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Klassifikation nach ICD 10E14 6 1 Nicht naher bezeichneter Diabetes mellitus mit sonstigen naher bezeichneten KomplikationenE15 Hypoglykamisches Koma nichtdiabetischE16 0 Arzneimittelinduzierte Hypoglykamie ohne KomaE16 1 Sonstige HypoglykamieE16 2 Hypoglykamie nicht naher bezeichnetP70 0 Syndrom des Kindes einer Mutter mit gestationsbedingtem Diabetes mellitusP70 1 Syndrom des Kindes einer diabetischen MutterP70 3 Iatrogene Hypoglykamie beim NeugeborenenP70 4 Sonstige Hypoglykamie beim NeugeborenenICD 10 online WHO Version 2019 Hypoglykamie auch Hypoglycamie geschrieben umgangssprachlich Unterzuckerung 2 bezeichnet in der Medizin einen abnorm niedrigen Blutzuckerspiegel eine zu niedrige Glucosekonzentration im Blut Obwohl Blutzuckergrenzwerte aufgrund interindividueller Unterschiede schwer festlegbar sind liegt in der gangigen Fachliteratur bei Blutzuckerwerten unter 50 60 mg dl 2 77 3 3 mmol l auch ohne sonstige Symptome eine Unterzuckerung vor bei erkennbaren Symptomen auch schon unter 70 mg dl 3 9 mmol l Man unterscheidet eine Hypoglykamie ohne Symptome asymptomatische Hypoglykamie und eine mit Symptomen symptomatische Hypoglykamie Bei letzterer unterscheidet man wiederum zwei Schweregrade zum einen ob sich der Betroffene noch selbst helfen kann oder ob er auf Fremdhilfe angewiesen ist Klassische Symptome sind je nach Dauer und Auspragung des Zustandes beispielsweise Schweissausbruche und Trubung des Bewusstseins uber ein Delir bis hin zum Koma hypoglykamisches Koma umgangssprachlich Zuckerschock oder Diabetesschock genannt Eine unbehandelte schwere und andauernde Hypoglykamie kann todlich enden Sie darf nicht mit dem diabetischen Koma Coma diabeticum verwechselt werden einer schweren Stoffwechselentgleisung mit Uberzuckerung Hyperglykamie Gewisse Zellen des menschlichen Korpers wie beispielsweise Hirnzellen sind auf eine kontinuierliche Energiezufuhr in Form von Glucose angewiesen Bei der Hypoglykamie sinkt der Zuckergehalt des Blutes so weit ab dass die Funktionsfahigkeit der Zellen beeintrachtigt wird Daher treten bei stoffwechselgesunden Personen bereits bei Werten unter etwa 60 mg dl erste Kompensationsmechanismen auf deren Ziel es ist den Blutzuckerwert wieder zu steigern Durch diese Kompensationsmechanismen kommt es auch bei langeren Hungerperioden nicht zu bedrohlichen Hypoglykamien Ursache einer Hypoglykamie ist in aller Regel ein relatives Ubermass an dem Blutzucker senkenden Hormon Insulin im Blut oder die Uberdosierung Blutzucker senkender Medikamente wie bestimmter Antidiabetika wodurch die physiologischen Kompensationsmechanismen uberfordert werden Ursache einer solchen Hyperinsulinamie ist meist eine Uberdosierung einer Insulin Injektion im Rahmen der Behandlung einer Zuckerkrankheit Diabetes mellitus In sehr seltenen Fallen konnen auch insulin produzierende Tumoren Insulinome die Ursache sein Die Therapie der Hypoglykamie besteht aus der oralen Gabe von Glucose Im medizinischen Notfall oder wenn der Patient nicht schlucken kann muss Glucose intravenos verabreicht werden Zur Blutzuckersteigerung kann notfallmedizinisch auch intramuskular oder subkutan Glucagon verabreicht werden Langfristig ist die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels durch eine Verbesserung der Insulintherapie oder die Beseitigung anderer Ursachen beispielsweise Entfernung eines Insulinoms angezeigt Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 2 Verbreitung 3 Ursachen 4 Entstehung 4 1 Uberblick 4 2 Hypoglykamie bei Diabetes mellitus 4 3 Andere Ursachen 4 4 Hypoglykamie bei Neugeborenen 5 Klinische Erscheinungen 6 Untersuchungsmethoden 7 Therapie 8 Pradiktion und Pravention 8 1 Neuere Hilfsmittel 8 2 Studien 9 Literatur und Quellen 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEinfuhrung BearbeitenEine gangige Definition der Hypoglykamie aus dem Jahre 1983 beschreibt einen Blutzuckerspiegel unter 40 mg dl ohne Symptome oder 50 mg dl mit Symptomen Ab welchem Blutzuckerspiegel Symptome auftreten ist individuell verschieden Auch das rasche Absenken eines erhohten Blutzuckerspiegels begunstigt deren Auftreten Daher wird in moderneren Definitionen die Hypoglykamie klinisch weiter in vier Stufen eingeteilt von leicht uber mittel bis schwer und schwer mit medizinischer Intervention 3 Verbreitung BearbeitenQuantitative Bedeutung hat die Hypoglykamie insbesondere bei medikamentos behandelten Diabetikern So wird geschatzt dass von den in Grossbritannien mit Sulfonylharnstoffen behandelten Typ 2 Diabetikern mehr als 5000 Patienten pro Jahr eine schwere Hypoglykamie mit Notfalleinsatz erleiden Die Kosten der Hospitalisierung einer schweren Hypoglykamie in Grossbritannien wird auf 1000 Britische Pfund pro Fall geschatzt 4 Moglicherweise besteht auch ein Zusammenhang zwischen wiederholt aufgetretenen schweren Hypoglykamien und der Entwicklung einer Demenz Bei einer Episode einer schweren Hypoglykamie war das Risiko fur die Entwicklung einer Demenz bei den beobachteten Patienten nach Auswertung der Krankenakten um 26 Prozent HR 1 26 95 CI 1 10 1 49 bei zwei um 80 Prozent HR 1 80 95 CI 1 37 2 36 und bei drei oder mehr Episoden fast um das doppelte HR 1 94 95 CI 1 42 2 64 erhoht 5 Kindliche Hypoglykamien nach der Entbindung stellen die quantitativ bedeutsamste Komplikation nach einer mutterlichen diabetischen Stoffwechsellage in der Schwangerschaft dar 6 Ursachen BearbeitenAls Ursache eines erniedrigten Nuchternblutzuckers gelten das vermehrte Absondern von Insulin aus der Bauchspeicheldruse auch das Insulinom und allgemein der Hyperinsulinismus schwere Lebererkrankungen bei denen die Gluconeogenese oder die Freisetzung von Glukose ins Blut Glykogenspeicherkrankheit eingeschrankt ist die Uramie die mit einer Insuffizienz von Nebennierenrinde oder Hypophysenvorderlappen verbundene Minderung blutzuckersteigernder Hormone die Zuckerausscheidung uber die Niere und Tumoren wie beispielsweise das Leberzellkarzinom Auch die Ausscheidung insulinahnlicher Peptide im Rahmen einer Paraneoplasie und Glykogenosen konnen dafur verantwortlich sein Auch bereits bei Neugeborenen deren Mutter Diabetikerinnen sind oder bei Kindern mit einer angeborenen Hyperplasie der Inselzellen der Bauchspeicheldruse kann ein erniedrigter Nuchternblutzucker auftreten Postprandiale Hypoglykamien finden sich bei Magenentleerungsstorungen im Anfangsstadium eines Diabetes mellitus nach Magenresektionen infolge von Erbkrankheiten wie der Fruktoseintoleranz und reaktiv nach kurzfristiger Aufnahme hoher Mengen an Zucker oder vegetativer Labilitat mit erhohter Vagotonie Typische aussere Ursachen fur eine Hypoglykamie sind eine uberhohte Dosis von Insulin oder von Sulfonylharnstoffen sowie ein ubermassiger Alkoholkonsum ohne gleichzeitige Nahrungsaufnahme Auch starke korperliche Anstrengung kann zur Hypoglykamie fuhren Entstehung BearbeitenUberblick Bearbeiten An der Regulation des Blutzuckerspiegels sind bei gesunden Personen unterschiedliche Mechanismen beteiligt So senkt ihn das von der Bauchspeicheldruse ausgeschiedene Insulin indem es die Aufnahme von Traubenzucker Glucose in Fett und Muskelzellen steigert Gleichzeitig stehen dem menschlichen Korper jedoch auch Mechanismen zu Verfugung einen erniedrigten Blutzuckerspiegel zu steigern Ein wesentlicher davon ist das Glucagon das die Gluconeogenese anregt Eine Hypoglykamie entsteht wenn die blutzuckersteigernden Massnahmen des Korpers die blutzuckersenkenden nicht kompensieren konnen Im auf Glucose als Hauptenergielieferant angewiesenen Gehirn betragt die Glucosekonzentration normalerweise 4 bis 6 mM 5 mM entspricht 90 mg dL sinkt aber bei Fasten auf 2 bis 3 mM 7 Unter 1 mM treten Verwirrung und bei niedrigeren Werten auch Koma auf 7 Das kann nicht nur bei Diabetikern auftreten die beispielsweise zu viel Insulin bekamen sondern auch bei stoffwechselgesunden Personen Bei der reaktiven Hypoglykamie stimuliert eine kurzfristige hochdosierte Zufuhrung von Zucker die Insulinausschuttung derart intensiv dass die Kompensationsmechanismen uberfordert werden Ein analoger Mechanismus liegt auch der Dumping Hypoglykamie infolge einer gestorten Reservoirfunktion des Magens Dumping Syndrom nach operativen Eingriffen am Magen Darm Trakt zugrunde 8 Hypoglykamie bei Diabetes mellitus Bearbeiten Bei der Behandlung des Diabetes mellitus Zuckerkrankheit kann es zu Hypoglykamien kommen Die Insulinverabreichung selbst kann bei Uberdosierung zu geringer Kohlenhydrataufnahme nicht berechneter Bewegung oder versehentlicher intramuskularer Injektion zu Hypoglykamien fuhren Werden Typ 2 Diabetiker mit Insulin behandelt so ist die Haufigkeit schwerer Hypoglykamien abhangig vom Stadium der Insulinresistenz nahe der von Typ 1 Diabetikern Die Dauer der Insulinbehandlung und damit der Krankheitsdauer ist Hauptpradiktor fur Hypoglykamien bei Typ 2 Diabetes 9 Eine fehlerhafte Wahrnehmung der Hypoglykamie tritt typischerweise bei Typ 1 Diabetikern mit langer Krankheitsdauer auf Zwei Mechanismen spielen dabei eine Rolle Im Laufe der Erkrankung kommt es neben dem Insulinmangel auch zum Erliegen der hormonellen Gegenspieler wie z B Glucagon Wenn dann der Diabetiker z B aus Furcht vor Folgeschaden seinen Blutzucker immer nahe hypoglykamisch halt trainiert er seinen Korper regelrecht auf tiefe Blutzuckerwerte Dann kann es dazu kommen dass adrenerge durch Adrenalin bewirkte Symptome nicht mehr bemerkt werden und relativ schlagartig bei Blutzuckerwerten von ca 27 mg dl 1 5 mmol l die Bewusstlosigkeit eintritt Auch die Wirkstoffe aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe insbesondere Glibenclamid und Glimepirid konnen zur Unterzuckerung fuhren Auch hier gilt dass mit der Zahl der in engem zeitlichen Abstand erlebten Unterzuckerungen die Wahrnehmungsschwelle fur diese sinkt Damit werden unbemerkte aber lebensbedrohliche Hypoglykamien moglich 10 Die genaue Bestimmung der Hypoglykamiefrequenz bei Typ 2 Diabetikern ist unterschatzt da die meisten Patienten mittleren bis hoheren Alters sind Bei alteren Personen gehen meist das Auftreten von Symptomen mit kognitiven Storungen einher Das klinisch wesentliche Problem ist jedoch dass diese Unterzuckerungen oft uber Stunden bis Tage anhalten konnen 11 Andere Ursachen Bearbeiten Auch Personen ohne Diabetes mellitus konnen Hypoglykamien bekommen bei starker korperlicher Betatigung etwa durch Sport siehe Hungerast hoher Stressbelastung und bei Mahlzeiten die sehr starke Insulinausschuttungen veranlassen hoher glykamischer Index Differentialdiagnostisch sollte man auch an eine Malabsorption d h mangelnde Aufnahme von Kohlenhydraten und Nahrstoffen denken Dies kann insbesondere mit einer mitunter jahrelang unerkannt gebliebenen Glutenunvertraglichkeit Zoliakie zusammenhangen bei der die Dunndarmschleimhaut im Rahmen einer Autoimmunreaktion durch eine Aufnahme von Gluten enthalten v a in Weizen Gerste Dinkel und Roggen und in vielen Fertiggerichten sowie Fleischereiwaren so stark geschadigt wird dass Kohlenhydrate und Nahrstoffe nicht in ausreichendem Masse verwertet werden konnen Siehe auch postprandiale Hypoglykamie fruher auch als funktionelle oder reaktive Hypoglykamie bezeichnet Medikamente wie Salicylsaure und ihre Derivate konnen durch Storung der korpereigenen Zuckermobilisierung aus der Leber eine Hypoglykamie verursachen Das gegen Leishmaniose verwendete Medikament Pentamidin wirkt direkt toxisch auf die insulinproduzierenden Zellen und kann durch deren Zerstorung eine korpereigene Insulinfreisetzung mit Unterzuckerung hervorrufen Chinine und Sulfonamid Antibiotika fordern ebenso die Insulinausschuttung Ebenso werden Chinolon Antibiotika und der heute nur noch selten verwendete Betablocker Propranolol mit Hypoglykamien in Verbindung gebracht Betablocker konnen durch ihre Wirkung auf periphere Beta Rezeptoren die Warnsignale einer Unterzuckerung maskieren In sehr seltenen Fallen konnen eine Nebennierenrindeninsuffizienz durch Ausfall des Nebennierenrindenhormons Cortisol eine Schilddrusenhormonstorung oder eine Erkrankung der Hirnanhangdruse zu Unterzuckerungen fuhren Ebenfalls selten ist ein Insulinom ein Insulin produzierender Tumor 12 Eine Hypoglykamie kann nach Konsum von Alkohol entstehen da Alkohol die Gluconeogenese Neubildung von Zucker in der Leber hemmt und dem Korper so die Moglichkeit zur Gegenregulation fehlt Alkohol stort auch die Hypoglykamiewahrnehmung und die entsprechenden kognitiven Funktionen Zur Vermeidung von Unterzuckerungen sollte der in alkoholischen Getranken enthaltene Kohlenhydratanteil bei der Insulindosierung nicht berucksichtigt werden 13 Bei Nicht Diabetikern kann es bei chronischer Unterernahrung z B im Rahmen eines fortgesetzten Alkoholabusus zu einem mangelnden Glucoseeinbau in die Leber und dadurch zu Unterzuckerungen kommen Bei Beginn einer Unterzuckerung veranlasst das Gehirn einen erhohten Adrenalinausstoss da die Freisetzung von Adrenalin zu einer Erhohung des Blutzuckerspiegels fuhrt Sympathikusaktivitat Gleichzeitig wird die Leber zu einer erhohten Freisetzung von Glucose aus Glycogen der Speicherform der Glucose angeregt und die Bauchspeicheldruse stellt die Produktion von Insulin ein im Gegenzug wird die Freisetzung von Glucagon erhoht In der Regel reichen die korpereigenen Regulierungsmassnahmen aus um einer Unterzuckerung vorzubeugen Durch die Unterversorgung des Gehirns mit Glucose sind neurologische Ausfalle die ersten Anzeichen einer akuten Unterzuckerung Miteinhergehend konnen Wesensveranderungen auch Aggressivitat sein Im Stadium einer tiefen Unterzuckerung tritt die Bewusstlosigkeit mit den entsprechenden Gefahren ein Die sympatho adrenerge Aktivierung wahrend einer Hypoglykamie ist hauptverantwortlich fur abnorme kardiale Repolarisation Bei hohem Adrenalinspiegel durch akute Hypoglykamie gibt es intensive Effekte auf das kardiovaskulare System Es kommt zu erhohter Herzfrequenz erhohtem systolischen und erniedrigtem diastolischen Blutdruck Dadurch kann eine bestehende Herzinsuffizienz verschlechtert werden Das Risiko einer kardialen Ischamie durch eine Hypoglykamie ist statistisch signifikant erhoht Die Hypoglycaemia factitia ist ein Krankheitsbild bei dem es durch gezielte Selbstverabreichung von blutzuckersenkenden Mitteln zu einem gewollten Absenken des Blutzuckers kommt Sie stellt eine wichtige Differentialdiagnose bei allen Hypoglykamien dar die bei Diabetikern und Nicht Diabetikern auftreten Hypoglykamie bei Neugeborenen Bearbeiten Neugeborene von unzureichend eingestellten diabetischen Muttern neigen zu Unterzuckerungen nach der Geburt Die Ursache ist der hohe Glukosespiegel im Blut der Mutter Die Glukose gelangt uber die Plazenta zum Fetus Als Reaktion des Uberangebotes bildet die Bauchspeicheldruse des Feten ubermassig viel Insulin Nach der Entbindung fallt zwar die Glukose der Mutter weg aber die Zellen der kindlichen Bauchspeicheldruse haben sich noch nicht umgestellt und produzieren weiterhin mehr Insulin als notig Dies fuhrt dazu dass die im Blut vorhandene Glukose rascher aufgebraucht wird es kommt zur Unterzuckerung des Neugeborenen Klinische Erscheinungen BearbeitenErniedrigte Blutzuckerwerte mussen auch unter 50 mg dl nicht per se zum Auftreten von Beschwerden fuhren Bei Diabetikern konnen sie dagegen auch bereits bei hoheren Werten auftreten Typische Symptome sind Heisshunger Ubelkeit Erbrechen und Schwache bzw Asthenie parasympathische Reaktionen Nervositat und Unruhe Schwitzen Tachykardie Zittern Mydriasis und Bluthochdruck sympathische Reaktionen sowie Symptome die auf eine Beeinflussung des Zentralnervensystems durch die Hypoglykamie zuruckgefuhrt werden wie Kopfschmerz Verstimmung Personlichkeitsveranderungen Reizbarkeit Konzentrationsschwache Verlangsamung Verwirrtheit Angst muskulare Koordinationsstorungen primitive Automatismen beispielsweise Grimassieren Greifen und Schmatzen sowie fokale Zeichen beispielsweise Doppelbilder und andere Sehstorungen Krampfanfalle halbseitige Lahmungen Sprachstorungen und Schlafrigkeit Ihre maximale Auspragung erreichen die Symptome der Hypoglykamie beim hypoglykamischen Schock der mit zentralen Atem und Kreislaufstorungen von Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod einhergeht In der Notfallmedizin sollte bei unklaren neurologischen oder psychiatrischen Auffalligkeiten grundsatzlich eine Hypoglykamie ausgeschlossen werden Hypoglykamien unter einer Therapie sind ein Hauptfaktor fur Lebensqualitat und Lebenserwartung von Diabetespatienten Die schwere Hypoglykamie ist mit 88 der haufigste Notfall unter diabetischen Akutkomplikationen Wiederholte schwere Hypoglykamien haben in einer retrospektiven Beobachtungsstudie bei Typ 2 Diabetikern ein erhohtes Risiko fur die spatere Entwicklung einer Demenz gezeigt Bei einer schweren Hypoglykamie erhohte sich die Demenzrate bei den beobachteten Patienten nach Auswertung der Krankenakten um 26 Prozent bei zwei Episoden um 80 Prozent und bei drei Hypoglykamien verdoppelt sich die Demenzrate fast 5 Bei langer Krankheitsdauer insbesondere beim Typ 2 Diabetes mit den haufigen Begleiterkrankungen wie Hypertonie und koronarer Herzerkrankung erhohen Hypoglykamien das Risiko von lebensbedrohlichen Komplikationen 14 Die Hypoglykamie Wahrnehmung des Typ 2 Diabetikers ist in der Fruhphase der Erkrankung meist eine Fehlwahrnehmung Da zu Beginn des Diabetes mellitus oder bei unzureichender Stoffwechseleinstellung der Korper an erhohte Blutzuckerwerte gewohnt ist werden selbst hoch normale Werte von 90 oder 120 mg dl als Hypoglykamie gespurt In der weiteren Krankheitsphase kommt es aufgrund der erhaltenen Gegenregulation und insbesondere aufgrund der Insulinresistenz nur selten zu Hypoglykamien Erst in der spaten Phase des Typ 2 Diabetes kann es bei Ausfall der Insulin Eigenproduktion sowie auch der allgemeinen Zunahme der Begleiterkrankungen zu Symptomen wie beim Typ 1 Diabetiker kommen Asymptomatische Hypoglykamien konnen beim Typ 2 Diabetiker bei hoheren Schwellenwerten auch mehr bestatigt werden z B von 30 7 bei Schwelle lt 3 1 mmol l auf 61 7 bei Schwelle lt 3 9 mmol l 70 mg dl Zu berucksichtigen ist ein Verlust der Warnzeichen 15 fur eine Hypoglykamie bei Vorliegen einer autonomen Neuropathie Gegenregulatorische Hormone werden vom Typ 2 Diabetiker schon bei hoheren Glucosewerten ausgeschuttet als bei vergleichbaren Typ 1 Diabetikern z B ACTH schon bei 3 7 mmol l 67 mg dl ohne dass die Symptomatik verstarkt ist Die Ausschuttung gegenregulatorischer Hormone auf eine Hypoglykamie erfolgt bei gut eingestellten Typ 2 Diabetikern schon bei normalen Glucosewerten z B Epinephrin bei 68 mg dl 3 8 mmol l Der Typ 2 Diabetiker unterliegt schon einer Gegenregulation bevor eine Symptomatik einsetzt Als akute Symptome der neonatalen Unterzuckerung sind Tremor Irritabilitat Lethargie Atemstillstand Trinkschwache muskulare Hypotonie Hypothermie schrilles Schreien und zerebrale Krampfanfalle beschrieben Untersuchungsmethoden Bearbeiten nbsp Unterschiedliche fur Schnelltests geeignete BlutzuckermessgerateDie Messung des Blutzuckers erfolgt apparativ in der Regel aus kapillarem oder venosem Blut Die Angabe der Hohe des Blutzuckerspiegel erfolgt von den Geraten in der Einheit mg dl Milligramm pro Deziliter oder in mmol l Millimol pro Liter wobei 10 mg dl etwa 0 555 mmol l entspricht Neben einer exakten laborchemisch quantitativen Analyse beispielsweise mittels der Hagedorn Jensen Methode im Regelfall sind insbesondere in Notfallsituationen aber auch zur Selbstkontrolle moglichst genaue Erfassungen der Grossenordnung einer Hypoglykamie wichtig semiquantitative Analyse Dazu sind Schnelltests geeignet bei denen das Blut auf einen Teststreifen gegeben wird und dort zu einer Verfarbung fuhrt Diese Verfarbungen werden dann optisch mittels eines Blutzuckermessgerates ausgelesen Es gibt auch Teststreifen die ohne Hilfsmittel also mit blossem Auge eine sinnvolle Abschatzung zulassen Im Blut verbrauchen typischerweise rote Blutkorperchen Glukose Daher konnen Messwerte die aus Proben gewonnen wurden die bereits langere Zeit ungeeignet gelagert waren falsch niedrige Werte aufweisen Findet sich eine Hypoglykamie bei Nichtdiabetikern so bedarf dies weiterer Abklarung Therapie BearbeitenDurch Zufuhrung von Kohlenhydraten insbesondere Traubenzucker kann eine akute Hypoglykamie kurzfristig beendet werden Dies kann bei einem Patienten der bei Bewusstsein ist bei leichter Hypoglykamie durch Gabe von 10 bis 20 Gramm Traubenzucker zuckerhaltigen Getranken 1 Glas Apfel oder Orangensaft oder Cola gefolgt von langsam resorbierbaren Kohlenhydraten etwa 1 bis 2 KE Brot oder entsprechender Nahrung geschehen Ist Bewusstlosigkeit jedoch bereits eingetreten darf oral keine Flussigkeit oder Nahrung zugefuhrt werden da aufgrund aussetzender Schluckreflexe beim bewusstseinsgetrubten Patienten die Gefahr einer Aspiration besteht Bei schwerer Hypoglykamie spritzt ein Arzt oder Mitarbeiter des Rettungsdienstes deshalb Glukose direkt intravenos zunachst etwa 20 bis 40 ml 40 ige Glukose bei bewusstlosen Patienten kann auch Glucagon 0 5 bis 1 mg intravenos subkutan oder intramuskular zum Einsatz kommen Auch kann eine eingewiesene Hilfsperson bei bewusstlosen Patienten eine Dosis Glukagon intramuskular verabreichen Glukagon erhoht den Blutzucker indem Glukose aus den korpereigenen Glykogenspeichern freigesetzt wird Glukagon wirkt jedoch nicht nach Erschopfung des Glykogenspeichers zum Beispiel nach Alkoholkonsum Nach Erwachen wird Glukose oral gegeben s o dabei sind mindestens 15 g Glukose notwendig Auf jeden Fall ist in einer solchen Situation das Absetzen eines Notrufs bzw die Verstandigung von Arzt oder Rettungsdienst zwingend notwendig Dem wachen Patienten 2 bis 4 Tafelchen entspricht 1 bis 2 BE Traubenzucker oder die entsprechende Menge eines handelsublichen Praparates zu essen bzw 200 bis 400 ml Fruchtsaft oder entsprechend andere kohlenhydrathaltige Getranke zu trinken geben Ist die Person bewusstseinsgetrubt keinen Traubenzucker in den Mund legen Aspirationsgefahr Arzt oder Rettungsdienst verstandigen Glucose intravenos i v nur von medizinischem Fachpersonal Glucagon ins Unterhautfettgewebe oder intramuskular spritzen bei bekannten Diabetikern von eingewiesenen Personen Bis zum Eintreffen des Arztes Kontrolle des Blutzuckermesswerts BZ mit einem Blutzucker Messgerat allerdings steigt der Blutzucker nur relativ langsam an und korreliert nicht direkt mit der spurbaren Erholung des Patienten Wachheit Atmung und Kreislauf uberprufen Vitalzeichen Ist der Patient ansprechbar bei Bedarf Traubenzucker oder Ahnliches siehe oben geben Wird der Patient bewusstlos den Patienten in die stabile Seitenlage bringen Bei Neugeborenen genugt meist eine Nahrungszufuhr Anlegen an die Brust Futtern abgepumpter Muttermilch hydrolysierte Formula oder Maltodextrin Losung gegebenenfalls auch uber eine Magensonde Pradiktion und Pravention BearbeitenNeuere Hilfsmittel Bearbeiten Die kontinuierliche Glucosemessung rtCGM hat es ermoglicht dem Nutzer durch Anzeige des Glucose Trends zeitlicher Gradient zusatzliche Informationen zu geben hinsichtlich der Entstehung einer Hypoglykamie Auf CGM basierende Systeme bzw Algorithmen lassen sich unterteilen in solche die die Insulinzufuhr unterbrechen und solche welche einen Alarm generieren der den Nutzer ggf veranlasst schnell wirksamem Kohlenhydrate zu sich zu nehmen und damit eine Pravention zu betreiben Dabei ist wiederum zu unterscheiden in einfache Grenzwert Uberschreitung und Pradiktion Ersteres benachrichtigt den Nutzer beim Uberschreiten einer kritisch niedrigen Glucosekonzentrations Schwelle z B 90 mg dl wahrend das letztere ein Hypo Risiko vorhersagt damit der Nutzer ggf vorausschauend schnell wirksame Kohlenhydrate zu sich nehmen kann um die Hypoglykamie zu vermeiden Diese Systeme verlangen i d R ein Modell des Patienten um solche Pradiktionen digital auszufuhren Wahrend tagsuber der Pradiktionshorizont Vorhersagezeitraum klein sein kann meist 30 min so sind nachtens langere Vorhersage Zeitraume erforderlich mehrere Stunden da eine Aktion sinnvollerweise vor dem Einschlafen erfolgen sollte Es hat sich namlich gezeigt dass falsche Alarme die den Nutzer aufwecken seine Bereitschaft herabsetzen ein solches Gerat zu tragen Glucklicherweise sind wahrend des Nachtschlafes weniger beeinflussende Faktoren wie korperliche Aktivitat Mahlzeiten mit Insulingabe ublich wodurch sich die Vorhersage erleichtert Grundsatzlich gilt wie uberall langerer Pradiktionshorizont bedeutet schlechtere Vorhersage Studien Bearbeiten Mittels Studien lassen sich Trefferquoten richtig erkannte Hypoglykamien und auch Fehlalarme falsch Positive ermitteln Die Abschaltung der kontinuierlichen Insulinzufuhr mittels einer Pumpe erfordert langere Vorhersagezeitraume mit unsicherer Pradiktion da das Sistieren der Insulinwirkung zeitlich verzogerter ablauft als die Aufnahme von schnell wirksamen Kohlenhydraten Laut einer Metaanalyse konnten mit dieser Methode nachtliche Unterzuckerungen um durchschnittlich 8 8 reduziert werden 16 Durch Erstellung eines individuellen Patienten Modells aus historischen CGM Daten lassen sich in einem Vorhersagezeitraum von 40 Minuten 85 richtig Positive der drohende Hypoglykamien vorhersagen wobei gleichzeitig Raten von falsch Positiven Fehlalarme von unter 0 4 bleiben 17 Die Detektionsraten bedeuten allerdings noch keine klinische bewiesene Reduktion von Hypoglykamien Bei nachtlichen Hypoglykamien konnte vor dem Einschlafen mit einer Rate von 75 eine Hypoglykamie wahrend der Nacht im Mittel nach 3 5 Std vorhergesagt werden 18 Beim Typ 2 Diabetes konnte gezeigt werden dass aus diskontinuierlichen Selbstkontroll Messungen mithilfe von maschinellem Lernen Hypoglykamien bei einem Vorhersagezeitraum von 24 Stunden mit einer Trefferquote von 92 Richtig Positive Sensitivitat und einer Quote von Fehlalarmen 1 Spezifitat von weniger als 30 vorhergesagt werden konnen 19 Eine systematische Ubersichtsarbeit zeigte Grenzen der kontinuierlichen Glucosemessung zur Hypoglykamiepradiktion auf Es fand sich im Mittel eine Sensitivitat von 69 3 und eine Spezifitat of 93 3 was etwa 17 falsch positive Alarme und etwa 32 falsch negative Messungen pro Jahr implizieren wurde 20 Literatur und Quellen BearbeitenS A Amiel T Dixon R Mannt K Jameson Hypoglycaemia in Type 2 diabetes In Diabetic Medicine 25 2008 ISSN 0742 3071 S 245 254 Richard Daikeler Gotz Use Sylke Waibel Diabetes Evidenzbasierte Diagnosik und Therapie 10 Auflage Kitteltaschenbuch Sinsheim 2015 ISBN 978 3 00 050903 2 S 108 Mehnert Standl Usadel Haring Hrsg Diabetologie in Klinik und Praxis 5 Auflage Thieme Stuttgart 2003 ISBN 3 13 512805 9 Silbernagl Lang Taschenatlas der Pathophysiologie Thieme Stuttgart 1998 ISBN 3 13 102191 8 Lothar Thomas Labor und Diagnose Indikation und Bewertung von Laborbefunden fur die medizinische Diagnostik 7 Auflage TH Books Verlags Gesellschaft Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 9805215 6 7 R A Whitmer u a Hypoglycemic episodes and risk of dementia in older patients with type 2 diabetes mellitus In JAMA 301 2009 S 1565 1572 Weblinks BearbeitenLeitlinien DDG Webseite der Deutschen Diabetes 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beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hypoglykamie amp oldid 236198493