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Glimepirid ist ein orales Antidiabetikum aus der Stoffgruppe der Sulfonylharnstoffe welches in den b Zellen der Bauchspeicheldruse die Insulinfreisetzung steigert und in der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt wird Der Wirkstoff wurde 1981 von Hoechst als Antidiabetikum und 1994 zur Behandlung von Atherosklerose patentiert 2 StrukturformelAllgemeinesFreiname GlimepiridAndere Namen 3 Ethyl 4 methyl N 2 4 trans 4 methyl cyclohexyl carbamoylsulfamoyl phenyl ethyl 2 oxo 5H pyrrol 1 carboxamid IUPAC Summenformel C24H34N4O5SExterne Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 93479 97 1EG Nummer Listennummer 642 919 5ECHA InfoCard 100 170 771PubChem 3476ChemSpider 3357DrugBank DB00222Wikidata Q425027ArzneistoffangabenATC Code A10BB12Wirkstoffklasse Antidiabetika SulfonylharnstoffeWirkmechanismus Kaliumkanal BlockerEigenschaftenMolare Masse 490 62 g mol 1Aggregatzustand festSchmelzpunkt 207 C 1 pKS Wert 4 99 2 Loslichkeit nahezu unloslich in Wasser 1 loslich in Alkalien 2 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 GefahrH und P Satze H 301 319 331 361P Toxikologische Daten gt 10 000 mg kg 1 LD50 Ratte oral 4 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Wirkungsweise und Pharmakologie 1 1 Resorption 1 2 Verteilung 1 3 Metabolisierung 1 4 Elimination 1 5 Physiologie der Insulin Sekretion 1 6 Wirkungsweise 2 Anwendung 3 Kontraindikationen 4 Wechselwirkungen 5 Nebenwirkungen 6 Literatur 7 Handelsnamen 8 EinzelnachweiseWirkungsweise und Pharmakologie BearbeitenResorption Bearbeiten Der peroral verabreichte Wirkstoff ist vollstandig bioverfugbar Die Aufnahme wahrend einer Mahlzeit verringert die Aufnahme nicht nur geschieht sie etwas langsamer Etwa 2 5 Stunden nach dem Schlucken der Tablette wird der maximale Glimepirid Plasmaspiegel erreicht Verteilung Bearbeiten Glimepirid weist ein sehr geringes Verteilungsvolumen von etwa 8 8 Litern auf und hat eine hohe Plasmaproteinbindung von uber 99 sodass Glimepirid nur in geringem Masse ausserhalb der Blutbahn aufzufinden sein wird Metabolisierung Bearbeiten Glimepirid wird in der Leber durch das Cytochrom P450 Isoenzym 2C9 zu einem Hydroxymethyl und einen Carboxy Metaboliten biotransformiert Hiervon besitzt das Hydroxymethylderivat noch 30 der Wirksamkeit der Ausgangssubstanz 2 Elimination Bearbeiten Etwa 58 des Wirkstoffs und seiner Derivate werden durch den Urin ausgeschieden und etwa 35 uber die Fazes Die mittlere Plasmahalbwertszeit des Glimepirids bei wiederholter Gabe betragt etwa 5 bis 8 Stunden die der Metaboliten etwa 3 bis 6 Stunden 2 Physiologie der Insulin Sekretion Bearbeiten Die b Zellen des Pankreas erzeugen und speichern Insulin in speziellen Vesikeln um es bei Bedarf in die Blutbahn abgeben zu konnen Dieses Hormon wird benotigt um nach einer Mahlzeit den Blutzuckerspiegel zu senken indem es die Glucose Transportproteine in den Leber und Muskel Zellen anregt die Glucose aus dem Blut in die Zellen zu befordern Eine rasche Blutzuckerspiegel Senkung ist wichtig da eine dauerhaft zu hohe Glucose Konzentration im Blut verschiedene Korpergewebe schadigt Steigt nun durch eine Mahlzeit der Blutglucosespiegel an so gelangt uber spezielle niederschwellig arbeitende GLUT2 Glucosetransporter eine entsprechend erhohte Menge an Glucose in die b Zelle Die Glucose wird uber die Glycolyse und den Citratzyklus verstoffwechselt letztendlich entsteht unter anderem der Energietrager Adenosintriphosphat ATP ATP besitzt eine Hemmwirkung auf den ATP abhangigen Kaliumkanal der b Zelle der ab einer genugend hohen ATP Konzentration schliesst Dadurch andert sich das Membranpotential der Zelle sie depolarisiert anschaulich aber ungenau gesprochen im Zellinneren steigt die positive elektrische Ladung an was zur Offnung von spannungsempfindlichen Calciumkanalen fuhrt Der darauf erfolgende Calcium Einstrom in die b Zelle fuhrt zur Migration Wanderung der insulinhaltigen Vesikel zur Zellmembran Dort geben sie durch Exozytose ihren Inhalt das Insulin in die Blutbahn ab Wirkungsweise Bearbeiten Glimepirid schliesst wie auch die anderen Sulfonylharnstoffe den ATP abhangigen Kaliumkanal in der b Zelle Dadurch erfolgt die Depolarisation und die Offnung der spannungsabhangigen Calciumkanale mit sich anschliessender Insulin Exkretion durch Exozytose 2 Ausserhalb der b Zelle bewirkt Glimepirid eine erhohte Insulin Empfindlichkeit und eine verminderte Glucose Aufnahme in die Leberzellen In den Muskelzellen und Fettzellen steigert Glimepirid die Anzahl aktiver Glucosetransporter in den Plasmamembranen der Zellen wodurch die Glucoseaufnahme in diese Gewebe stark erhoht wird Anwendung BearbeitenGlimepirid wird angewendet zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 sofern Diat sportliche Aktivitat und Gewichtsreduktion oder die Gabe von Metformin keinen befriedigenden Behandlungserfolg zeigen Die Kombinierung von Glimepirid mit einer Insulintherapie ist moglich Die Einnahme erfolgt unmittelbar vor oder wahrend einer Mahlzeit Kontraindikationen BearbeitenGlimepirid darf nicht eingenommen werden wenn die b Zellen kein Insulin mehr produzieren Auch das Vorliegen eines diabetischen Komas einer Ketoazidose von schweren Nieren und Leber Funktionsstorungen schliesst die Anwendung von Glimepirid aus Uberempfindlichkeiten gegenuber Sulfonylharnstoffen Sulfonamiden und Tablettenhilfsstoffen durfen ebenfalls nicht vorliegen Auch wahrend einer Schwangerschaft darf Glimepirid nicht eingenommen werden und da Sulfonylstoff Derivate wie Glimepirid in die Muttermilch ubertreten ist die Einnahme auch wahrend der Stillzeit kontraindiziert Wechselwirkungen BearbeitenGlimepirid wird durch das Cytochrom P450 Isoenzym CYP2C9 metabolisiert Arzneistoffe welche die Menge dieses Cytochroms erhohen Enzyminduktion oder die Funktionsfahigkeit verlangsamen Inhibition konnen den Blutspiegel und damit die Wirkung von Glimepirid beeinflussen was entweder bei zu niedrigem Glimepiridspiegel zu einem zu hohen Blutzuckerspiegel fuhrt oder bei zu hohem Glimepiridspiegel die Gefahr einer Hypoglykamie steigert Die Einnahme von einer erheblichen Anzahl verschiedener Arzneistoffe kann zu einer Abweichung der Blutzuckerspiegel fuhren da viele Arzneistoffe das CYP2C9 beeinflussen Eine starkere Blutzuckerspiegel Senkung ist durch andere Arzneistoffe moglich darunter andere Antidiabetika einige entzundungshemmende Schmerzmittel Anabolika und manche mannliche Sexualhormone manche Antibiotika und Antimykotika einige Antidepressiva durchblutungsfordernde und blutgerinnungshemmende Arzneistoffe eine Stoffklasse an Blutdrucksenkern und harnsaurespiegelsenkenden Gicht Therapeutika und anderen Medikamenten Eine zu schwache Blutzuckerspiegel Absenkung kann durch Einnahme unter anderem von einigen weiblichen Sexualhormonen bestimmten Diuretika Entwasserungsmitteln Schilddrusenhormonen und Glucocorticoiden Abfuhrmitteln Glucagon bestimmten Arzneien zur Vermeidung von Epilepsie einem speziellen Tuberkulose Mittel und anderen Arzneimitteln auftreten Nebenwirkungen BearbeitenDie haufigste Nebenwirkung von Sulfonylharnstoffen sind Hypoglykamien wodurch es zu Gesundheitsgefahren im Alltag kommen kann die insbesondere beim Bedienen von Maschinen und wahrend der Teilnahme am Strassenverkehr problematisch sein konnen Literatur BearbeitenFachinformation zu Glimepirid ratiopharm Tabletten und Fachinformation zu Amaryl Ernst Mutschler Gerd Geisslinger Heyo K Kroemer Monika Schafer Korting Arzneimittelwirkungen Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie 8 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2001 ISBN 3 8047 1763 2Handelsnamen BearbeitenMonopraparateAmaryl D A CH Glimegamma D Glimerax CH Glimeryl CH Magna D Piridoglim A zahlreiche Generika D A CH KombinationspraparateAvaglim D A Tandemact D A Einzelnachweise Bearbeiten a b Eintrag zu Glimepirid in der DrugBank der University of Alberta abgerufen am 3 Juli 2020 a b c d e f Eintrag zu Glimepirid In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 10 Juli 2019 Vorlage CL Inventory nicht harmonisiert Fur diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von 1 4 2 3 Ethyl 4 methyl 2 oxo 3 pyrroline 1 carboxamido ethyl phenyl sulfonyl 3 trans 4 methylcyclohexyl urea im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 3 Juli 2020 Eintrag zu Glimepiride in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM abgerufen am 3 Juli 2020 Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 3476 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glimepirid amp oldid 220727945