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Dieser Artikel behandelt die griechische Gottin Fur andere Begriffe siehe Cybele Begriffsklarung Kybele griechisch Kybelh Kybele die grosse Gottermutter Megalh Mhthr Megale Mḗter wortlich Grosse Mutter vom Berg Ida lateinisch gleichbedeutend Magna Mater ist eine Gottin die zusammen mit ihrem Geliebten Attis ursprunglich in Phrygien Kleinasien und spater in Griechenland Thrakien und Rom verehrt wurde Der Kybele und Attiskult war bis in die Spatantike ahnlich wie der Mithraskult ein im ganzen romischen Reich verbreiteter Mysterienkult Kybele romisch um 50 n Chr J Paul Getty Museum Malibu Inhaltsverzeichnis 1 Der Mythos 2 Fruhe Quellen 3 Deutung 4 Der Kult 4 1 Die Uberfuhrung 4 2 Die Ludi Megalenses 4 3 Das Marzfest 4 4 Die Initiation 4 5 Das Taurobolium 4 6 Germanien 4 7 Beendigung des Kultes 5 Beziehungen zu anderen Kulten 6 Ikonographie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseDer Mythos BearbeitenNach dem von Pausanias und Arnobius uberlieferten Mythos schlief Zeus einmal auf dem Berg Agdos in Phrygien ein und liess dabei seinen Samen zu Boden fallen An dieser Stelle wuchs sofort der zwitterhafte Agdistis aus dem Felsen empor Er hatte ein furchterregendes Wesen und wurde deshalb von den ubrigen Gottern kastriert Der so von seiner Mannlichkeit befreite Agdistis wurde zur Grossen Mutter Kybele aus den abgetrennten Genitalien aber entstand Attis Da Kybele und Attis ursprunglich eine Person waren zogen sie sich gegenseitig an Eine Zeit lang streiften beide glucklich durch die phrygischen Berge doch dann beschloss Attis die Tochter des Konigs von Pessinus zu heiraten Die Hochzeit war schon in vollem Gange da erschien die vor Eifersucht rasende Kybele am Hof und schlug die Hochzeitsgesellschaft mit Wahnsinn Auch Attis verlor den Verstand Er rannte hinaus in den Wald und entmannte sich unter einer Pinie wodurch er verblutete Kybele bat Zeus nun den Jungling wieder zum Leben zu erwecken Doch der gewahrte nur dass der Leichnam des Attis nie verwesen sollte Kybele bestattete Attis daraufhin in einer Berghohle in oder bei Pessinus setzte eine aus Eunuchen bestehende Priesterschaft ein und stiftete einen Kult der Beweinung mit einem jahrlichen grossen Fest 1 Fruhe Quellen Bearbeiten nbsp Darstellung der Kybele mit phrygischer Mutze aus Praisos im Osten Kretas 5 Jahrhundert v Chr Es wird versucht die Verehrung der Magna Mater Grosse Mutter in Kleinasien bis ins 7 vorchristliche Jahrtausend zu verfolgen Einzelheiten vor allem die Existenz matrilokaler Gesellschaftsformen sind umstritten Der Ausgraber der jungsteinzeitlichen Grosssiedlung Catalhoyuk in Anatolien James Mellaart deutete Wandmalereien sowie eine grosse Anzahl von weiblichen Statuetten als Anzeichen einer Verehrung einer Grossen Mutter Kybele 2 eine Deutung die nicht unbestritten blieb 3 Der Name der Grossen Gottin wird im Anatolischen mit Kybele oder Kubaba uberliefert In Phrygien hiess sie ursprunglich Matar Kubile Mutter Kybele Kybele galt als Herrin der Tiere wurde als Berg und Naturgottin aber auch als Erdenmutter verehrt Als Mutter vom Berg Ida lateinisch Magna Mater Idaea wurde sie im Heiligtum von Pessinus etwa 130 km sudwestlich vom heutigen Ankara in Gestalt eines Kometen verehrt in welcher Form sie in die romische Geschichte eintrat vgl unten 4 Das alteste Zeugnis der Verehrung von Kubaba stammt aus dem Karum Kanes im 19 Jahrhundert v Chr wo sie Kubabat genannt wird In bronze und eisenzeitlichen Inschriften der Stadt Karkemis am oberen Euphrat wird Kubaba als Herrin der Stadt angefuhrt Deutung BearbeitenDer Mythos dreht sich offenbar um den Geschlechterdualismus Der Mythos erklart die Entstehung der Welt durch ein Zusammenwirken des mannlichen und des weiblichen Elements des Universums Der himmlische Attis muss die Mutter Erde Kybele mit seinem Blut befruchten damit die Welt entstehen kann Der Religionshistoriker Carsten Colpe bestreitet die ublicherweise angenommene Deutung von Adonis Attis und Osiris als Fruchtbarkeitsgotter und sieht einen Zusammenhang mit den beiden Geschlechtern 5 So kann der Mysteriengott zwar nicht als Vegetationsgott aber doch als ein Fruchtbarkeitsgott im fundamentalen Sinn verstanden werden Der Kult BearbeitenDie Uberfuhrung Bearbeiten In der Zeit des Zweiten Punischen Krieges 218 201 v Chr als Hannibal sich auf dem Vormarsch in Norditalien befand fanden die Romer in den Sibyllinischen Buchern den Schicksalsspruch Dir fehlt die Mutter drum such ich befehl es dir Romer die Mutter 6 Erst nach einer Auskunft durch das delphische Orakel verstanden die Romer dass die Gottermutter auf den idaischen Hohen Phrygiens gemeint war Im Jahr 205 v Chr wurde sie in Gestalt eines faustgrossen Meteoriten s a Steinkult feierlich von Pessinus nach Rom geholt und in eine schwarzgesichtige Silberstatue eingearbeitet Sie wurde im Victoriatempel auf dem Palatin aufgestellt 203 v Chr zogen die Karthager aus Italien ab und 202 v Chr wurden sie von den Romern besiegt Dieser Sieg wurde dem Schutz der Grossen Mutter zugerechnet und im Jahr 191 v Chr erhielt sie einen eigenen Tempel auf dem Palatin errichtet 7 Die Gottin wurde zu einem wichtigen Bestandteil des Staatskultes Es wurden ihr jahrliche Spiele die ludi Megalenses 4 11 April geweiht 8 und der Prator brachte ihr ein jahrliches Opfer von Staats wegen dar 9 Die Ludi Megalenses Bearbeiten Einer der wichtigsten Bestandteile des Kultes waren die sogenannten Ludi Megalenses In diesem Zeitraum wurden Opferungen durchgefuhrt Wagenrennen im Circus Maximus bestritten und verschiedene Theaterspiele aufgefuhrt Am ersten Tag der Spiele fand eine Prozession statt wahrend der eine Statue der Gottheit auf einem Stuhl durch die Stadt gefuhrt wurde Das Ziel war der Circus Maximus wo sie letztendlich fur die Dauer des Festes aufgestellt wurde um die Wagenrennen zu beobachten Wahrend des Marsches war es den Priestern des Kultes den Galli erlaubt Geld zu sammeln 10 An den beiden Hauptfesttagen wurde von einem der beiden Magistrate ein weibliches Kalb geopfert Neben dem Opfer wurde der Statue der Magna Mater von den adligen Familien Moretum gebracht Dabei handelt es sich um eine aus Ziegenkase 11 Knoblauch und verschiedenen Krautern zubereitete Paste welche spater bei einem Bankett verspeist wurde Das Moretum hatte wohl eine tiefere Bedeutung da damit die Rolle der Gottheit als Erschafferin der Krauter und damit der Verpflegung der Menschheit geehrt werden sollte Diese Festessen wurden mehrmals wahrend der Feiertage durchgefuhrt zu welchen sich die Teilnehmer immer gegenseitig einluden 12 Die Spiele die im Circus Maximus stattfanden wurden finanziell meist von der Stadt Rom selbst getragen aber vereinzelt ubernahmen auch reichere Burger die Kosten Erst spater wurden die Feierlichkeiten durch Theaterauffuhrungen erganzt Diverse Stucke hatten dabei ihre Urauffuhrung wie z B Das Madchen von Andros von Terenz oder Pseudolus von Plautus 12 Das Marzfest Bearbeiten Der Kult scheint in den nachsten 500 Jahren einen kontinuierlichen Aufschwung genommen zu haben Bis zu Beginn der romischen Kaiserzeit stand dabei aber die Verehrung der mutterlichen Schutzfunktion der Gottin im Vordergrund so dass die orgiastisch ekstatischen Zuge ihres phrygischen Kultes wie die nach romischem Recht verbotene rituelle Selbstkastration der Priester in den Hintergrund traten Dies anderte sich jedoch in der Kaiserzeit Ab dem 1 Jahrhundert n Chr kehrte die phrygische Ekstatik zuruck wie auch die Beziehung Kybeles zu Attis wieder starker in Erscheinung trat Die Gottin avancierte zu einer der wichtigsten Gottheiten des Pantheon Unter Kaiser Claudius 41 54 n Chr wurde der Ablauf der Feierlichkeiten geandert und die von Anfang an gefeierten ludi Megalenses wurden durch das spater eingefuhrte Marzfest in der Zeit vom 22 bis zum 27 Marz zum Fruhlingsanfang ersetzt 13 Der Christ Arnobius gibt schon einen Uberblick uber die Festbrauche wenn er die Romer hohnisch fragt Was bedeutet z B die Pinie die ihr immer an vorgesehenen Tagen ins Heiligtum der Gottermutter tragt Ist sie nicht ein Symbol des Baumes unter dem der wahnsinnige und ungluckliche Jungling Hand an sich legte und den die Mutter der Gotter heiligte als Trost in ihrem Kummer Was bedeuten die Galli mit ihrem aufgelosten Haar die sich mit den Handen an die Brust schlagen Warum kurzum wird die Pinie die noch kurz zuvor im Wald rauschte gleich darauf als eine hochheilige Gottheit im Wohnsitz der Gottermutter aufgestellt 14 Hugo Hepding hat das Marzfest aus zahlreichen Quellen rekonstruiert Es begann damit dass wie Arnobius erwahnt am 22 Marz also punktlich zum Fruhlingsanfang eine frisch gefallte Pinie durch die Stadt in den Tempel der Grossen Mutter auf dem Palatin getragen wurde Die Pinie unter der Attis gestorben war galt als eine Verkorperung des Attis das Fallen der Pinie galt daher als ein Bild des Todes des Attis und der Umzug mit der Pinie als eine zweifellos von Klagen begleitete Leichenfeier Aber erst am 24 Marz erreichten die Klagen ihren Hohepunkt zum Phanomen des Beweinungskultes allgemein siehe Isis und Osiriskult Jetzt hatten auch die von Arnobius erwahnten Galli die Eunuchenpriester der Grossen Mutter ihren Auftritt Hugo Hepding schrieb Die Gallen versetzten sich durch das Getose der Tympana der Zimbeln und Klappern durch den Ton der phrygischen Horner und die enthusiastischen Weisen der Floten durch ihr Klagegeheul und den mit besinnungslosem Umherschwingen ihres aufgelosten Haares verbundenen Tanz in eine heilige Raserei Mit scharfen Astragalenpeitschen zerfleischen sie sich selbst den Korper und mit Messern ritzen sie sich selbst Schulter und Arme um ihr eigenes Blut als Opfer darzubringen Hugo Hepding vermutet auch dass es bei dieser Gelegenheit zur Aufnahme neuer Gallen ins Kultpersonal der Grossen Mutter kam indem sich gesunde junge Manner nach dem Vorbild des Attis entmannten In orgiastischem Taumel hingerissen vom Klang der Floten verstummelten sie sich freiwillig ohne Schmerzen zu empfinden 15 Von einer Auferstehung des Attis ist wie gesagt nicht die Rede Aber auf den Tag des Blutes dies sanguinis am 24 Marz folgen doch die Freudentage hilaria vom 25 bis wahrscheinlich zum 27 Marz Das grosse Marzfest endete mit dem Bad lavatio der Grossen Mutter am 27 Marz Am Morgen dieses Tages wurde das silberne Kultbild der Grossen Mutter auf einem mit Kuhen bespannten Wagen von dem palatinischen Heiligtum zu dem kleinen Bach Almo Fluss gefahren Dort wusch ein alter Priester im Purpurgewand mit des Almos Wasser die Herrin sowie all ihr sakrales Gerat Laut heult die Jungerschar auf es ertont eine rasende Flote 16 Auf dem Heimweg sitzt die Gottin auf dem Wagen und zieht durch die Porta Capena und die Rinder im Joch werden mit Blumen bestreut Der Sinn dieser weitverbreiteten lavatio auch in Athen wurde Athene im Meer und in Germanien die Mutter Erde Nerthus in einem See gebadet ist ratselhaft Die Initiation Bearbeiten Alle diese meist mit aufsehenerregenden Umzugen durch die Stadt verbundenen Riten waren offentlich Es gab aber daruber hinaus zweifellos noch Mysterien und geheime Initiationsriten Auf einen Geheimkult deutet ein vom Christen Clemens von Alexandrien uberliefertes Glaubensbekenntnis Aus dem Tympanum ass ich aus der Zimbel trank ich den Kernos trug ich umher ich stieg ins Brautgemach pastas hinab 17 Firmicius Maternus ebenfalls ein Christ erganzt diese Formel noch mit dem Satz Ich wurde ein Myste des Attis 18 Das Bekenntnis unterstreicht die Bedeutung die bestimmte phrygische Musikinstrumente im Kybele und Attiskult hatten Bildwerke zeigen dass die Pinie des Attis wie ein Weihnachtsbaum mit den phrygischen Musikinstrumenten geschmuckt wurde Ob wirklich aus diesen Instrumenten gegessen und getrunken wurde ist fraglich Vielleicht ist nur das Horen bestimmter Weisen vielleicht sind bestimmte heilige Speisen gemeint Der umhergetragene Kernos ist ein Behalter der wahrscheinlich die Hoden eines geopferten Stieres enthielt ein Beweis dass das Prinzip des Mannlichen dem Kybele und Attiskult nicht weniger heilig war als anderen Mysterienkulten Unklar ist auch was mit dem Abstieg ins Brautgemach pastas gemeint ist Er konnte eine Anspielung auf eine Heilige Hochzeit sein wie sie nachweislich zum Isis und Osiriskult und zum Mithraskult gehorte s Initiation Mysterieninitiation Da aber pastas auch Grab bedeutet so konnte darin auch eine Anspielung auf die Taufgrube liegen in der die Bluttaufe durch das Taurobolium stattfand Kaiser Julian kennt im Unterschied zu den allgemein bekannten Riten des Kultes der Grossen Mutter auch Feiern gemass dem mystischen und geheimen Gesetz 19 Das Taurobolium Bearbeiten nbsp Taurobolium oder Weihung der Priester der Cybele unter Antoninus Pius B Rode um 1780 In den Darstellungen des Kybele und Attiskultes nimmt das Taurobolium breiten Raum ein die Bedeutung dieses Ritus ist aber unklar Der christliche Schriftsteller Prudentius 4 Jahrhundert gibt eine polemische Beschreibung des Ritus Ein Stier wird auf einer Art Gitter uber einer Grube geschlachtet Der Taufling befindet sich in der Grube unter dem Gitter und wird mit dem Blut des sterbenden Stieres berieselt 20 Sie ist entweder frei erfunden oder bewusst verfalscht in Wirklichkeit wurde das Taurobolium ahnlich wie ein romisches Tieropfer praktiziert Zum Taurobolium gehorte offenbar stets die Stiftung eines Altares mit Angabe des Namens des Tauroboliatus und des Zeitpunktes des Tauroboliums Es waren stets Priester und angesehene Personen des offentlichen Lebens die diese Religionshandlung pflegten Im Rom des spaten 4 Jahrhunderts vereinigten sie meistens Priesteramter der verschiedensten Mysterienkulte in einer Hand da die heidnischen Kulte zunehmend behindert wurden Hugo Hepding bringt unter anderem das Beispiel eines Tauroboliatus der ein Priester nicht nur der Grossen Mutter und des Attis sondern zugleich auch Priester des unbesiegten Sonnengottes Mithras des Liber Pater der Hekate und der Isis ist 21 Der fruheste bekannte Taurobolium Altar stammt aus dem Jahr 160 n Chr aus Lyon Er erinnert an das Taurobolium im Vatikanischen Phrygianum in Lyon sehr wahrscheinlich zur Einfuhrung eines Archigallus 22 Ein romischer Altar aus dem Jahr 376 n Chr preist den Tauroboliatus als in aeternum renatus also etwa als wiedergeboren in das ewige Leben Diese Inschrift ist der einzige sichere Hinweis auf einen Wiedergeburtsritus im Kybele und Attiskult Interessant ist der Zusammenhang des fruhesten bekannten Taurobolium Altares mit dem Vatikanischen Phrygianum in Lyon In Rom entstand im Laufe der Zeit neben den Heiligtum der Kybele auf dem Palatin das sog Phrygianum auf dem Vatikanischen Hugel Es scheint sich direkt unter dem jetzigen Petersdom befunden zu haben denn bei dem Umbau des Domes im Jahr 1608 oder 1609 wurden eine Reihe schon gearbeiteter und reich beschrifteter Taurobolium Altare ausgegraben 23 Sie sind jetzt im Vatikanischen Museum zu besichtigen Es hat den Anschein dass nach dem Vorbild Roms zu jeder Gemeinde des Kybele und Attiskultes auch ausserhalb Roms ein eigener mons Vaticanus gehorte denn ein solcher ist ausser in Lyon auch in Mainz nachweisbar Germanien Bearbeiten Die Zentren des Kultes im romischen Germanien Germania superior Germania inferior waren Mainz Trier und Koln Getragen wurde der Kult nicht wie im Fall des Mithraskultes von romischen Legionaren sondern von der einheimischen Zivilbevolkerung also von Kelten und Germanen 24 Vermutlich war hier der angestammte Matronenkult der Ausbreitung des Kultes der Grossen Mutter forderlich Aus Mainz Kastel stammt die viel besprochene Inschrift aus dem Jahr 236 n Chr wonach die Hastiferi Speertrager eine Kultgenossenschaft der Stadt der Mattiaker den aus Altersschwache zusammengebrochenen mons Vaticanus zu Ehren der Gottin Bellona wahrscheinlich identisch mit Kybele wiederherstellten 25 Das wirft die Frage auf wie ein Berg oder Hugel aus Altersschwache zusammenbrechen kann Die einzig mogliche Antwort scheint zu sein dass es sich bei dem mons Vaticanus um ein Grottenheiligtum gehandelt haben muss Das kann zusammenbrechen und das kann auch wiederhergestellt werden Die genaue Lage dieses Heiligtums ist unbekannt Dagegen wurde ein anderes Heiligtum in der Innenstadt von Mainz entdeckt das der Isis Panthea Regina und der Mater Magna gemeinsam geweiht war Siehe auch Heiligtum der Isis und Mater Magna Mainz Beendigung des Kultes Bearbeiten Der Kult uberstand alle politischen Wirren der spatromischen Zeit und konnte auch noch eine Zeit lang dem Christentum trotzen Selbst das von Kaiser Theodosius I 391 erlassene Verbot aller sogenannten heidnischen Kulte brachte noch nicht das Ende vielmehr wurde die Verehrung der Magna Mater vom westromischen Kaiser Eugenius 392 394 ausdrucklich wieder eingefuhrt Ihre Verehrung verlor sich dann im funften Jahrhundert 7 Das hartnackige Festhalten von Teilen der Bevolkerung des romischen Reiches an ihrer Gottin gilt als einer der Grunde die die Mehrheitsentscheidung von 431 auf dem Konzil von Ephesos stutzten mit der Maria zur Mutter Gottes Gottesgebarerin erklart wurde Manche Autoren sehen darin eine Fortsetzung der Verehrung der Grossen Gottesmutter vom Berg Ida 26 Beziehungen zu anderen Kulten BearbeitenIn romischen Inschriften wird Attis haufig als Attis Menotyrannus einmal Minoturanos bezeichnet Die Bedeutung dieses Beinamens ist ungeklart Moglicherweise klingt hier der Name der etruskischen Gottin Turan der Grossen Mutter des altmediterranen Bereichs an 27 Ihr typischer Begleiter hiess Atunis Adonis In seinem Drama Die Bakchen betrachtet Euripides Dionysos als Begleiter der Kybele und somit Dionysos und Attis als vollkommen identisch s Dionysoskult Das ist nur erklarlich wenn man beide als so etwas wie den Ursamen der Welt versteht der die Welt hervorgebracht hat und von innen her beseelt Der Kybele und Attiskult steht dem Mithraskult schon durch die gemeinsame Tracht von Attis und Mithras nahe Beide tragen die gleiche Phrygische Mutze und die gleichen exotischen Beinkleider In Ostia lag ein Metroon der Grossen Mutter Wand an Wand mit einem Mithraum Da es zur Eigenart des Mithraskultes gehort Gotterbilder anderer Kulte gewissermassen zu zitieren ist es nicht verwunderlich dass der aus dem Felsen geborene Agdistis des Kybele und Attismythos regelmassig in den Mithrasgrotten abgebildet wird Er gilt offensichtlich wie der orphische Phanes s Weltenei als eine Erscheinungsform von Mithras Es sind offenbar alles Bilder des Himmel und Erde umfassenden Allgottes nbsp Die ambivalente Kali auf dem Leichnam Shivas stehend im Hintergrund das WelteiAm erstaunlichsten ist jedoch die Ubereinstimmung der Grossen Mutter Kybele mit der Grossen Mutter des indischen Tantrismus Kali Durga Ganga Wie Kybele zum mythischen mal hier und mal dort lokalisierten Berg Ida so gehort Kali zum mythischen Berg Meru Beide werden vom Lowen begleitet dem zerreissenden und verschlingenden Tier Vor allem aber gehort zu beiden ein toter Geliebter Wie Kybele ewig am Grab des Attis trauert so steht Kali in allen ihren Tempeln uber dem Leichnam ihres Geliebten des Himmels und Sonnengottes Shiva Beide sind auch selbst am Tod ihres Geliebten schuld Denn Kybele hat zumindest Attis in den Selbstmord getrieben und Kali hat nach einer esoterischen Lehre Shiva sogar zerrissen und verschlungen 28 Aber auch Kybele scheint solch einen sehr dunklen und sehr esoterischen Aspekt zu haben denn Nikandros berichtet im 4 Jahrhundert v Chr in seiner medizinischen Schrift Alexipharmakon beilaufig dass an einem bestimmten Tag im Jahr die Kernophoris Priesterin der Rhea auf die Strasse sturzt und den schrecklichen Schrei der Idaia ausstosst und er fugt hinzu dass der Schrei Schrecken verbreitet in den Herzen aller die ihn horen 29 Nach Meinung des Sprach und Kulturwissenschaftlers Harald Haarmann hat sich der Kybele Kult in seiner Transformation zum Marienkult bis heute erhalten 30 Ikonographie BearbeitenKybele tragt meist als Attribut eine Krone in Form einer Stadtmauer auf dem Kopf und wird besonders im 18 Jahrhundert in Schlossern Klostern und barocken Gartenanlagen dargestellt In Zyklen die die vier Elemente zeigen verkorpert sie die Erde Darum wird sie oft mit Sonne und Mond zur Rechten und Linken prasentiert In der anderen Hand mag sie als die Mauerkrone erganzendes Herrschaftssymbol einen Amtsstab ein Zepter tragen In der anderen Hand tragt sie eine kleine Pauke womit der Larm ihres Wahnsinns oder der zu ihren Ehren veranstalteten Feste symbolisiert sein mag Oft reitet Kybele auf einem Lowen oder einem Lowenpaar oder sie fahrt auf einem von zwei Lowen gezogenen Wagen Ahren Mohn Blumen oder Fruchte in Schusseln konnen ebenfalls gezeigt werden 31 Literatur BearbeitenLara Dubosson Sbriglione Le culte de la Mere des dieux dans l Empire romain Potsdamer Altertumswissenschaftliche Beitrage Band 62 Franz Steiner Stuttgart 2018 ISBN 978 3 515 11990 0 Adolf Rapp Kybele In Wilhelm Heinrich Roscher Hrsg Ausfuhrliches Lexikon der griechischen und romischen Mythologie Band 2 1 Leipzig 1894 Sp 1638 1672 Digitalisat Gunter Ristow Kybele In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 22 Hiersemann Stuttgart 2008 ISBN 978 3 7772 0825 1 Sp 576 602 Lynn E Roller In search of God the mother The cult of Anatolian Cybele University of California Press Berkeley 1999 ISBN 0 520 21024 7 Maarten J Vermaseren Corpus Cultus Cybelae Attidisque 7 Bande Brill Leiden 1977 1989 Maarten J Vermaseren Der Kult der Kybele und des Attis im romischen Germanien Stuttgart 1979 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kybele Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Vatikanischen Museen s Museo Gregoriano Etrusco Saal XVI Kybele und Attis geweihter Taurobolium Altar 374 n Chr Fundort Petersplatz Inv 9937 Fossa sanguinis vermutlicher Taufkeller des Kybele Kults in Neuss Novaesium Photos von Darstellungen der Kybele in der Kunst in der Warburg Institute Iconographic DatabaseEinzelnachweise Bearbeiten Pausanias Beschreibung von Griechenland VII 17 S 9 12 Arnobius Adversus nationes V 5 7 James Mellaart Catal Huyuk Stadt aus der Steinzeit 2 Auflage Lubbe Bergisch Gladbach 1973 Lynn Meskell Goddesses Gimbutas and New Age Archaeology Antiquity 69 1995 S 74 86 Harald Haarmann Die Madonna und ihre griechischen Tochter Rekonstruktion einer kulturhistorischen Genealogie Hildesheim u a 1996 Georg Olms Verlag ISBN 3 487 10163 7 Seite 127 ff Carsten Colpe Zur mythologischen Struktur der Adonis Attis und Osiris Uberlieferung Festschrift fur W v Soden 1968 Ovid Festkalender IV 258 a b Harald Haarmann Die Madonna und ihre griechischen Tochter Rekonstruktion einer kulturhistorischen Genealogie Hildesheim Zurich New York 1996 Georg Olms Verlag ISBN 3 487 10163 7 S 129 Jorg Rupke Fehler und Fehlinterpretationen in der Datierung des dies natalis des stadtromischen Mater Magna Tempels In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Nr 102 1994 S 237 240 Hans Kloft Mysterienkulte der Antike Munchen 2003 S 59 Maarten J Vermaseren Cybele And Attis The Myth and the Cult London 1977 S 124 Im Kult der Gottermutter spielten Ziegen eine Rolle als Opfertiere Vgl Jutta Kollesch Diethard Nickel Antike Heilkunst Ausgewahlte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Romer Philipp Reclam jun Leipzig 1979 Reclams Universal Bibliothek Band 771 6 Auflage ebenda 1989 ISBN 3 379 00411 1 S 196 Anm 7 zu Hippokrates Uber die heilige Krankheit Kap 1 2 7 a b Maarten J Vermaseren Cybele And Attis The Myth and the Cult London 1977 S 125 Harald Haarmann Die Madonna und ihre griechischen Tochter Rekonstruktion einer kulturhistorischen Genealogie Hildesheim Zurich New York 1996 Georg Olms Verlag ISBN 3 487 10163 7 S 129 130 Arnobius Adversus nationes V 5 7 Hugo Hepding Attis seine Mythen und sein Kult Giessen 1903 S 158 Ovid Festkalender 4 338 Clemens von Alexandrien Protreptikos 15 1 Firmicius Maternus Uber den Irrtum heidnischer Religion 18 1 Julian Oratio V 169A Prudentius Peristephanon X 1006 Hugo Hepding Attis seine Mythen und sein Kult Giessen 1903 S 88 Robert Turcan The Cults of the Roman Empire Blackwell 1996 James Frazer Adonis Attis Osiris Bd 1 S 275 Elmar Schwertheim Die Denkmaler orientalischer Gottheiten im romischen Deutschland 1974 S 291 ff Deae Virtuti Bellon a e montem Vaticanum vetustate conlabsum restituerant hastiferi civitatis Mattiacorum Hugo Hepding Attis seine Mythen und sein Kult Giessen 1903 S 169 Die Civitas Mattiacorum ist sonst als castellum Mattiacorum bekannt M P Caroll The Cult of the Virgin Mary Psychological Origins Princeton New Jersey 1994 S 90 ff Harald Haarmann Die Madonna und ihre griechischen Tochter Rekonstruktion einer kulturhistorischen Genealogie Georg Olms Verlag Hildesheim Zurich New York 1996 ISBN 3 487 10163 7 S 130 A Pfiffig Die etruskische Religion 1998 S 263 The Gospel of Sri Ramakrishna New York 1942 S 291 Giulia Sfameni Gasparro Soteriology and Mystic Aspects in the Cult of Cybele and Attis Leiden 1985 S 68 Haarmann Harald Auf den Spuren der Indoeuropaer Von den neolithischen Steppennomaden bis zu den fruhen Hochkulturen C H Beck Munchen 2016 S 263 Charlotte Steinbrucker Hans Martin von Erffa Cybele in Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd III 1953 Sp 895 899 in RDK Labor URL lt https www rdklabor de w oldid 95470 gt 04 04 2022 Normdaten Person GND 118640283 lobid OGND AKS LCCN no2017056567 VIAF 10639267 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kybele und Attiskult amp oldid 238443925