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Das Lager Poppendorf in Lubeck Kucknitz war in den Jahren 1945 bis 1951 ein Durchgangslager im Waldhusener Forst fur eine Million Menschen Wehrmachtsangehorige deutsche Fluchtlinge und Zwangsaussiedler aus den Ostgebieten und einen Teil der zuruckgewiesenen judischen Fluchtlinge des Auswanderungsschiffs Exodus im Rahmen der Operation Oasis Es war das grosste Fluchtlingslager Schleswig Holsteins 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Lagerablauf 3 Unterbringung 4 Aufbau und Nutzung des Lagers 4 1 Entlassungslager fur die Armee Norwegen 4 2 Fluchtlingsdurchgangslager 4 3 Die Menschen im Durchgangslager 4 4 Judische Fluchtlinge der Exodus 5 Kriegsgraberstatten 6 Erinnerung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Lageplan des Waldhusener Forstes 1 Bahnhof Kucknitz 2 Forsthaus Waldhusen 3 Lager Poppendorf nbsp Plan mit Lage des Lagers Poppendorf nbsp Pavillon auf dem Parkplatz im Forst Waldhusen am Standort der Erinnerungstafel fur das Lager Poppendorf nbsp Strasse vom Forsthaus Waldhusen durch den Waldhusener Forst nach Poppendorf Der Nadelwald rechts der Strasse linker Bildrand bedeckt das Gelande des ehemaligen Lagers Poppendorf Das Lager lag nordlich vom alten Bahnhof Kucknitz Forsthaus Waldhusen im Waldhusener Forst Uberreste sind wegen der Aufforstung des Gelandes durch die Forsterei Waldhusen nicht mehr erkennbar Einer der Zugange zum Gelande ist heute beim 2 Parkplatz an der Strasse vom Forsthaus Waldhusen durch den Waldhusener Forst Richtung Poppendorf 2 Lagerablauf BearbeitenDie Neuankommlinge kamen uber Schiffstransporte uber den Hafen von Travemunde bzw Zugtransporte oder den Hauptbahnhof Lubeck mit dem Zug zum Bahnhof Kucknitz Die Fahrt vom Hafen oder Bahnhof ins Lager wurde durch den Fuhrpark des Lagers besorgt Zuerst kamen die Neuankommlinge in die Entlausungsanstalt und dann zur medizinischen Untersuchung Kranke wurden in die Lubecker Krankenhauser oder die Krankenrevier Baracke eingeliefert Fluchtlinge aus den Ostgebieten befanden sich in schlechtem Zustand Ruckkehrer aus Danemark der englischen und amerikanischen Kriegsgefangenschaft in guter Verfassung 3 Unterbringung BearbeitenDas eigentliche Hauptlager war 700 Meter vom Bahnhof entfernt Unterkunft fanden die Fluchtlinge in Holzbaracken Zelten und Nissenhutten Zusatzlich gab es ein Speisezelt und eine Verpflegungsbaracke Die norwegische Europahilfe richtete eine Kulturbaracke ein Die Sanitaranlagen waren einfach Die Sanitatsabteilung versorgte kranke Insassen Im Unterlager befand sich die Verwaltung des Lagers 3 Aufbau und Nutzung des Lagers BearbeitenDas Lager Poppendorf war das grosste Fluchtlingsdurchgangslager Norddeutschlands Es wurde auf Anweisung der Britischen Militarregierung 1945 eingerichtet Im Jahr 1951 wurde das Lager aufgelost und abgerissen 4 Entlassungslager fur die Armee Norwegen Bearbeiten Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde von der Britischen Besatzungsmacht am 20 Juli 1945 zunachst ein Entlassungs Zeltlager im gesamten Gebiet des Waldhusener Forstes zur Entlassung der Kriegsgefangenen der Armee Norwegen angeordnet Vom 25 Juli bis 3 August 1945 baute eine Vorhut der Kriegsgefangenen von 68 Offizieren und 565 Unteroffizieren und Mannschaftsdienstgraden mehrere Lagerbereiche mit Koch und Sanitatsdienststelle auf Ab 4 August legten die Schiffe mit deutschen Kriegsgefangenen aus Norwegen in Travemunde an Innerhalb von zwei Monaten bis zum 3 Oktober 1945 wurden 78 550 Soldaten im Lager aufgenommen uberpruft registriert und mit Entlassungspapieren in ihre Entlassungsbezirke per Lastkraftwagen transportiert Taglich wurden rund 100 Verwundete zur Weiterbehandlung in die umliegenden Krankenhauser eingewiesen Fur die Uberprufung kamen taglich 800 bis 1000 Angehorige aus der britischen Dienststelle in Poppendorf ins Lager 5 Fluchtlingsdurchgangslager Bearbeiten Die britische Militarregierung beschloss am 12 Oktober 1945 die Umwandlung von der Wehrmachtsentlassungsstelle zum Fluchtlingsdurchgangslager Die britische Dienststelle wurde am 20 April 1947 aufgelost Das Fluchtlingslager ging an die Provinz Schleswig Holstein und von dort verwaltungsmassig an die Hansestadt Lubeck Aufgenommen wurden im Rahmen der Umsiedlungsaktionen funf Jahre lang vom 13 November 1945 bis zum 30 Juli 1950 im Rahmen von geschlossenen Transportaktionen Fluchtlinge Umsiedler Heimkehrer aus dem Wehrmachtsentlassungslager Munster sowie Einzelganger Von November 1945 bis Januar 1946 wurden aus der sowjetisch besetzten Zone taglich im Durchschnitt 1 500 Fluchtlinge und Umsiedler auf die Kreise von Schleswig Holstein aufgeteilt Die Stadte Schleswig Holsteins wurden fur den Zuzug gesperrt Ab 27 Juli 1946 wurden die eintreffenden Fluchtlinge und Vertriebenen in andere Lander der britischen Besatzungszone weitergeleitet Ab 1947 wurde eine Zuzugssperre fur das Land Schleswig Holstein verfugt Im Jahr 1948 wurde das Durchgangslager Poppendorf zu einem Wohnlager ausgebaut 6 Im Jahr 1949 herrschten im Lager Mangel Seife Kleidung Kinderwagen und extreme Burokratie Die Zahl der Lagerinsassen war von 2 000 bis 3 000 auf 500 gesunken 7 Mit der Eroffnung des Fluchtlingsdurchgangslagers Uelzen am 25 August 1949 wurde das Durchgangslager Poppendorf zum Wartelager mit wochen und monatelanger Wartezeit in den Nissenhutten 8 Die Menschen im Durchgangslager Bearbeiten Insgesamt wurden vom 13 November 1945 bis 31 Juli 1950 536 718 Menschen im Lager erfasst und weitergeleitet Es waren unterschiedliche durch den Zweiten Weltkrieg entwurzelte Personengruppen 9 13 November 1945 bis Ende Februar 1946 Umsiedlung von rund 156 000 Menschen aus den sowjetisch besetzten Gebieten in die britische Besatzungszone 10 September 1945 bis 1 262 Ruckkehrer aus der amerikanischen und franzosischen Besatzungszone nach Schleswig Holstein 8 September 1946 bis Mai 1948 Ruckfuhrung von 21 126 Umsiedlern aus Schleswig Holstein uber das Lager Poppendorf in die sowjetische Besatzungszone 28 Februar 1946 bis 26 Juli 1946 26 Juli 1946 bis Umsiedler aufgrund der Ausweisung der deutschen Bevolkerung aus Polen Tschechoslowakei und Ungarn Mit Eisenbahn und Schiffstransporten kamen 147 227 diese Ausgewiesenen aus den Vertreibungslagern in Stettin im Lager Poppendorf an und wurden auf die Kreise von Schleswig Holstein aufgeteilt Weitere 70 435 wurden spater uber das Lager Poppendorf auf die westlichen Provinzen der britischen Besatzungszone weitergeleitet 27 September 1948 bis Februar 1949 Ruckfuhrung von 7 048 Fluchtlingen die ursprunglich aus den Ostgebieten evakuierten wurden aus den Lagern in Danemark uber das Lager Poppendorf 19 September 1946 bis Ende April 1948 Deutsche Heimkehrer aus der englischen franzosischen amerikanischen und sowjetischen Kriegsgefangenschaft uber Poppendorf nach Schleswig Holstein bis Februar 1947 1 470 Volksdeutsche und Staatenlose als Displaced Persons wurden uber das Lager Poppendorf weiter vermittelt bis Juli 1947 Einzelgrenzganger Neben den organisierten Transporten trafen auch Einzelganger aus der sowjetischen Besatzungszone im Lager ein Judische Fluchtlinge der Exodus Bearbeiten nbsp Zertifikat fur Robert Gary im Lager PoppendorfIm Jahr 1947 wurden die durch die Briten in Palastina zuruckgewiesenen KZ Uberlebenden des Schiffes Exodus mit den drei Gefangenenschiffe Ocean Vigour Runnymede Park und Empire Rival nach Hamburg zuruckgeschickt Die Schiffe wurden im Rahmen der Operation Oasis am 8 und 9 September gewaltsam geraumt und alle 4319 Passagiere unter scharfer Bewachung von britischen Soldaten uber Lubeck ins Lager Poppendorf geschafft 10 Sie blieben dort bis zum 3 November 1947 interniert Das Lager Poppendorf war zuvor geraumt worden Ein zwei Meter breiter Stacheldrahtzaun wurde um das Lager herum errichtet Das Lager wurde gesichert von einer englischen Wache elf Wachturmen und Scheinwerfern mit Flutlicht Die Fluchtlinge wurden am 3 November 1947 in Winterquartiere in Emden und Wilhelmshaven Sengwarden verlegt Im Fruhjahr 1948 wurde die Einreisegenehmigung nach Palastina gewahrt 11 Kriegsgraberstatten BearbeitenIm Lager verstarben 520 Menschen In dem 1945 1946 erweiterten Teil des Friedhofs Waldhusen in Lubeck sind 172 Verstorbene des Fluchtlingslagers Poppendorf bestattet 12 Auf dem Vorwerker Friedhof in Lubeck sind weitere Verstorbene des Fluchtlingslagers Poppendorf begraben 13 Vom Lager Poppendorf aus wurden kranke Fluchtlinge in das Influx Krankenhaus Bad Bramstedt eingewiesen Diejenigen die im Krankenhaus verstarben wurden in der Kriegsgraberstatte am sudlichen Ende neuerer Teil des Bramstedter Friedhofs beigesetzt 14 Wahrend der Zeit in der die Exodus Internierten im Lager Poppendorf waren wurden drei Kinder geboren die kurz nach der Geburt starben Diese sind auf dem Judischen Friedhof Lubeck Moisling im Graberfeld der Opfer des Konzentrationslagers Bergen Belsen mit begraben Die drei Grabsteine tragen die Inschrift Exodus Kind ohne Namen 15 Erinnerung Bearbeiten nbsp Lager Poppendorf auf dem Parkplatz im Waldhusener Forst an der Strasse vom Forsthaus Waldhusen Richtung Poppendorf Erinnerungstafel und Strasse nbsp Lager Poppendorf auf dem Parkplatz im Waldhusener Forst an der Strasse vom Forsthaus Waldhusen Richtung Poppendorf Erinnerungstafel an das Lager Poppendorf nbsp Auf dem ehemaligen Lagergelande Die Geschichte des Lagers wurde 1999 von Schulern der Geschwister Prenski Schule in der lange laufenden Wanderausstellung Poppendorf statt Palastina erstmals aufgearbeitet 16 17 Die Erinnerung an das Lager Poppendorf wird durch den Gemeinnutzigen Verein Kucknitz e V sowie die Gesellschaft der Freunde des Stadtwaldes Lubeck e V wachgehalten Literatur BearbeitenChristian Rathmer Das Lager Poppendorf 1945 1951 Begleitbuch zur Ausstellung Vertrieben Verloren Verteilt Drehscheibe Poppendorf 1945 1951 im Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk Kaiser und Mietzner Lubeck 2018 ISBN 978 3 00 060747 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lager Poppendorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Projekt Kulturhistorischer Erinnerungsort Poppendorfer Lager In poppendorfer lager de Abgerufen am 8 September 2022 Bei den Prachern von Poppendorf pdf 7 2 MB In Wir Ostpreussen 1 19 1 November 1949 S 3 4 6 abgerufen am 8 September 2022 Werner Macziey Renate Giercke Kucknitzer Stadtteilgeschichte Hier 1945 1948 In gemeinnuetziger verein kuecknitz de 2021 abgerufen am 8 September 2022 mit Bibliographie Einzelnachweise Bearbeiten Lager Poppendorf Kucknitz arbeitet Geschichte auf In Lubecker Nachrichten vom 27 November 2014 S 15 Fuhrung durch das Poppendorfer Lager In Wochenspiegel Lubeck Nord Ost vom 29 November 2014 S 4 a b Christian Rathmer Das Lager Poppendorf 1945 1951 S 29 57 Christian Rathmer Das Lager Poppendorf 1945 1951 S 9 Christian Rathmer Das Lager Poppendorf 1945 1951 S 11 Werner Macziey Renate Giercke Kucknitzer Stadtteilgeschichte Hier 1945 1948 In gemeinnuetziger verein kuecknitz de 2021 abgerufen am 8 September 2022 mit Bibliographie Bei den Prachern von Poppendorf pdf 7 2 MB In Wir Ostpreussen 1 19 1 November 1949 S 6 abgerufen am 8 September 2022 Christian Rathmer Das Lager Poppendorf 1945 1951 S 13 Christian Rathmer Das Lager Poppendorf 1945 1951 S 15 23 27 Poppendorf statt Palastina Zwangsaufenthalt der Passagiere der Exodus 1945 in Lubeck Dokumentation einer Ausstellung Hamburg 1999 ISBN 3 933374 29 4 S 50 52 Christian Rathmer Das Lager Poppendorf 1945 1951 S 25 Friedhof Waldhusen In Hansestadt Lubeck Hrsg Der Friedhofswegweiser Mammut Verlag Leipzig 2 Ausgabe Marz 2013 S 44 Christian Rathmer Das Lager Poppendorf 1945 1951 S 39 Karl Klockner Kriegsgraberstatte Bad Bramstedt In alt bramstedt de Archiviert vom Original am 14 Mai 2013 abgerufen am 8 September 2022 Albrecht Schreiber KZ Opfer auf dem Judischen Friedhof Lubeck Moisling In Ohlsdorf Zeitschrift fur Trauerkultur Ausgabe 72 I 2000 Februar 2000 abgerufen am 8 September 2022 Jan Henrik Fahlbusch u a Poppendorf statt Palastina Zwangsaufenthalt der Passagiere der Exodus 1945 in Lubeck Dokumentation einer Ausstellung Dolling und Galitz Hamburg 1999 ISBN 3 933374 29 4 Poppendorf statt Palastina In Lubecker Stadtzeitung 26 Juni 2001 archiviert vom Original am 17 August 2016 abgerufen am 8 September 2022 53 9215 10 7934 Koordinaten 53 55 17 4 N 10 47 36 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lager Poppendorf amp oldid 228260427