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Die judische Gemeinde in Aurich Ostfriesland bestand uber einen Zeitraum von zirka 300 Jahren von ihren Anfangen im Jahr 1657 bis zu ihrem Ende am 1 Marz 1940 Aurich war bis Anfang des 19 Jahrhunderts Sitz des Landesrabbiners Die Gemeinde galt als strengglaubig und konservativ Mit den anderen Ostfriesen sprachen sie ostfriesisches Platt durchsetzt mit Vokabeln des Auricher Judendeutsch 1 Der judische Friedhof in Aurich Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der judischen Gemeinde in Aurich 1 1 1635 bis 1744 1 2 1744 bis 1806 1 3 1806 bis 1866 1 4 1866 bis 1919 1 5 Weimarer Republik 1 6 1933 bis 1938 1 7 Die Novemberpogrome von 1938 1 8 Exodus Vertreibung und Ermordung 1 9 Juristische Aufarbeitung 2 Gemeindeentwicklung 3 Gedenkstatten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte der judischen Gemeinde in Aurich Bearbeiten1635 bis 1744 Bearbeiten Juden in Aurich werden erstmals im Jahr 1635 in Person des so genannten Hofjuden Calman Abrahams erwahnt Seine Familie bildete den Kern der Auricher Judengemeinde Eine fruhere judische Besiedlung der Stadt war bisher nicht nachzuweisen Die judische Gemeinde geht mit grosser Wahrscheinlichkeit auf das Jahr 1657 zuruck als einige judische Familienmitglieder nach Aurich zogen und die erforderliche Zahl von zehn mannlichen Gottesdienstbesuchern fur einen Minjan erreicht wurde Schon ein Jahr spater 1658 sahen sich die fruhe Gemeinde und besonders der Hofjude Calman Abrahams einem Ritualmordvorwurf ausgesetzt Die aus Altona stammende und im Hause des Hofjuden tatige Judith war als erste Judin in Aurich in Anwesenheit des Fursten Enno Ludwig an Ostern in der Stadtkirche getauft worden sie trug seither den Namen Christina Noch im selben Jahr erhob sie den Vorwurf des Ritualmordes gegen die Auricher Juden Eine vom Hofjuden beim Fursten gegen Christina erwirkte Untersuchung erwies die Haltlosigkeit der Behauptungen Dieses fruhe Beispiel einer Judenhetze blieb aber in Ostfriesland einmalig Der Hofjude in Ostfriesland hatte zweierlei Funktionen Einerseits oblag ihm die Versorgung des graflichen Hofes mit Waren und Luxusgutern andererseits war er oberster Reprasentant der Juden Ostfrieslands als Landrabbiner und Parnas judischer Gemeindevorsteher Er hatte fur die Erhebung der Schutzgelder und anderer Abgaben der Juden zu sorgen Zu Zeiten der Grafen und Fursten von Ostfriesland 1464 1744 hatten die judischen Familien zwischen einem und funf Reichstaler an die grafliche Kasse abzufuhren Des Weiteren musste eine Gans oder ein Kapaun abgegeben werden Von den Abgaben befreit waren der Landrabbiner und Parnas der fur die Eintreibung der Abgaben zu sorgen hatte sowie der Schuldiener und dessen Vater die als zu arm angesehen wurden Ein von der judischen Gemeinde genutztes judisches Gebetbuch fur Feiertage der Machsor das um 1600 in Venedig erschienen war deutet auf eine Verbindung der Auricher Juden zu den Juden in Italien hin Seit 1659 lassen sich Geschaftsverbindungen der Auricher Hofjudenfamilie mit der Frankfurter Bankiers und Korrespondentenfamilie Beer Oppenheim zum Einhorn nachweisen und ein Sohn dieser Familie heiratete eine Tochter aus dem Hause des Hofjuden Wenig spater siedelte er nach Aurich uber Er trat 1686 die Nachfolge seines Schwiegervaters als Hofjude an und ubernahm neben dessen Aufgaben auch noch die Munzpacht Der von Graf Ulrich II im Jahre 1645 ausgestellte Generalgeleitsbrief gestattete den Juden Ostfrieslands nach eigener judischer Ordnung zu leben 1670 liess die Furstin Christine Charlotte einen Generalgeleitsbrief verfassen in dem den Juden die Abhaltung von Gottesdiensten in ihren Wohnungen oder in eigenen Synagogen gestattet worden war Bis zum Bau der Synagoge am Hohen Wall im Jahre 1810 fanden diese Gottesdienste in einem Anbau am Privathaus des Hofjuden an der Langen Strasse statt Des Weiteren wurde den Juden gestattet ihre Toten nach judischer Gewohnheit bestatten zu durfen Dafur nutzte die Auricher Judengemeinde bis etwa 1764 65 den Friedhof der judischen Gemeinde in der Nachbarstadt Norden 1744 bis 1806 Bearbeiten 1744 fiel Ostfriesland nach dem Aussterben der Cirksena an Preussen und das Amt des Hofjuden entfiel Am 12 Oktober 1764 bat die Auricher Judenschaft da sie vorher ihre Toten in Norden hat begraben lassen bei der Koniglichen Kriegs und Domanenkammer um die Erlaubnis bei der Stadt Aurich einen Friedhof anlegen zu durfen 2 Nach Erteilung der Erlaubnis wurde 1764 65 der judische Friedhof an der Emder Strasse angelegt Er blieb bis zum Ende der Gemeinde im Jahre 1940 in Gebrauch und ist bis heute in gutem Zustand erhalten Die Stelle des Landrabbiners wurde 1777 nach dem Tod des letzten graflichen Landrabbiners durch den preussischen Konig Friedrich II an dessen Sohn Isaak Beer vergeben Dies traf auf den erbitterten Widerstand der judischen Bevolkerung des Landes Beer wurde 1808 als die Souveranitat uber Ostfriesland beim hollandischen Konigshof lag pensioniert und starb 1826 in Aurich Obwohl die preussische Regierung die judische Bevolkerung reduzieren wollte wuchs die Gemeinde in Aurich Kurz vor der hollandischen Besetzung im Zuge des Friedens von Tilsit im Jahre 1806 zahlte die Gemeinde insgesamt 173 Kopfe Im Jahre 1753 kurz nach der Machtubernahme durch Preussen waren es nur 99 Personen gewesen 1806 bis 1866 Bearbeiten nbsp Die ehemalige Synagoge in Aurich Das Bild wurde anhand von Originalbauplanen rekonstruiert Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 wurde Ostfriesland in das Konigreich Holland und damit in den franzosischen Machtbereich eingegliedert 1810 kam Ostfriesland als Departement Ems Oriental Osterems unmittelbar zum franzosischen Kaiserreich Fur die Juden bedeutete dies eine deutliche Verbesserung ihrer Lage In zwei Dekreten vom 4 Juni 1808 und vom 23 Januar 1811 wurden ihnen die Burgerrechte und die vollige Gleichberechtigung zugestanden In dieser Zeit ist von einem sehr guten Verhaltnis zwischen judischer und christlicher Bevolkerung auszugehen was sich unter anderem an der Spendenbereitschaft der Auricher abmessen lasst als die judische Gemeinde 1810 plante eine eigene Synagoge zu bauen Noch in der hollandischen Zeit begann die Auricher Gemeinde mit der Errichtung der Synagoge welche nach Planen des Architekten Bernhard Meyer gebaut und am 13 September 1811 geweiht wurde Trotz dieser Verbesserungen haben auch die Juden die Fremdherrschaft als bedruckend empfunden und sich an den Befreiungskriegen gegen Napoleon beteiligt Nach der Niederlage Napoleons und dem Zusammenbruch seines Reiches kam Ostfriesland in den Jahren von 1813 bis 1815 erneut unter preussische Herrschaft Infolgedessen erlangte auch das preussische Judenedikt vom 11 Marz 1812 in Ostfriesland Geltung Juden bis dahin im preussischen Staat als Judenknechte angesehen wurden nun vollberechtigte Staatsburger sofern sie bereit waren bleibende Familiennamen anzunehmen und sich der Wehrpflicht zu unterwerfen Nach dem Wiener Kongress 1814 15 musste Preussen Ostfriesland jedoch an das Konigreich Hannover abtreten Durch fehlende Anweisungen der neuen Machthaber stellte sich die Rechtslage fur Juden nun ausserst verworren dar Insbesondere die Regierung agierte auf diesem Gebiet zunachst nach preussischem Recht unter Berucksichtigung des Judenedikts Noch 1829 pladierte die Landdrostei Aurich in Hannover fur eine judenfreundliche Auslegung erhielt jedoch anderslautende Anweisungen 1819 wurden die Zunfte wieder eingefuhrt was die Juden weitgehend vom Handwerk ausschloss Im Unterschied zum ubrigen Konigreich Hannover wurde der Schutzjudenstatus in Ostfriesland aber nicht wieder eingefuhrt An dessen Stelle war seit 1824 der Oberlandespolizeiliche Erlaubnisschein getreten Ohne diesen war Juden in Aurich eine Niederlassung und Heirat nicht mehr moglich Auch blieben Juden das Wahlrecht und die Ubernahme stadtischer Amter untersagt Die Erlaubnis zur Niederlassung konnte nur dann an einen Sohn und auch dann nur an einen einzigen Sohn ubertragen werden wenn der Vater sein Geschaft aufgegeben hatte oder verstorben war Wie schon vorher die Preussen versuchten auch die Hannoveraner die Anzahl der Juden in Ostfriesland zu vermindern erzielten damit aber in Aurich keine Erfolge Von 1841 bis 1846 amtierte Samson Raphael Hirsch der zu dieser Zeit in Emden wohnte als Landesrabbiner von Emden und war damit auch fur die judische Gemeinde Aurich zustandig 1866 bis 1919 Bearbeiten nbsp Die ehemalige judische Schule in AurichNach der Annexion des Konigreiches Hannover durch Preussen 1866 wurde Aurich erneut preussisch und das Judenedikt fand wieder Anwendung Bis 1870 brachten neue Gesetze schliesslich die Burgerrechte auch fur Juden in Ostfriesland Die letzten rechtlichen Diskriminierungen wurden bis zum Ende des Ersten Weltkrieges abgebaut Antisemitische Ausserungen und Handlungen waren bis Anfang der 1930er Jahre selten Fur das 19 Jahrhundert ist im Gegenteil von einem sehr guten Verhaltnis zwischen der judischen und der christlichen Bevolkerung auszugehen Noch 1924 bescheinigt der Burgermeister Karl Anklam den Auricher Juden und den Stadtburgern anderer Konfessionen eine Einheit des Empfindens Langsam vollzog sich auch die Integration der Juden in das gesellschaftliche Leben der Stadt So gehorten seit 1846 Juden dem Auricher Schutzenverein an Wahrend der Revolution von 1848 beteiligten sich Juden auch an der Auricher Burgerwehr Im Dezember desselben Jahres wurde F S Seckels als erster Jude in das Stadtparlament Aurichs als Stadtverordneter gewahlt 3 Lediglich um die Jahrhundertwende traten vereinzelt antisemitische Handlungen auf Zu Weihnachten 1892 wurden Handzettel mit der Aufschrift Christliche Hausfrauen Kauft Eure Christgeschenke nur in christlichen Geschaften verteilt 1913 setzten Bestrebungen ein ein Schachtverbot auszusprechen Zur judischen Gemeinde in Aurich gehorten auch die Juden in den Gemeinden Grossefehn Sandhorst und Kirchdorf Um 1890 lebten im Amt Aurich Juden in den Dorfern Aurich Oldendorf 1 Ostgrossefehn 7 Westgrossefehn 6 Jheringsfehn 4 und Strackholt 1 1911 wurde die Synagoge renoviert und mit einer Feier zum einhundertjahrigen Bestehen an der auch Auricher anderen Glaubens teilnahmen am 15 September wieder ihrer Bestimmung ubergeben Auch im Ersten Weltkrieg zogen Auricher Juden fur das Deutsche Reich an die Front Weimarer Republik Bearbeiten Zu Beginn der Weimarer Republik lasst sich fur die judische Bevolkerung eine Erwerbsstruktur feststellen die sich schon seit dem 18 Jahrhundert herauskristallisiert hatte Der weitaus grosste Teil der Juden war in der Schlachterei und im Viehhandel sowie im Kram und Manufakturwarenhandel tatig Daneben gab es zwei angestellte Bankiers von denen Heymann Seckels auch Mitglied der Industrie und Handelskammer war sowie einzelne Handwerker je ein Backer Maler und Tischler und einen Optiker Die berufstatigen Frauen waren meist als Naherinnen und Verkauferinnen tatig Die Mehrheit der Juden lebte in bescheidenen Verhaltnissen Klein und Fellhandler und einige Schlachter bewegten sich oft am Rande des Existenzminimums Seit 1924 traten die Nationalsozialisten in Aurich mit antisemitischen Versammlungen in Kundgebungen auf und Pastor Ludwig Munchmeyer aus Borkum stachelte mit antisemitischen Hasstiraden das Publikum auf Weitere aus der Arbeiterschaft bzw dem Handwerk stammende Agitatoren fanden aufgrund ihrer beruflichen wie sozialen Nahe zum Proletariat vor allem in den grosseren Orten gute Resonanz Ab 1928 wurde die antisemitische Propaganda vor allem durch den evangelischen Pastor Heinrich Meyer einem fuhrenden Vertreter der NSDAP Ortsgruppe verbreitet Dem versuchte Burgermeister Karl Anklam entgegenzutreten Er war 1924 gewahlt worden und pflegte zu den Juden der Stadt ein gutes Verhaltnis 1927 veroffentlichte er einen Aufsatz zur Geschichte der Auricher Judengemeinde 1931 griff er personlich ein als die Nationalsozialisten in der Vorweihnachtszeit ein Flugblatt mit der Aufforderung verteilten nur bei Christen zu kaufen Das machte ihn nun selbst zur Zielscheibe der nationalsozialistischen Propaganda Anklam wurde in der NSDAP Presse als Judenknecht diffamiert sein Haus mehrfach mit Parolen und Hakenkreuzen beschmiert Regelmassig schob man ihm NS Propagandamaterial unter der Haustur durch 4 1933 wurde er aus dem Amt gedrangt 1933 bis 1938 Bearbeiten nbsp Gedenkstein fur die niedergebrannte SynagogeNach der Machtubernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 hatten die Juden in Ostfriesland unter Repressionen staatlicher Organe zu leiden Zunachst wurden sie registriert und die Gestapo uberprufte bei einigen die politische Gesinnung Auch Vereine Organisationen und Veranstaltungen standen mit Beginn der nationalsozialistischen Diktatur unter Beobachtung Am 28 Marz 1933 erliess Bleeke der Standartenfuhrer fur Ostfriesland ein Schachtverbot fur alle ostfriesischen Schlachthofe und ordnete an dass die Schachtmesser verbrannt wurden Dies fuhrte zu einem ersten grosseren Zwischenfall am 31 Marz 1933 als die Synagoge von bewaffneten SA Mannern umstellt wurde Diese erzwangen die Herausgabe der Schachtmesser um diese dann auf dem Marktplatz zu verbrennen Ohne diese koscheren Schachtmesser konnten die judischen Schlachter ihr Handwerk in Aurich nicht mehr ausuben Am 30 Mai 1933 schloss die Schlachterinnung ihre judischen Mitglieder aus Seit Grundung der Innung 1911 waren sie immer im Vorstand vertreten und stellten auch die meisten Mitglieder 13 von 21 1 War der Antisemitismus bis 1933 eine Randerscheinung in Ostfriesland geblieben wurde er nun von der Mehrheit getragen Die Boykottaufrufe der Nationalsozialisten verfehlten ihr Ziel nicht Ein Auricher Burger Wilhelm Kranz der Grunder der NSDAP Ortsgruppe fotografierte die Burger welche in judischen Geschaften kauften um sie dann in den KdF Schaukasten an den Pranger zu stellen Dadurch verschlechterte sich die okonomische Lage der Inhaber dieser Geschafte Eines nach dem anderen musste aufgegeben werden und wurde somit auf dem kalten Wege arisiert Viele Juden verliessen die Stadt Bis zu den Novemberpogromen flohen etwa 55 Personen in die Niederlande 26 in die USA 21 nach Sudamerika neun nach Palastina je vier nach Belgien und Frankreich sowie je zwei nach Australien und Schweden Die schleichende Arisierung machte sich auch auf dem Immobilienmarkt bemerkbar Befanden sich 1933 noch 77 Wohnhauser in judischem Besitz so waren es im Juni 1939 nur noch 28 Wohnhauser 1 Die Novemberpogrome von 1938 Bearbeiten nbsp Bullenhalle in Aurich hier wurden die Juden in der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 interniertIn der Nacht vom 9 auf den 10 November 1938 kam es auch in Aurich zu den von der Reichsleitung der Nationalsozialisten befohlenen Ausschreitungen gegen die Juden die spater als Reichskristallnacht oder Novemberpogrome 1938 bezeichnet wurden Am Abend des 9 November 1938 hatte eine Feierstunde der NSDAP anlasslich des Jahrestages des Hitler Ludendorff Putsches stattgefunden Unmittelbar danach wurden die Feuermeldeanlage der Stadt ausser Betrieb gesetzt und die Feuerwehr auf eine Ubung vorbereitet Die SA riegelte das Synagogengelande ab Kurz darauf brannte die Synagoge Die Feuerwehr wurde herbeigeholt um eine Ausbreitung des Feuers auf nichtjudischen Besitz zu verhindern Wahrenddessen versammelten sich auf dem Marktplatz SA Truppen Diese wurden instruiert Juden ohne Rucksicht auf Alter und Geschlecht festzunehmen und in der landwirtschaftlichen Halle zu internieren Dort mussten sie unter Schlagen und Demutigungen marschieren und militarische Ubungen abhalten Der Besitz der Juden wurde beschlagnahmt und abtransportiert Alte Frauen und Kinder wurden am Morgen des 10 November entlassen die Manner zum Ellernfeld getrieben Dort mussten sie Arbeiten verrichten ehe man sie ins Auricher Gefangnis sperrte Schliesslich wurden sie uber Oldenburg in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert aus dem sie erst nach Wochen zuruckkehren konnten Exodus Vertreibung und Ermordung Bearbeiten Bereits fur 1933 lassen sich in Aurich Vereine nachweisen welche die Ubersiedlung nach Zypern und Palastina organisierten 1935 hatten viele der judischen Einwohner der Stadt bereits ihren Besitz verkauft Bis 1938 kehrte ein Viertel der judischen Bevolkerung der Stadt den Rucken bis 1939 hatte Aurich schon fast die Halfte seiner judischen Burger verloren Im Mai des Jahres waren nur noch 176 Juden polizeilich in Aurich gemeldet Seit 1939 tauchen in den Judenlisten der Stadt keine Handler oder Schlachter mehr auf Wer konnte war geflohen Nur noch die Alten und Armen blieben Ihnen wurde der 1 Marz 1940 als letzter Abreisetermin genannt Damit horte die Auricher Judengemeinde auf zu existieren Schatzungsweise 200 der rund 400 Auricher Juden sind im Holocaust umgekommen die anderen sind uber die ganze Welt verstreut Zuruckgekehrt ist kein einziger Allerdings heiratete eine Auricherin namens van Lessen einen judischen Arzt aus Bremen und ist zur Hochzeit zum Judentum konvertiert Sie lebte in Bremen sie starb im Jahr 1998 und wurde auf dem Judischen Friedhof in Aurich beigesetzt Juristische Aufarbeitung Bearbeiten Im Jahre 1948 wurden die Vorfalle in Zusammenhang mit den Pogromen vom November 1938 vom Schwurgericht in Aurich untersucht Von den vier Angeklagten wurde einer freigesprochen die drei anderen wurden zu Gefangnisstrafen von drei Jahren einem Jahr und zehn Monaten verurteilt 5 Gemeindeentwicklung BearbeitenDie judische Gemeinde in Aurich war die zweitgrosste Ostfrieslands nach derjenigen in Emden Der hochste Anteil an der Gesamtbevolkerung wurde im Jahre 1925 mit 7 4 Prozent erreicht in absoluten Zahlen wurde 1885 mit 406 Mitgliedern der Hohepunkt erreicht Jahr Gemeindemitglieder1635 2 Familien1657 3 Familien1690 5 Familien1736 14 Familien1753 99 Personen1782 114 Personen1806 173 Personen1824 219 Personen1849 330 Personen1867 347 Personen1885 406 Personen1925 398 Personen1936 362 Personen31 Mai 1939 176 Personen10 Oktober 1939 155 PersonenGedenkstatten Bearbeiten nbsp Gedenkstein fur die ermordeten Juden aus AurichGedenkstein fur die niedergebrannte Synagoge auf dem Hohen Wall Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemalige judische Schule am Haus der Arztekammer in der Kirchstrasse Die Stadt Aurich hat eine Strasse nach dem letzten judischen Gemeindevorsteher Abraham Wolffs benannt Das Auricher Kino wurde auf einem Teil des Gelandes gebaut auf dem die Bullenhalle stand Dort sind die Auricher Juden in der Reichspogromnacht zusammengetrieben und misshandelt worden Eine Gedenkwand im Kino erinnert daran Siehe auch BearbeitenGeschichte der Juden in Ostfriesland Ostfriesland zur Zeit des NationalsozialismusLiteratur BearbeitenOstfriesisches Kultur und Bildungszentrum der Ostfriesischen Landschaft Hrsg Aus der Geschichte der Auricher Judengemeinde 1592 1940 Bande 1 und 2 4 Auflage Aurich 1982 Herbert Reyer Aurich In Herbert Obenaus et al Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Wallstein Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 126 151 Herbert Reyer Martin Tielke Hrsg Frisia Judaica Beitrage zur Geschichte der Juden in Ostfriesland Aurich 1988 ISBN 3 925365 40 0 Verlag Ostfriesische Landschaft Hrsg Das Ende der Juden in Ostfriesland Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlass des 50 Jahrestages der Kristallnacht Aurich 1988 ISBN 3 925365 41 9 Laura Hillman Ich pflanze einen Flieder fur dich auf Schindlers Liste uberlebt 1 Auflage Weimar 2020 ISBN 978 3 945294 31 4 Weblinks BearbeitenNovemberpogrome 1938 in Niedersachsen AurichEinzelnachweise Bearbeiten a b c Aurich 8 Januar 2019 abgerufen am 18 Januar 2019 Karl Anklam Die Judengemeinde in Aurich In Monatsschrift fur Geschichte und Wissenschaft des Judentums Jg 71 1927 Nr 4 S 194 206 Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der Judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen ISBN 3 89244 753 5 S 16 19 26 Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der Judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen ISBN 3 89244 753 5 S 26 Herbert Obenaus Hrsg Historisches Handbuch der Judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen ISBN 3 89244 753 5 53 470564 7 479656 Koordinaten 53 28 14 N 7 28 46 8 O Ehemalige judische Gemeinden in Ostfriesland Judische Gemeinde Aurich Judische Gemeinde Bunde Judische Gemeinde Dornum Judische Gemeinde Emden Judische Gemeinde Esens Judische Gemeinde Jemgum Judische Gemeinde Leer Judische Gemeinde Neustadtgodens Judische Gemeinde Norden Judische Gemeinde Norderney Judische Gemeinde Weener Judische Gemeinde Wittmund nbsp Dieser Artikel wurde am 26 Juni 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Aurich amp oldid 235173970