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Zu den in Kaiserzeit und Spatantike im Romischen Reich verbreiteten Mysterienkulten gehorte der ursprunglich aus Agypten stammende Isis und Osiriskult Er entwickelte sich wohl im spaten Hellenismus aus dem altagyptischen Isiskult und gelangte mit den romischen Legionaren bis nach Germanien und Britannien In der agyptischen Mythologie war Isis die Gemahlin des Osiris im griechisch romischen Kult wurde sie zur Herrin der Unterwelt Uberwinderin des Todes und Muttergottheit Der Kult gehorte zu jenen paganen Glaubensgemeinschaften die die Christianisierung am langsten uberdauerten der Haupttempel der Isis in Philae wurde erst im 6 Jahrhundert auf Befehl von Kaiser Justinian geschlossen Die heilige Familie Osiris Mitte Isis und Horus Inhaltsverzeichnis 1 Der Osirismythos 2 Herodot 3 Plutarch 4 Apuleius 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDer Osirismythos BearbeitenDer Osirismythos geht aus Pyramidentexten und dem agyptischen Totenbuch hervor Ursprunglich Gottkonig von Agypten wurde Osiris von seinem Bruder Seth getotet und zerstuckelt Seine Schwester und Gattin Isis jedoch sammelte die uber das ganze Land verstreuten Stucke des Leichnams ein und fugte sie wieder zusammen Fur einen Moment wieder zum Leben erwacht zeugte Osiris rucklings auf der Lowenbahre liegend mit Isis in Falkengestalt uber ihm schwebend einen Sohn um dann fur immer in die Unterwelt hinabzusteigen Isis brachte den Sohn in den schilfreichen Sumpfen von Chemmis zur Welt und nannte ihn Horus Sobald Horus erwachsen geworden war rachte er seinen Vater und besiegte Seth Auf diese Weise wurde Osiris zum Herrn der Unterwelt und Horus zum Herrn der Oberwelt Der agyptische Osiriskult war ursprunglich ein Beweinungskult wie man ihn auch vom sumerischen Tammuzkult dem phonizischen Adoniskult und dem phrygischen Kybele und Attiskult her kennt Herodot Bearbeiten nbsp Der Apis als eine Verkorperung von OsirisSo berichtet Herodot im 5 Jahrhundert v Chr uber die Religion der Agypter Ich will jetzt noch erzahlen wen sie fur die grosste Gottheit halten und wem sie das grosste Fest feiern Wenn sie den Stier abgehautet und ein Gebet gesprochen haben trennen sie die Schenkel usw ab wahrend die Stierhaut mit allerlei Opfergaben gefullt verbrannt wird Wahrend die Opfer brennen wehklagen sie alle Wenn sie genug gejammert haben tischen sie aus den restlichen Teilen ein Mahl auf 1 Merkwurdigerweise verrat Herodot gar nicht den Namen dieses grossten Gottes der Agypter dem das grosste Fest gefeiert wird Hier wie auch sonst haufig in seinem Bericht uber Agypten versteht er den Isis und Osiriskult als einen Geheimkult uber den eigentlich gar nicht gesprochen werden darf Es ist aber vollig klar dass mit dem Stier der Gott Osiris selbst geopfert und beklagt wird Aus anderen Quellen erfahrt man dass auch in diesem Fall die Trauer uber den Tod des Gottes alsbald in eine Freude uber seine Auferstehung umschlagt Was aber mit dem Tod und der Auferstehung des Gottes gemeint ist bleibt ein Geheimnis Plutarch BearbeitenDer griechische Philosoph Plutarch der ein kleines Buch Uber Isis und Osiris geschrieben hat und in seiner Eigenschaft als Oberpriester von Delphi als einigermassen kompetent gelten darf erklart die heilige Geschichte des Isis und Osiriskultes als eine Kosmogonie Er betrachtet Osiris als das Unwandelbare und Isis als das Wandelbare Das daraus geborene Weltall aber und das ist Horus ist weder ewig noch unverganglich sondern immer wieder aufs neue geboren legt er es darauf an immer jung zu bleiben und niemals zugrunde zu gehen 2 Kurz darauf wird er noch deutlicher Denn mit einem allgemeingultigen Satz gesprochen sind wir der Meinung dass diese Gottheiten Isis und Osiris uber den gesamten Gutteil gesetzt sind indem die eine Gottheit die Prinzipien die Keime tas archas liefert die andere sie aber aufnimmt und verwaltet K 64 Das klingt so als ware Osiris der zeugende mannliche Same und Isis die Gebarmutter des Universums Es wird allgemein bezweifelt dass es schon in Agypten einen Mysterienkult der Isis und des Osiris gegeben habe wie er im 2 Jahrhundert n Chr in den beruhmten Metamorphosen des Apuleius fur den Bereich der griechisch romischen Welt beschrieben wird Ein Mysterienkult dieser Art ist tatsachlich in Agypten fur die Zeit vor den Ptolemaern nicht nachweisbar Der Bericht Herodots zeigt aber dass er den in Agypten angetroffenen Isis und Osiriskult fur einen dem griechischen Demeter und Dionysoskult analogen Mysterienkult mit allen ublichen Geheimhaltungsvorschriften hielt Moglicherweise ist die Frage aber auch falsch gestellt denn falls es richtig ist dass die antike Mysterieninitiation aus der Pubertats und Stammesinitiation hervorgegangen ist wie mitunter vermutet wird so konnte der im Wesentlichen uralte agyptische Isis und Osiriskult noch zu einer Pubertats und Stammesinitiation gehoren Diese Hypothese scheint manchen Forschern auch die Gestalt des Horus am besten zu erklaren Man unterscheidet namlich einen knabenhaften unter der Obhut seiner Mutter stehenden und einen erwachsenen herrschenden Horus Der Horusknabe wird haufig mit der typischen vom Hinterkopf auf die rechte Brust herabfallenden erst bei der Initiation abgeschnittenen Haarlocke des Knaben dargestellt Er halt einen Finger an den Mund was von den Griechen als ein Hinweis auf die Schweigepflicht des Initiierten gedeutet wurde 3 Moderne Historiker erklaren es eher als ein banales Fingerlutschen Die Haarlocke spielte in archaischer Zeit auch in Griechenland eine Rolle denn Plutarch berichtet von Theseus Da es nun damals noch Sitte war dass die Knaben beim Ubertritt ins Mannesalter nach Delphoi gingen und dem Gott ihr Haar darbrachten so ging auch Theseus nach Delphoi 4 Plutarch meint zwar dass die Haarlocke des Theseus gerade am Vorderteil des Kopfes und nicht am Hinterkopf sass aber das konnte auch ein Irrtum sein Jedenfalls war das Abschneiden der Haarlocke des Knaben ein entscheidender Ritus der Pubertats und Stammesinitiation In der Gestalt des Horusknaben konnte also ein Hinweis auf eine agyptische Pubertats und Stammesinitiation liegen Der erwachsene siegreiche herrschende Horus dagegen erscheint als der im Pharao verkorperte Sonnengott Das Symbol dieses Horus ist der Falke der mit seinen ausgebreiteten Flugeln und seinen feurigen Augen ein Bild des Himmels mit Sonne und Mond ist Horus ist der Grosse Gott der Herr des Himmels schlechthin und demzufolge gilt auch der Pharao als der Grosse Gott oder als der Horus des Horizontes Herr des Himmels 5 Im Grunde reprasentiert Horus wohl das Gemeinwesen sodass letzten Endes jeder freie Mann als eine Inkarnation des Sonnengottes betrachtet werden kann nbsp Isis mit Sistrum und einer Kanne voll NilwasserApuleius BearbeitenDas Gotterpaar Isis und Osiris beherrschte nicht von Anfang an den agyptischen Pantheon Ihre Bedeutung wuchs allmahlich durch Assimilation alterer Gotter aber es ist doch stets dasselbe Gotterpaar das im Altertum von Ort zu Ort und von Epoche zu Epoche mit wechselnden Namen verehrt wurde Entscheidend fur das Uberspringen des Isis und Osiriskultes auf die griechisch romische Welt war die Einverleibung Agyptens zunachst in das hellenistische und bald danach in das romische Reich Dabei kam dem agyptischen Kult ein tiefer Respekt der Griechen vor allem Agyptischen entgegen Agypten galt als die Quelle aller Weisheit ja Herodot fuhrt alle kulturellen Errungenschaften der Griechen auf Agypten zuruck Gerade dem Hellenismus verdankte offenbar Isis ihren Aufstieg zu einer beinahe monotheistischen Gottheit In den Metamorphosen des Apuleius erscheint Isis dem jungen Lucius indem sie aus der riesigen Scheibe des Vollmondes uber dem Meer hervortritt und spricht Sieh mich an Lucius Von deinen Gebeten gerufen bin ich da die Mutter der Natur Herrin aller Elemente Keimzelle der Geschlechter Geisterfurstin Totengottin Himmelsherrin Inbegriff der Gotter und Gottinnen Des Firmamentes Lichtkuppel des Meeres Heilbrise der Holle Jammerstille gehorchen meinem Wink Ein Wesen bin ich doch in vielerlei Gestalten mit wechselnden Brauchen und unter mancherlei Namen betet mich der ganze Erdkreis an 6 Siehe auch BearbeitenOsirismythosLiteratur BearbeitenJan Assmann Martin Bommas Hrsg Agyptische Mysterien Fink Munchen 2002 Kathrin Kleibl ISEION Raumgestaltung und Kultpraxis in den Heiligtumern graco agyptischer Gotter im Mittelmeerraum Worms am Rhein 2009 Lindsey A Mazurek Isis in a Global Empire Greek Identity through Egyptian Religion in Roman Greece CUP Cambridge 2022 Reinhold Merkelbach Isis regina Zeus Serapis Teubner Stuttgart Leipzig 1995 Franck Goddio David Fabre Osiris Das versunkene Geheimnis Agyptens Prestel Munchen 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Herodot Historien II 40 Plutarch Uber Isis und Osiris 57 Ovid Metamorphosen 9 688 Plutarch Grosse Griechen und Romer Theseus 5 Henri Frankfort Kingship and the Gods Chicago 1948 S 39 Apuleius Metamorphosen XI 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isis und Osiriskult amp oldid 225870872