www.wikidata.de-de.nina.az
Max Sternberg geboren am 24 Juli 1856 in Meppen gestorben am 15 August 1930 in Emden war ein praktischer Arzt und Politiker Er gehorte zu den Mitbegrundern des von Adolf Damaschke gefuhrten Bundes deutscher Bodenreformer und war ein politischer Weggenosse Friedrich Naumanns Anfang der 1920er Jahre stiess er zur Freiwirtschaftsbewegung Silvio Gesells fur die er sich bis an sein Lebensende politisch und schriftstellerisch engagierte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 3 Literatur Auswahl 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMax Sternberg entstammte einer judischen Familie 1 Nach dem Erwerb der Hochschulreife studierte er Medizin an der Universitat Gottingen ging dann fur einige Semester an die Wurzburger Universitat und kehrte schliesslich nach Gottingen zuruck um dort 1880 zum Doktor der Medizin zu promovieren Das Thema seiner Dissertation die in Meppen gedruckt und veroffentlicht wurde lautete Ueber die Einwirkung der Inhalationen von Ol Terebinth und Ol Eucalypt auf Niere und Harn 2 Seine erste Praxis eroffnete Sternberg im ostfriesischen Oldersum wechselte 1887 nach Hannover 3 und liess sich schliesslich 1890 in Emden nieder 4 wo er als Armen und Hausarzt praktizierte Wahrend des Ersten Weltkriegs war er Stabsarzt Zuvor hatte er nach zwanzigjahriger arztlicher Tatigkeit den damals ublichen Titel eines Sanitatsrates erhalten Neben Sternberg wirkten in Emden elf sogenannte christliche Arzte und ein weiterer judischer Arzt Dr Goldschmidt mit Namen 5 Nach 1919 kam mit Dr Julian Kretschmer ein dritter judischer Arzt hinzu Neben seiner Tatigkeit als Mediziner war Max Sternberg vor allem politisch engagiert In den Jahren nach 1880 gehorte er zunachst der 1861 gegrundeten liberalen Deutschen Fortschrittspartei DFP Fortschritt an Sie kampfte unter Eugen Richter insbesondere gegen die Wirtschafts und Sozialpolitik Otto von Bismarcks Nach der Spaltung der DFP im Jahre 1893 schloss sich Sternberg der Freisinnigen Vereinigung an verliess sie aber wegen ihres Manchesterliberalismus sehr schnell und wandte sich der Bodenreformbewegung zu Er studierte die Werke Henry Georges und Michael Flurscheims 6 und wurde zum Mitbegrunder des Bundes fur Bodenbesitzreform Aus dieser Organisation ging 1896 der von Adolf Damaschke gefuhrte Bund Deutscher Bodenreformer BDB hervor an dessen Grundung Max Sternberg ebenfalls massgeblich beteiligt war Sternberg war sowohl mit Damaschke als auch mit Friedrich Naumann freundschaftlich verbunden Letzterer hatte 1896 die politische Partei Nationalsozialer Verein NSV gegrundet und erfolglos an den Reichstagswahlen 1898 und 1903 teilgenommen 7 In den wenigen Jahren die der NSV aktiv war initiierte Sternberg eine nationalsoziale Ortsgruppe Emden Naumann loste nach den beiden Misserfolgen den NSV auf und uberfuhrte dessen Mitglieder darunter auch Sternberg in die bereits erwahnte Freisinnige Vereinigung Diese schloss sich ein paar Jahre spater mit der Deutschen Volkspartei zur Fortschrittlichen Volkspartei zusammen 8 Sternberg hatte an diesem Parteienzusammenschluss aktiv mitgewirkt 9 Naumann und Sternberg blieben wahrend dieser Jahre trotz mancher Wandlungen im Programm Mitglieder dieser Partei um ihr soziales Gewissen zu scharfen 10 Der Finanzfachmann und Bodenreformer Ludwig Eschwege beeinflusste ihn in diesen Jahren in seinem volkswirtschaftlichen Denken nbsp Historisches FFF Logo der FreiwirtschaftsbewegungAb 1922 beschaftigte sich Max Sternberg mit der Freiwirtschaftslehre Silvio Gesells und gehorte alsbald zu ihren Vertretern Nach dem erfolglosen Versuch die von Gesell geforderte Geldreform in das Programm des Bundes Deutscher Bodenreformer und in das Parteiprogramm der DDP zu integrieren zog sich Sternberg aus beiden Organisationen zuruck und widmete sich fortan dem Auf und Ausbau eines Freiwirtschaftsbundes FFF Die drei FFF die auch als Kurzel einer freiwirtschaftlichen Partei Verwendung fanden standen fur Freigeld Freiland Festwahrung 11 Bereits 1924 veroffentlichte er im Emder Anton Gerhard Verlag die Schrift Warum und wie zur Freiwirtschaft 12 Im gleichen Jahr kandidierte er fur die FFF Partei und wurde am 4 Mai mit 601 Stimmen 5 2 in das Burgervorsteherkollegium gewahlt 13 Dort gehorte er mit vier Vertretern der Kommunistischen Partei zur Opposition wahrend die Mehrheitsfraktion der Burgerlichen Vereinigung gemeinsam mit den funf SPD Abgeordneten eine Regierungskoalition bildeten Sternberg so Marianne und Reinhard Claudi habe im Stadtparlament so gut wie jede Frage aus der Sicht der von ihm vertretenen Wirtschaftstheorie gesehen die vor allem die Abschaffung des Zinses verlangt Seine standig wiederholte Warnung habe Es knistert im Gebalk gelautet 14 Sternbergs Einsatz fur die Ausbreitung der freiwirtschaftlichen Lehren Silvio Gesells blieb im Gedachtnis vieler Emder Uri Hartogsohn 15 erinnerte sich zum Beispiel in einem von Marianne und Reinhard Claudi durchgefuhrten Interview 16 so an ihn Dr Sternberg war unser Hausarzt Er fuhr auf einem Fahrrad mit drei Radern durch die Stadt Seine Praxis war in der Grossen Bruckstrasse Er hat eine Partei in Emden gegrundet Sie hiess FFF Das bedeutete Freies Geld Freie Wirtschaft Freies Land Er hatte immerhin einmal an die 1000 Wahler 17 Julian Kretschmer der bereits erwahnte judische Kollege Sternbergs schrieb 1931 Der FFF Bewegung in Emden gelang es tatsachlich einen Sitz fur Sternberg im Stadtparlament zu erringen wahrend sie sonst in Deutschland eine bedeutungslose Splitterpartei blieb Der Erfolg in Emden war soweit ich die Mentalitat der Bevolkerung beurteilen konnte weniger dem Programm als der Person Sternbergs zuzuschreiben den die armliche Bevolkerung als unerschrockenen Vorkampfer fur die Lebensrechte der Besitzlosen schatzte Wie gross seine Popularitat trotz seines Judentums war zeigte sich bei seiner Beerdigung Hunderte folgten seinem Sarge und die Strassen die der Trauerzug passierte waren mit einer dichten Menschenmenge gesaumt wie ich sie bis dahin noch selten in Emden gesehen hatte 18 Max Sternberg gehort zu den Mitbegrundern des Emder Ortsvereins des uberparteilichen Bundnisses Reichsbanner Schwarz Rot Gold 19 Neben seinem politischen Engagement betatigte Max Sternberg sich auch im Central Verein deutscher Staatsburger judischen Glaubens und leitete ab 1924 dessen lokale Emder Gruppe 20 Auch in der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden war Max Sternberg als vortragendes Mitglied tatig Die Themen seiner Vortrage lagen hier im Bereich der Medizin und der Gesundheitsvorsorge 21 Sternberg starb im 75 Lebensjahr Sein Grab befindet sich auf dem Judischen Friedhof an der Emder Bollwerkstrasse 22 Dort ist auch seine Ehefrau Minna Levi 23 beerdigt 24 Sie wurde am 4 Juli 1864 als altestes Kind des Ehepaares Joseph und Hanna Levi in Eschwege geboren 25 und verstarb bereits am 30 April 1924 in Emden Die Aufschriften der beiden Grabsteine zeigen an dass aus der Ehe von Max und Minna Sternberg Kinder hervorgegangen sind Fur Anzahl und Namen sind bislang noch keine Quellen gefunden worden Veroffentlichungen Auswahl Bearbeiten nbsp Titelseite der Sternberg Schrift Warum und wie zur Freiwirtschaft Ueber die Einwirkung der Inhalationen von Ol Terebinth und Ol Eucalypt auf Niere und Harn Dissertation Meppen 1880 Warum und wie zur Freiwirtschaft Verlag von Anton Gerhard Emden 1924 Entdeckungsfahrten eines Bodenpolitikers posthum erschienen in Band 36 der Wissenschaftlichen Schriftenreihe der Freiwirtschaftlichen Zeitung Erfurt 1933 Sozialismus der mosaischen Gesetzgebung In Wochenzeitschrift C V Zeitung Organ des Central Vereins deutscher Staatsburger judischen Glaubens III Jahrgang Nr 3 Berlin 17 Januar 1924 S 461 467 posthum 1964 in Mulheim als Broschure erneut herausgegeben von Friedhelm Spieker Literatur Auswahl BearbeitenWerner Onken Grosse Personlichkeiten der Freiwirtschaftsbewegung Dr med Max Sternberg In Monatszeitschrift Der dritte Weg Dezember 1988 S 2 Detlef Garz Gesine Janssen Uber den Mangel an Charakter des deutschen Volkes Zu den autobiographischen Aufzeichnungen des judischen Arztes und Emigranten Dr Julian Kretschmer aus Emden Band 18 der Oldenburgischen Beitrage zu Judischen Studien Schriftenreihe des Studiengangs Judische Studien im Fak IV der Carl von Ossietzky Universitat BIS Verlag Oldenburg 2006 ISBN 978 3 8142 2041 3 S 99 Anmerkung 7 S 134 Aufzeichnungen von Dr Julian Kretschmer Weblinks BearbeitenTristan Abromeit Die kleine freiwirtschaftliche Bibliothek Einsehbar sind hier eine Kurzbiographie Sternbergs Werner Onken und eine Online Fassung der Sternberg Schrift Warum und wie zur Freiwirtschaft Erstveroffentlichung 1924 Einzelnachweise Bearbeiten Die Daten und Fakten dieses Abschnitts sind wenn nicht anders vermerkt folgendem Artikel entnommen Werner Onken Grosse Personlichkeiten der Freiwirtschaftsbewegung Dr med Max Sternberg In Monatszeitschrift Der dritte Weg Dezember 1988 S 2 Eintrag bei Worldcat eingesehen am 23 April 2016 Richard Gescheidlen Hrsg Breslauer Arztliche Zeitschrift 9 Jahrgang 1887 Heft 10 S 118 Personalien Detlef Garz Gesine Janssen Uber den Mangel an Charakter des deutschen Volkes Zu den autobiographischen Aufzeichnungen des judischen Arztes und Emigranten Dr Julian Kretschmer aus Emden Band 18 der Oldenburgischen Beitrage zu Judischen Studien Schriftenreihe des Studiengangs Judische Studien im Fak IV der Carl von Ossietzky Universitat BIS Verlag Oldenburg 2006 ISBN 978 3 8142 2041 3 S 99 Anmerkung 7 Detlef Garz Gesine Janssen Uber den Mangel an Charakter des deutschen Volkes Zu den autobiographischen Aufzeichnungen des judischen Arztes und Emigranten Dr Julian Kretschmer aus Emden Oldenburgische Beitrage zu Judischen Studien Band 18 BIS Verlag Oldenburg 2006 S 99 Michael Flurscheim war ein Schwager Max Sternbergs Werner Onken Grosse Personlichkeiten der Freiwirtschaftsbewegung Dr med Max Sternberg In Monatszeitschrift Der dritte Weg Dezember 1988 S 2 Bei den Reichstagswahlen 1898 errang der NSV keinen 1903 mit fremder Hilfe lediglich einen Sitz im Deutschen Reichstag Ab 1918 benannte sich die Fortschrittliche Volkspartei in Deutsche Demokratische Partei DDP um Martin Kessler Das Karlstadt Bild in der Forschung Band 174 in der Reihe Beitrage zur historischen Theologie Tubingen 2014 ISBN 978 3 16 153175 0 S 167 Anmerkung 87 Zitiert nach Werner Onken Grosse Personlichkeiten der Freiwirtschaftsbewegung Dr med Max Sternberg In Monatszeitschrift Der dritte Weg Dezember 1988 S 2 In der Literatur haufig aber falsch mit Freigeld Freiland Freiwirtschaft wiedergegeben siehe nebenstehendes FFF Logo Sie ist bei Tristan Abromeit Die kleine freiwirtschaftliche Bibliothek als PDF Datei online gestellt Marianne Claudi Reinhard Claudi Goldene Zeiten und andere Zeiten Emden Stadt in Ostfriesland Anlageband Zeittafel Texte Dokumente Karten Gerhard Verlag Emden o J 1982 S 33 Tabelle Burgervorsteherwahlen in Emden 1919 1933 Marianne Claudi Reinhard Claudi Goldene Zeiten und andere Zeiten Emden Stadt in Ostfriesland Gerhard Verlag Emden 1982 ISBN 3 88656 003 1 S 245 Geboren am 27 Januar 1910 in Emden als Philipp Hartogsohn geboren im Februar 1935 nach Palastina ausgewandert Das Interview fand am 10 September 1985 in Norden statt Marianne Claudi Reinhard Claudi Die wir verloren haben Lebensgeschichten Emder Juden Mit einer Geschichte der judischen Gemeinde Emdens von Wolf Valk Nachwort Jan Lokers Hrsg Volkshochschule Emden Ostfriesische Landschaft Verlag Ostfriesische Landschaft Aurich 1988 ISBN 3 925365 31 1 Interview 6 09 Uri Hartogsohn die von Hartogsohn aus der Erinnerung heraus angegebenen 1000 Wahler konnen eventuell so erklart werden Am 4 Mai 1924 fanden sowohl die Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung als auch die zum Reichstag statt Rechnet man die FFF Stimmenergebnisse beider Wahlen zusammen so kommt man auf uber 1000 Stimmen fur die Partei Sternbergs Zitiert nach Detlef Garz Gesine Janssen Uber den Mangel an Charakter des deutschen Volkes Zu den autobiographischen Aufzeichnungen des judischen Arztes und Emigranten Dr Julian Kretschmer aus Emden Band 18 der Oldenburgischen Beitrage zu Judischen Studien BIS Verlag Oldenburg 2006 S 134 Dietmar von Reeken Ostfriesland zwischen Weimar und Bonn Eine Fallstudie zum Problem der historischen Kontinuitat am Beispiel der Stadte Aurich und Emden Band 7 der Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens nach 1945 Verlag August Lax Hildesheim 1991 ISBN 3 7848 3057 9 S 31 Allemannia Judaica Geschichte der judischen Gemeinde Emden eingesehen am 8 Februar 2016 Siehe zum Beispiel den Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft in Emden von 1889 Memento des Originals vom 8 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www forgottenbooks com eingesehen am 8 Februar 2016 Grabsteine Ostfriesland de Grabstein Max Sternberg eingesehen am 8 Februar 2016 Gesine Janssen ein leuchtendes Beispiel fur Menschenliebe die Israelitische Gemeinde zu Emden von den Anfangen bis zum Holocaust erschienen als Band II der Schriftenreihe des Stadtarchivs Emden Emden 2010 ISBN 978 3 00 030293 0 S 200 Grabsteine de Minna Sternberg Levy eingesehen am 8 Februar 2016 Heilbrun Ahnen Hannchen Hanna Heilbrun Levisohn eingesehen am 30 Juli 2016 Normdaten Person GND 128016965 lobid OGND AKS VIAF 77353926 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sternberg MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher ArztGEBURTSDATUM 24 Juli 1856GEBURTSORT MeppenSTERBEDATUM 15 August 1930STERBEORT Emden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Sternberg amp oldid 232151575