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Dieser Artikel behandelt die Hyperglykamie in der Humanmedizin zur Hyperglykamie in der Veterinarmedizin siehe Artikel zum Diabetes mellitus des Hundes und der Katze Klassifikation nach ICD 10R73 Erhohter BlutglukosewertICD 10 online WHO Version 2019 Hyperglykamie altgriechisch ὑper hyper uber glykys glykys suss und aἷma haima Blut umgangssprachlich auch Uberzucker ist eine krankhaft vermehrte Menge an Glukose im Blut Blutzucker 1 Eine akute Hyperglykamie zeigt sich im Glukosespiegel eine langfristige im HbA1c Spiegel des Bluts Hyperglykamie ist das Leitsymptom des Diabetes mellitus Zuckerkrankheit bei der die notwendige Regulation des Nahrstoffes Glukose gestort ist sodass dieser ab einer Hohe von etwa 180 mg dl der sogenannten Nierenschwelle auch uber den Urin ausgeschieden wird Die bei einer Hyperglykamie auftretenden Symptome reichen kurzfristig von Durstgefuhl und trockenem Mund uber vermehrte Urinausscheidung Polyurie und Sehstorungen bis hin zum unbehandelt todlich verlaufenden hyperglykamischen Koma Langfristig ist die Hyperglykamie wesentlich an den klassischen Folgen einer Zuckererkrankung wie Schlaganfall Verlust der Sehkraft oder Nierenschwache beteiligt Ihre Behandlung besteht in einer Regulation des Glukosespiegels im Blut mittels geeigneter Massnahmen wie beispielsweise der Gabe von Insulin Der Begriff Hyperglykamie war unterschiedlich definiert So ging die Medizin bis zum Ende des 19 Jahrhunderts davon aus dass jegliches Vorkommen von Zucker im Blut als krankhaft angesehen werden musse 1885 wurde erkannt dass Zucker auch im Blut gesunder Personen vorkommt und erst bei einem Wert von etwa 210 bis 260 mg dl eine vermehrte Urinausscheidung das Zeichen einer Krankheit ist Der Blutzuckerspiegel liegt nach heutiger Definition bei Gesunden nuchtern nicht uber 100 mg dl und nach einem Zuckerbelastungstest oGTT nicht uber 140 mg dl Bei Zuckerkranken liegt er nuchtern uber 125 mg dl und bei oGTT uber 200 mg dl Der Graubereich dazwischen wird auch als intermediare Hyperglykamie bezeichnet und birgt statistisch ein erhohtes Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken 2 Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Entstehung 3 Klinische Erscheinungen 4 Untersuchungsmethoden 5 Pathologie 6 Behandlung 7 Vorbeugung und Heilungsaussicht 8 Geschichte 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenDer Blutzuckerspiegel sollte bei Gesunden nuchtern also mindestens 8 Stunden nach der letzten Zufuhr an Nahrungsenergie unter 100 mg dl und nach einem Zuckerbelastungstest unter 140 mg dl liegen 2 Nimmt der Korper Nahrung auf dann werden Glukose und andere Zucker von Ausnahmen abgesehen uber den Darm aufgenommen und uber den Pfortaderkreislauf enterohepatischen Kreislauf zur Leber gefuhrt bevor sie ins Blut gelangen Durch verschiedene Regulationsmechanismen wird der Blutzuckerspiegel dort bei Gesunden langfristig bei etwa 70 bis 80 mg dl konstant gehalten Steigt nun infolge einer kohlenhydratreichen Nahrungszufuhr der Glukosespiegel im enterohepatischen Kreislauf werden die Betazellen der Bauchspeicheldruse angeregt das blutzuckersenkende Hormon Insulin auszuschutten um so den Glukosespiegel im Blut konstant zu halten Versagt diese Regulation oder verliert das Insulin seine Wirkung kommt es zu kurz oder langfristiger Hyperglykamie Die Hyperglykamie ist das Leitsymptom fur einen Diabetes mellitus ist fur diesen allerdings kein sicheres Kriterium Denn auch ein Morbus Cushing erhohter Cortisonspiegel eine Akromegalie erhohter Wachstumshormonspiegel ein Phaochromozytom erhohte Spiegel von Adrenalin und Noradrenalin eine Hyperthyreose beispielsweise infolge eines Morbus Basedow Eisenablagerungen in den Betazellen des Pankreas Hamochromatose und Medikamente konnen sie auslosen Sie kann ebenso bei Infekten nach Herzinfarkt Schlaganfall oder Narkosen auftreten 3 Bei Hundinnen kann es aufgrund hoher Progesteron Spiegel in der Zwischenbrunst zu einem Blutzuckeranstieg im Blut kommen bei Katzen kann Stress eine langanhaltende Hyperglykamie auslosen 4 Entstehung Bearbeiten nbsp Langerhans Inseln des Pankreas Insulin blau und Glucagon rot markiert Der Durchmesser der Insel betragt 0 2 bis 0 5 mm Es gibt unterschiedliche Grunde warum der Korper den Blutzuckerspiegel nicht im physiologischen Bereich stabilisieren kann Die haufigsten Ursachen fur eine Erhohung des Blutzuckerspiegels sind ein vermindertes Ansprechen zuckerspeichernder Zellen wie Fett und Muskelzellen auf Insulin Insulinresistenz durch Uberkonsum von Kohlenhydraten und Zucker oder eine verminderte Insulinausschuttung der Bauchspeicheldruse In ersterem Fall kann die Insulinausschuttung sogar erhoht sein Deshalb rat die Weltgesundheitsorganisation zur Zuckersteuer um einen spurbaren Ruckgang des Zuckerkonsums zu erreichen damit weniger Menschen an Ubergewicht Fettleibigkeit und Zuckerkrankheit leiden 5 6 7 Der Spiegel des Wachstumshormons Somatropin ist beim gesunden Menschen nur dann erhoht wenn der Insulinspiegel zu niedrig ist Es steigert den Blutzuckerspiegel indem es sowohl die Aufnahme von Zucker in Fett und Muskelzellen hemmt als auch den Zuckerverbrauch durch eine vermehrte Bereitstellung von Fetten Fettsaureoxidation insbesondere im Muskel reduziert Sind beide Hormone erhoht kann es zu einer Hyperglykamie kommen weil die blutzuckersenkende Wirkung des Insulins an den zuckerspeichernden Zellen dann eingeschrankt ist 8 9 Cortisol steigert den Blutzuckerspiegel Dabei regt es insbesondere die Neubildung von Zucker im Korper an und vermindert gleichzeitig den Zuckerverbrauch Daher wirkt es dem blutzuckersenkenden Insulin entgegen Ist ein Ubermass an Cortisol vorhanden Cushing Syndrom Stress steigt der Blutzuckerspiegel Adrenalin und Noradrenalin fuhren gleichzeitig zu vermehrter Neubildung und Freisetzung von Glukose sowie zu einer Hemmung der Insulinausschuttung 10 Erhohte Spiegel wie sie beispielsweise beim Phaochromozytom vorkommen fuhren zur Hyperglykamie Bei einer Schilddrusenuberfunktion werden Glykogenolyse und Glukoneogenese angeregt bei der Hamochromatose fuhrt der erhohte Eisenspiegel in der Bauchspeicheldruse zu Siderose und Fibrose wobei dann auch die Funktion der insulinbildenden Beta Zellen beeintrachtigt wird 11 Beim Glukagonom bewirkt ein erhohter Glukagonspiegel eine Zunahme der Glukoneogenese bei gleichzeitiger Abnahme von Glykogenolyse und Glukoseverbrauch Schwere Erkrankungen wie Herzinfarkt schwere Infekte oder Traumata konnen ebenso wie Narkosen eine Hyperglykamie bewirken Ursache ist der davon ausgeloste Postaggressionsstoffwechsel bei dem es zu einer peripheren Insulinresistenz kommt wobei dann auch die Gabe von Insulin nicht zu einer ausreichenden Senkung des Blutzuckerspiegels fuhrt 12 Als Sonderfall einer morgendlichen Hyperglykamie bei laufender Insulintherapie gelten Der Somogyi Effekt bei dem es beispielsweise infolge uberhohter abendlicher Insulingabe zu einer nachtlichen Hypoglykamie und anschliessender reaktiver Hyperglykamie kommt Als Dawn Phanomen bezeichnet man die Hyperglykamie die entsteht wenn der vermehrte Insulinbedarf in der zweiten Nachthalfte infolge der zu diesem Zeitpunkt gesteigerten GH Ausscheidung nicht kompensiert wird beispielsweise infolge des nachtlichen Wirkabfall eines Verzogerungsinsulins nach morgendlich einmaliger Gabe 13 Klinische Erscheinungen Bearbeiten nbsp Beispiel einer Hyperglykamie im Tagesverlauf nbsp Mikroangiopathie die typisch fur eine langfristige Hyperglykamie ist Gezeigt ist eine mikroskopische Aufnahme eines angefarbten Schnittes einer Niere In der Mitte ist eine ovale weisse Flache der Innenraum eines Blutgefasses Darum ist eine stark verdickte Wandstruktur zu sehen die sich durch einen etwas dunkleren Farbton von der Umgebung abhebt Rechts daruber ist noch ein kleineres Gefass mit dem gleichen Symptom Die Symptome einer Hyperglykamie hangen von Ausmass und Zeitdauer des erhohten Blutzuckerspiegels ab Eine typische Kombination von Symptomen die den Verdacht auf eine Hyperglykamie und damit auf einen Diabetes mellitus als Ursache lenkt ist haufiges Urinieren grosser Harnmengen bei gleichzeitig bestehendem vermehrten Durstgefuhl trotz grosser Trinkmengen Dazu kommen nicht selten unspezifische klinische Zeichen wie Austrocknung Schwache Schwindel Sehstorungen Bauchschmerzen Ubelkeit Erbrechen abgeschwachte Muskelreflexe trockener Mund und trockene Haut In schweren Fallen die zum hyperglykamischen Koma fuhren sind die Patienten dann zunehmend bewusstlos und konnen unbehandelt auch daran versterben Akute kurzzeitige Hyperglykamien konnen beispielsweise zwar mittels Zuckerbelastungstest erfasst werden verursachen aber keine typischen klinischen Symptome solange sie die Nierenschwelle etwa 180 bis 200 mg dl nicht uberschreiten Ihre klinische Bedeutung insbesondere im Hinblick auf die Ausbildung von Folgeschaden hangt von ihrer Haufigkeit und Dauer ab und kann mittels des HbA1c abgeschatzt werden Wird die Nierenschwelle uberschritten kommt es insbesondere durch die wasserbindende Eigenschaft des Zuckers und der damit verbundenen Reduzierung der Wasserruckresorption aus dem Primarharn in den Nieren zu einer vermehrten Urinausscheidung Die dabei ausgeloste zunehmende Austrocknung des Korpers ist fur das Durstgefuhl verantwortlich Kann die Trinkmenge den Flussigkeitsverlust nicht adaquat ersetzen so kommt es zur Exsikkose Wird diese Krankheitsentwicklung nicht erkannt und behandelt entsteht insbesondere bei sehr hohen Blutzuckerwerten gt 600 mg dl uber Tage hinweg eine Trubung des Bewusstseins bis hin zum hyperosmolaren Koma Insgesamt besteht beim hyperosmolaren Koma ein relativer Insulinmangel sodass nicht selten zu wenig Insulin vorhanden ist um die Lipolyse ausreichend zu hemmen So entsteht durch die Ketonkorperbildung eine meist jedoch relativ moderat ausgepragte metabolische Azidose eine Ubersauerung des Blutes Eine zweite Form von mit Hyperglykamie einhergehender Bewusstseinstrubung ist das ketoazidotische Koma bei dem der Blutzuckerspiegel deutlich niedriger als beim hyperosmolaren Koma sein kann Dabei ist allerdings weniger das Austrocknen ursachlich sondern das vollstandige Fehlen von Insulin als Ursache einer in aller Regel viel starker ausgepragten Azidose als beim hyperosmolaren Koma Die Azidose entsteht dabei durch eine mangels Insulin ungehemmte Lipolyse und die damit verbundene Ketonkorperbildung Das hyperosmolare Koma tritt so eher bei Diabetes vom Typ II noch vorhandene Insulinproduktion und das ketoazidotische eher bei Diabetes Typ I Fehlen von Insulin auf Bei letzterem kann die Hyperglykamie als begleitendes Symptom aber nicht wie beim hyperosmolaren als ursachlicher Zustand angesehen werden Sehstorungen bei Schwankungen des Blutzuckerspiegels werden in akuten Fallen weniger auf die diabetische Retinopathie zuruckgefuhrt als auf einen veranderten Wassergehalt der Linse und des Glaskorpers Bauchschmerzen konnen ebenfalls eine Hyperglykamie begleiten und dann sogar einem akuten Abdomen gleichen Ursache ist in diesen Fallen eine Pseudoperitonitis diabetica ausgelost durch eine Hyperperistaltik des Magen Darm Traktes infolge Azidose 14 Die Abschwachung der Muskelreflexe beispielsweise des Patellarsehnenreflexes wird im Zusammenhang mit einer Hyperglykamie als erstes Zeichen eine diabetischen Polyneuropathie gewertet eine Azidose als solche fuhrt jedoch auch unabhangig vom Blutzuckerspiegel zu einer Abnahme der Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskulatur 15 Bei langfristiger Hyperglykamie kommt es zur unkontrollierten Anlagerung von Zucker an Proteine endogene Glykation wodurch Glykoproteine sogenannte AGEs advanced glycation endproducts entstehen Diesen kommt klinisch eine besondere Bedeutung zu In der Diagnostik findet HbA1c als Glykoprotein des Hamoglobins Verwendung Insbesondere die Schadigung der Basalmembran ist bedeutsam Durch dortige Ablagerungen der AGEs verandert sie ihre Eigenschaften Sie wird dadurch grobporiger und verliert negative Ladungstrager Eine Mikroangiopathie entsteht So andern sich beispielsweise auch ihre elektrostatischen und mechanischen Filtereigenschaften in den Nieren wodurch sie fur Eiweisse wie Albumin durchlassig werden und als Folge Proteine im Urin und im weiteren Verlauf eine Niereninsuffizienz auftritt Als weitere Folgeschaden der Mikroangiopathie gelten diabetische Retinopathie Neuropathie und periphere Makroangiopathie Diese unkontrollierte Anlagerung von Zucker betrifft auch die Zellmembran der roten Blutkorperchen sowie andere Lipo und Seroproteine 16 17 Untersuchungsmethoden Bearbeiten nbsp Unterschiedliche fur Schnelltests geeignete BlutzuckermessgerateDie Messung des Blutzuckers erfolgt apparativ in der Regel aus kapillarem oder venosem Blut Orientierend kann auch eine Messung des Zuckergehaltes des Urins Informationen liefern Nierenschwelle Die Angabe der Hohe des Blutzuckerspiegels erfolgt von den Geraten in aller Regel in der Einheit mg dl Milligramm pro Deziliter kann aber in seltenen Fallen auch in mmol l Millimol pro Liter erfolgen wobei dann 1 000 mg dl etwa 0 05549 mol l entspricht Neben einer exakten laborchemisch quantitativen Analyse beispielsweise mittels der Reduktionsmethode nach Hagedorn Jensen 18 im Regelfall sind insbesondere in Notfallsituationen aber auch zur Selbstkontrolle moglichst zuverlassige Erfassungen der Grossenordnung einer Hyperglykamie wichtig semiquantitative Analyse Dazu sind Schnelltests geeignet bei denen das Blut auf einen Teststreifen gegeben wird und dort zu einer Verfarbung fuhrt Diese Verfarbungen werden dann optisch mittels eines Blutzuckermessgerates ausgelesen Es gibt auch Teststreifen die ohne Hilfsmittel also mit blossem Auge eine sinnvolle Abschatzung zulassen Im Urin verbrauchen typischerweise Mikroorganismen im Blut rote Blutkorperchen Glukose Daher konnen Messwerte von Proben die bereits langere Zeit ungeeignet gelagert waren falsch niedrige Werte aufweisen Zur Beurteilung des langfristigen Verlaufes des Blutzuckerspiegels ist die Bestimmung des Glykohamoglobins HbA1c aus dem venosen Blut geeignet Ihr liegt die Tatsache zugrunde dass abhangig von der Hohe des Zuckerspiegels im Blut sich mehr oder weniger Zucker an das Hamoglobin bindet Glykation So zeigt der HbA1c Spiegel den durchschnittlichen Zuckerspiegel der vergangenen 6 bis 8 Wochen an Phasen von Hypoglykamie und Hyperglykamie die einander abwechseln konnen auf diese Weise sogar einen normalen HbA1c Spiegel bewirken und so falschlich normale Blutzuckerwerte annehmen lassen Pathologie BearbeitenDarstellung der Basalmembran nbsp Schematische Darstellung der Basalmembran lm auch lichtmikroskopisch em nur elektronenmikroskopisch erkennbar nbsp Aufnahme der Basalmembran und der nur elektronenmikroskopisch darstellbaren BasallaminaEine Hyperglykamie kann pathologisch anatomisch auch im Falle des Todes infolge einer Form des diabetischen Komas kaum mit ausreichender Sicherheit nachgewiesen werden Ursachlich dafur ist die nach Eintritt des Todes eintretende Autolyse So verschwinden beispielsweise die Granula in den B Zellen sehr schnell lediglich der Gehalt des Liquors an Laktose und Glukose ist nach einem diabetischen Koma erhoht Erkennbar bleiben nach dem Ableben naturlich langfristige strukturelle Veranderungen wie die Amyloidose der Langerhans Inseln oder eine Glomerulosklerose 19 Langfristig fuhrt die Hyperglykamie zu einer Glykosylierung ohne Beteiligung von Enzymen daher wird sie auch als Glykation bezeichnet unterschiedlicher Proteine Eine wesentliche Folge ist die Mikroangiopathie durch die Veranderung der Basalmembran von Kapillaren Diese stellt sich dabei verdickt dar Da bereits vor Auftreten von Spatfolgen ihre Permeabilitat gestort ist kommt es zur Zunahme von Albumin im Gewebe ausserhalb der Kapillaren Extrakapillarraum Das gilt nicht nur fur Bereiche in denen typische Spatfolgen wie diabetische Retinopathie Neuropathie periphere Makroangiopathie und Niereninsuffizienz auftreten sondern auch fur andere Bereiche wie beispielsweise die Muskulatur 20 17 21 Behandlung BearbeitenBei der Behandlung muss zwischen akutem Eingreifen und langfristiger Behandlung Behandlung des Diabetes mellitus unterschieden werden Zudem ist sie abhangig von der Auspragung der Hyperglykamie Werden beispielsweise im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung leicht erhohte Blutzuckerwerte gefunden so sind keine akuten blutzuckersenkenden Massnahmen angezeigt sondern weitere Diagnostik Wird durch einen Blutzuckerbelastungstest eine gestorte Glukosetoleranz aufgedeckt ohne dass der HbA1c Spiegel erhoht ist so sind in der Regel Verbesserungen des Lebensstils wie diatetische Massnahmen unter besonderer Berucksichtigung des glykamischen Indexes von Lebensmitteln ausreichend 2 Ist gleichzeitig der HbA1c Spiegel im Sinne eines manifesten Diabetes mellitus moderat erhoht so ist zu prufen inwieweit diatetische Massnahmen ausreichen oder aber die Gabe von Medikamenten notwendig ist Bei stark erhohten Werten ab etwa 250 mg dl 13 9 mmol l bis 300 mg dl 16 7 mmol l ist auch bei Abwesenheit von Begleitsymptomen ein rasches Handeln mit dem Ziel den Blutzucker zu normalisieren und so ein diabetisches Koma zu verhindern angezeigt Zur akuten Therapie eignet sich besonders die Gabe von Insulin Liegt bereits ein diabetisches Koma vor so ist ein notfallmedizinisches Eingreifen notwendig Diabetisches Koma Abs Therapie Vorbeugung und Heilungsaussicht BearbeitenBei Gesunden ist abgesehen von der allgemein gultigen Regel einer gesunden Lebensfuhrung keine gezielte Vorbeugung angezeigt ist doch der Korper von sich aus in der Lage den Blutzuckerspiegel in normalen Grenzen zu halten Besteht jedoch eine Zuckerstoffwechselstorung so sind regelmassige Kontrollen bei gleichzeitig guter Therapietreue wesentlich nicht nur im Hinblick auf eine Komavorbeugung sondern besonders im Hinblick auf die bestmogliche Verhinderung von Begleit und Folgeerkrankungen insbesondere der Glykosylierung unterschiedlicher Proteine und der damit verbundenen Veranderungen der Basalmembran der Kapillaren siehe auch Abschnitt Pathologie 2 Geschichte BearbeitenDie bekannteste Auswirkung der Hyperglykamie das Auftreten der Polyurie war bereits in der Antike bekannt Eine der altesten uberlieferten Beschreibungen stammt von Aretaios im 2 Jahrhundert n Chr Auch das Auftreten von honigartig schmeckendem Urin ist seit langem bekannt den erstmaligen Nachweis von Zucker im Urin fuhrte jedoch erst 1776 Matthew Dobson durch Der Zuckernachweis im Urin erfolgte damals mittels Hefe Garungsproben Das Vorhandensein von Zucker im Blut insbesondere auch von Diabetikern war in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung Mit der damals ublichen Methode der Blutuntersuchung nach William Hyde Wollaston konnte kein entsprechender Nachweis gefuhrt werden 22 23 24 1839 beschreibt Friedrich Ludwig Hunefeld den Einsatz von Schwefelsaure zur Untersuchung des Urins auf Zucker nach Runge als sensibler als den der Garung und halt den Einsatz dieser Methode auf eine entsprechende Untersuchung des Blutes fur moglich 25 Die erste eigentliche chemische Zuckerprobe auch Trommersche Probe genannt 26 wurde 1841 von Karl August Trommer 1806 1897 eingefuhrt 27 Weitere Zuckerproben wurden 1844 von John Moore und Johann Florian Heller und 1848 von Hermann von Fehling entwickelt 28 Die erste chemische Methode die eine brauchbare Abschatzung des Blutzuckerspiegels zuliess war die Pettenkofersche Zuckerprobe Nach Zugabe von Gallenlosung und Schwefelsaure zum Blutserum tritt dabei durch Erwarmung eine Verfarbung auf die abhangig vom Blutzuckerspiegel ist Diese Methode wurde 1844 von Pettenkofer beschrieben 29 und auch 1847 im Rahmen einer Kasuistik erwahnt also klinisch eingesetzt 30 1868 wurde ein Zusammenhang zwischen der Hohe des Blutzuckers und der Polyurie bezweifelt 31 Es gab aber bereits entsprechende Thesen 32 Im selben Jahr wurde auch die Ansicht vertreten dass der Organismus die Anwesenheit von Zucker im Kreislauf gar nicht duldet sondern immer bemuht ist denselben durch den Harn zur Ausscheidung zu bringen zitiert nach Schultz 33 Die Medizin ging noch in 70er Jahren des 19 Jahrhunderts davon aus dass sich im Blut Gesunder kein Zucker befindet und damit dessen blosse Anwesenheit auch als krankhaft im Sinne des Begriffes der Hyperglykamie zu betrachten ist 34 In diesem Zusammenhang ist jedoch zu bemerken dass zum damaligen Zeitpunkt die Wissenschaftler immer noch versuchten den Diabetes also die Harnruhr mittels der galenischen Saftelehre als Ausscheidung schwarzer Galle die unergrundlicherweise suss schmeckt zu erklaren In den 1880er Jahren dann wurde die Idee des Karlsbader Arztes Carl Hertzka aufgegriffen die die Ausscheidung des zuckerhaltigen Harns in ubermassiger Menge als Zeichen einer zugrunde liegenden Krankheit und nicht als Krankheit per se postulierte Das Stadium vor Auftreten der Harnruhr nannte er passives Stadium des Diabetes 35 Damit offnete er letztlich das Tor zum heutigen Verstandnis von Hyperglykamie als Leitsymptom des Diabetes mellitus obwohl es auch ihm nicht gelang einen Zusammenhang zwischen Blutzuckerspiegel und dem Auftreten der Glukos Polyurie herzustellen 1885 wurde das normale Blut dann als zuckerhaltig beschrieben und ebenfalls bemerkt dass bei einer Steigerung seines Zuckergehaltes auf 0 25 bis 0 30 entspricht nach der heutigen Nomenklatur etwa 210 bis 260 mg dl zeitweise Zucker in den Urin ubertritt was ja auch bereits in fruheren Jahren als pathologisch angesehen worden war 36 Es hat also bis zu diesem Zeitpunkt gedauert bis festgestellt worden war dass Zucker auch im Blut Gesunder zirkuliert Normoglykamie und dass ab einer gewissen Menge heute wird diese Grenze als Nierenschwelle bezeichnet Zucker im Urin aufzufinden ist und somit eine Hyperglykamie also ein krankhaftes Zuviel an Zucker im Blut definiert wurde 1952 beschreibt Herders Volkslexikon als Normalwert 3 0 Gramm Zucker 0 07 in der Blutflussigkeit 2800 ml von 5 Litern Blut 37 Das entspricht nach den heute gelaufigen Einheiten etwa 60 mg dl 1959 wurde der normale Blutzuckerspiegel bereits als zwischen 70 und 120 mg entspricht mg dl liegend definiert Hagedorn Jensen Methode eine Reduktionprobe gegen Ferricyankali 38 und entsprach damit bereits fast der heute gultigen Norm 39 Literatur BearbeitenHelmut Schatz Hrsg Diabetologie kompakt Grundlagen und Praxis 4 erweiterte und aktualisierte Auflage Thieme Stuttgart u a 2006 ISBN 978 3 13 137724 1 Hellmut Mehnert Eberhard Standl Klaus Henning Usadel Hans Ulrich Haring Hrsg Diabetologie in Klinik und Praxis Thieme Stuttgart 2003 ISBN 3 13 512805 9 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Hyperglykamie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Adolf Faller Michael Schunke Der Korper des Menschen Einfuhrung in Bau und Funktion 15 komplett uberarbeitete Auflage Thieme Stuttgart 2008 ISBN 978 3 13 329715 8 S 371 a b c d Nationale Versorgungsleitlinie NVL Therapie des Typ 2 Diabetes Langfassung 1 Auflage Volltext als PDF K Dorner Klinische Chemie und Hamatologie 69 Tabellen Thieme Stuttgart 2009 ISBN 3 13 129717 4 S 148 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche R W Nelson Diabetes mellitus In Ettinger Feldman Hrsg Textbook of Veterinary Internal Medicine Band 2 5 Auflage Saunders Philadelphia 2000 ISBN 0 7216 7256 6 S 1438 1460 WHO fordert Limo und Cola mussen teurer werden Suddeutsche Zeitung 11 Oktober 2016 WHO urges global action to curtail consumption and health impacts of sugary drinks World Health Organization WHO 11 Oktober 2016 Entsprechende Steuern wurden bereits von Frankreich Ungarn Finnland und Mexiko eingefuhrt Fragen Antworten von Berit Uhlmann Was wurde eine Zuckersteuer bewirken In sueddeutsche de 2016 ISSN 0174 4917 sueddeutsche de abgerufen am 3 November 2017 J C Behrends Physiologie 93 Tabellen Thieme Stuttgart 2010 ISBN 3 13 138411 5 S 360 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche W Ahne Zoologie Schattauer Stuttgart 2000 ISBN 3 7945 1764 4 S 138 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche D U Silverthorn et al Physiologie Pearson Munchen 2009 ISBN 3 8273 7333 6 S 22 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche S Silbernagl et al Taschenatlas der Pathophysiologie Thieme Stuttgart 2013 ISBN 3 13 150944 9 S 275 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche H Genzwurker et al Anasthesie Intensivmedizin Notfallmedizin und Schmerztherapie Thieme Stuttgart 2007 ISBN 3 13 167892 5 S 312 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche G Herold Innere Medizin 2007 eine vorlesungsorientierte Darstellung unter Berucksichtigung des Gegenstandskataloges fur die arztliche Prufung Eigenverlag Koln 2007 S 650 K Bergis et al Diabetes Lexikon mit Stichwortreg engl dt span de Gruyter Berlin 1988 ISBN 3 11 011620 0 S 114 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche H Bant et al Sportphysiotherapie Thieme Stuttgart 2011 ISBN 3 13 165941 6 S 216 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche H Geiger Nierenerkrankungen Pathophysiologie Diagnostik und Therapie Schattauer Stuttgart 2003 ISBN 3 7945 2177 3 S 73 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b E Buddecke Pathobiochemie Ein Lehrbuch fur Studierende und Arzte de Gruyter Berlin 1978 ISBN 3 11 159944 2 S 86 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche C S Hanes An application of the method of Hagedorn and Jensen to the determination of larger quantities of reducing sugars In Biochemical Journal 1929 Band 23 Nr 1 S 99 106 PMC 1253996 freier Volltext C Thomas Makropathologie Schattauer Stuttgart 1983 ISBN 3 7945 0910 2 S 179 H U Haring et al Diabetologie in Klinik und Praxis Thieme Stuttgart 2011 ISBN 3 13 157636 7 S 42 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche H W Baenkler Innere Medizin Thieme Stuttgart 2001 ISBN 3 13 128751 9 S 940 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche J F Meckel Deutsches Archiv fur die Physiologie Band 1 1815 S 137 Volltext in der Google Buchsuche G H Schwartze Pharmakologische Tabellen oder systematische Arzneimittellehre in tabellarischer Form Band 2 Barth 1839 S 77 Volltext in der Google Buchsuche J Bostock et al The Cyclopaedia of Practical Medicine Comprising Treatises on the Nature and Treatment of Diseases Materia Medica and Therapeutics Medical Jurisprudence Etc Etc Band 1 Sherwood Gilbert Piper 1832 S 540 Volltext in der Google Buchsuche O L Erdmann Journal fur praktische Chemie Band 16 J A Barth 1839 S 31 ff Volltext in der Google Buchsuche H W O Seifert Taschenbuch der medizinisch klinischen Diagnostik Ripol Klassik ISBN 5 88025 877 7 S 144 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche erste Auflage Bergmann Wiesbaden 1886 H Schott Medizin gestern und heute Die Chronik der Medizin Chronik Verlag Dortmund 1993 ISBN 3 611 00273 9 S 404 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 38 Max von Pettenkofer Kleine Schriften Band 9 Bayerische Staatsbibliothek 1844 S 90 ff Volltext in der Google Buchsuche W Roser et al Archiv fur Physiologische Heilkunde Ebner amp Seubert 1848 S 206 Volltext in der Google Buchsuche A v During Ursache und Heilung des Diabetes mellitus Schmorl amp Seefeld 1868 S 11 Volltext in der Google Buchsuche E Schultz Ueber Diabetes mellitus Hochschulschrift Plotz Halle 1868 S 7 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche E Schultz Ueber Diabetes mellitus Halle 1868 S 11 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche E Harnack Zur Pathogenese und Therapie des Diabetes mellitus H Laakmann Dorpat 1873 S 10 Volltext in der Google Buchsuche DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift Band 13 S 131 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Jahrbuch der praktischen Medizin Kritischer Jahresbericht fur die Fortbildung der praktischen Arzte F Enke Stuttgart 1885 S 307 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Herders Volkslexikon A Z Herder Freiburg 1952 S 179 H Huismans Lexikon der klinischen Diabetologie praxisorientierte interdisziplinare Darstellung Deutscher Arzteverlag Koln 2005 ISBN 3 7691 0478 1 S 14 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche W Pschyrembel Klinisches Worterbuch de Gruyter Berlin 1959 S 109 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten nbsp Dieser Artikel wurde am 31 Januar 2015 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hyperglykamie amp oldid 228053696