Selbstandigkeit bewahren Von Polen einverleibt erwies es kolonisatorischen Einfluss nicht nur auf das sudliche Ostpreussen sondern auch auf polnische Gebiete 2 Ganz anders lagen die Verhaltnisse im sudostlichen Grenzraum In der Grossen Wildnis lebten nur Fischer Jager Beutner und Holzfaller Die deutsche Einwanderung in diesen Teil des Ordensstaates reichte bald nicht mehr fur eine Besiedlung Nach der verlorenen Schlacht bei Tannenberg 1410 besichtigte eine Ordenskommission 1424 das Grenzgebiet in Hinblick auf mogliche Dorfanlagen Bereits dort lebende Masowier bewarben sich um die Ansiedlung Bei der immer bedrohten Grenze und dem Siedlermangel beschloss die Ordensfuhrung sie als dienst und zinspflichtige Siedler aufzunehmen 1428 stellte der Komtur von Balga die Urkunden fur die drei ersten Guter aus Kissaken Sokollen und Kowalewen Zu den ersten Zinsdorfern gehorten Belzonzen und Gehlenburg Ab 1428 zog ein Einwandererstrom von Masowiern in das Gebiet des spateren Kreises Johannisburg Der Dreizehnjahrige Krieg unterbrach das Siedlungswerk Johannisburg hatte zwar schon im Mai 1451 von Hochmeister Ludwig von Erlichshausen die Handfeste erhalten die Stadtgrundung wurde aber erst 1645 verwirklicht 2 Nach dem Zweiten Frieden von Thorn behielt der Orden freie Hand in der Grossen Wildnis Er verstarkte die dortige Siedlung um aus vermehrten Einkunften seine Schulden bezahlen zu konnen Die Guter waren kleiner als in der ersten Siedlungsphase So erreichte die masowische Einwanderung gerade in jener Zeit eine langsame Stetigkeit Als Masowien 1526 dem Konigreich Polen einverleibt wurde begann der Kampf der katholischen Kirche gegen die Reformation Unter seinem Druck emigrierte ein Teil des masowischen Kleinadels in das sudliche Ostpreussen Mit diesen Glaubensfluchtlingen begann die dritte Phase der masowischen Einwanderung Unter Herzog Albrecht wurden noch Guter und Dorfer gegrundet unter seinen Nachfolgern kam die Siedlung zum Erliegen 2 So waren die meisten Masowier Lutheraner Eine Ausnahme bildete das Gebiet um Allenstein das zum Furstbistum Ermland gehorte und katholisch blieb Nach der Tannenberg Schlacht war die Siedlungslage im westlichen Masuren ganz anders als im ostlichen Es ging nicht um eine Neukolonisation der Wildnis sondern um eine Schliessung der Lucken im Dorferbestand Fremde brauchten zunachst nicht ins Land geholt zu werden nach dem Dreizehnjahrigen Krieg war dieses aber verwustet und entvolkert Zugleich war ein grosser Teil der alten Ordensdorfer in Handen neuer Adelsgeschlechter Die Menschenleere und die abgesturzten Bodenpreise lockten auch ohne staatliches Zutun Zuwanderer aus dem intakt gebliebenen Masowien Das nordlich anschliessende Ermland war nach dem Zweiten Thorner Frieden zwar aus dem Verbund des Ordensstaates gelost worden siedlungsmassig entwickelte er sich aber parallel Vor 1466 gab es nur wenige Spuren polnischer Zuwanderung Erst gegen Ende des 15 Jahrhunderts wurde eine planmassige Wiederbesetzung des Landes eingeleitet Den Hohepunkt erreichte die masowische Einwanderung in den vier Jahren nach dem Reiterkrieg 2 Preussen Bearbeiten Hauptartikel Herzogtum Preussen und Konigreich Preussen Im 17 Jahrhundert bahnte sich ein Umschwung zugunsten des Deutschtums an Im Vertrag von Wehlau erlangte der Grosse Kurfurst die volle Souveranitat uber Preussen Die polnische Lehnshoheit war beendet Indem sich die politischen Machtverhaltnisse im Osten verschoben trat das deutsche Element wieder starker zutage Friedrich Wilhelm I grundete Bialla 1722 und Arys 1726 2 19 Jahrhundert Bearbeiten Durch die Industrialisierung in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts besonders nach der Reichsgrundung boten sich der armen Landbevolkerung Masurens verlockende Perspektiven im Westen des Reiches Viele Masuren wanderten daher nach Berlin nach Westfalen und in das Rheinland ab so dass die Bevolkerungszunahme trotz des erheblichen Geburtenuberschusses unter dem Reichsdurchschnitt lag Im Ruhrgebiet als Ruhrpolen bezeichnet lebten sie besonders in Gelsenkirchen in Kolonien mit einem bunten Vereinsleben Als Gebetsvereine bestehen die Gromadki zum Teil noch heute Das Masurenlied wird von den Alten noch gesungen Die Eltern der verstorbenen FC Schalke 04 Spieler Ernst Kuzorra und Fritz Szepan stammen aus Masuren Dem Konig von Preussen von jeher treu ergeben galten die Masuren immer als konservativ In den masurischen Wahlkreisen der Regierungsbezirke Allenstein und Gumbinnen erzielte die Deutschkonservative Partei bei den preussischen Landtagswahlen mehr als 80 Prozent der Stimmen Siehe auch Corps Masovia Konigsberg zu Potsdam und Liste von Mitgliedern des Corps Masovia Ostpreussische Pfarren mit Pfarrern der Masovia 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Sprachverhaltnisse nach der preussischen Statistik 1910 und Ergebnisse der Volksabstimmungen 1920Nach dem Ersten Weltkrieg sollten die Masuren 1920 unter Aufsicht der Entente Machte daruber abstimmen ob sie zu Ostpreussen ausdrucklich nicht Deutschland oder Polen gehoren wollten Wie von der polnischen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz 1919 vorgeschlagen sollten auch die etwa 100 000 nach Westen gewanderten Masuren einbezogen werden 3 Die nationale Stimmung war bei den Masuren aber ganz anders als bei den Ruhrpolen aus der Provinz Posen Im Abstimmungsgebiet Allenstein stimmten 97 89 Prozent der 371 189 Wahler fur einen Verbleib Masurens bei Ostpreussen im eigentlichen Masuren waren es 99 32 Prozent 4 In der Weimarer Republik erzielten konservative und monarchistische Parteien wie die Deutschnationale Volkspartei sowie in der Endphase auch die Nationalsozialisten uberproportional hohe Stimmenanteile in Masuren Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurden viele Ortsnamen masurischer litauischer und prussischer Herkunft durch oft konstruierte deutsche Namen ohne historischen Hintergrund ersetzt Es wurden auch masurische Familiennamen eingedeutscht und der offentliche Gebrauch der masurischen Sprache verboten Damit sollte die Erinnerung an das slawische Erbe getilgt werden Wahrend der Schlacht um Ostpreussen fluchteten viele Masuren wie die meisten deutschsprachigen Ostpreussen nach Westen Volksrepublik Polen BearbeitenUngefahr 65 000 Masuren und Ermlander blieben auch nach Kriegsende der Potsdamer Konferenz und der Angliederung Masurens an die Volksrepublik Polen zuruck weil sie als nach offizieller Lesart polnischstammige Autochthone nicht wie die ubrige Bevolkerung mit deutscher Staatsangehorigkeit in den Westen vertrieben wurden Da aber die stalinistische Fuhrung in Warschau an der Loyalitat der Masuren zweifelte wurde Anfang der 1950er Jahre erwogen sie in die Bergregion der Bieszczady im Sudosten des Landes zwangsumzusiedeln Doch letztlich wurden diese Plane nicht realisiert 5 Von den verbliebenen Masuren kamen vor allem ab 1956 viele als Spataussiedler in die Bundesrepublik Deutschland nach Abschluss der Ostvertrage bis 1989 noch einmal 55 227 Masuren und Ermlander 6 7 Masurische Schriftsteller BearbeitenErwin Kruk Siegfried Lenz Fritz Skowronnek Richard Skowronnek Arno SurminskiLiteratur BearbeitenKlaus Bednarz Fernes nahes Land Begegnungen in Ostpreussen 10 Auflage Wilhelm Heyne Verlag 2005 ISBN 3 453 11772 7 Richard Blanke Polish speaking Germans Language and national identity among the Masurians since 1871 Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart Bohlau Verlag Wien Koln 2001 ISBN 978 3 412 12000 9 Das Ostpreussenblatt C K Aus den Masowiern wurden Masuren Masowische Siedlung in Ostpreussen Johannisburg war eines der Zentren Folge 25 23 Juni 1973 S 11 Hartmut Boockmann Deutsche Geschichte im Osten Europas Ostpreussen und Westpreussen Berlin 1992 ISBN 3 88680 212 4 Alfred Cammann Hrsg Die Masuren Aus ihrer Welt von ihrem Schicksal in Geschichte und Geschichten Historische Kommission fur Ost und Westpreussische Landesforschung Einzelschriften der Historischen Kommission fur Ost und Westpreussische Landesforschung Band 25 Elwert Marburg 2004 ISBN 3 7708 1249 2 Paul Hensel Die evangelischen Masuren in ihrer kirchlichen und nationalen Eigenart Ein kirchengeschichtlicher Beitrag zur Frage der katholisch polnischen Propaganda in Masuren Schriften der Synodalkommission fur osteuropaische Kirchengeschichte Heft 4 Konigsberg 1908 Franz Heyer Ubersetzung masurischer Volkslieder aus dem Polnischen In Altpreussische Monatsschrift Bd XIV S 188ff und Bd XVI S 361ff Franz Heyer Die Masuren In Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt uber wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr A Petermann Bd 20 1874 S 128 131 online Paul Jeute Polen in Preussen Zur preussischen Polenpolitik im 19 Jahrhundert 1 Auflage Munchen 2009 ISBN 978 3 640 92232 1 Andreas Kossert Preussen Deutsche oder Polen Die Masuren im Spannungsfeld des ethnischen Nationalismus 1870 1956 Hrsg Deutsches Historisches Institut Warschau Otto Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2001 ISBN 3 447 04415 2 Andreas Kossert Masuren Ostpreussens vergessener Suden Pantheon Verlag Munchen 2006 ISBN 978 3 570 55006 9 Friedrich Krosta Land und Volk in Masuren Ein Beitrag zur Geographie Preussens In Bericht uber das Kneiphofische Stadt Gymnasium zu Konigsberg i Pr Wahrend des Schuljahres 1874 75 Druck der Universitats Buch und Steindruckerei von E J Dalkowski Konigsberg 1875 Eine Fortsetzung erschien im Jahresbericht fur das Schuljahr 1875 76 ist aber im Internet nicht nachweisbar Siegfried Lenz So zartlich war Suleyken Masurische Geschichten Hoffmann und Campe Verlag Hamburg 1955 zuletzt Hoffmann und Campe Hamburg 2018 ISBN 978 3 455 00428 1 Weblinks BearbeitenDie Geschichte der Masuren als Volksgruppe Die Menschen Masurens ostpreussen net Einzelnachweise Bearbeiten Adolf Schimanski Die wirtschaftliche Lage der Masuren Konigsberg 1921 Phil Diss zitiert nach Andreas Kossert 2001 S 202 a b c d e Ostpreussenblatt 1973 Richard Blanke 2001 S 134 Andreas Kossert Grenzlandpolitik und Ostforschung an der Peripherie des Reiches S 124 Musimy pamietac o akcji Wisla Drugiej takiej w historii Polski nie bylo Polityka 15 Marz 2023 S 62 Wlodzimierz Borodziej Hans Lemberg Claudia Kraft Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden Die Deutschen ostlich von Oder und Neisse 1945 1950 Hrsg Herder Institut Marburg 2000 ISBN 3 87969 283 1 S 549 herder institut de PDF Andreas Kossert Masuren Ostpreussens vergessener Suden 3 Auflage Pantheon Munchen 2008 Kapitel Polnische Bruder Masuren in Polen S 357 379 Zahl auf S 374 Normdaten Sachbegriff GND 4496507 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Masuren Volk amp oldid 236120501