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Die judische Gemeinde in Jemgum bestand uber einen Zeitraum von rund 350 Jahren von ihren Anfangen im 17 Jahrhundert bis zu ihrem Ende im Februar 1940 Judische Gemeinden in Ostfriesland vor 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Judischen Gemeinde in Jemgum 1 1 17 Jahrhundert bis 1744 1 2 1744 bis 1940 2 Gemeindeentwicklung 3 Gedenkstatten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der Judischen Gemeinde in Jemgum Bearbeiten17 Jahrhundert bis 1744 Bearbeiten Die Anfange der judischen Besiedlung in Jemgum liegen am Anfang des 17 Jahrhunderts Wahrscheinlich trug die relative Nahe zur altesten judischen Gemeinde in Emden zur Ansiedelung bei Jemgum selbst galt als Hauptort des Niederrheiderlandes und besass zu Beginn des 17 Jahrhunderts einen bedeutenden Hafen und das Marktrecht sowie seit 1523 die Waagegerechtigkeit Neben einem Kram und Flachsmarkt gab es einen Viehmarkt 1 Erstmals wird ein in Jemgum ansassiger Jude im Schatzungsregister des Amtes Leer von 1604 in Person des Michael Joede genannt 2 Eine kontinuierliche judische Niederlassung scheint es erst ab 1637 gegeben zu haben jedoch hat es sich dabei wohl fur lange Zeit nur um eine einzelne Familie deren Oberhaupt Heimen bzw Haeyo de Juede war gehandelt Ab 1671 gab es laut des landesherrlichen Judenregals zwei Schutzjuden mit ihren Familien im Ort Wahrscheinlich lebten noch zwei weitere judische Familien im Ort die 1708 in das Generalprivileg des Grafen Georg Albrecht aufgenommen wurden 2 Zu dieser Zeit war die Jemgumer Judenschaft mutmasslich noch Teil der erheblich grosseren Emder Gemeinde Bis 1670 haben sie wie auch die Juden von Bunde Weener Jemgum und Stapelmoor den Friedhof der Emder Gemeinde mitgenutzt In diesem Jahr wandten sich die Vertreter der Rheiderlandischen Juden an die Furstin Christine Charlotte Sie baten darum in Gnaden zu consentiren dass wyr unser endts in besagtem Ambte Leerort etwa ein halb oder gantz Diemat Landes vor ziemlichen Preiss an uns mogen erkaufen und selbiges zu einem Gottesacker vor unsere Todten benutzen durfen 3 Die Furstin gab dieser Bitte schon nach einem Tag statt Sie wies ihren Beamten in Leerort an die Juden beim Landkauf zu unterstutzen und dafur zu sorgen dass diese dabei nicht benachteiligt wurden Daraufhin kauften die Rheiderlander Juden ein Grundstuck in Smarlingen zwischen Weener und Holthusen und legten dort einen Friedhof an der fast zwei Jahrhunderte genutzt wurde Die Jemgumer Juden lebten in bescheidenen wirtschaftlichen Verhaltnissen 1717 besass lediglich eine Familie ein eigenes Haus die anderen lebten in Wohnungen und Heuerkammern der Jemgumer Armenverwaltung und wohl auch in von Privatleuten vermieteten Wohnungen Bei einer Kapitalschatzung konnten im Jahre 1730 nur zwei Juden besteuert werden 4 Bis 1734 war die kleine judische Gemeinschaft in Jemgum auf sechs Familien angewachsen womit die erforderliche Zahl von zehn mannlichen Gottesdienstbesuchern fur eine Minjan wohl erreicht wurde Wahrscheinlich blieben die Jemgumer Juden aber wohl zunachst in enger Verbindung zur Emder Gemeinde und danach mit der Gemeinde in Weener Dafur spricht auch dass den Juden des Emder Amtes zu dem Jemgum gehorte noch 1735 kein publiquer Gottesdienst erlaubt war den Weeneraner Juden im benachbarten Amt Leerort hingegen schon 2 1744 bis 1940 Bearbeiten nbsp Der judische Friedhof am Jemgumer Sieltief1744 fiel Ostfriesland nach dem Aussterben der Cirksena an Preussen und der neue Machthaber Konig Friedrich II liess eine Generaltabelle der ostfriesischen Juden erstellen Demnach lebten zu dieser Zeit im Flecken Jemgum sechs judische Familien Wie es schon die Cirksena geplant hatte wollten auch die Preussen den judischen Bevolkerungsanteil in Ostfriesland senken So sollten im Amt Emden nur noch vier judische Haushalte geduldet werden Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die judische Gemeinde in Jemgum deren Mitgliederzahl bis 1757 auf acht Familien anstieg 5 Danach bleibt die Zahl der judischen Familien in Jemgum fur eine lange Zeit stabil bei zumeist sieben Familien In diese Zeit fallt wohl auch der Aufbau einer eigenstandigen judischen Gemeinde in Jemgum 1757 wird erstmals ein im Ort ansassiger Rabbi genannt ab 1779 wird ein Vorsinger in der judischen Gemeinde erwahnt Die Gottesdienste fanden allerdings bis zum Bau einer eigenen Synagoge im Jahr 1809 in einem judischen Privathaus in der Langen Strasse statt Gemeindeeigene Einrichtungen hat es zu dieser Zeit noch nicht gegeben Auch die Ritualbader befanden sich in privaten Haushalten was manchmal zu Konflikten uber die Nutzung fuhrte Aus verschiedenen Verzeichnissen des 18 Jahrhunderts lasst sich die Erwerbsstruktur der Jemgumer Juden ablesen Demnach verdiente der weitaus grosste Teil seinen Unterhalt als Schlachter oder in damit zusammenhangenden Berufen wie etwa dem Viehhandel Dies lasst sich so auch in den anderen ostfriesischen judischen Gemeinden beobachten Ungewohnlich ist in Jemgum nur dass es hier offenbar zumindest einen judischen Landwirt gab Dies lasst sich aus der Armenrechnung von 1799 ablesen die Calmar Jacobs ausdrucklich als Besitzer von Weideland erwahnt Zu Beginn des 19 Jahrhunderts wandelte sich dieses Bild und die judischen Einwohner Jemgums betatigten sich nun auch als Kaufleute und ab 1807 scheint das Schlachten ausschliesslich als Nebengewerbe betrieben worden zu sein 6 1809 Ostfriesland gehorte inzwischen zum Konigreich Holland und damit zum franzosischen Machtbereich erwarb die Jemgumer Judenschaft ein Haus an der Langen Strasse und liess ein Jahr spater mit ansehnlicher Beihulfe des grossen Rothschild 7 im Garten dieses Hauses eine Synagoge errichten Durch die geringe Grosse der Jemgumer Gemeinde sowie der schwachen Wirtschaftskraft ihrer Mitglieder musste das Gebaude schon kurze Zeit spater versteigert werden wurde allerdings mit auswartiger Hilfe zuruckerworben 8 Neben der Synagoge unterhielt die Gemeinde ab 1846 auch eine Elementarschule mit einem Lehrer die aber wohl kurz danach geschlossen wurde denn 1852 besuchten die zwolf judischen Kinder die ortliche Schule 9 1848 war der Friedhof in Smarlingen voll belegt und die Juden von Weener und Jemgum legten eigene Friedhofe an Die Gemeinde in Jemgum erwarb dazu ein Grundstuck am Jemgumer Sieltief Dieser Friedhof war bis 1932 in Benutzung Auf dem 1107 Quadratmeter grossen Areal befinden sich heute noch 13 Grabsteine 1 Der Niedergang der judischen Gemeinde in Jemgum setzte sich dennoch fort Ab 1858 fanden in der Synagoge keine regelmassigen Gottesdienste mehr statt da die erforderliche Zahl von zehn mannlichen Gottesdienstbesuchern fur eine Minjan nicht mehr erreicht wurde Um 1869 galt die Synagoge als baufallig wurde aber auf Betreiben der ortlichen Juden wieder instand gesetzt da diese sich keiner anderen Gemeinde anschliessen wollte Gottesdienste fanden auch danach nur sporadisch statt wenn durch auswartige Juden die erforderliche Zahl mannlicher Juden erreicht wurde 1898 schlug der Landesrabbiner den Jemgumer Juden vor sich der Gemeinde in Weener anzuschliessen Dies lehnten die Jemgumer Judenschaft jedoch ab Spatestens seit 1917 wurde die Jemgumer Synagoge nicht mehr genutzt und die ortlichen Juden gingen an hohen Feiertagen nach Leer oder Weener um an Gottesdiensten teilnehmen zu konnen Die Synagoge wird in Berichten bis 1930 immer wieder als baufallig erwahnt Danach endet die Uberlieferung uber ihren Zustand 1 Zu Beginn des Jahres 1933 lebten nur noch zwei judische Familien im Ort Sie sahen sich nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten Ubergriffen ausgesetzt Bis 1938 sind mehrere Falle dokumentiert Im Zusammenhang mit der Reichspogromnacht gab es ebenfalls Ubergriffe gegen die ortlichen Juden zu einer Aufholung wie sie in den anderen judischen Gemeinden passierte ist es in Jemgum offenbar nicht gekommen Die Synagoge obgleich immer noch in Gemeindebesitz war wohl in einem derart schlechten Zustand dass diese schon kein Angriffsziel mehr bildete Das Gebaude wurde spater abgebrochen und das Grundstuck ging in private Hande uber 8 Die im September 1939 in Jemgum lebenden sechs Mitglieder der judischen Familie Cohen mussten ihren Heimatort im Februar 1940 verlassen und wurden nach Leer verbracht um dann einen Monat spater nach Berlin transportiert zu werden 9 Dort verlieren sich die Spuren von drei Familienangehorigen Drei weitere gelten als verschollen in Auschwitz 10 Westlich von Jemgum Richtung Jemgumgaste Bunderhee blieb der Friedhof der Gemeinde erhalten Nach 1945 leitete die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen ehemalige Angehorige der SA ein Dieses stellte die Behorde jedoch ebenso ein wie ein weiteres Verfahren wegen der Zerstorungen auf dem Friedhof 11 Gemeindeentwicklung BearbeitenDie judische Gemeinde in Jemgum war immer eine der kleinsten in Ostfriesland Im Jahr 1885 wurde mit 50 Personen der Hochststand erreicht Jahr Gemeindemitglieder1637 1 Familie1708 4 Familien1757 8 Familien1873 7 Familien1867 19 Personen1885 50 Personen1905 20 Personen1925 9 Personen1939September 6 PersonenGedenkstatten BearbeitenJudischer Friedhof JemgumSiehe auch BearbeitenGeschichte der Juden in Ostfriesland Ostfriesland zur Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenHerbert Reyer Jemgum In Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Verlag Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 903 907 Gerhard Kronsweide Die judische Gemeinde Jemgum 1604 1940 Zusammenleben im Emsflecken Aurich 2016 Ostfriesische Familienkunde Beitrage zur Genealogie und Heraldik Herausgegeben von der Upstalsboom Gesellschaft fur historische Personenforschung und Bevolkerungsgeschichte in Ostfriesland e V Heft 23 ISBN 978 3 934508 81 1 Das Ende der Juden in Ostfriesland Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlass des 50 Jahrestages der Kristallnacht Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1988 ISBN 3 925365 41 9Weblinks BearbeitenDas Rheiderland unterm Hakenkreuz Memento vom 17 Mai 2006 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten a b c Herbert Reyer Jemgum In Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Verlag Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 903 a b c Herbert Reyer Jemgum In Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Verlag Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 904 Herbert Reyer Martin Tielke Hrsg Frisia Judaica Beitrage zur Geschichte der Juden in Ostfriesland Aurich 1988 ISBN 3 925365 40 0 S 83 Herbert Reyer Jemgum In Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Verlag Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 905 Selma Stern Der preussische Staat und die Juden III Die Zeit Friederichs des Grossen Tubingen 1971 S 1173 1177 f Herbert Reyer Martin Tielke Hrsg Frisia Judaica Beitrage zur Geschichte der Juden in Ostfriesland Aurich 1988 ISBN 3 925365 40 0 S 88 Harm Wiemann Aus vergangenen Tagen Chronik der Samtgemeinde Bunde Bunde 1983 S 97 a b Herbert Reyer Jemgum In Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Verlag Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 906 a b Herbert Reyer Jemgum In Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Verlag Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 907 Herbert Reyer Jemgum In Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Verlag Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 907 Herbert Reyer Bearb Das Ende der Juden in Ostfriesland Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlass des 50 Jahrestages der Kristallnacht Ostfriesische Landschaft Aurich 1988 ISBN 3 925365 41 9 S 56 53 265833333333 7 385 Koordinaten 53 15 57 N 7 23 6 O Normdaten Korperschaft GND 1098213300 lobid OGND AKS Ehemalige judische Gemeinden in Ostfriesland Judische Gemeinde Aurich Judische Gemeinde Bunde Judische Gemeinde Dornum Judische Gemeinde Emden Judische Gemeinde Esens Judische Gemeinde Jemgum Judische Gemeinde Leer Judische Gemeinde Neustadtgodens Judische Gemeinde Norden Judische Gemeinde Norderney Judische Gemeinde Weener Judische Gemeinde Wittmund Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Jemgum amp oldid 236830589