www.wikidata.de-de.nina.az
Die judische Gemeinde in Emden bestand uber einen Zeitraum von rund 400 Jahren von ihren Anfangen im 16 Jahrhundert bis zu ihrem Ende am 23 Oktober 1941 Sie war die alteste grosste und bedeutendste Gemeinde Ostfrieslands und als Sitz des Landesrabbinats geistiges Zentrum der Juden Ostfrieslands und der Landdrostei Osnabruck Gedenkstein fur die niedergebrannte Synagoge in Emden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 16 Jahrhundert bis 1744 1 2 1744 bis 1806 1 3 1806 bis 1901 1 4 Landes bzw Landrabbiner 1 5 Zionismus 1 6 Weimarer Republik 1 7 1933 bis 1938 1 8 Reichspogromnacht 1938 1 9 Exodus Vertreibung und Ermordung 1 10 Nachkriegszeit 2 Gemeindeentwicklung 3 Gedenkstatten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten16 Jahrhundert bis 1744 Bearbeiten Wann genau sich die ersten Juden in Emden niedergelassen haben ist nicht mehr zu ermitteln Fest steht dass sich fur das gesamte Mittelalter weder in Emden noch auf der ostfriesischen Halbinsel die Anwesenheit von Juden nachweisen lasst Eine aschkenasische judische Gemeinde entwickelte sich ab etwa 1530 1 Erstmals erwahnt werden sie in den Jahren 1558 und 1571 Ab 1589 fuhrte die Stadt Emden ein Schutzgeldverzeichnis mit den Namen der Emder Juden Uri ha Levi ist der erste Emder Jude dessen Name uberliefert ist 2 nbsp Eingangstor zum judischen Friedhof in Emden nbsp Judischer FriedhofSchnell entwickelte sich die Gemeinde zu einer der grossten in Norddeutschland und war nach Hannover die zweitgrosste der Provinz Dies ist begrundet durch die relative Autonomie welche die Stadt nach der Emder Revolution erhalten hatte Dadurch hatte der Emder Magistrat freie Hand bei der Ansiedelung von Juden erhalten und verfolgte eine fur die Zeit relativ liberale Judenpolitik Zudem war die Hafenstadt auf die judischen Munzwechsler Pfand und Geldverleiher angewiesen Berufe die Christen verwehrt und somit in der Stadt kaum ausgebildet waren Der von Graf Ulrich II 1645 ausgestellte Generalgeleitsbrief gestattete den Juden Ostfrieslands nach eigener judischer Ordnung leben zu durfen 1670 liess die Furstin Christine Charlotte einen Generalgeleitsbrief verfassen der den Juden die Abhaltung von Gottesdiensten in ihren Wohnungen oder in eigenen Synagogen erlaubte Weiterhin legte er fest dass sie ihre Toten nach judischer Gewohnheit bestatten durften Eine erste Synagoge in Emden gab es wahrscheinlich schon seit dem 16 Jahrhundert am Sandpfad Nr 5 der heutigen Bollwerkstrasse Diese wurde vom Emder Magistrat wegen Baufalligkeit geschlossen An ihrer Stelle errichtete die Gemeinde 1836 eine grosse Synagoge welche 1910 erweitert wurde und danach uber 320 Platze fur Manner eine Empore fur 250 Frauen einen Sitzungssaal und das rituelle Bad verfugte Bezeichnend fur das Verhaltnis der Juden zur restlichen Bevolkerung der Stadt ist es dass an den Eroffnungsfeierlichkeiten 1836 und 1910 Vertreter sowohl der christlichen Gemeinden Emdens als auch des Magistrats teilnahmen Diese Synagoge wurde in der Reichspogromnacht zerstort Ein judischer Friedhof wird erstmals 1586 vor den Toren der Stadt in Tholenswehr erwahnt Dieser Friedhof wurde von den kleinen ostfriesischen Gemeinden etwa Weener Bunde Jemgum und Stapelmoor mitgenutzt 1703 kaufte die Gemeinde ein Gelande an Schoonhovenstrasse dem ehemaligen Sandpfad und der heutigen Bollwerkstrasse Dieser Friedhof diente der Gemeinde bis zu ihrem Ende als Begrabnisplatz 1744 bis 1806 Bearbeiten Die liberale Haltung gegenuber den Juden anderte sich mit der Machtubernahme durch Preussen im Jahre 1744 Die autonome Politik der Stadt Emden war beendet Dies fuhrte zu einer deutlichen Verschlechterung der Lage der Juden denn die restriktive preussische Gesetzgebung gegenuber Juden galt nun auch in Ostfriesland Erklartes Ziel der preussischen Administration war die Senkung des judischen Bevolkerungsanteils in Ostfriesland und somit auch in Emden Die von Juden zu leistenden Abgaben wurden deutlich erhoht Immobilienbesitz wurde ihnen verboten und den judischen Gewerbetreibenden wurden zahlreiche Einschrankungen und Verbote auferlegt Die gewunschte Senkung des judischen Bevolkerungsanteils wurde damit zwar nicht erreicht doch verarmten viele Juden so dass schon im Jahre 1765 zwei Drittel der judischen Bevolkerung unter erbarmlichsten Bedingungen lebte Dem stand eine kleine Oberschicht gegenuber welche hauptsachlich aus Grosskaufleuten und Bankiers bestand Insgesamt gehorte die judische Gemeinde Emdens zu den armeren Judengemeinden Deutschlands Antisemitische Ausserungen und Handlungen waren bis Anfang der 1930er Jahre selten Nur die Calvinistische Kirche protestierte gegen die Duldung der Juden was jedoch weder beim Magistrat noch beim Landesherrn Gehor fand Erste grossere Ausschreitungen gegen Juden ereigneten sich 1761 und 1762 in Zusammenhang mit den Wirren des Siebenjahrigen Krieges Mehrere Hauser wurden geplundert weil die Bevolkerung Juden fur die schlechte Versorgungslage verantwortlich machte Bis zur Zeit der nationalsozialistischen Machtergreifung lassen sich aber nur vereinzelte Ubergriffe gegen Juden in Emden belegen 1806 bis 1901 Bearbeiten Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt wurde Ostfriesland in das Konigreich Holland und damit in den franzosischen Machtbereich eingegliedert 1810 kam es als Departement Ems Oriental Osterems unmittelbar zum franzosischen Kaiserreich Fur die Juden bedeutete dies eine deutliche Verbesserung ihrer Lage In zwei Dekreten vom 4 Juni 1808 und vom 23 Januar 1811 wurden ihnen die Burgerrechte und die vollige Gleichberechtigung zugestanden Nach der Niederlage Napoleons und dem Zusammenbruch seines Reiches kam Ostfriesland in den Jahren 1813 bis 1815 erneut zur Herrschaft unter preussische Herrschaft Infolgedessen erlangte auch das Preussische Judenedikt vom 11 Marz 1812 in Ostfriesland Geltung Juden bis dahin im preussischen Staat als Judenknechte angesehen wurden nun vollberechtigte Staatsburger sofern sie bereit waren bleibende Familiennamen anzunehmen und sich der Wehrpflicht zu unterwerfen Nach dem Wiener Kongress 1814 15 musste Preussen Ostfriesland jedoch an das Konigreich Hannover abtreten Durch mangelnde Anweisungen der neuen Machthaber stellte sich die Rechtslage fur Juden nun ausserst verworren da Insbesondere die Administration agierte auf diesem Gebiet zunachst nach preussischem Recht unter Berucksichtigung des Juden Ediktes Noch 1829 pladierte die Landdrostei Aurich in Hannover fur eine judenfreundliche Auslegung erhielt jedoch anderslautende Anweisungen 1819 wurden die Zunfte wieder eingefuhrt was die Juden weitgehend vom Handwerk ausschloss Im Unterschied zum ubrigen Konigreich Hannover wurde der Schutzjudenstatus in Ostfriesland nicht wieder eingefuhrt An dessen Stelle war seit 1824 der oberlandespolizeiliche Erlaubnisschein getreten Ohne diesen war Juden in Emden eine Niederlassung und Heirat nicht mehr moglich Auch blieb Juden das Wahlrecht und die Ubernahme stadtischer Amter untersagt Die Erlaubnis zur Niederlassung konnte nur dann an einen Sohn und auch dann nur an einen einzigen Sohn ubertragen werden wenn der Vater sein Geschaft aufgegeben hatte oder verstorben war 1827 wurde Emden Sitz des Landesrabbinats 1835 sturzte wahrend des Sabbatgottesdienstes die alte Synagoge teilweise ein und wurde von den Behorden geschlossen Durch Spenden judischer Burger wurde an ihrer Stelle ein Neubau errichtet welcher am 19 August 1836 durch Landesrabbiner Abraham Heymann Lowenstamm eingeweiht werden konnte Wie schon vorher die Preussen versuchten nun die Hannoveraner die Anzahl der Juden in Ostfriesland zu vermindern Bestand die judische Gemeinde in Emden 1828 noch aus 802 Mitgliedern waren es 1842 nur noch 691 Dies ist wohl vor allem der Armut geschuldet welche sich unter den ostfriesischen Juden ausgebreitet hatte Der Emder Magistrat erklarte 1828 dass fast die ganze hiesige Judenschaft in der grossten Armuth schmachtet Dieses kann wohl nur als eine Folge der Beschrankungen denen sie unterworfen sind betrachtet werden 3 Nach der Annexion des Konigreiches Hannover durch Preussen 1866 wurde Emden erneut preussisch und das Judenedikt fand wieder Anwendung Bis 1870 brachten neue Gesetze schliesslich die Burgerrechte auch fur Juden in Ostfriesland Die letzten rechtlichen Diskriminierungen wurden bis zum Ende des Ersten Weltkrieges abgebaut Nun konnten die Emder Juden in die Stadtrate gewahlt oder Mitglied eines Vereins werden So wurden Juden Stadtrate oder Mitglieder des vom gehobenen Emder Burgertum getragenen Vereins Maatschappy to t Nut van t Allgemeen Gesellschaft zum Nutzen der Allgemeinheit und der Emder Handelskammer Der Vorsitzenden der judischen Gemeinde Jacob Pels wurde 1890 sogar Mitglied des Burgervorsteherkollegiums Landes bzw Landrabbiner Bearbeiten Nach der napoleonischen Annexion Norddeutschlands wurde nach franzosischem Vorbild der Consistoire Emden fur die Departements de l Ems Superieur und Ems Oriental eingerichtet Ein Grossrabbiner grand rabbin betreute die Gemeinden im Konsistorialbezirk Er amtierte ab 1827 als Landesrabbiner 1842 richtete das Konigreich Hannover Landrabbinate in Emden Hannover Hildesheim und Stade ein Dabei umfasste das Landrabbinat Emden die Landdrosteien Aurich und Osnabruck 1939 hob die NS Obrigkeit die Landrabbinate auf 1812 1839 Abraham Heymann Lowenstamm 1775 1839 ab 1812 Grossrabbiner des Consistoires Emden ab 1827 Landesrabbiner fur Ostfriesland 1839 1841 Vakanz 1841 1847 Samson Raphael Hirsch 1808 1888 Landrabbiner von Emden 1848 1850 Josef Isaacson 1811 1885 Landrabbiner in Vertretung 1850 1852 Vakanz 1852 1870 Hermann Hamburger ca 1810 1870 Landrabbiner von Emden 1871 1873 Philipp Kroner 1833 1907 Stadtrabbiner von Emden interimistisch als Landrabbiner 1875 1892 Peter Buchholz 1837 1892 1873 gewahlt dann 1875 eingefuhrt als Landrabbiner von Emden 1892 1894 Vakanz 1894 1911 Jonas Zvi Hermann Lob 1849 1911 Landrabbiner von Emden 1911 Abraham Lewinsky 1866 1941 Landrabbiner von Hildesheim in Vertretung 1911 13 1921 Moses Jehuda Hoffmann 1873 1958 Landrabbiner von Emden 1922 1939 Samuel Blum 1883 1951 Stadt und Landrabbiner von EmdenZionismus Bearbeiten In Emden trat der Zionismus erstmals Anfang des 20 Jahrhunderts in Erscheinung 1901 grundeten 35 judische Burger die Ortsgruppe Lemaan Zion der Zionistischen Vereinigung fur Deutschland Wie im ubrigen Reich fand diese Bewegung nur bei einem sehr geringen Teil der judischen Bevolkerung Anklang Die Gemeindeleitung um den Landrabbiner Jonas Zvi Hermann Lob und den Lehrer Selig stand dem Zionismus skeptisch bis ablehnend gegenuber und bezeichnete die Anhanger des Zionismus in Gemeindeversammlungen als vaterlandslose Gesellen 3 Weimarer Republik Bearbeiten 1924 kandidierte der judische Arzt Max Sternberg fur die FFF Partei 4 den parteipolitischen Arm der Freiwirtschaftsbewegung Silvio Gesells Er wurde am 4 Mai mit 601 Stimmen 5 2 in das Burgervorsteherkollegium gewahlt 5 Dort gehorte er mit vier Vertretern der Kommunistischen Partei zur Opposition wahrend die Mehrheitsfraktion der Burgerlichen Vereinigung gemeinsam mit den funf SPD Abgeordneten eine Regierungskoalition bildeten Neben seinem politischen Engagement betatigte Max Sternberg sich auch im Central Verein deutscher Staatsburger judischen Glaubens und leitete ab 1924 dessen lokale Emder Gruppe 6 In den 20er Jahren stachelte Pastor Ludwig Munchmeyer aus Borkum mit antisemitischen Hasstiraden das Publikum auf weitere aus der Arbeiterschaft oder dem Handwerk stammenden Agitatoren fanden aufgrund ihrer beruflichen wie sozialen Nahe zum Proletariat vor allem in den grosseren Orten gute Resonanz Ab jetzt hauften sich antisemitische Vorfalle so verteilten Anhanger der Volkischen Bewegung kurz vor Weihnachten 1927 Handzettel die sich mit eindeutig rassistischem Hintergrund gegen die judischen Geschaftsleute richteten Ab 1928 gab es eine Ortsgruppe der NSDAP in Emden welche jedoch bis zum Marz 1933 nicht im Emder Magistrat vertreten war 1933 bis 1938 Bearbeiten Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 begann auch fur die Juden in Emden die Zeit der Verfolgung Zwei Monate nach der Machtergreifung und vier Tage fruher als in anderen Teilen des Deutschen Reiches begann in Ostfriesland der Boykott judischer Geschafte Am 28 Marz 1933 postierte sich die SA vor den Geschaften In der Nacht wurden 26 Schaufensterscheiben eingeworfen was die Nationalsozialisten spater den Kommunisten anlasten wollten Der Boykott wurde zwar nach einigen Tagen offiziell beendet die Diskriminierung jedoch mittels Propaganda Verordnungen und Gesetzen weiter betrieben Dies veranlasste viele der ansassigen Juden zur Flucht Unter den schon 1933 geflohenen Juden befand sich auch Max Windmuller der sich in den Niederlanden unter seinem Decknamen Cor spater dem Widerstand der Gruppe Westerweel anschloss und viele judische Kinder und Jugendliche rettete Im Jahre 1935 wurden Kunden judischer Geschafte fotografiert und angeprangert Dadurch verschlechterte sich die okonomische Lage der Geschaftsinhaber so dass ein Geschaft nach dem anderen aufgegeben werden musste und auf diese Weise arisiert wurde Die stadtische Badeanstalt an der Kesselschleuse verwehrte Juden im selben Jahr den Eintritt weil die Bevolkerung sich angeblich belastigt gefuhlt habe Dennoch sah nur eine Minderheit der ostfriesischen Juden im Verkauf ihres Besitzes und der Emigration einen Ausweg Daran konnten auch die Zionisten welche regelmassig Veranstaltungen abhielten wenig andern Die meisten ostfriesischen Juden schwankten noch zwischen Hoffnung und Verzweiflung Eine exakte und gesicherte Statistik der Aus und Abwanderung ist wegen der sich teilweise widersprechenden Quellen nicht moglich Zeitungsmeldungen zufolge emigrierten von 1933 bis 1938 130 Personen 50 verzogen in andere Stadte Nach einer anderen Quelle lebten am 1 September 1938 noch 430 Juden in der Stadt was bedeuten wurde dass etwa ein Viertel der judischen Bevolkerung Emden von 1933 bis zum Herbst 1938 vor der Reichspogromnacht verlassen hatte 3 Die judische Gemeinde in Emden sah sich veranlasst Vorkehrungen fur eine Unterbringung der alteren Gemeindemitglieder zu treffen Zusatzlich zum Altenheim in der Schoonhovenstrasse errichtete man dafur einen Anbau am Waisenhaus in der Claas Tholen Strasse Reichspogromnacht 1938 Bearbeiten In der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 kam es auch in Emden zu den von Reichsleitung der Nationalsozialisten befohlenen Ausschreitungen gegen die Juden die spater als Novemberpogrome bezeichnet wurden Bernhard Horstmann der 26 jahrige Kreisleiter wurde von der Gauleitung des Gaus Weser Ems in Oldenburg um 22 30 Uhr telefonisch instruiert dass in dieser Nacht Vergeltungsmassnahmen gegen die Juden in ganz Deutschland durchgefuhrt wurden Um 1 Uhr nachts sollten samtliche Synagogen im deutschen Reich brennen Um 23 30 Uhr beauftragte Horstmann seinen Stellvertreter und Kreisamtsleiter Neeland mit der Organisation der Brandlegung in der Synagoge Dieser brachte daraufhin mit der SS Brandmittel in das Gotteshaus Parallel dazu wurde die Emder Feuerwehr uber die geplante Aktion informiert Sie sollte nicht eingreifen und sich darauf beschranken ein Ubergreifen der Flammen auf umliegende Hauser zu verhindern SA Truppen bereiteten sich auf die Verhaftung aller Emder Juden vor Gegen 1 Uhr in der Nacht begaben sich Krafte aus SA und SS zur Synagoge Diese waren nicht uniformiert um die planmassige Brandstiftung und die Identitat der Tater zu verschleiern Die ganze Aktion sollte nach einem spontanen Gewaltausbruch der deutschen Bevolkerung aus Rache fur die Ermordung des Legationssekretars Ernst Eduard vom Rath durch den Juden Herschel Grynszpan aussehen Kurz darauf traf Horstmann ein und gab den Befehl die Synagoge anzuzunden Es folgte eine grosse Explosion in der Synagoge das Feuer entfachte sich aber nicht Erst nachdem noch einmal 20 Liter Benzin in die Synagoge gebracht wurden brach ein Feuersturm aus der die Synagoge vollig zerstorte Die Juden der Stadt wurden seit 0 00 Uhr durch die SA misshandelt und auf dem Schulhof der Neutorschule zusammengetrieben Gleichzeitig gingen in der Stadt Schaufenster Ladeneinrichtungen sowie das Mobiliar judischer Einrichtungen und Wohnungen zu Bruch Mindestens ein Jude kam in dieser Nacht ums Leben Er wurde durch einen Schuss in den Rucken so schwer verwundet dass er spater seinen Verletzungen erlag Am fruhen Morgen hatte die SA etwa 300 Juden auf dem Schulhof zusammengetrieben Dort wurden sie unter Leitung des SA Sturmfuhrers Bennmann stundenlang schikaniert indem er sie bis zu Erschopfung marschieren und Wanderlieder singen liess Dabei drohte Bennmann ihnen sie zu erschiessen wenn sie seinen Befehlen nicht gehorchen wurden Am Morgen des 10 November wurden die Frauen Kinder und alteren Manner entlassen Die als arbeitsfahig angesehenen Juden etwa 60 an der Zahl trieb die SA zum Bootshafen am Wall wo sie Ausbaggerungsarbeiten durchfuhren sollten Der Weg dorthin fuhrte die Manner an der ausgebrannten Synagoge vorbei Dort zwang die SA einen Juden sich selbst der Brandlegung in der Synagoge zu bezichtigen In der Turnhalle der Neutorschule wurde ein provisorisches Lager eingerichtet Auch dort waren die Emder Juden den Schikanen der SA ausgesetzt In den fruhen Morgenstunden des 11 November loste die SA dieses Lager auf und trieb die Juden unter Bewachung von SS und Gestapo zum Bahnhof von wo aus sie in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurden Exodus Vertreibung und Ermordung Bearbeiten nbsp Bericht der Gestapo in Wilhelmshaven vom 25 Oktober 1941 uber die Deportation von 122 Emder JudenDie Judische Gemeinde in Emden loste sich nach den Novemberpogromen schnell auf Der Landrabbiner Samuel Blum und der letzte verbliebene judische Arzt wanderten nach Palastina aus Im Verlauf des Jahres 1938 wurde die Arisierung judischen Besitzes abgeschlossen Eine Initiative ostfriesischer Landrate und des Magistrats der Stadt Emden fuhrt Ende Januar 1940 zu der Weisung der Gestapo Leitstelle Wilhelmshaven wonach Juden Ostfriesland bis zum 1 April 1940 verlassen sollten Die ostfriesischen Juden mussten sich andere Wohnungen innerhalb des deutschen Reiches mit Ausnahme Hamburgs und der Linksrheinischen Gebiete suchen Im Herbst 1941 gehorte Emden zu den ersten zwolf Stadten im Reich aus denen reichsdeutsche Juden in den Osten deportiert wurden Am 23 Oktober wurden 122 Emder Juden uber die Zwischenstation Berlin in das Ghetto Lodz verschleppt 164 Juden aus dem judischen Altenheim Emden wurden im Oktober 1941 vorubergehend noch in das judische Altenheim in Varel verlegt und am 23 Juli 1942 uber Bremen und Hannover in das Ghetto Theresienstadt deportiert 7 Der Zustandigkeitsbereich der Staatspolizei Leitstelle Wilhelmshaven Oldenburg und Ostfriesland wurde danach fur judenfrei erklart und war es de facto auch Nur einige wenige Juden die in sogenannter Mischehe lebten blieben wahrend des Krieges in Emden wohnen Mindestens 465 Emder Juden sind im Holocaust umgekommen An sie wird heute mit einem Gedenkstein auf dem Judischen Friedhof erinnert Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Karl von Muller Kaserne 2011 Im Rahmen der Operation Oasis wurden vom 2 bis 5 November 1947 auf Anordnung der Britischen Besatzungsregierung 2342 Exodus Fluchtlinge aus dem Lager Poppendorf per Eisenbahn nach Emden in die ehemalige Kaserne an der Auricher Strasse gebracht und dort einquartiert Mit der Unabhangigkeit und Staatsgrundung Israels am 14 Mai 1948 entfielen im ehemaligen Mandatsgebiet Palastina alle Restriktionen die dort bis dahin fur Juden gegolten hatten Trotzdem dauerte es einige Zeit bis die Exodus Passagiere in das vom Unabhangigkeitskrieg belastete Land ausreisen konnten 13 Juden kehrten bis 1947 nach Emden zuruck Sie grundeten 1949 eine neue Synagogengemeinde als Verein Dieser loste sich im Jahre 1984 auf da er nur noch aus einem Mitglied bestand Die letzte Beerdigung auf dem judischen Friedhof fand im Jahre 2006 statt Heute leben kaum noch Menschen judischen Glaubens in Emden die Religion wird daher auch nicht offentlich praktiziert Die Emder Juden sind Teil der judischen Gemeinde in Oldenburg Gemeindeentwicklung BearbeitenDie judische Gemeinde in Emden war eine der grossten Norddeutschlands Nach Hannover war sie die zweitgrosste der Provinz Der hochste Anteil an der Gesamtbevolkerung wurde im Jahre 1771 mit 6 erreicht in absoluten Zahlen wurde 1905 mit 809 Mitgliedern der Hohepunkt erreicht Jahr Gemeindemitglieder1613 16 Familien1741 98 Familien1779 109 Familien1828 802 Personen1842 691 Personen1905 809 Personen1925 700 Personen1933 581 Personen1938 1 September 430 Personen1939 8 November 320 Personen1967 6 PersonenGedenkstatten Bearbeiten nbsp Mahnmal auf dem Friedhof an der BollwerkstrasseGedenkstein an der Stelle des alten Friedhofes in Tholenswehr Gedenkstein fur die niedergebrannte Synagoge in der Bollwerkstrasse Denkmal mit den Namen von 465 ermordeten Emder Juden auf dem Friedhof an der Bollwerkstrasse Modell der Emder Synagoge seit 1994 im Ostfriesischen Landesmuseum Die Stadt Emden hat die ehemalige Webergildestrasse am 8 November 1998 in Max Windmuller Strasse umbenannt Siehe auch BearbeitenGeschichte der Juden in Ostfriesland Ostfriesland zur Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenMarianne Claudi Reinhard Claudi Die wir verloren haben Lebensgeschichten Emder Juden Mit einer Geschichte der judischen Gemeinde Emdens Wolf Valk Aurich 1988 ISBN 3 925365 31 1 Jan Lokers Die Juden in Emden 1530 1806 Eine sozial und wirtschaftsgeschichtliche Studie zur Geschichte der Juden in Norddeutschland vom ausgehenden Mittelalter bis zur Emanzipationsgesetzgebung Aurich 1990 ISBN 3 925365 50 8 Herbert Reyer Martin Tielke Hrsg Frisia Judaica Beitrage zur Geschichte der Juden in Ostfriesland Aurich 1988 ISBN 3 925365 40 0 Max Markreich Das Memorbuch der Judengemeinde in Emden In Jahrbuch fur die judischen Gemeinden Schleswig Holsteins 5 1933 1934 S 29 f Das Ende der Juden in Ostfriesland Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlass des 50 Jahrestages der Kristallnacht Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1988 ISBN 3 925365 41 9 Jan Lokers Emden In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 533 569 Weblinks BearbeitenBunkermuseum Emden Oldersum 1933 1945 Max Windmuller Gesellschaft Novemberpogrome 1938 in Niedersachsen EmdenEinzelnachweise Bearbeiten Matthias Freudenberg Aleida Siller Hrsg Emder Synode 1571 Wesen und Wirkungen eines Grundtextes der Moderne Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2020 ISBN 978 3 525 56726 5 S 17 Wolbert G C Smidt Uri ben Joseph Feibisch Emden Halewi PDF In Biographisches Lexikon fur Ostfriesland BLO IV Aurich 2007 S 175 177 Abgerufen am 24 Dezember 2017 a b c Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der Judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen ISBN 3 89244 753 5 FFF steht fur Freiland Freigeld und Festwahrung Marianne Claudi Reinhard Claudi Goldene Zeiten und andere Zeiten Emden Stadt in Ostfriesland Anlageband Zeittafel Texte Dokumente Karten Gerhard Verlag Emden o J 1982 S 33 Tabelle Burgervorsteherwahlen in Emden 1919 1933 Allemannia Judaica Geschichte der judischen Gemeinde Emden eingesehen am 25 April 2017 Shoa de Das deutsche Ghetto Litzmannstadt im polnischen LodzEhemalige judische Gemeinden in Ostfriesland Judische Gemeinde Aurich Judische Gemeinde Bunde Judische Gemeinde Dornum Judische Gemeinde Emden Judische Gemeinde Esens Judische Gemeinde Jemgum Judische Gemeinde Leer Judische Gemeinde Neustadtgodens Judische Gemeinde Norden Judische Gemeinde Norderney Judische Gemeinde Weener Judische Gemeinde Wittmund nbsp Dieser Artikel wurde am 5 Juni 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen 53 369 7 2106388888889 Koordinaten 53 22 8 4 N 7 12 38 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Emden amp oldid 239273321