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Die Kurmainzische Armee war das stehende Heer des Erzstifts Kurmainz von Anfang des 17 Jahrhunderts bis zur Auflosung des Kurmainzischen Staates infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 Kurmainzisches Wappen um 1750 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Armee 1 1 Uberblick 1 2 Aufstellung 1 3 Im Siebenjahrigen Krieg 1 4 In den Revolutionskriegen 1 5 Ende der Armee 2 Lebensverhaltnisse und Verhaltnis zur Zivilgesellschaft Forschungsgeschichte 3 Festungen der Armee 4 Erinnerung und Gedenken 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte der Armee BearbeitenUberblick Bearbeiten Das Territorium des Kurmainzischen Staates hatte im 18 Jahrhundert eine Grosse von rund 8260 km 1 170 Quadratmeilen und eine Bevolkerung von 300 000 bis 400 000 Einwohnern Von den 40 Stadten zahlten die beiden Residenzen Mainz und Aschaffenburg sowie Erfurt zu den bedeutendsten Die Haupt und Residenzstadt Mainz mit ihren starken Befestigungsanlagen bildete den Mittelpunkt des defensiv ausgerichteten Kurmainzischen Militars Die oberste Leitung der Armee oblag der kurfurstlichen Kriegskonferenz Diese bestand aus sechs zivilen und drei militarischen Mitgliedern Die kurmainzische Armee umfasste zumeist zwischen 1500 und 3000 Mann im 18 Jahrhundert zumeist zwischen 3000 und 4000 Soldaten und sollte ein Gebiet im westlichen und mittleren Teil des Heiligen Romischen Reiches von Mainz bis Aschaffenburg sowie Erfurt und Duderstadt verteidigen Nur in Kriegszeiten erreichte die Armee auch eine Starke von bis zu 6000 Mann 2 Trotz der insgesamt geringen Armeegrosse war gemessen am Anteil zur Gesamtbevolkerung das Militarverhaltnis so hoch wie beim Kurfurstentum Sachsen oder dem Erzherzogtum Osterreich Neben der Armee gab es noch ein Milizensystem das nach dem Landesausschuss aufgestellt wurde Die Landmiliz bestand bis 1746 aus 16 Landkompanien zu je 150 Mann die sich auf die einzelnen Amter verteilten Aufstellung Bearbeiten Wie alle Reichsstande hatte auch der Kurmainzische Staat im Zuge des Westfalischen Friedens das Recht auf Unterhalt eines stehenden Heeres erhalten Zeitgleich begannen viele Reichsfursten mit dem Aufbau auf Dauer angelegter eigener bewaffneter Strukturen Die Anfange der Kurmainzischen Armee lassen sich bis in die Regierungszeit von Erzbischof Johann Schweikhard von Cronberg zuruckverfolgen Seine im Wesentlichen endgultige Form erhielt das Heer unter Erzbischof Johann Philipp von Schonborn Die Armee wurde in die Kampfe des Pfalzischen Erbfolgekriegs verwickelt Den 20 000 franzosischen Soldaten die sich 1688 der Festung Mainz naherten standen lediglich 700 bis 800 Mann der Kurmainzischen Armee gegenuber Gegenwehr war deshalb sinnlos und eine Ubergabe wurde vereinbart 3 Nach der Ruckeroberung der Festung versuchte der Mainzer Erzbischof die Anzahl seiner Truppen zu erhohen um einen erneuten Angriff gewappnet zu sein 1691 betrug die Zahl der Kurmainzischen Truppen 3176 1694 nur 2400 Mann Selbst fur diese kleine Armee waren fur den Kurmainzer Staat die laufenden Aufwendungen eigentlich schon zu hoch Parallel dazu mussten noch die Kosten fur den Festungsausbau getatigt werden Die Jahreskosten fur die Besoldung beliefen sich 1692 auf 1 5 Millionen Gulden Dies und die Kosten der Festungsarbeiten konnten nur zu einem Funftel aus den Einnahmen des Kurstaates gedeckt werden Nach dem Rijswijker Frieden von 1697 wurde das stehende Heer so stark reduziert dass es fast einer Auflosung gleichkam Nach Ende des Spanischen Erbfolgekriegs 1713 wurde die Armee nicht mehr reduziert Ab 1707 wurden den Regimentern schliesslich innerhalb des Erzstiftes bestimmte Anwerbebezirke zugeteilt deren Zuschnitte unter jedem Kurfursten wechselten nbsp Kurmainzer Grenadier in Grun links Zeichnung nach Richard KnotelBis in die Mitte des 18 Jahrhunderts war das stehende Heer zeittypisch ein geworbenes Soldnerheer Erzbischof Johann Friedrich Karl von Ostein fuhrte ein Enrollierungssystem ahnlich der preussischen Kantonsverfassung ein Wie in Preussen war die Zahl der Exemtionen sehr hoch sodass nur die Landbevolkerung betroffen war Im Unterschied zum preussischen System war die Dienstzeit in Mainz jedoch nicht zeitlich uneingeschrankt sondern auf vier Jahre begrenzt Dafur gab es allerdings nicht das preussische Beurlaubungssystem Der Anteil der Inlander betrug seit den 1740er Jahren nahezu 100 Prozent Nur 10 Prozent der Soldaten verrichteten ihren Dienst ausserhalb der Mainzer Festung In Mainz standen drei Regimenter zu je Sieben Kompanien rund 550 Mann Sollstarke In Erfurt standen 30 Artilleristen und ein viertes Regiment In Mainz gab es noch 120 Artilleristen ein paar Ingenieure und die Kreiskompanie des Oberrheinischen Reichskreises Von dem Grossen Generalstab mit seinen 164 Offizieren war der grosste Teil beurlaubt Auch die Truppen der Mainzer Garnison waren in Friedenszeiten zu einem Drittel beurlaubt Organisiert war die Armee im 18 Jahrhundert in vier Infanterieregimentern der Artillerie und dem Ingenieurkorps Dazu kam ein Husaren und ein Landjagerkorps Die kurfurstliche Leibwache wies eine Starke zwischen 50 und 100 Mann aus Sie ubernahm vor allem Reprasentationsaufgaben Traditionell diente das Heer in Mainz der Versorgung junger Adeliger mit Offiziersstellen sodass der Haushalt fur das Offizierskorps stark ausgepragt war Der kurmainzische Generalstab setzte sich bei einem Heer in Brigadegrosse zeitweise aus einem General en chef der gleichzeitig auch der militarische Gouverneur der Stadt und Festung Mainz war funf Generalfeldmarschalleutnants und sieben Generalfeldwachtmeistern zusammen und war damit vollig uberdimensioniert Der Mainzer Adel besetzte etwa die Halfte der Offiziersstellen Die Grosse des stehenden Heeres orientierte sich massgeblich am Kreiskontingent das fur die Reichsarmee zu stellen war Die Truppenstarke wurde meist zwischen dem erforderlichen Kontingent und dessen doppelter Starke gehalten um im Kriegsfall auch nach Abzug der Kreiskontingente noch uber erfahrene Truppen im eigenen Territorium zu verfugen Kurmainz hatte im 18 Jahrhundert fur das Triplum des Kurrheinischen Kreises auf dem Papier 2591 Fusssoldaten und 576 Reiter fur die Reichsarmee zu stellen Gegen Ende des Jahrhunderts hatte sich diese Zahl auf 4400 Mann erhoht Dieses Truppensoll kam aber insgesamt auf das gesamte Reich bezogen nie zustande Im Siebenjahrigen Krieg Bearbeiten Im Rahmen der Reichsarmee nahm ein Regiment der Kurmainzer Armee mit vier Bataillonen unter Generalfeldwachtmeister Philipp Franz Freiherr von Gudenus 1710 1783 am Siebenjahrigen Krieg teil Die um dieses Kontingent verringerte Garnisonstarke der Festung Mainz betrug in dieser Zeit 1200 Mann 4 Dazu wurde ein Infanterieregiment aus 18 Kompanien mit 2400 spater 3400 Mann unter dem Grafen Lamberg gegen Subsidien an Osterreich ausgeliehen Beide Regimenter kampften bei Prag Hochkirch bei der Einnahme Dresdens und bei Maxen Erzbischof Emmerich Joseph behielt nach dem Ende des Siebenjahrigen Krieges die hohe Truppenstarke von etwa 4000 Mann bei um nicht die vielen aus dem Krieg heimgekehrten Offiziere entlassen zu mussen Aus den Regimentern Lamberg und Gudenus wurden 1763 wieder die vier ursprunglichen Regimenter gebildet In den Revolutionskriegen Bearbeiten Im weiteren 18 Jahrhundert blieb Mainz in den Konflikten weitgehend neutral so dass das Territorium nicht in direkte Kampfe verwickelt wurde Erst im Zuge der Franzosischen Revolution anderte sich dies Der Kurfurst wagte einen kriegerischen Kurs gegen die revolutionare franzosische Armee und erlitt dabei eine komplette Niederlage Die Hauptpraxis der Armee bestand in den Friedensjahren darin farbenprachtige Aufmarsche bei Hoffesten zu inszenieren Sie war nicht kriegs oder Kampfbereit Auf osterreichisches Verlangen hatte man die gesamte Garnison der Festung Mainz zur Bewachung osterreichischer Magazine nach Speyer kommandiert wo sie am 30 September 1792 durch die Truppen des franzosischen Generals Custine entweder in den Rhein getrieben oder gefangen genommen wurde Eilends wurden improvisierte Burgerwehren mobilisiert und mit unbrauchbar gewordenen Militargerat bewaffnet Bei der Belagerung von Mainz im Ersten Koalitionskrieg durch eine franzosische Armee im Oktober 1792 befanden sich lediglich knapp 1200 Mainzer Soldaten in der Stadt Zu nennenswerten Kampfhandlungen kam es nicht und nach kurzer Zeit kapitulierte eine der wichtigsten Reichsfestungen nach erfolgter Aufforderung durch den franzosischen General Ende der Armee Bearbeiten Das Ende des kurfurstlichen Staates bedeutete auch das Ende fur die Armee Nach dem Ende der franzosischen Besetzung fiel Mainz 1816 an Hessen Darmstadt Lebensverhaltnisse und Verhaltnis zur Zivilgesellschaft Forschungsgeschichte BearbeitenDas Mainzer Militar besass keinen guten Ruf Der geringe nachgesagte militarische Wert der Truppe ruhrt von der kampflosen Aufgabe der Festung Mainz 1792 vor einer franzosischen Armee her Schlechte Ausbildung ungenugende Unterbringungsmoglichkeiten und ein geringer Sold trugen dazu bei Ausstehende Soldzahlungen der Garnison der Festung Mainz fuhrten zu Disziplinverlusten im Jahre 1697 drohte eine Hungersnot innerhalb des Militars 5 Die Soldaten hatten ihre Uniform und Ausrustung selber anzuschaffen Die Kompaniewirtschaft die andernorts bereits abgeschafft wurde hielt sich im Mainzer Militar bis zum Ende fort Untergebracht waren die Soldaten nicht in Quartieren sondern in Kasernen Fur jedes Regiment gab es in der Stadt eine Kaserne Die altere Geschichtsforschung hat die Streitkrafte der geistlichen Territorien und auch des Kurmainzer Militars fast einhellig als untauglich und belanglos beurteilt Festungen der Armee BearbeitenFestung Mainz Die Kurmainzische Festung Mainz galt als wichtige Festung und wurde immer weitraumiger ausgebaut Sie wurde besonders im Zuge der Reunionspolitik Ludwigs XIV gegen Ende des 17 Jahrhunderts in Kampfe verwickelt Die kurmainzische Armee hatte bis zum Ende des 18 Jahrhunderts niemals eine Starke erreicht die es ermoglicht hatte die Festung Mainz mit einer hinreichenden Besatzung zu versehen geschweige denn gleichzeitig die verstreuten Besitzungen des Erzstifts zu verteidigen 6 Fur die Verteidigung der Festung Mainz wurden nach zeitgenossischen Schatzungen Mitte des 18 Jahrhunderts bis zu 18 000 Mann benotigt Erganzt wurde der Festungsdienst durch eine bewaffnete Burgermiliz die nicht Bestandteil der Armee war Burg Konigstein Zitadelle Petersberg Zitadelle CyriaksburgErinnerung und Gedenken BearbeitenDer Konigsteiner Karnevalsverein Historische Festungsgarde e V knupft an die Kurmainzische Armee an und verwendet die originalgetreuen Uniformen der Historischen Festungsgarde der Burg Konigstein der kurmainzischen Armee aus der Mitte des 18 Jahrhunderts 7 Literatur BearbeitenSascha Weber Die kurmainzische Heeresreform von 1773 Zeitschrift Militar und Gesellschaft in der Fruhen Neuzeit des Arbeitskreises Militar und Gesellschaft in der Fruhen Neuzeit e V Heft 2 Band 17 2013 Universitatsverlag Potsdam Seiten 44 72Einzelnachweise Bearbeiten Michael Muller Die Entwicklung des Kurrheinischen Kreises in seiner Verbindung mit dem Oberrheinischen Kreis im 18 Jahrhundert Peter Lang internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main 2008 S 66 Brodhaecker Michael Der 21 Mai 1848 in Mainz Dokumentation der politischen und sozialen Unruhen in der Bundesfestung anhand der Quellen In Mainzer Geschichtsblatter Heft 11 1999 S 20 37 Susanne Schlosser die Stadt Mainz fuhlte indessen die Bedruckungen sehr hart Die Festung Mainz und ihre Auswirkung auf den Alltag der Bevolkerung im 17 und 18 Jahrhundert In Mainzer Geschichtsblatter Heft 7 Die Wacht am Rhein Mainz 1992 S 19 Walter G Rodel Mainz und seine Bevolkerung im 17 und 18 Jahrhundert Demographische Entwicklung Lebensverhaltnisse und soziale Strukturen in einer geistlichen Residenzstadt Steiner Verlag Wiesbaden GmbH 1985 Seite 47 Michael Brodhaecker Der 21 Mai 1848 in Mainz Dokumentation der politischen und sozialen Unruhen in der Bundesfestung anhand der Quellen In Mainzer Geschichtsblatter Heft 11 1999 S 20 37 Walter G Rodel Mainz und seine Bevolkerung im 17 und 18 Jahrhundert Demographische Entwicklung Lebensverhaltnisse und soziale Strukturen in einer geistlichen Residenzstadt Steiner Verlag Wiesbaden GmbH 1985 Seite 43 Festungsgarde Fastnacht in Konigstein Abgerufen am 11 Mai 2022 deutsch Stehende Heere im Heiligen Romischen Reich Fruhe Neuzeit Badische Armee Bayerische Armee Braunschweigische Armee Hessen darmstadtische Armee Hessen kasselsche Armee Kaiserliche Armee Kurhannoversche Armee Kurmainzische Armee Kurkolnische Armee Kurpfalzische Armee Kurtrierische Armee Mecklenburger Militar Munstersche Armee Preussische Armee Sachsische Armee Furstbischoflich wurzburgische Armee Wurttembergische Armee Siehe auch Stehendes Heer und Heiliges Romisches Reich Fruhe Neuzeit Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurmainzische Armee amp oldid 232365538