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Die judische Gemeinde in Bunde bestand uber einen Zeitraum von rund 150 Jahren von ihren Anfangen im 18 Jahrhundert bis zu ihrem Ende am 19 Juli 1942 Judische Gemeinden in Ostfriesland vor 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der judischen Gemeinde in Bunde 2 Gemeindeentwicklung 3 Gedenkstatten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der judischen Gemeinde in Bunde BearbeitenDie fruheste Erwahnung eines in Bunde ansassigen Juden ist auf das Jahr 1670 datiert Zu dieser Zeit erhielten die Juden von Bunde Jemgum und Weener von Grafin Christine Charlotte die Erlaubnis in Smarlingen einen Friedhof anzulegen 1 In Bunde wird dabei der Schlachter Simon Isaacs genannt der als Kind portugiesischer Juden in Emden geboren war Nach seinem Tod im Jahre 1720 verzog die Familie nach Norden und Emden Dennoch werden 1719 und 1752 noch zwei Schutzjuden in dem Ort genannt Eine weitere Erwahnung eines in Bunde lebenden Juden findet sich in einem Schatzungsregister aus dem Jahre 1786 87 in dem der Schlachter Nathan Isaak auftaucht Im Verlauf des 19 Jahrhunderts liessen sich mehrere Familien in der Ortschaft nieder 1824 gab es 21 Juden in Bunde womit die erforderliche Zahl von zehn uber 12 jahrigen mannlichen Juden fur einen Minjan bald erreicht wurde In der Mehrzahl waren sie als Schlachter Trodler oder in beiden Geschaftsfeldern tatig und verdienten damit gerade so viel Geld wie es fur den Lebensunterhalt notig war 1 Dies fuhrte dazu dass dem Schlachter Salmon van Dyk die Erlaubnis sich in Bunde niederzulassen verwehrt wurde Begrundet wurde dies mit dem Verweis darauf dass es in dem Ort bereits genugend Schlachter und Handler gebe Spater muss es van Dyk gelungen sein sich in Bunde niederzulassen denn 1853 war er es der sich an die Behorden wandte um den Zuzug des Schlachters Meier Watermann zu verhindern Auch van Dyk schrieb dass die im Ort ansassigen drei Schlachter kaum das Notigste zum Leben verdienten 1 Um 1845 plante die judische Gemeinde in Bunde dann die Errichtung einer eigenen Synagoge und einer Schule wofur eine Kollekte beim Amt Jemgum beantragt wurde Dieses leitete das Schreiben an die Landdrostei Aurich weiter gab in einer Stellungnahme jedoch zu bedenken dass die Zahl der in Bunde lebenden Juden zum Unterhalt einer Synagoge nach Ansicht des Amtes nicht ausreiche 2 Dabei verwies es auf die Erfahrungen in Jemgum Wegen der geringen Grosse der dortigen Gemeinde sowie der schwachen Wirtschaftskraft ihrer Mitglieder musste die Synagoge schon kurze Zeit nach ihrem Bau versteigert werden wurde mit auswartiger Hilfe zuruckerworben verfiel danach aber zusehends Die Landdrostei in Aurich folgte der Stellungnahme und lehnte in einem Schreiben vom 30 April 1845 die Kollekte ab und wies die judische Gemeinde in Bunde an das Bedurfnis eine Synagoge zu errichten besser zu begrunden 3 nbsp Links ein Teil der judischen Schule etwas zuruckgesetzt dahinter die SynagogeDies scheint in der Folgezeit dann geschehen zu sein Um 1846 richteten die Juden des Ortes an der Kreuzstrasse heute Kirchring eine eigene Synagoge ein und laut der Schulordnung vom 1 Februar 1854 bildete die Synagogengemeinde Bunde einen eigenstandigen Schulverband mit eigener Elementarschule 2 1883 erwarb die Gemeinde ein Grundstuck zur Errichtung einer neuen Schule Die Bauarbeiten begannen umgehend sodass das Gebaude noch im selben Jahr eroffnet werden konnte Es enthielt neben der Schule noch das rituelle Frauenbad und die Wohnung fur den Lehrer 2 Im Jahre 1896 wurde die Einrichtung einer offentlichen judischen Schule geplant Am 7 Dezember 1896 wurde der Antrag dazu mit der Bezeichnung Judische Religionsschule eingereicht nbsp Der judische Friedhof in BundeDie Juden aus Bunde liessen ihre Toten anfangs auf dem judischen Friedhof Smarlingen und danach in Neuschanz beisetzen Im Jahr 1874 verweigerte die Gemeinde in Neuschanz die weitere Mitnutzung Daraufhin stellte die Gemeinde beim Flecken Bunde den Antrag zur Errichtung eines eigenen Friedhofes Der Flecken gab dem Antrag nach und so wurde am 25 November ein Grundstuck fur 250 Reichstaler erworben wobei die Halfte dieser Summe von der judischen Gemeinde aufgebracht wurde Der Rest wurde mit offentlichen Mitteln beglichen Am Ersten Weltkrieg nahmen mehrere Juden als Soldaten teil von denen keiner fiel Georg und Adolf Gerson kamen mit Auszeichnungen aus dem Krieg zuruck 4 Zur Zeit der Weimarer Republik stellten die Gemeindemitglieder etwa 3 5 Prozent um 1924 waren es etwa 70 Juden der Gesamtbevolkerung von rund 2000 Einwohnern An judischen Vereinen bestanden zu dieser Zeit der Wohltatigkeits und Bestattungsverein Chewra Kadischa der Israelitische Frauenverein sowie der Verein Chewra bachurim 4 Zudem gab es wohl seit den fruhen 20er Jahren eine Ortsgruppe des Central Vereins deutscher Staatsburger judischen Glaubens der aber erst ab 1937 belegt ist Okonomisch verschlechterte sich die ohnehin angespannte Lage des grossten Teils der Gemeinde weiter So berichtete der Bunder Gemeindevorsteher bei einer Versammlung der Gemeindevorsteher Nordwestdeutschlands im Jahre 1930 dass es kein Geld fur die Bezahlung eines Lehrers gebe und die Synagoge seit dem Laubhuttenfest geschlossen sei 5 Im Januar 1933 lebten noch 52 Juden in Bunde Mehr als die Halfte davon war 40 Jahre und alter 5 Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verliessen bis Ende 1933 18 von ihnen ihre Heimatgemeinde Bis Anfang November 1938 verzogen insgesamt 38 Juden Der Grossteil von ihnen emigrierte in die nahen Niederlande Ordentliche Gottesdienste und ein geregeltes Gemeindeleben konnten so nicht mehr stattfinden Die Gemeinde verkaufte daher ihre Synagoge im Juli 1938 an den Kaufmann Barfs und loste sich danach auf 5 Die Synagoge steht bis heute ist allerdings als solche durch mehrere Umbaumassnahmen nicht zu erkennen Dennoch kam es in Zusammenhang mit der Reichspogromnacht auch in Bunde zu Ausschreitungen In Bunde erhielt der ortliche Sturmbannfuhrer Annaus Winzenborg vom Sturmbannfuhrer Lahmeyer aus Weener telefonisch die Anweisung die dort ansassigen Juden aufholen zu lassen Daraufhin trieb die SA samtliche Juden zum Gemeindesaal und hielt sie dort fest wahrend in der Zwischenzeit weitere SA Truppen ihre Wohnungen durchwuhlten Bis zum nachsten Tag wurden die meisten Juden wieder entlassen Zwei von ihnen wurden nach Leer verbracht von dort aus mit 54 judischen Mannern aus dem Landkreis Leer und etwa 200 anderen judischen Ostfriesen nach Oldenburg uberfuhrt und dort in einer Kaserne zusammengetrieben Etwa 1 000 judische Ostfriesen Oldenburger und Bremer wurden dann mit einem Zug in das Konzentrationslager Sachsenhausen nordlich von Berlin deportiert 5 Die Vorgange waren fur die verbliebenen Bunder Juden der letzte Anlass auszuwandern Im September 1939 lebte nur noch eine vierkopfige judische Familie in Bunde Sie verliess am 21 Marz 1940 im Zusammenhang mit dem Evakuierungsbefehl fur die ostfriesischen Juden den Ort Am 19 Juli 1942 wurde die Familie nach Theresienstadt deportiert 5 Mindestens 23 der 52 Juden die im Januar 1933 in Bunde lebten kamen im Holocaust um Wahrscheinlich waren es jedoch deutlich mehr 5 Nach dem Krieg ubernahm zunachst die Jewish Trust Corporation ab 1952 den 407 Quadratmeter grossen Friedhof und ubergab diesen im Jahre 1960 an den Landesverband der Judischen Gemeinden von Niedersachsen Die politische Gemeinde Bunde pflegte den Friedhof auf dem etwa 30 Graber erhalten blieben seit 1946 Seit 1975 erledigt dies ein Gartner In den Jahren 1956 1970 und 1979 erfolgten Instandsetzungen 5 Gemeindeentwicklung BearbeitenDie judische Gemeinde in Bunde stellte 1925 3 5 der Gesamtbevolkerung des Fleckens Etwa 50 Prozent der Bunder Juden kamen aus den Niederlanden Jahr Gemeindemitglieder1824 21 Personen1867 28 Personen1885 55 Personen1905 65 Personen1925 70 Personen1939 September 4 PersonenGedenkstatten Bearbeiten nbsp Mahnmal in Bunde von 2014Der judische Friedhof Bunde von 1874 liegt am Leege Weg 6 Peter Konitz aus Wymeer gestaltete ein Mahnmal aus drei bronzefarbenen Edelstahlplatten das 2014 im Ortszentrum vor der Sparkasse errichtet wurde Die erste Platte tragt als Inschrift den Bibelvers aus Jes 56 5b LUT und einen Erinnerungstext Die zweite ist symbolisch von einem Riss durchzogen Auf der dritten Platte sind die Namen von 77 Bunder Juden mit Todesdatum Todesort und Alter zu lesen Siehe auch BearbeitenGeschichte der Juden in Ostfriesland Ostfriesland zur Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenHerbert Reyer Martin Tielke Hrsg Frisia Judaica Beitrage zur Geschichte der Juden in Ostfriesland Aurich 1988 ISBN 3 925365 40 0 Das Ende der Juden in Ostfriesland Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlass des 50 Jahrestages der Kristallnacht Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1988 ISBN 3 925365 41 9 Daniel Fraenkel Bunde In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 380 384 Harm Wiemann u a Aus vergangenen Tagen Chronik der Samtgemeinde Bunde Hrsg Samtgemeinde Bunde Selbstverlag Bunde 1983 S 97 102 Weblinks BearbeitenNovemberpogrome 1938 in Niedersachsen BundeEinzelnachweise Bearbeiten a b c Daniel Fraenkel Bunde In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 380 384 S 381 a b c Daniel Fraenkel Bunde In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 380 384 S 382 Harm Wiemann Zur Geschichte der Juden in Bunde In Herbert Reyer Martin Tielke Hrsg Frisia Judaica Beitrage zur Geschichte der Juden in Ostfriesland Aurich 1988 Abhandlungen und Vortrage zur Geschichte Ostfrieslands Band 67 S 163 170 a b Alemannia Judaica Bunde Kreis Leer Ostfriesland Niedersachsen eingesehen am 16 Juli 2013 a b c d e f g Daniel Fraenkel Bunde In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 380 384 S 383 judischer Friedhof Bunde In Alemannia Judaica Ehemalige judische Gemeinden in Ostfriesland Judische Gemeinde Aurich Judische Gemeinde Bunde Judische Gemeinde Dornum Judische Gemeinde Emden Judische Gemeinde Esens Judische Gemeinde Jemgum Judische Gemeinde Leer Judische Gemeinde Neustadtgodens Judische Gemeinde Norden Judische Gemeinde Norderney Judische Gemeinde Weener Judische Gemeinde Wittmund 53 183333333333 7 2666666666667 Koordinaten 53 11 0 N 7 16 0 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Bunde amp oldid 217192261