www.wikidata.de-de.nina.az
Die Geschichte der Stadt Greifswald begann im Mittelalter mit der Ostsiedlung In Pommern stand Greifswald im Schatten von Stralsund und Stettin Durch die 1456 gegrundete Universitat gewann die Stadt immer mehr an Bedeutung Greifswald 1552 Gemalde von Johann Gottlieb Giese Pommersches Landesmuseum GreifswaldGreifswalder Marktplatz 1951 Inhaltsverzeichnis 1 Namengeschichte 2 Mittelalter 3 16 bis 18 Jahrhundert 4 19 Jahrhundert 5 20 und 21 Jahrhundert 5 1 Zeit des Nationalsozialismus 5 2 SBZ DDR 5 3 Nach 1990 6 Einwohnerentwicklung 7 Literatur 8 EinzelbelegeNamengeschichte BearbeitenDer ursprungliche Name der Siedlung die sich zur eigenstandigen Stadt Greifswald entwickelte ist nicht uberliefert 1 Eine Bestatigungsurkunde von Herzog Wartislaw III von 1248 in der dem Kloster Eldena das oppidum Gripheswald cum omnibus pertinentiis suis der Flecken Gripheswald mit all seinem Zubehor bestatigt wurde 1 ist die erste urkundliche Erwahnung des heutigen Namens In der Lehensurkunde Wartislaws III vom Juni 1249 findet sich der ausdruckliche Hinweis dass das oppidum Gripheswald in deutscher Sprache Gripeswald genannt wird was vermuten lasst dass die Siedlung ursprunglich einen anderen slawischen danischen oder deutschen Namen besass 1 Fur die Theorie dass der ursprungliche Name ein danischer war der sich an Gripscogh den Namen eines Waldes bei Esrom in Danemark dem Mutterkloster des Klosters Eldena anlehnt gibt es keine Belege 2 Aus den Folgejahren und jahrhunderten sind auch die schriftlichen Bezeichnungen Gripeswald 1249 Grifeswolde 1250 Gripesuuolde 1280 Gripesuualde 1280 Gripswalt 1285 Gripeswald 1383 Gripeswolde 1383 Gripswald 1491 Gripswolde 1577 Greipsswalde 1601 Gripheswalde 1602 Gripheswaldt 1602 Greypffswald 1604 und bereits Greifswald 1621 uberliefert 3 Das mittelniederdeutsche grip steht dabei fur den Greif und ist wahrscheinlich als Bezug auf das Wappentier der pommerschen Herzoge zu verstehen 1 4 die spater auch als Greifen bezeichnet wurden das wolt wold steht fur Wald Greif und Wald finden sich auch im Wappen Greifswalds wieder Der lateinische Name Greifswalds ist Gryphisvaldia Seit 1990 tragt die Stadt wieder den Namenszusatz Hansestadt und bezeichnet sich nunmehr als Universitats und Hansestadt Mittelalter Bearbeiten nbsp Historischer Stadtkern Greifswalds von Norden aus gesehen Colorierte Reprographie eines Kupferstichs aus dem 17 JahrhundertGreifswalds Grundung in Pommern geht auf das Kloster Eldena zuruck zu dessen Gut es anfangs gehorte 5 Die Siedlung lag gegenuber den auf der anderen Seite des Ryck gelegenen Salzpfannen die nachweislich seit spatestens 1193 bestanden sie entstand wahrscheinlich im zweiten Viertel des 13 Jahrhunderts als Siedlung der Arbeiter der Greifswalder Saline 5 Fur die Siedlung an der sich zwei alte Handelswege kreuzten erhielt das Kloster 1241 sowohl vom rugenschen Furst Wizlaw I als auch vom Pommernherzog Wartislaw III urkundlich das Marktrecht verliehen 6 Im Juni 1249 konnte Wartislaw III das Kloster dazu bringen ihm die Marktsiedlung Greifswald zu Lehen zu geben 7 und am 14 Mai 1250 verlieh er ihr das Lubische Stadtrecht 5 wodurch Greifswald fortan auch gegenuber den pommerschen Herzogen sehr viel unabhangiger war 8 1254 ernannte Wartislaw die Ryckmundung zum Freihafen und versprach den Kaufleuten Ersatz fur durch Seerauber erlittene Verluste Am 17 Mai 1264 erlaubte er der Stadt dann sich selbst zu verteidigen und eine Schutzmauer zu errichten woraufhin die Befestigungsanlagen entstanden Neben der Altstadt entwickelte sich westlich die Neustadt mit dem heutigen Rubenow Platz als Marktplatz und der St Jacobi Kirche als kirchlichem Mittelpunkt 2 eine Verfugung Wartislaw III von 1264 wonach es nur einen Markt einen Vogt und ein Recht geben sollte verhinderte jedoch dass die Neustadt gegenuber der Altstadt Eigenstandigkeit entwickelte 1 1278 wurde Greifswald erstmals in einer Urkunde als Mitglied der Hanse genannt Die Stadt gehorte zum einflussreichen Wendischen Quartier Bereits 1361 fand einer der ersten Hansetage in Greifswald statt Allerdings genugte der Greifswalder Hafen schon im 14 und dann im 15 Jahrhundert den Anforderungen des Schiffsverkehrs nicht mehr da er anders als die Hafen in Stralsund Wismar oder Rostock versandete Hierdurch fiel Greifswald gegenuber den anderen Hansestadten zuruck 9 nbsp Greifswald 1615 Zeichnung aus der Stralsunder Bilderhandschrift nbsp Greifswald 1652 Kupferstich von Matthaus Merian1296 befreite Herzog Bogislaw IV Greifswald von der Heeresfolge und sicherte zu keinen Hof in der Stadt zu halten und zur Peene hin keine Befestigungsanlagen zu errichten 1289 hatte er bereits eine judische Niederlassung in der Stadt gestattet vermutlich um den Handel zu beleben Das Privileg wurde jedoch nicht genutzt 1412 geriet Greifswald mit dem Pommernherzog Wartislaw VIII aneinander als seine Burger dessen Vasallen angriffen Der Streit zog sich bis 1415 hin ehe es durch die Vermittlung der Stande zu einer Aussohnung kam Die Stadt erhielt ausserdem die Fischereirechte im Greifswalder Bodden Als 1326 Herzog Wartislaw IV starb und um seine noch unmundigen Kinder der Erste Rugische Erbfolgekrieg mit Mecklenburg um die Herrschaftsfrage entbrannte schloss sich Greifswald mit seinen Nachbarstadten Stralsund Anklam und Demmin zu einem Landfriedensbundnis zusammen um den pommerschen Herzogen die Macht zu erhalten Mit Hilfe des danischen Konigs konnten die Mecklenburger abgewiesen werden Das gleiche Stadtebundnis wurde erneut geschlossen als es galt sich am Ende des 14 Jahrhunderts vor Seeraubern und Raubrittern zu schutzen Als es um 1390 zwischen Pommern und dem Deutschen Orden zu Streitigkeiten kam die auch die Beziehungen zu Polen beeintrachtigten raumte Greifswald den polnischen Kaufleuten Verkehrsprivilegien ein um den Handel mit ihnen aufrechtzuerhalten 1452 mit der Verleihung der Goldenen Privilegien durch den Pommernherzog Wartislaw IX erhielt Greifswald weitreichende Handelsrechte die der Stadt zu wirtschaftlicher Macht und Wohlstand verhalfen 1456 folgte Herzog Wartislaw IX der Initiative des Burgermeisters Heinrich Rubenow und grundete die Universitat als pommersche Landesuniversitat Die Universitatsgrundung in der kleinen Stadt wirkte sich pragend bis in die Gegenwart aus Siehe auch Universitat Greifswald Geschichte16 bis 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Grundbesitz der Uni Greifswald 1634Die Reformation hielt 1531 in Greifswald Einzug Auf Veranlassung der Burger kam der Stralsunder lutherische Geistliche Johannes Knipstro in die Stadt und konnte dort ohne grosse Gegenwehr Luthers Lehre einfuhren Eine neue evangelische gelehrte Stadtschule wurde 1561 im aufgegebenen Franziskanerkloster gegrundet Unter dem Rektor Lucas Tacke gewann sie um 1600 viele Schuler Mit dem Dreissigjahrigen Krieg kamen Not und Elend in die Stadt Noch am 19 Mai 1626 befahl Landesherr Bogislaw XIV den Greifswaldern dass die teilweise baufallig gewordenen Befestigungsanlagen so gut wie moglich zu verbessern seien 10 doch schon am 10 November 1627 uberliess der schwerkranke Herzog Pommern durch Kapitulation den kaiserlichen Truppen Diese zogen unter Wallenstein am 20 November 1627 in Greifswald ein und errichteten ein Schreckensregime bei dem die Bevolkerung aufs Schlimmste ausgeplundert wurde Zur Abwehr der schwedischen Truppen liess Wallenstein die Befestigungsanlagen verstarken und zog dazu die Bevolkerung zur Zwangsarbeit heran Durch eine Pestepidemie wurden die Einwohner so stark dezimiert dass zum Kriegsende nur noch die Halfte der Hauser bewohnt war Im Juni 1631 standen die Truppen Konig Gustav Adolf II vor der Stadt und nahmen sie nach kurzem Kampf ein Der nachfolgende Zeitabschnitt die so genannte Schwedenzeit dauerte 184 Jahre Die Schweden waren bis zum Wiener Kongress 1815 Herren uber Vorpommern und damit auch fur die Geschicke Greifswalds verantwortlich Allerdings liessen sie die pommerschen Stadte recht selbststandig gewahren Greifswald wurde insofern aufgewertet als es Sitz der obersten Gerichts und Kirchenbehorden fur Schwedisch Pommern wurde Mit der Verlegung des Obertribunals im Jahr 1803 erhielt Greifswald zusatzlich zu dem bestehenden Appellationsgericht auch ein Oberappellationsgericht und wurde damit Standort von drei Gerichtsinstanzen Mehrfach versuchte Brandenburg das verlorene Gebiet zuruckzuerobern und 1678 gelang es Greifswald fur ein Jahr lang zu besetzen Bei den vorausgegangenen Gefechten wurde die Innenstadt samt Marienkirche schwer beschadigt Im Gemauer der Kirche stecken heute noch etliche Kanonenkugeln der Brandenburger Die Kriege des 18 Jahrhunderts belasteten die Stadt stark Wahrend des Grossen Nordischen Krieges mussten 1712 und 1713 die durchziehenden danischen sachsischen und russischen Truppen versorgt werden und im Siebenjahrigen Krieg explodierte 1758 ein in der Stadt von den Preussen angelegtes Pulvermagazin wodurch grosse Teile der Stadt zerstort wurden Zuvor hatten schon 1713 und 1736 Grossbrande Teile der Innenstadt eingeaschert nbsp Belagerung Greifswalds 1659 durch die BrandenburgerIn guter Erinnerung sind die Bemuhungen der Schweden um die Greifswalder Universitat geblieben Nach deren Niedergang zum Ende des Dreissigjahrigen Krieges kurbelten sie den Lehrbetrieb wieder an und liessen 1747 das heute noch bestehende Universitatshauptgebaude errichten 19 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Gemalde von Caspar David Friedrich Wiesen bei Greifswald 1821 1822 nbsp Caspar David Friedrich Blick 2015 nbsp Grundriss Greifswalds 1842Nach dem Staatsstreich des schwedischen Konigs Gustav IV Adolf und der staatsrechtlichen Ausgliederung Schwedisch Pommerns aus dem Heiligen Romischen Reich wurde am 26 Juni 1806 die schwedische Verfassung eingefuhrt und am 4 Juli die Leibeigenschaft aufgehoben 11 Der Greifswalder Landtag im August 1806 diente vor allem der Reprasentation der neuen Verhaltnisse nbsp Schiffe im Hafen von Greifswald Caspar David Friedrich vor 1810In den Napoleonischen Kriegen besetzten Truppen Frankreichs und seiner Verbundeten 1807 bis 1810 sowie 1812 13 die Stadt Im Zuge des Friedens von Kiel im Januar 1814 sollte Greifswald mit Schwedisch Pommern an Danemark fallen kam aber wahrend des Wiener Kongresses durch Abtretung des damals preussischen Herzogtums Lauenburg an Danemark zu Preussen nbsp Greifswald Marktplatz von Sudwesten um 1840Die Ubergabe an Preussen erfolgte am 23 Oktober 1815 Im Zuge der preussischen Verwaltungsreform wurde Greifswald 1818 Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises In der Revolution 1848 beteiligte sich die Stadt an den Debatten um eine preussische Verfassung die Demokraten bekamen in der Stadt sogar die Mehrheit Der Arzt Axel Bengelsdorff fuhrte die Burgerwehr Mit dem Anschluss an die Fernstrasse Berlin Stralsund 1836 und dem Anschluss an das Eisenbahnnetz 1863 12 wurden Voraussetzungen geschaffen dass sich in der vormaligen Landstadt eine wenn auch bescheidene Industrie entwickeln konnte 1848 waren in Greifswald 53 Handelsschiffe beheimatet 13 1864 war die Boddenstadt Sitz von 14 Reedern denen 60 Segel und vier Dampfschiffe von insgesamt 8744 Lasten gehorten und die 575 Seeleute beschaftigten 14 Die grossten Greifswalder Segelschiffe waren in jener Zeit die Bark Einigkeit des Reeders Carl Graedner 303 Lasten Kapitan J C F Braun 13 Mann Bes und die Bark Greifswald des gleichen Reeders 277 Lasten Kapitan Hermann Vorbrodt 13 Mann Bes Es folgten die Bark Rubenow des Reeders J D Hagen 259 Lasten Kapitan C D Studemann 13 Mann Bes und die Bark Louise des Reeders H Odebrecht 255 Lasten Kapitan Robert Beckmann 13 Mann Bes schliesslich die Bark Hermann des Reeders W Haeger 253 Lasten Kapitan L Reetz 13 Mann Bes und die Bark Fomalhaut des Reeders L Wittenberg 245 Lasten Kapitan Robert Bulow 13 Mann Bes Neben mehreren Maschinenbaubetrieben und Giessereien war die 1863 errichtete Eisenbahn Hauptwerkstatt ein bedeutender Wirtschaftsfaktor Sie zahlte uber viele Jahrzehnte zu den grossten Arbeitgebern in der Stadt Grosste Bedeutung hatte aber nach wie vor die Universitat Bereits 1856 war mit dem Bau des Klinikviertels im Nordwesten der Stadt begonnen worden nbsp Die Hochwassermarke 2 64 m u NHN der Sturmflut von 1872 am Hafenamt in Greifswald Wieck rechts neben Tur Im Jahr 1870 spat im Vergleich zu anderen Stadten entstand eine unabhangige judische Gemeinde die von der Stralsunder Gemeinde abgetrennt wurde mit etwa 100 Mitgliedern zu denen auch Professoren gehorten so Felix Hausdorff Ein judischer Friedhof auf eigenem Grundstuck bestand seit 1860 an der Strasse nach Gutzkow Jarmen Durch Abwanderung ist sie in der Zeit des Nationalsozialismus bereits vor 1938 auf nur noch wenige Personen geschrumpft 15 Eine Gedenktafel am Ort des ehemaligen Betsaals im Marktostquartier erinnert heute an die Gemeinde Am 13 November 1872 fuhrte ein Sturmhochwasser mit 2 64 m u NN zum hochsten Hochwasserstand seit dem Aufzeichnungsbeginn 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Greifswald Brinkstrasse Anklamer Strasse 1910 nbsp Ostseite des Greifswalder Marktplatzes mit backsteingotischen Giebelhausern 2013Zur Jahrhundertwende entstanden grosszugig bebaute neue Strassen in denen sich die zunehmende wohlhabende Burgerschaft niederliess 1912 erhielt Greifswald den Status einer kreisfreien Stadt Zu Beginn des Ersten Weltkrieges waren 1500 Studenten an der Universitat immatrikuliert 1915 wurde ein Theaterneubau eroffnet Eine Landschenkung der Stadt an die Universitat von 1925 ermoglichte der Universitat ein Wachstum uber die Grenzen der Altstadt hinaus 1929 wurde auf dem neuen Universitatsgelande im Osten der Stadt eine moderne Hautklinik eroffnet 16 1934 wurde dort mit der Anlage des Arboretums begonnen 1935 folgte die Eroffnung der Klinik fur Hals Nasen und Ohrenerkrankungen 1926 wurde die Eisenbahnwerkstatt seit Grundung der DR Deutsche Reichsbahn von 1920 als RAW Reichsbahn Ausbesserungswerk bezeichnet nach Arbeitskampfen geschlossen 17 Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre machte sich durch grosse Arbeitslosigkeit bemerkbar Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Anlasslich der 1939 durchgefuhrten Gebietsreform wurden die Orte Wieck und Eldena eingemeindet Damit stieg die Einwohnerzahl auf uber 37 000 Zum Zentrum des Antisemitismus wurde die Studentenschaft der Universitat die 1933 die Aberkennung der Ehrensenatorwurde von Julius Lippmann und Arthur Kunstmann forderte Der Boykott am 1 April 1933 traf viele Geschafte der entlassene Universitatspsychiater Edmund Forster nahm sich am 11 September 1933 das Leben Der Gymnasiallehrer am Friedrich Ludwig Jahn Gymnasium Clemens Thaer mit einer Judin verheiratet widersprach offentlich der NS Rassenlehre und wurde verwarnt Der Rechtshistoriker Josef Juncker wurde 1935 in den Ruhestand versetzt der Zoologe Ernst Matthes folgte 1937 18 Im Jahr 1938 wurden Arisierungen vieler Geschafte eingeleitet am 9 November viele Geschafte Bekleidungsgeschaft Biermann Lange Strasse 32 Korsettgeschaft Johanna Joel Lange Strasse 39 Kolonialwarenladen Georg Feldmann Gutzkower Strasse 39 demoliert 19 demoliert Widerstand kam aus den Kirchen so vom katholischen Pfarrer Alfons Maria Wachsmann und vom evangelischen Pfarrer in Gross Kiesow Joachim Pfannschmidt 20 In Greifswald fand am 19 Marz 1934 auf Einladung Karl von Schevens eine Tagung des Pfarrernotbundes statt 21 Am 12 Februar 1940 erfolgte die Deportation der verbliebenen judischen Einwohner Greifswalds in den Raum Lublin die auf Initiative des Gauleiters im Gau Pommern Franz Schwede erfolgte der sein Gebiet als erstes im Reich fur judenfrei erklarte Von 1940 bis 1945 bestand an der heutigen Franz Mehring Strasse das grosse Kriegsgefangenenlager Stammlager IIC in dem viele Kriegsgefangene aus zahlreichen von Deutschland besetzten Landern interniert und in Nebenlagern zu Zwangsarbeit eingesetzt wurden Den Zweiten Weltkrieg uberstand die Stadt die eine grosse Garnison der Wehrmacht beherbergte ohne Zerstorungen Am 30 April 1945 wurde sie auf Veranlassung des Stadtkommandanten Rudolf Petershagen kampflos der Roten Armee ubergeben Beteiligt an den entsprechenden Verhandlungen waren der damalige Rektor der Universitat Carl Engel der stellvertretende Stadtkommandant Max Otto Wurmbach sowie Gerhardt Katsch als Leiter der Universitatskliniken und dienstaltester Sanitatsoffizier in der Stadt SBZ DDR Bearbeiten nbsp Knopfstrasse Plattenbauten ersetzten im Norden der Altstadt weitgehend die historische Bausubstanz In den unmittelbaren Nachkriegsjahren wurden Funktionen fur den bei Deutschland verbliebenen Teil Pommerns von Stettin nach Greifswald verlegt u a die Leitung der pommerschen Landeskirche das Landesarchiv und die Reichsbahndirektion 1945 eroffneten die sowjetischen Besatzer das Eisenbahnwerk wieder Aus dem RAW und einigen anderen Betrieben wurde spater das KAW Kraftwagen Ausbesserungswerk gebildet daneben gab es ein Kraftwagenbetriebswerk KBW Die Schadigungen und Verluste wichtiger Teile der Bausubstanz der historisch wertvollen Altstadt sind auf Abriss sowie unterlassene Restaurierungen und Instandhaltungen in der DDR zuruckzufuhren durch Abrisse zum Beispiel des klassizistischen Steinbecker Tores auch Brandenburger Tor genannt von Carl August Peter Menzel im Jahr 1951 und historisierenden Platten Neubau im Norden der Altstadt ging zwischen 1945 und 1990 etwa die Halfte der historischen Bausubstanz verloren 22 Es war das Schlachten einer historischen Altstadt formulierte Conrad Ahnlich der vorpommersche Historiker Norbert Buske im Jahr 1991 Wer heute nach Greifswald kommt der muss meinen auch uber Greifswald sei damals die Kriegswalze gefahren und habe die Stadt in Schutt und Asche gelegt 23 Ende der 1960er Jahre begann die Umgestaltung eines innerstadtischen Teilgebietes zwischen Bruggstrasse und Bachstrasse Altem Hafen und Markt im Rahmen eines Forschungsprojektes der Bauakademie der DDR in angepasster Plattenbauweise Dabei wurden einige denkmalgeschutzte Objekte restauriert darunter die Stadtbibliothek das Kapitanshaus das heutige Bestattungsinstitut und die Gebaude an der Nordseite des Marktes Nach Abschluss dieser Sanierung Ende der 1970er Jahre wurden weitere Teile der nordlichen Altstadt nach diesem Muster umgestaltet Von etwa 1956 bis 1990 wurden die Grosswohnsiedlungen Schonwalde I Sudstadt 1 496 Wohnungen WE Schonwalde II 5 250 WE Altes Ostseeviertel 731 WE Ostseeviertel Parkseite 2 202 WE und Ostseeviertel Ryckseite 804 WE im Suden und Osten von Greifswald errichtet Nach 1990 Bearbeiten nbsp Die weitgehend sanierte Altstadt von Greifswald am Ryck im Hintergrund der Greifswalder Bodden Die Stadtbefestigung zeichnet sich ab Luftbild von Juli 2012Die seit 1991 erfolgten Sanierungen des historischen Stadtkerns im Rahmen der Stadtebauforderung haben mittlerweile die noch erhaltenen Teile der Altstadt wieder sehenswert gemacht Insbesondere der Marktplatz mit seinem freistehenden Rathaus gilt als einer der schonsten in Norddeutschland Seit 1993 erfolgte zunachst die Umgestaltung und Aufwertung und ab 2000 auch der Ruckbau in den Plattenbausiedlungen Stadtumbau Im Zuge der Kreisgebietsreform Mecklenburg Vorpommern 2011 am 4 September 2011 verlor Greifswald seine Kreisfreiheit und wurde Teil des neu gebildeten Landkreises Vorpommern Greifswald 2017 wurde Greifswald der Ehrentitel Reformationsstadt Europas durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen 24 Einwohnerentwicklung Bearbeiten nbsp nbsp nbsp Einwohnerentwicklung von Greifswald nach nebenstehender Tabelle Oben von 1618 bis 2018 Unten ein Ausschnitt ab 1871 nbsp Einwohnerdichte von Greifswald 2011 nbsp Veranderung der Einwohnerzahl 2002 bis 20111989 erreichte die Bevolkerungszahl der Stadt Greifswald mit uber 68 000 ihren historischen Hochststand In den auf die Wende in der DDR folgenden Jahren verlor die Stadt durch Geburtenruckgang Wegzug auf Grund hoher Arbeitslosigkeit und Umzug in umliegende Gemeinden bis 2004 etwa 15 000 Einwohner Die Anzahl der Studierenden an der Universitat nahm hingegen zu und erreichte 2012 mit etwa 12 500 25 Studenten ihren bisherigen Hochststand In einer Studie von 2008 war Greifswald die jungste 26 Stadt Deutschlands sie hatte den hochsten Anteil von Haushalten mit Menschen unter 30 Jahren 27 Zwischen 2005 und 2020 wuchs die Stadt moderat um etwa 6 500 Einwohner auf uber 59 200 Mit Zweitwohnsitzen kommt Greifswald auf eine Einwohnerzahl von rund 62 000 28 Die folgende Ubersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand Bis 1833 handelt es sich meist um Schatzungen danach um Volkszahlungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Amter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die Ortsanwesende Bevolkerung ab 1925 auf die Wohnbevolkerung und seit 1966 auf die Bevolkerung am Ort der Hauptwohnung Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt Jahr Einwohner1618 6 1001648 2 7001767 4 6111780 4 9871800 5 7401820 7 8911831 8 9673 Dezember 1852 13 2323 Dezember 1861 15 1003 Dezember 1864 17 5003 Dezember 1867 17 4001 Dezember 1871 17 7001 Dezember 1875 18 0221 Dezember 1880 19 9241 Dezember 1885 20 3451 Dezember 1890 21 6242 Dezember 1895 22 800 Jahr Einwohner1 Dezember 1900 23 0001 Dezember 1905 23 7501 Dezember 1910 24 6791 Dezember 1916 23 1225 Dezember 1917 23 3338 Oktober 1919 34 37416 Juni 1925 26 38316 Juni 1933 29 48817 Mai 1939 37 1041 Dezember 1945 42 10729 Oktober 1946 43 59031 August 1950 44 46831 Dezember 1955 45 82731 Dezember 1960 46 72831 Dezember 1964 47 4211 Januar 1971 47 01731 Dezember 1975 55 513 Jahr Einwohner31 Dezember 1981 61 38831 Dezember 1985 65 27531 Dezember 1988 68 59731 Dezember 1990 66 25131 Dezember 1995 60 77231 Dezember 2000 54 23631 Dezember 2004 52 66931 Dezember 2005 53 28131 Dezember 2010 54 61031 Dezember 2013 55 05031 Dezember 2014 55 13731 Dezember 2015 57 28631 Dezember 2016 57 98531 Dezember 2017 58 88631 Dezember 2018 59 38231 Dezember 2019 59 23231 Dezember 2020 59 282 Volkszahlungsergebnis nbsp Bevolkerungspyramide fur Greifswald Datenquelle Zensus 2011 29 Literatur BearbeitenAlbert Georg von Schwarz Diplomatische Geschichte der Pommersch Rugischen Stadte Schwedischer Hoheit Kapitel Historischer Bericht vom Ursprung der Stadt Greifswald Hieronymus Johann Struck Greifswald 1755 S 94 f Vorschau in der Google Buchsuche Otto Fock Rugensch Pommersche Geschichten aus sieben Jahrhunderten Band II Stralsund und Greifswald im Jahrhundert der Grundung Leipzig 1862 Vorschau in der Google Buchsuche Gustav Kratz Die Stadte der Provinz Pommern Abriss ihrer Geschichte zumeist nach Urkunden Sandig Reprint Verlag Vaduz 1996 ISBN 3 253 02734 1 S 434 502 unveranderter Nachdruck der Ausgabe von 1865 Vorschau in der Google Buchsuche Heinrich Karl Wilhelm Berghaus Bearb Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fursthentums Rugen IV Theil Band I Der Greifswalder Kreis nach seinen allgemeinen Verhaltnissen so wie insonderheit die historisch statistische Beschreibung der Stadt Greifswald und der Konigl Hochschule daselbst Dietze Anklam 1866 OCLC 225357317 S 231 ff Greifswald und seine Umgebung Werte der deutschen Heimat Band 14 1 Auflage Akademie Verlag Berlin 1968 Horst Wernicke Hrsg Greifswald Geschichte der Stadt Thomas Helms Verlag Schwerin 2000 ISBN 3 931185 56 7 Kyra T Inachin Der Aufstieg der Nationalsozialisten in Pommern Hrsg Landeszentrale fur politische Bildung Mecklenburg Vorpommern Helms Schwerin 2002 ISBN 3 935749 14 7 Uwe Kiel Fritz Lewandowski Greifswald Geschichte der Universitats und Hansestadt in Daten 2 Auflage Greifswald 2006 ISBN 3 9810677 1 1 Hans Georg Thummel Greifswald Geschichte und Geschichten Die Stadt ihre Kirchen und ihre Universitat Ferdinand Schoningh Paderborn 2011 ISBN 978 3 506 76720 2 Einzelbelege Bearbeiten a b c d e Gunter Mangelsdorf Zur Ur und Fruhgeschichte des Greifswalder Gebietes zu den Anfangen des Klosters Eldena und der Stadt Greifswald im 12 13 Jahrhundert In Horst Wernicke Hrsg Greifswald Geschichte der Stadt Helms Schwerin 2000 ISBN 3 931185 56 7 S 27 a b Teodolius Witkowski Die Ortsnamen des Kreises Greifswald Berliner Beitrage zur Namenforschung Band 5 Mit Beitragen von H Berlekamp und J Wachter Bohlau Weimar 1978 DNB 780456823 S 65 Teodolius Witkowski Die Ortsnamen des Kreises Greifswald Weimar 1978 S 64 Teodolius Witkowski Die Ortsnamen des Kreises Greifswald Weimar 1978 S 65 ferner Dietrich Rahn Die Orts und Flurnamen des Stadt und Landkreises Greifswald Ihre Entstehung und ihre Bedeutung fur die Pommersche Heimatkunde J Abel Bruncken amp Co Greifswald 1923 DNB 577348310 S 22 f Zugl Greifswald Phil Diss a b c Franz Scherer In Rat der Stadt Greifswald Greifswald Information Hrsg Vom Festungswall zur Promenade Greifswald 1989 S 5 Horst Wernicke Greifswald so wie es war Fotografierte Zeitgeschichte Droste Dusseldorf 1995 ISBN 3 7700 1015 9 S 5 Gunter Mangelsdorf Zur Ur und Fruhgeschichte des Greifswalder Gebietes zu den Anfangen des Klosters Eldena und der Stadt Greifswald im 12 13 Jahrhundert In Horst Wernicke Hrsg Greifswald Geschichte der Stadt Helms Schwerin 2000 ISBN 3 931185 56 7 S 26 Norbert Buske Hinweise auf die Kirchengeschichte Greifswalds von der Grundung der Stadt bis in die Zeit der beiden Weltkriege In Horst Wernicke Hrsg Greifswald Geschichte der Stadt Helms Schwerin 2000 ISBN 3 931185 56 7 S 164 Detlef Kattinger Die Stadtentwicklung vom Ende des 13 Jahrhunderts bis 1500 In Horst Wernicke Hrsg Greifswald Geschichte der Stadt Thomas Helms Verlag Schwerin 2000 ISBN 3 931185 56 7 S 51 Detlef Kattinger Die Stadtentwicklung vom Ende des 13 Jahrhunderts bis 1500 In Horst Wernicke Hrsg Greifswald Geschichte der Stadt Helms Schwerin 2000 ISBN 3 931185 56 7 S 37 f Thomas Bruck Die Greifswalder Schiffahrt im Spatmittelalter und in der fruhen Neuzeit 1250 bis 1774 In Horst Wernicke Hrsg Greifswald Geschichte der Stadt Helms Schwerin 2000 ISBN 3 931185 56 7 S 235 und 241 Franz Scherer In Vom Festungswall zur Promenade Hrsg vom Rat der Stadt Greifswald Greifswald Information Greifswald 1989 S 15 Norbert Buske Pommern Territorialstaat und Landesteil von Preussen ein Uberblick uber die politische Entwicklung Thomas Helms Schwerin 1997 ISBN 3 931185 07 9 S 55 f Horst Wernicke Greifswald so wie es war Droste Dusseldorf 1995 S 19 f E von Wendt amp Co Hrsg Ubersicht der Preussischen Handelsmarine Stettin Januar 1848 S 10 f urn nbn de bvb 12 bsb10014625 2 digitale sammlungen de abgerufen am 4 Juni 2015 Heinrich Karl Wilhelm Berghaus Bearb Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fursthentums Rugen IV Theil Band I Der Greifswalder Kreis nach seinen allgemeinen Verhaltnissen so wie insonderheit die historisch statistische Beschreibung der Stadt Greifswald und der Konigl Hochschule daselbst Dietze Anklam 1866 OCLC 225357317 S 231 ff Julia Mannchen Zur Geschichte der judischen Gemeinde in Greifswald In Zeitgeschichte regional Band 5 Nr 1 2001 S 8 12 Erik Riebe Soziale und medizinhistorische Aspekte der Moulagen an der Ernst Moritz Arndt Universitat Greifswald unter besonderer Berucksichtigung des Faches Haut und Geschlechtskrankheiten Inaugural Dissertation Universitat Greifswald 2005 S 10 urn nbn de gbv 9 000058 2 Greifswalder Bahnhof In der greifswalder de Abgerufen am 8 Juni 2016 1933 Universitat Greifswald im Nationalsozialismus In uni greifswald de Abgerufen am 21 November 2021 Greifswald Mecklenburg Vorpommern In judische gemeinden de Klaus Dieter Alicke abgerufen am 21 November 2021 Wolfgang Wilhelmus Greifswald In Irene Diekmann Moses Mendelssohn Zentrum fur Europaisch Judische Studien Hrsg Wegweiser durch das judische Mecklenburg Vorpommern Beitrage zur Geschichte und Kultur der Juden in Brandenburg Mecklenburg Vorpommern Sachsen Anhalt Sachsen und Thuringen Band 2 Verlag fur Berlin Brandenburg Potsdam 1998 ISBN 3 930850 77 X S 115 127 Teil von Anne Frank Bibliothek Kyra T Inachin Von Selbstbehauptung zum Widerstand Mecklenburger und Pommern gegen den Nationalsozialismus 1933 bis 1945 Kuckenshagen 2005 S 183 Monika Zimmermann Abriss der Greifswalder Altstadt In Widerstand in Mecklenburg Vorpommern Abgerufen am 21 November 2021 Das Schlachten einer historischen Altstadt Fotograf Robert Conrad dokumentiert Greifswalds Baupolitik dapd In Thuringische Landeszeitung 6 Oktober 2012 Die Reformationsstadte Europas und das Stadtportrat zu Greifswald in der GEKE Projektsite Reformationsstadt Greifswald Deutschland Du bist ehrenreich In reformation cities org cities abgerufen am 21 Marz 2017 Zahlen Daten Fakten Nicht mehr online verfugbar Universitat Greifswald 19 November 2015 archiviert vom Original am 2 April 2016 abgerufen am 1 Juli 2016 Mehr als jeder dritte Deutsche wohnt allein GfK 4 Dezember 2008 abgerufen am 1 Juli 2016 Gabriel Kords Greifswald ist Deutschlands jungste Stadt In webmoritz de 9 Dezember 2008 abgerufen am 1 Juli 2016 LAI MV Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011 In Statistisches Amt Abgerufen am 5 Februar 2021 Datenbank Zensus 2011 Greifswald Alter Geschlecht Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Stadt Greifswald amp oldid 236872901