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Der Kaliumkanal engl potassium channel bezeichnet einen Ionenkanal der in spezifischer Weise den Durchtritt fur Kaliumionen gestattet Der Transport von Kaliumionen durch den Kaliumkanal erfolgt passiv durch Diffusion Seine Richtung wird durch die elektrochemische Triebkraft fur Kaliumionen bestimmt Ansicht von oben auf einen Kaliumkanal die violetten Kaliumionen passieren den Kanal PDB code 1BL8 Inhaltsverzeichnis 1 Mechanismen der Aktivierung unterschiedlicher Kaliumkanale 1 1 Spannungsaktivierte Kaliumkanale 1 2 Calciumaktivierte Kaliumkanale 1 3 G Protein aktivierte Kaliumkanale 1 4 Mechanisch aktivierte Kaliumkanale 1 5 ATP sensitive Kaliumkanale 2 Selektivitat 3 Hemmung des Kaliumkanals 4 Siehe auch 5 QuellenMechanismen der Aktivierung unterschiedlicher Kaliumkanale BearbeitenSpannungsaktivierte Kaliumkanale Bearbeiten Spannungsaktivierte Kaliumkanale TCDB 1 A 1 2 offnen sich bei Anderungen des Membranpotentials und unterstutzen z B die Repolarisation wahrend des Aktionspotentials eines Neurons Die Aktivierung dieses Kaliumkanaltyps erfolgt durch Depolarisation der Membran beim gleichen Schwellenpotential wie dem der Natriumkanale Allerdings erfolgt die Offnung des Kaliumkanals dieses Typs sehr viel langsamer und halt langer an als die des Natriumkanals Ein weiterer spannungsaktivierter Kaliumkanal offnet und schliesst sich wahrend der Depolarisation ausserordentlich rasch 10 4 bis 10 5 s verursacht so kurzfristig einen repolarisierenden Kaliumausstrom A Strom engl A current IA und ermoglicht dadurch ein schnelles Feuern der Nervenzellen Man unterscheidet auswarts und einwarts gleichrichtende Kaliumkanale outward rectifier Kor bzw inward rectifier Kir Dabei bezieht sich die jeweilige Richtung aus oder einwarts nur auf die kinetisch begunstigte nicht aber auf die tatsachlich vorliegende Richtung des Ionenstroms So tritt in menschlichen Zellen fast ubiquitar ein einwartsgleichrichtender Kaliumkanal auf der aber auf Grund der elektrochemischen Triebkraft fur Kalium einen Auswartsstrom von Kalium Ionen verursacht Calciumaktivierte Kaliumkanale Bearbeiten TCDB 1 A 1 3 Sie offnen sich bei einem starken Anstieg der intrazellularen Calciumionen Konzentration und repolarisieren bzw hyperpolarisieren dadurch die Zellmembran G Protein aktivierte Kaliumkanale Bearbeiten Hierbei handelt es sich um Kaliumkanale welche direkt durch G Proteine oder indirekt durch second messenger reguliert werden Nach der Aktivierung des G Protein gekoppelten Rezeptors GPCR durch den Liganden z B Acetylcholin im Fall des muscarinischen Acetylcholin Rezeptors wird in der Ga Einheit des G Proteins GDP durch GTP ausgetauscht Im dadurch aktivierten Protein lost sich nun die a Einheit vom Rest wodurch Gbg an den Kaliumkanal binden kann und diesen offnet Dieser bleibt solange geoffnet bis das gebundene GTP an Ga wieder zu GDP hydrolysiert und sich die Untereinheiten wieder formieren Eine wichtige Rolle spielen diese Kanale fur die Regulation der Herzfrequenz durch den parasympathischen Anteil des vegetativen Nervensystems und an hemmenden Synapsen im Zentralnervensystem Mechanisch aktivierte Kaliumkanale Bearbeiten Sie offnen sich durch Druck oder Zug auf die Membran So funktionieren z B die Kaliumkanale an den Tip Links der Stereocilien also den Sinnes Haarzellen im Innenohr ATP sensitive Kaliumkanale Bearbeiten Sie offnen sich wenn der zellulare ATP Gehalt sinkt und sind z B in den insulinproduzierenden Beta Zellen des Pankreas sowie in Neuronen des Hypothalamus enthalten 1 ATP sensitive Kaliumkanale TCDB 1 A 2 sind ein wichtiger Bestandteil des Blutzucker Sensorsystems Sie bestehen aus einem ausseren Ring der sich aus vier identischen regulatorischen Untereinheiten zusammensetzt die als SUR1 bezeichnet werden sowie einem inneren Ring bestehend auf vier identischen kleineren Untereinheiten bezeichnet als Kir6 2 welche die zentrale Pore umgeben Aufgabe der ATP sensitiven Kaliumkanale der Beta Zelle des Pankreas ist es den Ernahrungs Stoffwechsel der Beta Zelle mit ihrer elektrischen Membranaktivitat zu verknupfen Ist der Blutzucker Spiegel niedrig kann durch die Zelle wenig ATP gebildet werden der ATP sensitive Kaliumkanal ist geoffnet an der Membran der Beta Zelle bildet sich ein Ruhemembranpotential aus Steigt der Blutzucker Spiegel gelangt mehr Glukose durch den nicht von Insulin abhangigen Glukosetransporter 1 in die Beta Zelle es kann mehr energiereiches ATP gebildet werden ATP bindet an die regulatorische Untereinheit des ATP sensitiven Kaliumkanals der Kaliumkanal wird geschlossen Dies fuhrt zu einem Anstieg der intrazellularen Kalium Konzentration das Membranpotential nimmt ab es kommt zur Depolarisation Durch die Depolarisation werden spannungsabhangige Calciumkanale geoffnet es kommt zum Calcium Einstrom in die Zelle Die erhohte intrazellulare Calciumkonzentration ist das Signal fur Insulin haltige Vesikel mit der Zellmembran zu verschmelzen und so Insulin zu sezernieren Der Anstieg des Insulin fuhrt dann zum Abfall des Blutzuckers ATP sensitive Kaliumkanale werden durch Arzneistoffe aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe blockiert 2 Aktivierende Mutationen im Gen ABCC8 welches die regulatorischen Untereinheiten SUR1 des ATP sensitiven Kaliumkanals codiert sind fur ca 12 der Falle von angeborenem Diabetes mellitus des Neugeborenen Neonataler Diabetes mellitus verantwortlich 3 Aktivierende Mutationen in Gen KCNJ11 das die Kir6 2 Untereinheiten des ATP sensitiven Kaliumkanals codiert liegen ca 35 58 der Falle von neonatalem Diabetes zugrunde Der neonatale Diabetes mellitus kann erfolgreich mit Sulfonylharnstoffen behandelt werden Frances Ashcroft Andrew Hattersley 4 Inaktivierende Mutationen im Gen ABCC8 fuhren dagegen zur fruhkindlichen Unterzuckerung Familiare hyperinsulinamische Hypoglykamie 5 Der Kaliumkanal KIR4 1 findet sich auf Gliazellen im Zentralnervensystem speziell auf Astrozyten Oligodendrozyten und Bergmann Gliazellen Die wesentliche Aufgabe scheint ein spatial buffering des Kaliumgradienten zu sein um die axonale Reizweiterleitung aufrechtzuerhalten 6 Knock out Mause ohne Kir4 1 zeigten eine starke Hypomyelinisierung und axonale Veranderungen Bei einer Untergruppe von Patienten mit Multipler Sklerose wurden IgG Autoantikorper gegen den Kaliumkanal gefunden 7 Mutationen im KIR4 1 codierenden Gen KCNJ10 sind mit dem EAST oder SeSAME Syndrom assoziiert das mit Epilepsie Ataxie renaler Tubulopathie und Taubheit verbunden ist Selektivitat BearbeitenKaliumkanale bilden eine Pore in der Membran Auf der extrazellularen Seite der Pore befindet sich der sogenannte Selektivitatsfilter Diese Pore wird aus dem Polypeptid Ruckgrat gebildet wobei die Carbonyl Sauerstoffatome der Peptidbindungen genau so ausgerichtet sind dass sie die Rolle des Sauerstoffs in den Wassermolekulen der Hydrathulle des Kaliumions ubernehmen konnen Dadurch entstehen energetisch stabilisierte Positionen fur das Kaliumion im Selektivitatsfilter genauer 4 wodurch eine Dehydratisierung und somit eine Passage des Kaliumions durch die Pore erleichtert wird Im Inneren der Pore befindet sich eine Tasche mit Wassermolekulen wo die Kaliumionen sofort wieder hydratisiert werden Natriumionen beispielsweise passieren nicht den Selektivitatsfilter obwohl sie kleiner sind als Kaliumionen Das liegt daran dass die Carbonyl Sauerstoffatome fur sie zu weit entfernt sind und sie somit nicht die Sauerstoffatome des Wassers ersetzen konnen hier keine energetische Stabilisierung Hemmung des Kaliumkanals BearbeitenWie andere Kanale lassen sich auch Kaliumkanale spezifisch durch Molekule oder Peptide blockieren Je nach Typ des Kaliumkanals sind dazu verschiedene Substanzen in der Lage So konnen z B gezielt kalziumabhangige Kaliumkanale blockiert werden ohne dass andere Kanale davon betroffen sind Deshalb hat auch nicht jeder Hemmstoff dieselbe Wirkung im Korper da die unterschiedlichen Kanaltypen im Vorkommen und Funktion differieren Oft wirkt der Hemmstoff direkt auf die Pore des Kanals indem er diese verschliesst z B das Tetraethylammonium Kation sei es von der Aussen oder der Innenseite des Kanals Viele naturliche Pflanzen und Tiergifte enthalten Proteine die Kaliumkanale hemmen So sind beispielsweise uber 40 Peptide aus Skorpiongiften bekannt die inhibierend auf Kaliumkanale wirken Aber auch Insektengifte wie das Apamin der Biene sind spezifisch fur calciumabhangige Kaliumkanale Siehe auch BearbeitenMEAK Natrium Kalium Pumpe NatriumkanalQuellen Bearbeiten M A Sperling ATP Sensitive Potassium Channels Neonatal Diabetes Mellitus and Beyond Memento vom 20 Januar 2007 im Internet Archive In N Engl J Med 355 3 Aug 2006 s 507 510 H Yokoshiki u a ATP sensitive K channels in pancreatic cardiac and vascular smooth muscle cells In American Journal of Physiology Cell Physiology 274 1998 S C25 C37 A P Babenko u a Activating Mutations in the ABCC8 Gene in Neonatal Diabetes Mellitus In N Engl J Med 355 2006 S 456 466 E R Pearson u a Switching from Insulin to Oral Sulfonylureas in Patients with Diabetes Due to Kir6 2 Mutations In N Engl J Med 355 2006 S 467 477 P M Thomas u a Mutations in the sulfonylurea receptor gene in familial persistent hyperinsulinemic hypoglycemia of infancy In Science 268 5209 21 Apr 1995 S 426 Anne H Cross Emmanuelle Waubant Antibodies to Potassium Channels in Multiple Sclerosis In New England Journal of Medicine 367 2012 S 172 174 Rajneesh Srivastava Muhammad Aslam Sudhakar Reddy Kalluri Lucas Schirmer Dorothea Buck Bjorn Tackenberg Veit Rothhammer Andrew Chan Ralf Gold Achim Berthele Jeffrey L Bennett Thomas Korn Bernhard Hemmer Potassium Channel KIR4 1 as an Immune Target in Multiple Sclerosis In New England Journal of Medicine 367 2012 S 115 122 R MacKinnon ion conduction and the atomic basis of selective ion conduction Nobel Lecture In Angew Chem Int Ed Engl 43 2004 S 4265 4277 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaliumkanal amp oldid 216040411