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Astrozyten von griechisch astron astron Stern und kytos kytos Zelle auch Sternzellen oder Spinnenzellen bilden die Mehrheit der Gliazellen im zentralen Nervensystem der Saugetiere Ihre Gesamtheit wird deshalb auch als Astroglia bezeichnet Es sind stern bzw spinnenformig verzweigte Zellen deren Fortsatze Grenzmembranen zur Gehirnoberflache bzw zur Pia mater und zu den Blutgefassen bilden Mit ihren zahlreichen Zellauslaufern bilden die Astrozyten ein stabiles Grundgerust zwischen den Nervenzellen Sie kontrollieren die Zusammensetzung der Extrazellularflussigkeit spielen eine Rolle bei der Ernahrung der Neurone und sind Teil der Blut Hirn Schranke Inhaltsverzeichnis 1 Einteilung 2 Zellarchitektur 2 1 Zellkorper 2 2 Zellplasma 2 3 Zellmembran 2 4 Zellkontakte 3 Funktionen 4 Mogliche weitere Funktionen 5 Pathologie 6 Neurogenin 2 7 Nachweis von Gehirn und Ruckenmark in Fleischprodukten 8 Literatur 9 EinzelnachweiseEinteilung Bearbeiten nbsp A links Astrozyt der protoplasmatischen Glia B rechts Astrozyt der FasergliaEs sind zwei Typen von Astrozyten 1 bekannt Protoplasmatische Glia besteht aus zytoplasmareichen Kurzstrahlern Singular Astrocytus protoplasmaticus Diese Glia kommt vor allem in der Grauen Substanz vor Faserglia enthalt Langstrahler benannt nach ihren langen Fibrillen Singular Astrocytus fibrosus Diese Glia kennzeichnet vor allem die Weisse Substanz Im Elektronenmikroskop sind diese Zellen durch zahlreiche Mikrotubuli und intrazellulare Faserstrukturen zu charakterisieren Zellarchitektur BearbeitenZellkorper Bearbeiten Astrozyten besitzen zahlreiche radiar vom Zellkorper 10 bis 20 mm gross verlaufende Zellfortsatze zur Bedeckung neuronaler Oberflachen wie Synapsen Ranviersche Schnurringe oder nichtmyelinisierte Axone diskontinuierlich Weiterhin bilden sie im ZNS Grenzstrukturen durch dichte Zusammenlagerung der Fortsatze und Zellkorper aus Membrana limitans glialis perivascularis als Schicht um Blutgefasse Membrana limitans glialis superficialis bildet eine Zellschicht an welche die weiche Hirnhaut Pia mater nach aussen hin anschliesst Zellplasma Bearbeiten Das Zytoplasma erscheint im Elektronenmikroskop hell arm an Organellen Als Zytoskelett Bestandteile enthalt es Intermediarfilamente vom Typ Saures Gliafaserprotein GFAP Glykogenpartikel stellen paraplasmatische Komponenten dar Zellmembran Bearbeiten Die Zellmembran enthalt Partikelkomplexe 12 nm gross welche unter anderem aus Aquaporin 4 Wasserkanalprotein bestehen Daneben existieren spannungsabhangige Ionenkanale sowie Rezeptoren und Transporter fur Neurotransmitter und Glucose Glut1 Zellkontakte Bearbeiten Astrozyten bilden untereinander ein enges Netzwerk Voraussetzung dafur sind Gap Junctions Adharenskontakte Sie bestehen aus Connexin 43 und dienen der mechanischen Verknupfung und der elektrischen Kopplung Funktionen BearbeitenAstrozyten ernahren die Neuronen uber Kontakte zu Blutgefassen 2 Astrozyten sind massgeblich an der Flussigkeitsregulation im Gehirn beteiligt und sorgen fur die Aufrechterhaltung des Kalium Haushaltes Die wahrend der Erregungsleitung in Nervenzellen frei werdenden Kalium Ionen werden vor allem durch eine hohe Kalium Leitfahigkeit und zum Teil auch durch K und Cl Kotransporter in die Gliazellen aufgenommen Uber das weitmaschige Nexusnetzwerk konnen die Ionen auf andere Astrozyten ubertragen werden wodurch ein effizientes Puffersystem gebildet wird Damit regulieren sie auch den extrazellularen pH Haushalt im Gehirn Durch Ligandenbindung Glutamat kann die Ionenverschiebung zusatzlich beeinflusst werden Sie stehen weiterhin in direkter Interaktion mit Neuronen Neurotransmitter wie unter anderem Glutamat GABA und Glycin werden durch spezifische Transporter aufgenommen und durch enzymatische Aktivitat in Zytoplasma und Mitochondrien modifiziert Die Spaltprodukte konnen nach ihrer Abgabe in die extrazellulare Matrix ECM von Neuronen aufgenommen und in ihren prasynaptischen Endigungen wieder in synaptische Vesikel verpackt werden Vor allem die Glutamatkonzentration welche auf Neurone aufgrund postsynaptischer Ubererregung zytotoxisch wirkt wird so niedrig gehalten nbsp Astrozyten und Anlagerung ihrer Fortsatze Endfusschen an einer Ader Der Raum zwischen Ader und diesen Anlagerungen Virchow Robin Raum ist Teil des glymphatischen Transportweges Durch die Membrana limitans glialis perivascularis wird die endotheliale Blut Hirn Schranke induziert und aufrechterhalten Astrozyten bilden nach Durchtrennung der Axone von Nervenzellen Glianarben die massgeblich daran beteiligt sind das neuerliche Auswachsen der Axone zu verhindern Dies ist ein zentrales Problem fur Patienten mit Querschnittlahmung Astrozyten sind tragendes Element des Mikrokreislaufs zur Abfallentsorgung in Gehirn und Ruckenmark ZNS des 2012 entdeckten glymphatischen Systems Liquor der uber den Virchow Robin Raum rund um die Arterien in alle Bereiche des ZNS gelangt wird uber Endfusschen der Astrozyten direkt vom Virchow Robin Raum aufgenommen im Zellzwischenraum verteilt und am Ende unter Mitnahme von Abfallstoffen entlang der Aussenwande der Venen wieder aus dem ZNS ausgeschwemmt 3 4 Mogliche weitere Funktionen Bearbeiten2006 Airbagthese Die weichen Zellen konnten im Hirn eine Art Airbag Funktion wahrnehmen und die Neurone bei einer starken Erschutterung des Gehirns schutzen 5 2010 Atmungsthese Astrozyten seien der Sensor der den Kohlendioxidgehalt des Blutes fur die Versorgung des Gehirns uberwacht und entsprechend die Atmung steuert 6 2011 Pampersthese Fortsatze von Astrozyten umgeben die Synapsen mit einer windelartigen Hulle Pampers und verhindern dass der signalubertragende Botenstoff an unerwunschter Stelle wirkt 7 Keine dieser Thesen konnte bisher Stand 2017 durch Forschungsergebnisse gestutzt oder gar bewiesen werden Pathologie BearbeitenHirntumoren deren Tumorzellen aus Astrozyten hervorgehen werden als Astrozytome bezeichnet Zu dieser Gruppe gehoren gutartige aber auch bosartige Tumoren wie das Glioblastom 8 Neurogenin 2 BearbeitenEinige Astrozyten haben offenbar eine Art Stammzellenfunktion In bestimmten Gehirnarealen wandeln sie sich in Neuronen um sofern Bedarf besteht Dieser Vorgang kann auch kunstlich im Labor erfolgen Schleust man den Bauplan fur ein Protein namens Neurogenin 2 in kultivierte Astrozyten ein zeigen die Zellen bereits nach kurzer Zeit die typische Form von Nervenzellen inklusive funktionsfahiger Synapsen Es kann sogar gesteuert werden welche Art von Nervenzellen sich bilden soll indem man andere Proteine wie DLX2 einschleust Allerdings ist zurzeit noch unklar ob sich diese Labortechnik auch bei lebenden Organismen anwenden lasst Nachweis von Gehirn und Ruckenmark in Fleischprodukten BearbeitenIn Astrozyten kommt als Marker das Intermediarfilament GFAP Glial fibrillary acidic protein Saures Gliafaserprotein vor welches somit zum Nachweis von zentralnervosem Gewebe zum Beispiel in Fleischprodukten verwendet werden kann was insbesondere in Hinblick auf BSE an Bedeutung gewonnen hat Die Bildung des Proteins wird durch krankhafte Veranderungen im Hirngewebe verstarkt Literatur BearbeitenC J Garwood L E Ratcliffe J E Simpson P R Heath P G Ince S B Wharton Review Astrocytes in Alzheimer s disease and other age associated dementias a supporting player with a central role In Neuropathology and Applied Neurobiology 43 2017 S 281 doi 10 1111 nan 12338 B S Khakh M V Sofroniew Diversity of astrocyte functions and phenotypes in neural circuits In Nature Neuroscience Band 18 Nummer 7 Juli 2015 S 942 952 doi 10 1038 nn 4043 PMID 26108722 PMC 5258184 freier Volltext Review Einzelnachweise Bearbeiten Willibald Pschyrembel Klinisches Worterbuch 255 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1986 ISBN 3 11 007916 X Brian A MacVicar Eric A Newman Astrocyte regulation of blood flow in the brain In Cold Spring Harb Perspect Biol 7 5 2015 a020388 PDF N A Jessen A S Munk I Lundgaard M Nedergaard The Glymphatic System A Beginner s Guide In Neurochemical research Band 40 Nummer 12 Dezember 2015 S 2583 2599 doi 10 1007 s11064 015 1581 6 PMID 25947369 PMC 4636982 freier Volltext Review D Raper A Louveau J Kipnis How Do Meningeal Lymphatic Vessels Drain the CNS In Trends in neurosciences Band 39 Nummer 9 September 2016 S 581 586 doi 10 1016 j tins 2016 07 001 PMID 27460561 PMC 5002390 freier Volltext Review UKB Universitatsklinikum BONN Medizinische Fakultat 435 07 11 06 Studie wirft ein neues Licht auf die Aufgabe der Gliazellen Nicht mehr online verfugbar In www ukb uni bonn de Archiviert vom Original am 29 September 2015 abgerufen am 28 September 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ukb uni bonn de Befehl zur Luftveranderung bild der wissenschaft In www wissenschaft de Abgerufen am 28 September 2015 Pampers furs Gehirn Universitat Bonn Nicht mehr online verfugbar In www3 uni bonn de Archiviert vom Original am 29 September 2015 abgerufen am 28 September 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www3 uni bonn de Hui Zong Luis F Parada Suzanne J Baker Cell of origin for malignant gliomas and its implication in therapeutic development In Cold Spring Harb Perspect Biol 7 5 2015 a020610 PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astrozyt amp oldid 236842216